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für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amisgerichi und -en Giadirat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. S. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Nr. 171 Donnerstag den 28. Juli 1918 77. Jahrg. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Lahre 4844. Inserl!snsyre>ö Pfg. für die «.gespaltene Korpuszeile oder deren Raum, Lokalprei« pfg., Reklamen Pfg., alles mit 0"/« Teuerungszuschlag. Zeilraub und tabellarischer Gab mit LV"/« Aufschlag. Bei Wiederholung und Hahresumsähen entsprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil tnur von Behörden! die Epaitzeile so pfg. bez. pfg. / Rachweisungs- und Offertengebühr 20 bez. 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Vas .Wilsdruffer Tageblatt* erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends S Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,10 Mk.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; bei den deutschen postanstaltcn vierteljährlich 2,40 Mk. ohne Zustellungsgebühr. Aste Postanstalien, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Rachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Pariser Federhelden clemen- ceauscher Prägung hatten sich in den Strahlen der Fochschen Gegenoffensive aufgevlustert wie schilpendes Sperlingsvolk, aber diese Sonnenstrahlen ertranken bald wieder irn gewohnten Nebel der Hoffnungs- und Erfolgloser leit und Clemenceau^ amtlicher Draht meldet jetzt die eisige Tatsache: die französische Offensive ist durch das Einsetzen deutscher Divisionen zwischen Aisns und Marne stecken geblieben. Die Franzosen konnten kleine Bodengewinne machen. — Das ist alles, aber es genügt. Der Traum von großen Siegen und Sieges lorbeer ist ausgeträumt; der Glaube an das Wunderbare ist dahin. Und die Fanfaren Pariser Federhelden, die vorher grell und siegkündend klangen, endeten mit schrillem Warnungsruf: es war keine Entscheidung: Hindenburg und Ludendorff lassen jetzt erst ihre Reserven gegen uns marschieren, dazu verlaust der Verbandsmächte Linie jetzt bizarrer, un gedeckter, allen Künsten der furchtbaren deutschen Über- flügelungs- und Hiebkampfart preisgegeben. Bon der äußersten Rechten bis zum radikalsten Boulevardblatt stöhnt es in diesen und ähnlichen Wendungen und Windungen. Sind wir überhaupt — diese bange Frage wirft Englands ehemaliger Generalstabsches Maurice ebenso wie die „Humanste" in die allge- meine Niedergeschlagenheit — stark genug, Hindew burgs Willen zur Entscheidung zu widerstehen? Nachdem Napoleon - Fock sich festfuhr? Wir haben, ruft di« „Humanist-", nicht das Recht, unsere Soldaten bis ins Unmögliche zu opfern. ... Und für Unmögliches, näm lich, das Stahlband der deutschen Kraft zu zerreißen, ir das Unwetter deutscher Maschinengewehre und das Ver- nichtungsfeuer deutscher Artillerie hineinzujagen, in der Höllenrachen, der innerhalb von vier Tagen Fochs beste seit Wochen bereitgestellte und für den Endhieb aufgespart« Divisionen zermalmte und verschlang. Der Juli sollte der Monat werden, da sich alles wenden sollte. In Versailles ward der Plan geboren allwo des Verbandes Genearle sannen, wie Hindenburg? Hammer zu begegnen sei. Foch also sammelte im Raum« hinterSoissons, der alten Merowingerstadt undTahure in der öden Kreidehügelist der Champagne die militärische Kraß von vier Großmächten zum Gegenhieb. Hindenburg wartet« nicht: unser Stoß kam, kräftig, mit