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Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerst«, und Sonnabend (Bormittag). ÄbonnementspreiS betrögt »ierteljährlich I Mark Ü0 Ps. ÄWlger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpussvaltenzeile smit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 00 Pf, berechnet. Zwönitz »m- Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 143 Dienstag, den 9. December 1879. 4. Jahrg. Tagesgc schichte. Deutschland. Es heißt, daß das Befinden des Reichskanzlers ein durchaus normales sei, und daß darnach zu erwarten stehe, den Fürsten alsbald in Berlin zu sehen. Es ist bekannt, daß ihn zunächst der Wunsch, seine Tochter und sein Enkelkind zu begrüßen, hierher führt. Ob er einen längeren Aufenthalt hier nehmen nnd sich, wie in parlamentarischen Kreisen angenommen wird, an den Berathungen des Landtages über die Eisenbahnvorlage betheiligen möchte, oder ob er in Ausführung eines früheren Planes sich nach Friedrichruh be geben und dort bis zum Beginn der Reichstagssession verweilen will, darüber verlautet noch nichts Bestimmtes. — In der preußischen Kapelle der russischen Botschaft zu Berlin sand anläßlich des glücklich vereitelten Attentats auf den Kaiser von Rußland ein Dankgottes dienst statt, deni die Mitglieder der Botschaft, das diplomatische Korps, sowie die in Berlin ansässigen Russen beiwohnten. — Seit mehreren Tagen gelangen amtliche Berichte aus den verschiedenen Gegenden Oberschlesiens nach Berlin, welche den Befürchtungen über den ein tretenden Nothstand eine solche Basis geben, daß eine Creditforder ung an den Landtag als unausweichlich betrachtet wird. Auch die Privatwohlthätigkeit wird in umfassender Weise ouf's Neue in An spruch genommen werden müssen, um dem hereinbrechenden Uebel einen möglichst wirksamen Damm entgegenzusetzen. Oesterreich-Ungarn. In der Abendsitzung des Abgeordneten hauses ain Freitag wurde eine Vorlage der Regierung, betreffend die Verlängerung des Handelsvertrages mit Deutschland, eingebracht. Die Wehrvorlage, welche zu so lebhaften Debatten die Veranlassung gegeben, wurde in dritter Lesung genehmigt. — Das ungarische Oberhaus hat den Grasen Julius Audrassy in die Delegation ge wählt. Da dies auf den persönlichen Wunsch desselben geschehen sein soll, so liegt die Annahme nahe, daß der abgetretene Leiter der auswärtigen Angelegenheiten seine Orientpolitik in den Delegationen zu vertheidigen beabsichtigt. — In Pest beschäftigt man sich ange legentlich mit dem Schicksal des Ministeriums Tisza, das trotz seines parlamentarischen Sieges für erschüttert und nicht länger für lebens fähig erachtet wird. Frankreich. Aus Cannes kommt die Nachricht, daß die Kaiserin von Rußland erkrankt sei. Belgien. Nicht geringes Aufsehen macht gegenwärtig das Auf treten des Papstes dem belgischen Episcopot gegenüber. Fast in demselben Momente, in welchem der Culturkampf im preußischen Ab geordnetenhause zu neuem Leben erwachte, trifft die Nachricht ein, daß der Bischof von Tournay durch das Oberhaupt der Kirche seines Amtes entsetzt worden ist und die Diöcese durch einen vom Papste eingesetzten Administrator verwaltet wird. Doch damit hat sich die Curie nicht begnügt, sie bat den belgischen Bischöfen insgesammt ver boten, fernerhin Staatscinrichtungen anzugreifen. Sodann hat sie die strengste Weisung ertheilt, künftighin Eltern nicht mehr zu excom- mumciren, welche ihre Kinder in die staatlichen Simultanschulen schicken. Spanien. In der Politik beherrscht nach wie vor die Cubanische Sclavenfrage das Terrain. Die Parteien sind über die Frage ge- theilt, ob das Beaufsichtigungs- oder richtiger das Herrengericht über die zu emancipirenden Neger 6 oder 12 Jahre noch dauern solle. Um die auf Cuba ausgebrochenen Unruhen rasch zu unterdrücken, hat der Conseilspräsident General Martinez Compos beschlossen, 5000 Mann Verstärkungen nach Cuba zu schicken. Die Bank von Spanien hat dem Staatsschatz einen Vorschuß von 30 Millionen Frcs. L conto der