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Mer Tageblatt Mnzeiger Mr -as Erzgebirge mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt, ckp-chstva-e o«, n^aksea «u stusaahwe -e, SomUag, nachmittag» 4-S Uhr. — r»l«gramm,^»»,ss», Tageblatt Mweqgeblrg». -«mFeech« «. -il» «maertaagl »tagefaabt» Maaastrtpt» kann Srwüh» nicht geleistet «erbe«. Nr. 4S. Freitag» 27. Februar 19i4. 9. Jahrgang. Diese Rümmer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Bei der Landtagsersatzvahl in Grvß-Schö- ' nau-Ebersbach (L ländlicher Wahlkreis) siegte mit gooo Stimmen Mehrheit der libe rale Kandidat Rückert«) Die Budgetkommission de» Reichstage» beschloß, 500000 Mark -um Studium des Velvor- kommen» in Neu-Guinea -u bewilligen. 7»n der Zaöernkommission de» Reichstages Wurden di« freisinnigen und sozialdemo kratischen Anträge durch «ine au» Konser vativen, dem Zentrum und den Nattonalltberalen gebildete Mehrheit abgelehnt. » Da» Schwurgericht Leitmeritz verurteilte den Agenten Kelltng wegen Lötung de» Maschinen. meist««» Solinger -u acht Monaten str«ng«m Arrest.,) Var belgische Ftnanzminister Lebte hat sein« Entlassung verlangt, di« auch vom König b«- willigt wurde. e Der Grgän»«ng»«tat der englischen Flotte für ISIS/lä beziffert sich im ganzen auf fünf- -1g Millionen Mark. 1 Näh««B st«b< a» »Ull«. Diebstähle von Geheimakten. Im weimarischen Landtage hat jüngst der Sozial, demokrat Baudert eine Regterungsvorlag«, eine neu« Gemeindeordnung darstellend, eingebracht. Richt al» ob er selber in» Ministerium eingetreten Wär« r so wett ha. ben e» auch die Sv-ialdemokaten in Thüringen «och nicht gebracht. AVer er hatte den Entwurf eben auf irgend welchen Wegen in seine Hände bekommen und hielt Pch nun berechtigt, öffentlich davon Gebrauch -u machen. Wahrscheinlich wollte er der Regierung damit einen Tort antun. Ob di« Wirkung erreicht wird, ist eine Frage Mr sich. Bielleicht hätte di« Regierung ihn schon in ganz kurzer Zett selbst veröffentlicht. Möglich aber auch, datz Bestimmungen darin Platz gefunden hatten, die sie bet der SchluWeratung de» Ministerium» selbst noch erheblich geändert haben würde r dann ist sie für die ausgemerzten Anstößigkeiten nicht Wetter verant wortlich. Run soll sich wieder in Posen «ine solch« Aktenunterschlagung abgespielt haben. Indessen handelt Rutowetlsahrt mit Hinäerrnssen. (»Eiu« vnrot«u> Da« bedeutendste autosportlich« Ereignis de» Jahres in Schweden ist die winterfpottliche Zuverlässigkeit», fahrt des Königlichen Automobilklubs Sto/kholM-Göte- borff—Stockholm, auf einer Strecke von fast 1800 Kilo metern. Sie findet in jedem Februar sta 1 und a> rd um den Winterpokal in Klasse I, die di« großen Wagen um faßt, und den Götoborgpokal in Klasse II, die der kleinen Wagen, abgchalten. Während in früheren Jahren ver schneite und vereist« Weg« an Wagen und Führ.r große Anforderungen stellten hatten st« bei der diesjährigen Kon kurrenz mit Schwierigletten anderer Art zu kämpstn. Im Januar waren ungeheuer« ,Schn««massen nt«dergegangen, di«, durch darauffolgendes anhaltende» Tau. und Regen wetter aufgewetlm, di« Weg« in bodenlose Schmutzmassen verwandelt hatten. Am 8. Februar sand im Stockholmer Stadion der Statt statt. Di« 62 gemeldeten wagen waren bi» auf «inen all« erschienen. Deutsch« Firmen waren stark vertreten, von deutsch«« Führern erschienen drei aus dem Plan: Leutnant Lied »»Wiesbaden, Karl Joern, und Georg Paülmann all» in Klass, I. Der dänisch« Fahrer Nerov «ar mit slnem englischen Wagen zur Stell« und