alter Wucht. Fünfmal 40 Kilonieter errang er uns mit dem alten Champagneschlachr feld östlich Reims: zwischen Reims und Marne fuhr rwsei harter Griff 6 bis 10 Kilometer in italiemsch-französiMy Stellungen. Hindmburg und Ludendorff wußten sicher lich, daß dieser Schlag tausend Verbindungen regte uni Foch zwang, zum Gegenhieb zu schreiten. Da? tat der Nachfolger der Joffre und Petain und Nivelle er setzte alles astfs Spiel, seine gesamte Reserve „Die lang erwartete Gegenoffensive . . ." meldet, unser Heeresbericht, brach los auf einer Strecke von runi 150 Kilometern. Frankreichs beste und stärkst: Heeresmacht stand in dieser wohl bisher größter Schlacht, wollte durchbrechen und — saß rettungslos fest Nicht, weil unsere gesnmmelte Kraft Fochs Hieb parierte Unsere örtlichen Reserven genügten dazu, den Fochschen Stof abzuwehren und seinen französischen, englischen, amerika uiichen und italienischen Divisionen der Endentscheidun« Verluste furchtbarster Art beizubringen, die sich daraus er klaren, daß der französische Generalissimus massierte Massei in die Hölle der Schlackst warf wie einst Nivelle, de: .Dlmsäufer". Erschöpft, ausgeblutet, stockten die Massei un Scklagwetter deutschen Feuers nach hartem, wechsel oollen Ringen. Foch hatte nicht unsere Linien durchbrechen, nich das Schicksal, das ihn zur Verteidigung und zum Anrennei und Verbluten nach dem Willen Hindenburgs zwang wenden können. Im Blut und unter Leichenhügeln lieg Ler Versailler Kriegsplan und Frankreichs Hoffnun« begraben und trutziglich und siegreich weht Deutsch iands Fahne nach wie vor im Raume vor Paris. Unser bleibt die Kraft und der Sie; und in der Siegerhand unseres Westheeres das eherne Gesetz, das Vorbedingung' des Triumphes, nämlick das Gesetz des Handelns. Fych verspürt wieder desser niederzwingenden Druck, der ihn immer wieder zwinge: wird, den Blick von der Gesamtstes abzukehren und mi starrem Auge auf ein örtliches Ziel, abermals vergeblick blutend, anzurennen. Diese lang erwartete Riesewchlacht, die die Entschei dung bringen sollte, wie Frankreich hoffte, if gegen Frankreich entschieden und in den Parisei Hallen, die vorher von Jubel und wahnwitziger Hoffnungen durchlärmt waren, ward wieder das Trauer- tüchlein gehißt, denn Frankreichs verbrauchte Kraß unterlag nach gigantischer Anstrengung deutscher Kraft die immer wieder aufs neue geboren wird durch der Willen, unser alles an Wissen, Schlachterfkhrung, Menschen- kraft und technischer Überlegenheit in den Dienst der ge rechten Sache zu setzen, der Herbeizwingung des Friedens In Londons „Haus der Gemeinen" zag Irlands ehe maliger Vizekönig, Lord Wimborne, das Ergebnis de: militärischen Niederlage des Verbandes und verlangte, di, britische Regierung solle nun ihre Hoffnungen auf militä rische Niederzwingung Deutschlands begraben. „Diploma tische Lösung" der verfahrenen Lage fordern di, Organe französischer Massen. Die Antworte! der Minister mit der verstimmten Kriegstrom-. pete sind kleinlaut geworden. Sie wollen der Ausgang der Fochschen Offensive erwarten, derselbe! Offensive, von der jetzt amtlich gemeldet wird, sie je stecken geblieben. Und so dämmert im Verbandskriegs- lager die Einsicht, daß man auf einem Sckerbenhaufer sitzt und der Tag wird kommen, da man es offen eingestehi und den Gang zum Friedensgarten unternimmt. Bis dahin heißt es für uns: Ausharren t Nerve« behalten! Immer deutlicher zeichnet sich uns, zeichnet si«j aer ganzen Welt der Tag des