Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 PI Inserate werden bis spätesten» Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit i» Ps., unter „Eingesandt" mit 20 Ps. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 6S. Sonnabend, den 16. Juni 1883. 8. Jahra. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird Montag den 18. Juni abgehalten. Zwönitz, am 12. Juni 1883. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister. Bekanntmachung, den Jahrmarkt betr. In Bezug auf den bevorstehenden Jahrmarkt wird hierdurch Folgendes bekannt gemacht: 1. Der Jahrmarkt beginnt Montag den 18. Juni Vormittags und dauert bis Dienstag Mittags 12 Uhr. 2. Jeder, welcher aus dem hiesigen Jahrmärkte auf öffentlichen Stadtraum feilhalten will, hat sich vor Beginn des Marktes bei dem Marktmeister anzumelden, die Gattung seiner Waaren anzugeben und sich die Verkaufsstelle an weisen zu lassen. 3. Das zu entrichtende Stättegeld ist am ersten Jahrmarktstage von Vormittags 8 Uhr an bis Nachmittags I Uhr auf dem Rathhause gegen Quittung bei Vermeidung einer Strafe, welche dem dreifachen Betrage der zu entrichten ge wesenen Abgaben gleichkommt, zu erlegen. 4. Das Ausspielen von Waaren, sei es durch Würfel, Lotterie oder auf irgend eine andere Weise, ebenso das Ausrufen von Waaren, wird nicht gestattet. 5. Caroussels, Schieß- und Schaubuden sowie Buden und Vcrkaussstände sind Abends um 11 Uhr zu schließen. Zwönitz, am 13. Juni 1883. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister. politische Kundschau. Deutschland. Für unsere Neichsboten hat endlich die er lösende Stunde von langer und heißer Arbeit geschlagen. Am Dienstag ist der Reichstag durch kaiserliche Botschaft geschlossen worden — nicht vertagt, wie bisher erwartet wurde — und hat somit die längste Session, welche der Reichstag seit seinem Bestehen aufzu weisen hatte, denn dieselbe meist bei mehr als einjähriger Dauer nicht weniger als 102 Plenarsitzungen auf, ihr Ende erreicht. Die letzten Sitzungen waren, abgesehen von verschiedenen kleineren Vor lagen, noch der zweiten, resp. dritten Lesung des Etats pro 1884/85 gewidmet und ist die ganze Etatsberathung in überraschend schneller und glatter Weise verlaufen. Die verflossene Session erscheint namentlich deshalb bemerkenswerth, weil in ihr durch die definitive Annahme des Krankencassengesetzes der Grundstein zu der vom Fürsten Bismarck so energisch und nachdrücklich angebahnten Reform unserer socialpolitischen Verhältnisse gelegt worden ist. Ihren Ab schluß wird dieselbe aber erst durch das Ünfallversicherungsgesetz er halten, zu dessen Berathung im Plenum der Reichstag hoffentlich in nächster Session gelangen wird und da im Grunde genommen alle Parteien von der Nothwendigkeit und Wichtigkeit dieses Gesetzes überzeugt sind, so darf man wohl hoffen, daß das Parlament dem selben seine Zustimmung ertheilen werde. — Aus der Schlußsitzung vom Dienstag ist noch nachzutragen, daß der Antrag des Abgeord neten Lingens (Centrum), an Sonn- und Festtagen Packete, Geld- und Werthsendungen, wenn sie nicht durch Eilboten zu bestellen sind, von der Beförderung und Bestellung auszuschließen, angenommen wurde; dagegen lehnte das Haus den anderweitigen Antrag des genannten Abgeordneten, für Sonntags-Telegramme einen Zuschlag von 20 Pfennigen zu erheben, mit geringer Majorität ab. Auf parlamentarischem Gebiete herrscht gegenwärtig vollständige Ruhe, denn auch das preußische Abgeordnetenhaus hat seine Thätig- keit bis Donnerstag den 21. Juni eingestellt, um der Commission, an welche die kirchenpolitische Vorlage verwiesen worden ist, Zeit zu ihren Berathungen zu gönnen. Die Commission wird allem An schein nach einige Abänderungen an der Vorlage