di« beiden bekannten englischen Autosportler Bray und Osrs! auf ebensall» englischen Wagen. Der Beginn der Fahrt hatte so gar nicht» Winter, 'icke», mit «»»nähme der Insassen, die, alle in dick« Pelz, gekleidet, sich gegen «im viellckcht unevwattel eint,elende Kält« gerüstet hatten. — Auf der Eisbahn de» Stadion» stand da» Wasser, und Rest» schmutziger Schneemastm er- zähsten von einstiger winttrhertltchffett. Rasses, unange. nehm warme» Wetter macht» di» Sache Nicht gemütlich. So waren auch entgegen früherer Fahre di« Zuschauertribllnen nur spärlich besetzt! politische Geschehnisse, u. a. ein um dieselbe Zeit galanter Demonstration»-»« der Sozialdemo kraten, nahmen gerade ^n diesen Tagen da, Interesse der e» sich dort um Privaturkunden, nämlich um eine Korrespondenz de» Ostmarkenverein» mit ruthenischen Parteiführern in Galizien. Aber da» Briefgeheim nis Privater sollte mindesten» so heilig gehalten wer den, wie da» von Behörden, die für ihre gesamte Tä tigkeit schließlich doch der Öffentlichkeit verantwort- lich sind und eigentlich gar kein selbstverständliche» Recht zu Geheimniskrämereien besitzen. Andererseits ist auch Wieder der vstmarkenveretn nicht im strengsten, Sinne als eine Privatgesellschaft aufzufassen. Aber darum darf doch noch lange kest» Fremder in seinen Archiven unbe fugt herumschnüffeln, keine» seiner Mitglieder den In halt seiner GehetMschränke an Außenstehende verschen ken oder verschachern. Und die beiden Posener Blätter Kuryer und Dzienntk PoznanSky haben sich durch di. Annahme und den Abdruck der unrechtmäßig von ihnei erworbenen Ur- oder Abschriften jener Briefe einer Hehlerei schuldig gemacht, wie sie im! Buche steht. Grund sätzlich kann man also der Posener Polizei die. Aner kennung nicht versagen, bet ihren jüngsten Haussuchun gen im Rechte gewesen zu sein. Aber der Vorgang prägt doch noch andere Lehren «in, außer der Einschärfung de» siebenten Gebots r Du sollst nicht stehlen — auch kein« Briefschaften I Die an deren wenden sich an di« Besitz« solch« Belegstücke und legen Ihnen timnal an» Herz, mit d« Aufbewahrung recht lässige Leut« zu betrauen; dann ab« auch, nach Möglichkeit nicht zu schreiben oder sich schreiben zu lassen, wa» da» Licht der Oefstntltchkeit scheut. Wenn der Ostmarkenverein von seinen ruthenischen Korrespon denten nichts andere» gewollt hat, al» Beschaffung puche- nisch« Arbeitskräfte Mr die deutsche Landwirtschaft an Stell« der ihm aus nationalen Gründen nicht empfeh lenswert erscheinenden Russisch-Polmr, st» kann ihm kein Lorwurf gemacht werden. Seine Bemühung mit den polnischen Kritikern im Abgeordnetenhaus- st» auszu legen, daß es ihm in erster Linie darauf angekommen sei, der galizischen Szlohta ihre Arbeiter wegzulocken, um jene wirtschaftlich zu ruinieren: da» heißt doch di« Tat- fachen auf Schraube stellen I Aber sich üb« jene deutschen Zwecke hinaus mit den Ruthenen einlassen: da» wäre jedenfalls auch nicht wohlgetan! Um ein Völkchen, mit dessen vertraut« Bekanntschaft man besondere Ehre einlegen könnte, handelt es sich jedenfalls nicht. Seine Studentenschaft hat sich vor einigen Jahren an der Lemberg« Universität unerhörte Roheiten gegen Professoren und Privatdozenten zuschul den kommen lassen. Schließlich hat ein« dieser Buben den galizischen Matthalter Fürsten Potocki in sein« Wohnung durch feigen Meuchelmord getötet. In zahlrei- chen Fällen haben stich Ruthenen mit russischem Geld« zur Spionage gegen ihr Vaterland ankaufen lassen Da rum hält man sich gerade