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Eprrchgurw» s« ttesaktten mit flu»nahm» trr Sonntag» nachmittag« 4—- Uhr. — L«l»gramin-fl-r»ff,, Tageblatt Murrrs-r-Irg». fern sprech»« SS. »«m> »>, Bus«», i Mr unvrrlangt »lngrfanüt» Manuskript» kann «»«ähr nicht g,l»ist»t «rröen. m-aufnvttAtÄ Anzeiger für öas Erzgebirge K /luer Tageblatt »»»«»»»»»>»» d«ch »aste» "' Voten fni >n« hau» monatlich »» pfa. »,»»,r ch^SflostoU, ad» aekoU m,natltch»»pf».u. wdchont» llch 1» Pf,. V«I t«e Post dostollt un» soldst ad,,h,U »I,rt,II»drttch Mk., monatlich »» Pf,, vurch »in V-üiNOa-r stei ln» yau, oiiotel- » - mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sotmtagsblatt. j ^»!«r un» stuogade^oitüa^soül» all, Postanstalt,n un» vrliste»,,» u«hm«n S,st,Uun,n> ,at,«,«a. Nr. SS. Diese Nummer umfaßt 18 Seiten. Auße-dem liegt das achtseitige illustrierte Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Auf dem Flugplatz DreSden-Kadttz stürzte am Kar freitag der Pilot Retchelt mit einer Dame al» Fluggast tödlich ab.*) * Prinz und Prinzessin Heinrich von Preu ßen sind von Buenos Aires in Montevideo ein getroffen. * Der neue Kommandeur der Schutztruppe Oberst von Below übernimmt sein Amt unmit telbar nach Ostern und ist daher bereits nach Deutsch-Südwestasrika abgereist. * In der Berliner Siegesallee wurden an mehre ren Denkmälern von einem anscheinend geistes gestörten früheren französischen Stabsarzt erhebliche Beschädigungen verübt.*) Der Fürst von Albanien hat der Königin von Holland zu der vorzüglichen Haltung der holländischen Offiziere im Kampf gegen die Epiroten seinen Glückwunsch ausgesprochen. Das französisch.türkische Abkommen über die Emission der türkischen Anleihe ist in Paris unterzeichnet worden. -d Naher«, siehe an anderer Stell«. Politische Ostern. Die Politik pflegt ihren Wog rücksichtslos über alle Fest- und Feiertage hinweg fortzufetzen. Schon die Ungleichmäßigkeit der Kalender bet den verschiße nen Völkern und Bekenntnissen sorgt dafür, daß in ei nem Lande alltäglichster Alltag ist, wo im andern die höchsten Feste gefeiert werden. So kann eine Welt- fetertagssttmmung nicht gut aufkommen. Und über die Feiertage hinaus steht man schon mit Spannung den Zeitungsnachrichten über das entgegen, waS sich in zwischen schon wieder alles ereignet haben mag, Erfreu liches oder Unerfreuliches, wöbet im allgemeinen frei- lich leider immer iwch der Spruch gilt, daß politisch Lied ein garstig Lied sei. Die glücklichen Momente sind schon im Leben des Einzelnen zu zählen. Und wieviel mehr in der Politik, wo alles auf Kampf und Kompro miß eingestellt ist, und wo selbst die Siege mit soviel Op fern oder Zugeständnissen pflegen erkauft werden zu Sonnabenä» 11. April 1914. müssen ,daß eine reine Freude an ihnen selten möglich ist. So muß sich der Politiker an den frohen Festen sei nes Bolles damit begnügen, wenigstens auf das allge meine Fortkommen und Durchdringen hinzuwcisen und im Vertrauen darauf ein paar Augenblicke sauer ver dienter Ruhe zu genießen. Ostern ist das Fest des neu- aufkeimenden Lebens, des mutigen Wetterwach- senS nach allen Stürmen und Frösten des Winters. Es bedeutet den unerschütterlichen Glauben an Idie Unvcr- ioüstlichkett der Lebenskraft. So ivollen auch wir an sie glauben, und wollen diesen Glauben insofern aus unser Volk beziehen, als wir hoffen, daß es äuch sein Teil von dieser unverwüstlichen Lebenskraft abbekommen und über alle Schwankungen seiner politischen Lage hin durch bewähren möge. Freilich, wenn wir von der Lebenskraft der Welt sprechen, so meinen wir im Grunde damit etwas Rät