im Sinne des Centrums vornehmen, ihre Annahme im Plenum selbst erscheint ge- sichert und dürfte gegen dieselbe nur das Gros der nationalliberalen Partei stimmen. Der Rücktritt deS Herrn von Bennigsen, des Führers der nationalliberalen Partei, von seiner parlamentarischen Thätigkeit, giebt der Presse noch immer Stoff zu den eingehendsten Betracht ungen. Sehr bemerkenswerth ist, was der „Hannoversche Courier" hierüber sagt, und zwar deswegen, weil dieses Blatt das Organ der nationalliberalen Partei Hannover's ist und folglich auch in gewissen Beziehungen zu Herrn von Bennigsen steht. Das genannte Blatt tritt der Ansicht entgegen, daß es der Pessimismus der Hoffnungs losigkeit oder die Verzweiflung an der Zukunft des Vaterlandes ge wesen sei, welche Herrn von Bennigsen zur Niederlegung seiner Mandate bewogen habe. Vielmehr habe ihn zu diesem Schritte die Erkenntniß, daß in der nächsten Zeit eine erfolgreiche Thätigkeit im Sinne einer gemäßigten Politik unmöglich sei, veranlaßt. Das Blatt ist der Meinung — die im Uebrigen allseitig getheilt wird — daß die nationalliberale Partei einer großen Crisis entgegen gehe, aus welcher sie aber mit Naturnothweudigkeit wieder auferstehen müsse, wenn vielleicht auch in veränderter Form und darum werde der Austritt des Führers die Wirkung eines klärenden und reinigenden Ereignisses haben. Vorläufig triumphiren allerdings die extremen Elemente nach links und rechts über den angeblich bevorstehenden Zusammenbruch der nationalliberalen Partei, da sie hieraus für sich Nutzen zu ziehen hoffen. Indessen dürften diese Hoffnungen sich nur spärlich erfüllen, denn wenn auch verschiedene „unsichere Cantonisten" nach rechts oder links abschwenken werden, so wird doch die Partei der gemäßigt Liberalen bestehen bleiben, darüber kann gar kein Zweifel sein. Bei uns liegen eben die Verhältnisse anders als z. B. in England, wo es im Ganzen nur zwei große Parteien giebt, die Conservativen und die Liberalen; für eine fortschrittliche Majorität fehlen im deutschen Volke ebenso die Vorbedingungen wie für eine conservalive und darum wird und muß es immer eine Partei geben, welche, gleichviel unter welcher Form, der Träger gemäßigt-liberaler Anschauungen ist. — Darüber, wer Herrn von Bennigsen in der Leitung der nationnalliberalen Fractionen im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhause ersetzen wird, herrscht noch völlige Ungewißheit; jedenfalls ist die Aufgabe, eine zum Ersatz geeignete Persönlichkeit zu finden, nicht leicht und es ist überhaupt zu be zweifeln, ob Jemand den zurückgetretenen Führer wird voll und ganz ersetzen können. Oesterreich - Ungarn. Die deutsch-liberale Partei Böhmens ist nunmehr durch die Veröffentlichung ihres Wahlaufrufes und der Candidaten - Liste vollständig in den Wahlkampf eingetreten. Die Sprache dieses bedeutsamen Manifestes ist durchaus gemäßigt ge halten, aber es leuchtet aus ihr der Entschluß hervor, treu und un entwegt zur deutschen Fahne zu stehen und jeden Angriff auf das politische und nationale Dasein der Deutschböhmen entschieden zurück zuweisen. An den Aufruf schließt sich das Verzeichniß der aufge stellten deutschen Candidaten an, von denen, wenn man die noch nachzutragendcn unberücksichtigt läßt, 28 auf die Landgemeinden und 44 auf die Städte entfallen. — Die Landtagswahlen in Krain sind in der Städte-Curie mit einer einzigen Ausnahme slovenisch ausge fallen, wie nicht anders zu erwarten war. Diese eine Ausnahme bildet der Bürgermeister Braune, welcher in Gottschee und Reifnitz gewählt wurde und für den bemerkenswerlher Weise auch die dortigen Slovenen stimmten. Da, wie dies mit Bestimmtheit vorausgesagt werdeir kann, die Wahlen der ländlichen Bezirke gleichfalls zu