Sieges ab. Wir könne« sein Kommen beschleunigen, wenn wir denen an der Front nacheifern in selbstloser Hingabe an das Vaterland uni seine große Sache. A r'eöensbe-mgungen. Mn angebliches deutsches Verhandlungspragramm. Stockholm, 23. Juli. Nach dem russischen Blatte „Nowaja Shisn" hat Deutschland bereits im Mai der spanische«« Negierung eiu Programm für eine internationale Friedenskonferenz über mittelt. Danach will Deutschland im Westen weder Gebiets erwerb noch Kriegsentschädigung. Die Friedensverträge mit Rußland und Rumänien bleiben in Kraft, über das Schicksal Belgiens, wie über die Regelung der Balkanfrage entscheidet die Konferenz. Deutschland verlangt freie See fahrt, Entwaffnung Gibraltars, des Suezkanals usw. und Las Recht der Benutzung von Kohlenstationen. Endlich erhält Deutschland alle Kolonien zurück, die es vor Aus bruch des Krieges besaß. , Abgesehen davon, daß dieses „Friedensprogramm" ganz seltsam anmutet, bleibt die Frage ungeklärt, wie aus-' gerechnet das russische Blatt das Dokument in die Hände' bekommen hat. Mindestforderungen des Verbandes. In gutunterrichteten politischen Kreisen Hollands weiß man angeblich, daß folgendes die Mindestforderungen des Verbandes zur Einleitung von Friedensverhandlungen sind: 1. bedingungslose Herauszabe und Entschädigung Belgiens für alle seine durch den Krieg erlittenen Nach teile. Von einer Benutzung Belgiens als Pfand könne keine Rede sein. 2. Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich. 3. Abtretung von Triest und Trentino an Italien. 4. England behält Ägypten und alle im Weltkrieg gegen die Türkei gemachten Eroberungen. 5. Deutsch land verzichtet auf sein Kolonialreich. Wird dieses Programm von den Mittelmächten an genommen, so verzichtet der Verband auf Landabtretungen Deutschlands im Osten sowie auf die völlige Zerstückelung Österreichs, verlangt aber Albanien für Italien, sowie die Wiederherstellung Serbiens und Montenegros. Angenommen, beide Programme wären echt, so zeigten sie, daß die Anschauungen noch immer völlig unvereinbar sind. * Eine belgische Unverschämtheit. Einer Havasnote zufolge erklärte der belgische Ministerpräsident Cooreman auf einem Frühstück, das er belgischen Parlamentariern gab, Belgien könne keinen anderen Frieden annehmen, als einen Frieden der Ehre und des Rechts, und es weise die unverschämte, kürzlich im Reichstag aufgestellte Formel zurück, die aus Belgien ein Faustpfand in der Hand eines Schuldners machen wolle. Belgien trete für Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den Staaten in voller Übereinstimmung mit jenen Mächten ein, die Mit ihm für die Sache des Rechts kämpften. Die Fvrm der Erklärung zeigt schon, daß der Kurs in Belgien auch unter der neuen Regierung unverändert aeblceben -ist. Horvat, -er neue Beherrscher Rußlands. Die Sowjets gegen den Vielverband. Rotterdam, 23. Juli. General Horvat, der Vertrauensmann des Verbandes in Sibirien, hat sich zum vorläufigen Herrscher über alle rassischen Länder erklärt. In seiner Proklamation heißt es, daß er die Ordnung wiederherstcllen und die gesetz mässige Versammlung wieder einberufen will. Die Nachricht zeigt, daß die Wirren in Sibirien, die England und mit ihm der Verband angestiftet haben, auf dem Gipfel angelangt sind. Sicher ist auch dieser neue Streich, der nicht ohne Wissen Englands geschieht, in erster Linie gegen die Moskauer Räteregierung gerichtet. Vormarsch der Engländer. Helsingfors, 2S. Juli. Die Engländer