selhaftes und Geheimnisvolles, das über alles mensch liche Begreifen hinausltegt. Wir denken an jene Kraft, die der grübelnde !Faust jan chen Anfang allerdings setzen wollte und die von der Religion als göttlich bezeichnet in alle Ewigkeiten hinein waltet. Ihr gegenüber sind auch Völker so gut wie einzelne Menschen nur vorüber gehende Erscheinungen, nur bruchstückhafte vergängliche Offenbarungen des Aklgeistes. Und so könnte einen der Glaube an jenes ewige Leben fast melancholisch stim men, wenn man die Vergänglichkeit alles Irdischen da neben hält. Liegt nicht auch im Osterfest immer noch «ine Erinnerung an vorausgegangene Passionszeiten? Aber doch ist der Osterglockeuklcmg trotz aller trüben Erinne rungen an die vorausgegangenen Kämpfe seinem Wesen nach «in Si eg es- GÄäut. ES gibt auch dem Tod und allem irdischen Jammer gegenüber eine mutige Parole, die jeden» Pessimismus ein lautes trotzdem und »Medern entgegensetzt. ES steht der Glaube hinter dieser Pa- role, daß alle Vergänglichkeit im Grunde doch nur Schein ist, weil es gar kein ewiges Leben gäbe, tzänrn in Wahrheit alles vergänglich wäre. Wir sehen nur Fvr- menwechsel in allem Welken und Vergehen, hinter al lem Sterben aber kommt ein Auferstehen. Was wertvoll ist, wird nicht spurlos verschwinden, das ist die tröst liche Osterbotschast, und sie läßt sich «US dem Rtligiö- sen, aus dem Persönlichen sehr Wohl auch ins Politi sche übersetzen. Denn was ist schließlich Staat und Poli tik anderes, als auch eine WesenSäußerung der Persönlich keit? Halten wir darum den Optimismus dieses Festes auch denjenigen entgegen, die uns in den gegen wärtigen Zügen unseres Volles Alterslinten wollen sehen lassen, die auf den Geburtenrückgang Hinweisen »md von den Anfänge»» eines unaufhaltbaren Nieder ganges reden wollen. Möglich, daß auch unser Volk ein mal altern muß. Ist aber Altern an sich schon ein Un glück oder gar ein Verbrechen? Gibt es nicht auch ein 9. Jahrgang. würdiges Uttern in der Fülle eines reifen Geistesleben»? Haben nicht auch Völler aus solchen AtterSzetten reifste Früchte ihrer Kultur als dauernde Werte der Menschheit hinterlassen? Wir brauchen aber noch nicht einmal ün- bedingt zu diesem letzten kulturpolitischen Trost zu grei fen. Mutz doch längst nicht jede Falte auf der Stirn und jedes graue Haar auf dem Kopf an Grab und Tod erinnern! Ziehen doch auch Schatten und Sorgen ost über ein jugendliches Antlitz und können wieder schwin den wie Wolken und Krankheiten. Den fröhlich schaf fenden Arm soll uns auf keinen Fall die HUwchonder- mtene der pessimistischen Propheten lähmen. Ein Fa tum ist auch der Geburtenrückgang noch ni ch t. Auch unserm Volk kann neues Frühlingswachstum beschte- den sei«». Es kommt nur auf den Wtllensentschluß an, seine politischen und kulturellen Kräfte daraufhin ver nünftig zu verwalten. Ostern war einst das Fest der Fruchtbarkeit. Das Ei und der Hase sind heute »loch dessen Symbol. Hoffen wir, datz auch in unserem Bolle der alte heilige Zauber der ewigen Lebenskraft sich im mer wieder bewähren möge. Politische Tagesschau. Ave, 11. April. * Die verschobene Korfu-Reise de» Kanzlers. Wie in parlamentarischen Kreisen in Berlin verlautet, soll die abermalige Verschiebung der Osterpahrt des Kanz lers nach Korf» weniger auf seine häuslichen Verhält nisse als auf den Umstand zurückzuführen sein, datz über Richtung und Inhalt der dem Kaiser zu Unterbreiten den Vorschläge in der Stattyalterfrage erneut Zweifel aufgetaucht seien. * Um de« Straßburger Statchaktechvps«. Ms ein« Berliner Korrespondenz meldet, soll der preußische Mi nister des