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Erscheint wöchentlich drei Mal »nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). NbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr»n»m«r»näo. Ämeiger für Inserate werden bis spätesten» Mittags dek vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpus spalten zette mit io Pf., unter „Eingesandts mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 106. Sonnabend, den 9. September 1882. 7. Jahrg. Bekanntmachung. Der IV. Termin Communanlagen ist am 1. September l. JA. fällig und längstens bis zum 10. desselben Monats an unsere Stadtsteuer-Einnahme zu bezahlen. Gegen Säumige ist alsbald nach Ablauf der Zahlungsfrist das Mahn- bezieh. ExecutionSverfahren einzuleiten. Zwönitz, ain 31. August 1882. Der Stadtgemeinderath Adam, Vürgermstr. Bekanntmachung, Die Expedition der Gemeindeverwaltung zn Niederzwönitz befindet sich von Montag, den 11. dieses Monats an, in dem früher Köhler'schen Wohnhanse, Cat.-Nr. 60, gegenüber der Kirche. Der Ge in ein bevor st and. Gerlach. Zur wirthschastlichm Entwickelung Deutschlands. Wie sich gegenwärtig an der Hand der Handelsstatistik und der wirthschastlicheu Erfahrungen in den verschiedenen Berufszweigen übersehen lässt, hat das deutsche Reich eine in wirthschaftlicher Be ziehung höchst merkwürdige Epoche, die gerade zehn Jahre brauchte, um sich naturgemäß in ihrer einen Hälfte abzuschließen, hinter sich. Vom Jahre 1872 ab wiesen bekanntlich die deutschen Handelstabellen die ungeheuerliche Thatsache nach, daß Deutschland in einem Jahre für eine ganze Milliarde Mark mehr ausländische Waaren einführte, als es inländische Waaren nach dem Auslande verkaufte, im Jahre 1873 und 1874 überwog die Einfuhr die Ausfuhr sogar um M/z Milliarde Mark, 1875 bis 1877 betrug die Mehreinfuhr auch Noch über eine Milliarde, 1878 sank sie allerdings ganz plötzlich auf 2/z Milliarde herab, 1879 schnellte sie aber wieder auf eine Milliarde in die Höhe und 1880 stieg die Einfuhr gar auf 4>/z Milliarden, aber auch Deutschlands Ausfuhr schnellte plötzlich zn derselben Höhe empor, und 1881 wuchs die Einfuhr des deutschen Reichs auf nahezu 41/2 Milliarden und die Ausfuhr übertraf diese riesige Nummer noch um einige Millionen. Da nun auch die bis in die zweite Halste des Jahres 1882 hereinragenden Ausweise über Deutschlands Aus fuhr außerordentlich günstig sind, so können wir aus den Angaben der Handelsstatistik über die letzten zehn, resp. elf Jahre, den Schluß ziehen, daß der Handel des deutschen Reiches nach einer scheinbar anormalen Entwickelung wieder in proportionale Verhältnisse zurück gekehrt ist und wir, wen» nicht etwa Mißernten oder Kriegsgefahr hemmend dazwischentretcn, einen wirthschastlicheu Hochgang durch eine Vermehrung des deutschen Exports für Jahre hinaus zu er warten haben, wodurch dann auch die scheinbaren Abnormitäten be züglich des deutschen Imports aus den Jahren 1872 bis 1877 hin länglich wieder ausgeglichen werden dürften, also von wirklichen Abnormitäten im deutschen Handel gar keine Rede sein könnte, wohl aber von der Entwickelung einer größeren wirthschastlicheu Epoche, die uns erst ihre Schattenseite zeigte, ehe ihre Lichtseiten an die Reihe kamen. Hochinteressant ist es nun, nach den Ursachen zn forschen, welchen diese neue wirthschastliche Epoche des deutschen Reiches das Dasein verdankt. Freihandel oder Schutzzoll können es nicht sein, denn vom Schutzzoll verlangt man, daß er die