direkten Steuern gewährt, mit deren Erhebung sie betraut ist. Ein Theil dieses Vorschusses ist zur Bestreitung dieser militärischen Expedition nach Cuba und der Nest zur Bezahlung des am 31. December fälligen Coupons der Zprozentigen konsolidirten Schuld bestimmt. Rußland. Das glücklicher Weise nicht gelungene Attentat auf den Kaiser von Rußland hat begreiflicherweise überall einen tiefen Eindruck gemacht und die größte Entrüstung hervorgerufen, auch von allen Seiten wird dem Kaiser Alexander die herzlichste Theilnahme bezeugt. Viermal, einmal in Paris und zweimal in Petersburg, ist bereits das Leben des Monarchen von Meuchelmördern bedroht wor den und immer wurde er durch Gottes Hilfe wunderbar errettet. — Ein Telegramm meldet, daß auf einer Station der Bishny-Bahn zwei Individuen verhaftet morden sind, welche mit dem Attentat vom 1. d. M. in Verbindung stehen sollen. Türkei. Es steht jetzt die Thatsache außer Zweifel, daß Ruß land und die Pforte hinter dem Rücken des englischen Botschafters eine starke Annäherung bereits vollzogen hatten, und man hat ander seits Grund zu der Vermuthung, daß die Aeußerungen des fran zösischen Botschafters auf die Pforte den festen Glauben an ein baldigst zu schließendes Bündniß zwischen Frankreich, Italien und Rußland hervorgerufen haben. Unter den gegenwärtigen Ministern soll nicht Mahmud Ncdin, sondern Said Pascha den^ allerverderb lichsten Einflußaus üben, und es wird in Stambul nichts gethan, was Rußland und der Türkei nicht ansteht; aber man hat Beweise, daß der Sultan, dem feit Sir Austin Layard's Drohung mit dem Erscheinen der englischen Flotte vor England bange geworden ist, eine starke Hinneigung zu Rußland hegt, und daß die Schmeichelworte russischer Diplomaten bei dem Großherrn ein willigeres Ohr finden, als die ernsten Mahnungen des englischen Botschafters. Lokales und Sächsisches. Dresden, 6. Dec. Beide sächsische Kammern hielten gestern Sitz ungen ab. Frhr. v. Ferber berichtete in der Ersten Kammer über das Kgl. Decret, betreffend die Einnahmen und Ausgaben bei dem Domänen fond in den Jahren 1877 und 1878. In der sich hieran knüpfenden Dis- cussion wünschte Kammerherr v. Schönberg (Mockritz) die Reservirung des zur Zeit vorhandenen Bestandes des Fonds für die in Zukunft zu erstrebende Bildung von geschlossenen fiscalischen Forstrevieren in den nördlichen Landestheilen. Herr Seiler und Staatsminister v. Könneritz waren gegen diesen Wunsch wegen der Höhe der Boden preise in den nördlichen Landestheilen und der Bedeutung der Auf forstungen von Höhenzügen für die Regulirung der Wasserläufe, weß halb zuerst auf die Erwerbung von Forstparzellen in den Gebirgs gegenden Bedacht zu nehmen sei. Kammerherr v. Schönberg behielt sich für später die Stellung eines seinen Wunsch zum Ausdruck bringen den Antrags vor. In der Zweiten Kammer fand die allgemeine Vorberathung über folgenden Antrag des Abg. Or. Heine statt: an die königl. hohe Staatsrcgierung das Ersuchen zu richten, daß dieselbe bemüht sein möge, bei dem hohen Bundesrathe auf Wieder herstellung der Silberwährung neben der Goldwährung durch ein Reichsgesetz hinzuwirken. Die Kammer beschloß, den Antrag zur Schlußberathung zu verweisen. Wir wären sehr erfreut, wenn dieser Antrag angenommen würde, wenn endlich auch der Bundesrath ein Reichsgesetz ausarbeitete, welches uns wieder zur Doppelwährung zurückführen würde. In keinem anderen Staate herrscht wie in Deutschland reine Goldwähr ung. Die Vereinigten Staaten, welche sich der Initiative Deutsch lands anschlossen, kehrten bald wieder zur Doppelwährung zurück, wohl einsehend, daß nur diese praktisch und gesund sei. In England, wo dem Namen nach auch nur Goldwährung existirt, hat man in Wirklichkeit daneben auch die Silberwährung, da man ohne dieselbe nicht gut wirthschaften kann. Der I)r. Heine'sche Antrag ist unterzeichnet von den Abgg. Or. Heine, Oehmichen, Breifeld, Heinze, vr. Meischner, Kökert, Döberitz, Mehnert, May, Lentritz, Bunde, Klopfer, Schmidt, Mrner, Strauch,