di« Ruthenen gern mindesten» zehn Schritt« vom Leib«. Aber damit sind die Polen nicht entschuldigt, Wenn sie dem Ostmarkenverein seine Briese stehlen. Natürlich gilt da» Mr and«« Parteien auch. S» gab eine Zett, in der -um Beispiel di« Kreuzzeitung förmlich eine Spezialität darau» macht«, ihren politischen Gegnern mit echten oder auch gefälsch ten Briefen Verlegenheit oder gar Schlimmere» zu schaffen- Fanatismus. (Don unserem Berliner - Mitarbeiter.) Nicht nur dis politischen Kämpfe, sondern im Zusam menhang damit auch die konfessionellen und Weltan- schauunWskämpfe verschärfen sich in unseren Tagen sichtti^. Dafür ist auch der Fall des Offenburger vang li s ch« n Vtkar », auf den bei «der letzten Reistag. - stichwahl einSchußabgegeben wuide, ein bedanrn liches Zeichen. Nun streiten sich die Blätter darüber, ob der Schuß wirklich au» politisch-konfessionellen T.ünden ab. gegeben worden ist oder ob er persönliche Motive hatte. Nach der Lag« der Dinge erscheint aber da» so gut wie ausgeschlossen, da alle in solcher Richtung angesteltten Unter- suchungen ergebnislos verliefen und auch der betreffend« Vikar keinen Anlaß zu solcher Totfeindschaft gegeben hat. E» wurde offiziell di« Frage aufgeworfen, ob e» «in fana tischer Anhänger de» Zentrum» gewesen ist — was natürlich di« ZenttumsVlättrr bestreiten — ob« ob es nur ein aus allgemeinen Gründen gegen di« Geistlichkeit gesttnrm.« Mensch war, der im Sinn« unsere« religionslosen Zeitalter», wie es so äst heißt, seinen Groll an der Kirche «»»lassen wollte. Der von dem Attentäter verlautbarte Ausspruch: Da drüben wohnt auch so ein evangelischer Stadtpfarrer ,. könnte ja zur Not mit Leiden Motiven psychologisch in Verbindung gebracht werden. Immerhin, wenn man die leidenschaftliche Erhitzung uns«« Wahlkämpfe kennt und obendrein bedenkt, mit wie besonderer Spannung gerade die Offenburger Wahl verfolgt wurde, so muß es dem un voreingenommenen BeurWler doch wohl zunächst etwot» geswungen erscheinen, das Motiv für den Schuß erst noch oberhalb jener Erregung suchen zu wollen. Das Wahr scheinlichste bleibt jedenfalls der Zusammenhang mit dem Wahlkampf, solang« nicht bedeutsame Anhaltspunkte für eine andere Deutung sich ergäben. Natürlich darf unter keinen Umständen die Zen- t rumspart ei al» solche für eine derartige ver brecherische Entgleisung Einzelner verantwortlich gemacht werden. Umso weniger, als es an Ausschreitungen auf der Gegenseite auch nicht ganz fehlt. Kat doch die Zentrums presse sich vor kurzem darüber beschwert, datz in Karl», ruhe angeblich von Liberalen ein Hund aus einen Kapu ziner gehetzt worden sei. Dieser Tatbestand war freilich noch wenig« einwandfrei festzustellen als der de» Offen burger Fcäles. Di« Prehpälemiken über beide Fäll« aber -eigen, Li» zu welchem Tiefstands stellenweise di« politischen und konfessionellen Auseinandersetzungen auch heutigentags Am Tisch der Funktionäre erhebt der S arter die rote Flagge, die Motor« knattern, di« Autowarad« ist vollzählig, und Punkt 10 Uhr ertön' da» erste Zeichen zum Start. Unser kleiner, grauer Wagen srtzt sich in Dang, noch einige Abschted»rufe von Freunden, und in pfeilschneller Fahrt geht e» durch die Stockholmer Straßen, die von Neugierigen stark besetz sind. Schon nach wenigen Minuten liegt di« Stadt hinter un», und die Wälder der Provinz UPpland nehmen un» aus. An Dörfern und Kirchen vorbsi geht di« eilige Fahrt, der Winp trägt un» verwehte Klänge von Kirchen, glocken -u. Tannenwälder wechseln ab mit denen der