Einfuhr, die ausländische Con- currenz herabdrücke, dieselbe ist aber seit Vermehrung der Schutzzölle noch von Jahr zu Jahr um Hunderte von Millionen gewachsen, nud der Freihandel kann nicht sonderlich in Frage kommen, weil das, waS seine Anhänger von ihm erwarteten, in den Jahren 1872—1877, (ob faktisch oder nur scheinbar, lassen wir hier nnuntersucht) nicht zutraf, aber gerade seit dem Beginn der Schutzzollära ist der deutsche Ausfuhrhandel ungemein gestiegen, was man aber wieder nicht dem Schutzzoll zuschreiben kann, da wie schon erwähnt, die Schutzzölle in erster Linie den Handel iin Inlands schützen und die Einfuhr be schranken sollen, jedoch auf die Hebung der Ausfuhr einen sehr zweifelhaften Einfluß haben. Wir lassen daher die Einwirkung von Freihandel oder Schutzzoll hinsichtlich der neuen wirthschaftlichen Epoche, die Deutschland seit elf Jahren begonnen hat, ganz außer Betracht und erklären uns dieselbe einfach aus den 5 Milliarden französischer Kriegsentschädigung, die wie ein elementares Ereigniß auf den deutschen Handel und Wandel wirken mußten. Mit den 5 Milliarden wurden fast sämmtliche Schulden der deutschen Staaten, soweit sie nicht durch Staatseisenbahnen gedeckt sind, zurückbczahlt, es wurden von den 5 Milliarden Festungen und Kriegsschiffe gebaut und neue Kanonen und Gewehre angeschafft, kurzum, die 5 Milliarden wan derten aus den Staatskassen zunächst in die Hände der deutschen Kapitalisten, Industriellen, Kaufleute uud Grundbesitzer. Die erste elementare Einwirkung dieses finanziellen Ereignisses war die be rühmte und berüchtigte Gründerperiode, die Mehrheit der Milliarden kam aber doch in die Hände solider deutscher Kaufleute und In dustriellen und nichts war natürlicher, als daß diese nun ihre L>peku- lationen erweiterten und infolge dessen auch eine Unmenge auslän dische Waaren, davon meistentheils Rohproduete, kauften, wodurch jahrelang die bedeutende Mehreiufuhr Deutschlands entstand. Seit zwei oder drei Jahren wird das früher erworbene Plus in der Spekulation mit ausländischen Waaren aber allmäiig stärker und stärker realisirt und deshalb ist die deutsche Ausfuhr plötzlich um mehr als eine Milliarde in die Höhe geschnellt. Bom Eisenbahnunglück in Baden. Aus Freiburg, 5. September wird der „K. Ztg." berichtet: Durch amtliche Veröffentlichungen ist festgestellt, daß der Zustand der Bahn Freiburg-Breisach-Colmar durchaus ordnungsmäßig gewesen und insbesondere die Vermuthung unbegründet ist, als sei der Bahnkörper durch den wolkenbruchartigen Regen vom Wasser unter spült morden. Hier konnte man während des heftigen Gewitters zu nächst nur bemerken, daß die telegraphische Verbindung in der Richt-, ung nach Colmar zerstört sei. Der Ertrazug war um 8 Uhr 15 Minuten von Freiburg abgegangen und erst kurz nach 9 Uhr ertönte durch die elektrischen Läutewerke das Alarmsignal. Es dauerte bis 10 Uhr, bis der Vorstand des hiesigen Bahnamts mit dem nöthigeu HülfSperjonal nach Hugstetten absahren konnte. Und da die Unglücks- stütle 5l/z km von hier entfernt ist, verfloß eine sehr geraume Zeit, bis es möglich wurde, eine größere Anzahl von Versonen zur Hülfe- leistung aufzubieten und auf den Schauplatz des Unglücks zu bringen. In Freiburg selbst bewahrte die Bahnverwaltung die Katastrophe mehrere Stunden lang als Geheimniß. Nach allgemeinem Zeugniß haben auf der Unglücksstätte selbst, in den benachbarten Dörfern, bei dem Transport der Verwundeten nach Freiburg und in den dort M