Innern, v. Dallwitz, für die Nachfolge des Grafen Wedel kaum mehr in Drage kommen. Man Aenne nunmehr als Kandidaten fü. Straßburg wtsder den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Frhrn. d. Rhein baben und den Landwtrtfchastsmtnister, Frhrn. d. Schorlen» er. * Eine elsaß-lothringische monarchische vereinig«««. In reichsländtschen Blättern findet sich ein Aufruf zu» Gründling einer elsaß-lothringischen monarchischen Ber- eintgang. Die geplante neue Partei soll danach folgend« Ziele verfolgen: Di« Erlangung der Gleichstellung Elsaß-Lothrtngeus mit den anderen deutschen Bundes staaten auf monarchischer Verfassungsgrundlage, die Richtigstellung ungerechtfertigter Angriffe gegen Elstrtz- Lothringen, die Bekämpfung antideutscher Be strebungen innerhalb unserer Landesgrenzen, den in nigen Anschluß an das Reich unter würdiger Wahrung der Landesinteresfen. Osterspaziergang. Skizze von Albfin Römer. Machdr ck verboten Nimmst du mich mit, Hartwig? fragte ein wenig schmollend die alle Dame und steckte den Kopf in des Sohnes Zimmer. Hartwig Hainreiter band sich gerade seine funkelnagelneue Krawatte vor dem schönen, Men Rokokospiegel und sagte, ohne sich umzusehen: Nein, Mamachen. Ich will in den Wald hinaus. Das Mrd zu weit Mr dich. Aber mittag treffen wir uns in« Park hotel in der geheizten Veranda. Setze dich, Litte, an «inen Fensterplatz, daß ich dich schon von draußen sehe. Und be stelle uns recht was Schön«»! — Gegen zwei? Unge fähr. So lange kannst du im Par« spazieren. Es ist Oster- konzert! — Gut, du Rabenktnd, wenn du mich wirklich solang« allein lassen willst! — Ich m u h «in bißchen umher- zigeunern, Mamachen! Es treibt mich förmlich vors Tor und in die Maldfreude! entschuldigte er sich. — Du hast wohl FauststimtmunA Schlingel? — So was Sehnliches, Altchen! Ist es nicht gang ein Dog dazu? Vom Eise be freit sind Strom und Bäche . . . Komme her, ich will dir die Krawatte binden. Du großer Junge wirst damit ja doch nicht fertig! Du, da, ist die Einleitung zu deinem Lieblingschemal drohte er schalkhaft. Aber er lieh sich den Liebesdienst gefallen. Ach Gott, seufzte die alte Dame, du und heiraten! Und dann zitierte sie gleichfalls au» dem Osterspaziergang: , Ein starkes Mer, «in beizender Toback, Und eine Magd im Putz, da» ist nun dein Geschmack! Mamachen, du wirst anzüglich! lacht« er und ging Va- bet schon an di« Zigarrenkiste. Und dann zog er den Nock an und den Fvühjahrspaletot, nahm Hut und Stock, küßt« sein Mütterchen artig und verlieh Vie Wohnung. Draußen schknderte er wie ein rechter Grandseigneur di, sonnige Straß« hinab, der nächsten Sattestelle zu, um die Straßen bahn zu erwarten. Ueber dm Fahrweg her «am «ne jung«, in schlichte,, du»Gei- Mod, gekleidet, Dom«, mit einem an scheinend reichlich gefüllten Pompadour am Armr. Er schaute lebhaft auf. Wahrhaftig, das war sie wieder, der er schon ein paarmal in verliebter Torheit den Weg gekreuzt hatte, ohne freilich mehr als ein paar ungnädige, zuletzt Lis zur Entrüstung gesteigerte Blicke geerntet zu haben. Mit aus gesuchter Höflichkeit zog er den Hut. Aber sie sich an ihm vorüber, als wäre «r ein Late:.,enpsahl. Stahelprinzchchvn! dachte er und ärgerte sich. Denn sie war kindlich hübsch, gut gewachsen, und hatte «inen Mund, hinter dem er fröhliche Schalkhaftigkeit und hingebende Güte witterte. Die Stra ßenbahn rasselte herauf. Natürlich überfüllt. Lauter Oster« spaziergänger! Nur noch ein Stehplatz! verkündete der Schaffner. Natürlich ließ er ihr den Vortritt. Wer als sich der Wagen wieder in Bewegung setzte, ^sprang er kühn nach, hielt dem