weiß stämmigen schlanken Bitten, deren zarte» Filtgrangezweig rotviolttt« Farben trägt. Für eine kurze Zeit gelingt «, der Sonn«, da» grau» Gewölk zu durchdringen, und unsere Pelze werden lästig. Zuweilen gibt e» «ine Wettfahrt mit einem <M«nbahnzug, und di« leuchtenden Augen der Lrko- motive blitzen den kleinen, frechen Konkurrenten feindselig an. Hübsch« Mädchen, »um Teil in kleidsamen volkstrach- ton, Wimen grüßend den Autlern zu, Lannenzweige und Blumen werven uns zugeworfen, und an Wegkreuzungen stehen hilfsbereit« Menschen, di« Richtung zeigend, «he wir noch d'.e Karte zur Hand genommen. Einige schmutzig« vorstöttr oersuchen sich mit wütendem Gebell im Wettlauf mit uns — sie geben es HM auf! Wir können «» bester! Bald ist es Wend. Die «Oe Kontrollstation västera» ist pasttert. Rur flüchtig sehen wir di« Umvtste des stattlichen Domes, in dem Erik der vierzehnte begraben lieg!, und da» a^te Schlost wo Gustaf Vasa 1827 den ersten Reichstag -usammEies. I» vmbeo sind un» 15 Minuten Aufenthalt Hauptstädter stark in Anspruch. Diese Ereignisse hielten I erlaubt, um Benzin aufzufüllen; leider ist eszu dunkel, um auch den König, der gerade an dieser Veranstaltung stark die hübsche Stadt und das prächtige Schloß au» der Zett interessiert ist, und die andern Mitglieder de, königlichen > Birger Jarl» zu betrachten. Weiter geht die wilde Jagd Hause» fern. Prinz Wilhelm, der bei den früheren Fahrten " -- ----- —>-— ost genug selbst mit konkurriert hat, befindet sich zurzeit auf einer jagdlichen Reis« durch Ostafrika und. fehlt« des halb auch. ^füllen; leider ist es zu dunkel, um >as prächtige Schloß au» der Zett in das Dunkel de» Abend. Die Wege werden immer schwieriger und zwingen bald zu einem langsameren Tempo. Au» den Tiefen des Eßkorbe» holen wir einige Butterbrot« und warmen Kaffe, die erstarrten Lebensgeister aufzu- frischen. Mr sind noch dabei, sie zu verzehren, als die erste schwierige Steigung beginnt und Aufmerksamkeit und Inter- esse so in Anspruch nimmt, daß Mr Esten und Trinken darüber vergessen. Der Wagen de» Dänen liegt im Graben, und einige andere sitzen in den aufgeweichten Trd.nasten fest. Unferm kleinen Renner gektngt «» doch, di« Höh« zu erreichen, und bald geht«» Meder -ergab aus der an Kurven reich gesegneten Bahn. Die glatten Wege — «» ist fast, al» ob wir in grüner Seife fahren machen die Fahrt zu einer wirklich halsbrecherischen und stellen unerhvtt« Anforderungen an di« Energie und die Kaltblütigkeit de» Führer». Der Kontrolleur unsere» Wagen» hat dennoch keine Gelegenheit, Strafpunkt« aufzuzeichnen, was Ihm augenscheinlich sehr leid tut. Wir sind jetzt in Selma Lagettöf» iHetmat, in der Pro vinz Värmland, deren bergig« Wege jedem Autler, der st« kennt, schon in normallem Zustande Respekt «inflvßen. Abe« jetzt! llsberall, wo di« Steigungen am schlimmsten sind, stHen ganze Gruppen von Wagen, einig» rettungslos bis über die Achsen in Schlamm versunken, dazu regntt ,» in Strömen. Wir kommen nicht vorbei, müssen säst ein« Stunde watten, und auch di« Räder unsere» Wagen» sinken mehr und mehr ein. Der Motor keucht, macht «nevgisch« versuch«, hinaufzuklimmen» aber e» ist vergeblich. Wir müssen hinaus, den Wagen zu entlasten, und zu Fuß hinauf, gehen. Das ist ein -sssndere» Vergnügen in der schweren Pelzkleidungl Dazu Ll^ben di« Füh, in der schlüpfrigen Mass, stecken. Schon haben mehrer« wagen den Kamps ausgegeben. Mr nähmen wieder Platz; der Kontrolleur nimmt da« Kontrollbuch zur Hand und setzt «ine stattliche