Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal Inserate werden bi« spätesten« und zwar Dienstag, Donnerstag /M Mittag« des vorhergehenden und Sonnabend (Vormittag,. / M WW DDPNUMWVl Tages des Erscheinens erbeten Abonnementspreis betragt W M A W W W 8^ D und die Corvusspaltenzeile mtt vierteljährlich I Mark Sl> Pi M , io Pf., unter „Eingesandt mit pr»nnm«r»n<!„. M 20 7,f. berechnet, für Zwönitz und Umgegend D>rgnn für den .Ktadtqemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Rebaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. S1 Dienstag, den 29. April 1884. 9. Zahrg. Bekanntmachung. Der 1. Termin Staats Einkommensteuer ist den 3ü. April a. e. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung event. des Executionsverfahrens innerhalb dreiwöchiger Frist an die Stadtsteuer-Einnahme allhier abzuführen. Zwönitz, ain 28. April 1884. Der Bürgermeister. Adam. Sächsische Kachrichten. — Niederzwönitz, 28. April. Der hiesige Turnverein hielt am gestrigen Sonntage vor einem zahlreich versammelten Publikum zum Besten des Frauenvereins allhier ein Concert init darauffolgen dem Ball ab, das in allen seinen Theilen als ein gelungenes be zeichnet werden kann. Die Gruppenaufstellungen gelangten allent halben präcis zur Ausführung. Auch wurde das Publikum durch eingeschobene komische Vorträge angenehm unterhalten, es wurde selbst der Ernstgesinnteste zum Lachen gereizt. Der hierauf folgende Ball hielt die tanzlustige Jugend in gemüthlichster Stimmung bei sammen. Den« Turnverein zu Niederzwönitz ein „Gut Heil!" — Das dritte Verzeichniß der bei dem Reichstage einge gangenen Petitionen führt folgende zahlreiche Petenten aus dem Königreiche Sachsen auf: Friedrich Haupt zu Lichtenstein-Callen berg bittet wegen seines erst später in Folge der Kricgsstrapazen hervorgetretenen körperlichen Leidens um Gewährung einer laufenden Unterstützung, Handelsmann August Thiele und Genossen in Claus- nitz bei Sayda bitten um Herabsetzung des Eingangszolles auf Quark, Baron Constantin von Bistram und Genossen in Dresden um Aufhebung des Impfzwanges, der Ausschuß der deutschen Turnerschaft zu Leipzig um Zulassung einer zweijährigen Militair- dienstzeit für solche militairpflichtige Personen, welche bei ihrem Eintritt in das Heer ein entsprechendes Maß leiblicher Durchbildung und turnerischer Fertigkeit bethätigen event. um eine demselben ent sprechende Beurlaubung, die Vorstände der Gewerbevereine zu Oschatz, Zittau, Hirschfelds um Erweiterung der Competenz der Amtsgerichte, namentlich für solche Streitigkeiten über vermögeusrechtliche An sprüche, deren Gegenstand an Geld oder Geldeswerth die Summe von 500 Mark erreichen, die Vorstände der Schuhmacherinnungen zu Auerbach, Bischofswerda, Borna, Buchholz, Chemnitz, Crimmit schau, Groitzsch, Döbeln, Dresden, Freiberg, Geyer, Glauchau, Großenhain, Hainichen, Hohenstein, Johanngeorgenstadt, Lausigk, Leisnig, Lößnitz, Oederan, Oelsnitz bei Lichtenstein, Oschatz, Pirna, Plauen i. V., Radeberg, Reichenbach, Riesa, Roßwein, Scheibenberg, Schlettau, Schneeberg - Neustädtel, Sebnitz, Wolkenstein, Wurzen, Zittau, Zschopau bitten um anderweite Regelung des Lehrlings wesens, «ine größere Anzahl Mitglieder des Allgemeinen Dresdner Handwerkervereins um Abänderung der 88 97 uno 100s der Ge werbeordnung, die Vorstände der Goldschmieds-Innungen bcz. Gold schmiede, Goldarbeiter und Goldwaarenhändler zu Dresden, Leipzig, Löbau, Meerane, Reichenbach, Zittau, Großenhain, Chemnitz, Döbeln, Freiberg, Oschatz, Pirna, Plauen i. V., Zschopau, Zwickau, Leisnig, Grimma, Neuschönefeld, bitten um Ablehnung des Gesetzentwurfs über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren bez. um Erlaß gesetzlicher Bestimmungen, daß jeder Verfertiger bez. Verkäufer von Gold- und Silberwaaren für den von ihm angegebenen Gehalt bei hohen Strafen verantwortlich sei. Der Vorstand des Vereins für bergbauliche Interessen zu Zwickau um Aenderung einer Bestimmung im Gesetzentwurf über die Unfallversicherung der Arbeiter, die Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz überreichte Abänderungs vorschläge zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Commanditgesell- schaften auf Uctien. — In