protestierenden Fahvscheinonlkel den üblichen Qbulus verdoppelt hin und lfand Duldung, sogar mit Hon neur. Das Fräulein wurde rüt vor Empörung über so viel Keckheit und dreht« ihm abweisend den Rücken zu. Leider konnte sie es nicht hindern, datz bei einer.Kapsbewegung das bescheidene, weiche Federchen an ihrem einfachen Hut dem Hinte, ihr Stehenden über da« Antlitz huschte. Dank«, gnä dige» Fräulein, hörte sie ihn humorvoll sagen. Aber mein Schnurrbart war schon gebürstet! Da» Wort löste ein lusti ge» Gelächter au», wodurch st« nur noch tiefer in Verlegen heit geriet. Hastig wandte sie den Kopf und murmelte: verzeihen Sie, Litte, man kann sich wirklich kaum regen hier« Und ich bin überzählig. Ich weih! ergänzte er trocken. Weil er dir den Vortritt gelassen hat! sagte ein« Stimme in ihr Md milderte ihren Groll. Als er an der Waldecke jedoch albstieg, wo sie selbst den Wagen verlassen wollte, ärgert« sie sich aus» neue. Wollen Sie auch «inen Osterspaziergang unternehmen, mein gnädige» Fräulein? »»ersuchte er angubandeln. Ich habe fine VerabredungI er klärte sie kühl und wandte sich brüsk von ihm. O pardon, entgegnete er enttäuscht, da darf ich nicht stör«,! Unver schämt! dachte sie und M wider ihren AMen verteidigte st« sich: In einem anderen Sinne, al, Si, meinen! AVer bitte! lächelte er, sich gleichsam einschuldigend. Und doch van« es et» wen.« ungläubig, «a» fie «« -U» «j-A. Sie können sich ja davon überzeugen! rief sie, beinahe seiitd- selig. Wie werde ich so indiskret sein! tat er begütigend, ohne vorläufig von ihrer Seite zu weichen. O, das darf alle Welt sehen, roeün's auch nächt just angivnehm ist! Kommen Sie nur, damit Sie endlich Bescheid wissen . . . Sie un ausstehlicher Kerl, müssen Sie noch hinzchügeül sagte er vergnügt, aber ich tue es! Denn w ist mir wirklich inter essant l , Gleich hinter der Waldecks lag ein kleines Blockhaus- Restaurant. Als sie sich ihm näherten, stürmte plötzlich eine Schar von etwa dreißig sieben- und achtjährigen MÄdeAchen auf die junge Dame zu, umringte sie! jubelnd und stützte mit allerliebstem Knixen: Guten Morgen, Fräulein Hilgendors! Fröhliche Ostern! Alle sind Mr schon da! Geht'» jetzt gleich los? Gewiß, Ihr ungeduldigen Närrchen! Der Osterhase ist längst hier! beruhigte sie di, Glücklichen. Und dann MNdte sie sich an ihren Begleiter, der überrascht, aber offen. Lar wohlig berührt, dieser liebenswürdigen Sgene yugssehen hatte, und bemerkte: Da hoben Sie meine Vevabrchungl — Gnädiges Fräulein sind Lehrerin? Eie nickt«. Er zog respektvoll den Hut. Ein ganz keim wenig schäm« ich mich! sagte er heiter, «Ger, nicht wahr, St« find Mir nicht «eite, -H«>? Durchaus nicht! entgegnet, fie kühl. — Da» find« ich «del! Erdrückend Hell -> Ja «der Überlassen Et« Mich nun meinen Pflichten, nachdem Säe fich informiert haben! Darf man nicht noch ein wenig zuschauen? bettelt, er drol- lig, aber doch mit einer deutlichen Note der bisher schuldig gMiebemen Ehrerbietung, verbieten bann ich'. Ihnen nicht! entgegnete sie achselzuckend. Mer ... Nützlich machen muß ich mich dabei! Da» ist selbstverständlich! verwirrte er ihr schalkhaft den Tert, noch ehe sie den Nachsatz vollendet hatte. Und dann wandte er sich an> da» «eine, tn lichten Festkleidchen um die offenbar vergötterte Lehrerin beschatte Volk und rttß: Wo achgepahtl Ich »tn Euer Onkel! Wie heißt du denn, Onkel? fragte ein v-rLaud» Stnmpsnärchen und blitzt« ihn nrtt TilldMogen an. Hard rotgk Onkel -athoägk präsentiert, « fth und «sste den Naftwei, kosend chm Ohrläppchen» Fräulein WgMdoch hat jetzt ttn« Kvcheven, Mt d«n Osterhase». Wtr DKet»