sind auf dem Vormarsch von Archan gelsk nach Mnrman begriffen. Die Mitglieder des Sowjets E Kem wurde» von ihnen hingcrichtet. Die russische Ratsregierung veröffentlicht wiederum ein Telegramm an alle, worin gesagt wird, die Viel verbandsunternehmungen an der Murmanküste gälten nicht dem Schutz der eigenen Vorräte, sondern dem Sturze Ler « .Ratsregierung. Ein neuer Krieg gegen Deutschland sei beabsichtigt. Die Ratsregierung erklärt, sie fasse das Vorgehen der Verbündeten als eine Kriegserklärung auf, -treffe entsprechende Gegenmaßregeln und ruse alle kriegs tüchtigen Arbeiter und Bauern zum Schutz der Revolution gegen die Anschläge der Verbündeten auf. Weshalb der Zar erschossen wurde. Wie Flüchtlinge aus dem Ural erzählen, sind die Tschecho-Slowaken für die Erschießung des Zaren indirekt verantwortlich. Ihre Leute ließen die Sowjetvertreter von Jekaterinenburg wissen, daß der Zar an die Spitze der Bewegung in Sibirien treten solle. Darauf ließen die Sowjetvertreter (nicht zu verwechseln mit denen in Moskmi) den Zaren erschießen, weil sie angeblich keine Möglichkeit sahen, ihn noch an einen nicht von den Tschecho-Slowaken bedrohten Ort zu bringen. ' Hungersnot in Petersburg. Petersburger Blätter melden, daß mehrere Fälle von Hungertod vorgekommen seien. Die Einwohnerzahl wird jetzt auf 1430 000 gegen 2400000 früher berechnet. Der freie Lebensmittelmarkt ist wieder zugelassen. So wird die Hervorschaffung verborgener Vorräte erhofft. Zahllose Pferde fallen auf der Straße vor Hunger nm. In zwei Vormittagsstunden sind vor der Kasanschen Kirche zwanzig Pferde verendet. Tagelang findet keine Brotausteilung statt, o Bulgarische Gäste. Auf der Leipziger Messe sind viele bulgarische Kaufleute eingetroffen. Um ihnen Ge legenheit zu geben, sich über das deutsche Wirtschaftsleben, im besonderen über die Warenerzeugung, zu unterrichten, hat sich das Institut für den Wirtschaftsverkehr mit Bul garien E. V., Berlin, entschlossen, die Interessenten durch mehrere große deutsche Betriebe zu führen. Es werder Werke im Königreich Sachsen, in der Provinz Sachsen, der Provinz Brandenburg usw. besichtigt. Eine neutrale Stimme. Der „Züricher Anzeiger" schreibt: Der Plan lesj Generals Foch kann zu einer schädlichen Verzettelung der Verbandsstreitkräfte führen, die Gefahr laufen, von den auf der inneren Linie stehenden Deutschen vereinzelt ge-' schlagen zu werden. Es hat den Anschein, als ob die- neue Schlacht allmählich immer weitere Kräfte und Front-' übschnitte in ihren Strudel hineinreißt. Was sich heute' zwischen Reims, der Marne und Aisne abspielt, ist krinei bloße Stellungsschlacht mehr, es ist ein Bewegungs- und Manöorierkampf, bei dem nicht mehr die Überlegenheit des guten Materials und der materiellen Kriegsführung, sondern die geistige Überlegenheit der Führung den Aus schlag geben wird. Lt-Boot-Deuie im Monai Zuni. S21LMV Tonnen. Berlin, 23. Juli. Amtlich wird gemeldet: Im Monat Juni sind GS- gesamt 521090 Br.-Neg.-To. des für nuscrc Feinde nutzbaren Haudelsschiffsranniö vernichtet worden. Der ihnen zur Verfügung stehende Welthandelsschiffsraum ist somit allein durch kriegerische Maßnahmen seit Kricgsbcginn um rund 18 251 OOO Br.-Rcg.-To. verringert worde». Hier von sind rimd 11175 000 Br.-Reg.-To. allein Verlust« der englischen Handelsflotte. Nach inzwischen gemachten Feststellungen sind im Monat Mai außer den seinerzeit bekanntgegebenen Ver lusten der feindlichen oder im Dienste unserer Gegner