Chemnitz ist gestern früh 7 Uhr das von dem Schwur gerichtshofe zu Chemnitz am 5. vorigen. Monats gegen den Weber und Kellner Karl Friedrich Schubert aus Zschocken wegen Mordes erlassene Todesurtheil mittelst Fallschwerts vollstreckt worden. — Vorgestern um Mitternacht wurde Annaberg von Feuer lärm durchtönt. Es brannte das dem Schneidermeister Barescl ge hörige Haus. Das Feüer, welches in einer Dachkammer zum Aus bruch kam, wurde von den Hausbewohnern selbst entdeckt, konnte je doch von diesen nicht mehr gelöscht werden, erst der Feuerwehr ge lang dies nach mehrstündiger angestrengter Thätigkeit. Das Feuer ist auf die Dachetage beschränkt geblieben, doch hat' das Haus durch die enormen Wassermafsen großen Schaden gelitten. — In den letzten Tagen haben die in Ehrenfriedersdorf herrschenden Masern so rapid um sich gegriffen, daß außer den zur Aufnahme augemeldeten Kindern anch ca. 270 bereits schulpflichtige dem Unterrichte fern bleiben müssen. Da vorzugsweise die in den ersten 3—4 Schnljahren stehenden Kinder erfaßt worden, hat man sich zur einstweiligeu Schließung der 8 untersten Schulclassen ent schließen müssen. — Ein 13jähriger Knabe aus Oelsnitz, Namens Stubenhöfer, welcher infolge einer Gliederlähmung nicht uur des Gehens und Stehens verlustig ging, sondern auch noch von dem schweren Unglück heimgesucht wurde, so zu einein Krüppel umgestaltet zu werden, daß außer vollständiger Lähmung beider Beine die Bildung zweier hoch gradiger Kluinp- und Pferdefüße, totale Verkrümmung beider Knie- und Fußgelenke, Muskelschwund und Benachtheiligung der Hüft gelenke bei der langwierigen Erkrankung eintraten, hat in Zwickau im Johannisbade bei Herrn 1»r. Schlobig Heilung gefunden, sodaß nicht nur seine genannten Verkrüppelungen beseitigt, sondern ihm auch die so lang ersehnte Wiederverleihung des Gehens und Stehens zu Theil wurde. Der Knabe konnte sich nur kriegend am Boden sortbewegen. — Am, 19. ds. verunglückte im Walde der Fuhrwerksbesitzer Wolf von Deutschneudorf bei Freiberg beim Ausladen von Klötzern, indem ihm ein beschneiter, schlüpfriger Klotz beim Heben ans den Händen rutschte, ihm den einen Unterschenkel zerschlug und auch die Weichtheile verletzte, infolgedessen sich der Mann beinahe verblutet hätte. — Seit Mittwoch ist der Vollstreckungsbeamte Hempel aus Lindenau bei Leipzig flüchtig. Am Sonnabend Abend hat man Unregelmäßigkeiten in seiner Buchführung entdeckt, die ver- muthen ließen, daß er sich Unredlichkeiten habe zu Schulden kommen lassen. Es wurden ihm deshalb die Bücher und sonstige Acten - abgenommen und sine sofortige eingehende Revision der selben und der von ihm cassirten Gelder angeordnet, die ihm, wie es scheint, recht unbequem war, denn wie schon gesagt, machte er sich davon, bevor die Revision beendet war, die nach Lage der Sache längere Zeit in Anspruch nahm. Wie hoch die Gemeinde Lindenau von ihm geschädigt wird, läßt sich bis jetzt noch nicht an geben, doch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß nicht allzuhohe Be träge von dem Flüchtigen unterschlagen worden sind. — Ein gewiß seltener Act vollzog sich am Montag in Gohlis bei Leipzig, indem ein kleiner Neger, Namens Matjemvo Mavan- zilla in der Schule Aufnahme fand, um die ersten Studien zivilistrter Menschen zu machen. Derselbe lebt gegenwärtig in dem gastlichen Hause eines Herrn, welcher ihm die sorgfältigste Pflege und Er ziehung angedeihen läßt und in dessen Familie er sich auch außer ordentlich wohl zu befinden scheint. Eine große Geschicklichkeit soll er im Turnen, Stricken, Servieren rc. entwickeln. Ort und Zeit der Geburt hat man bis jetzt nicht ermitteln können; doch nimmt man 1875 als Geburtsjahr an. Getauft ist der Kleine sicher nicht, und dürfte er daher auch später feierlich in den Christenbund ausgenommen werden? — In dem Dorfe Prittitz bei Naumburg hat sich ein trau riger Unglückssall zugetragen. Die 18jährige Tochter des dortigen Ortsrichters Ritter kam am Freitag beim Feueranmachen den Flam men zu nahe, gerieth in Brand und zog sich dadurch, obgleich ihr Vater sie mit eigener Lebensgefahr zu retten suchte, solche Verletzungen zu, daß sie denselben am nächsten Tage nach qualvollen Leiden erlag.