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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, V« .Wilsdruffer Taaeblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bet Postbestellung 2 AM zuzüglich Dbtra«-- . gebühr. Einzelnummern 1LRpfg.AlleP°fianfta!ten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus- trägerund Veschafissteüev nehmen zu jeder Zeit Be. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh! kc'.n Anspruch aus Lieferung d-He Zeitrlng oder Kürzung des Bezugspreises. — Stücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilicgt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Aaumzeile 2V Rpfg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die Zgespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Die seit Wochen durch die deutsche Innenpolitik spukende Denkschrift des Generalagenten für Reparationszahlungen Parker Gilbert ist veröffentlicht worden. Man hat eingesehen, daß die im Anfang anscheinend beabsichtigte Geheimhal tung schädlicher gewirkt hat als die offene Bekanntgabe, die vielleicht sofort hätte erfolgen sollen, um den zahl losen Legendenbildungen und den dadurch bedingten Hindernissen im Fortgang der Gesetzgebungsarbeiten den Boden abzugraben. Die große Unsicherheit, die sich namentlich in bezug auf die Besoldungsreform für die Beamten und das Verhältnis des Reiches zu den Landern entwickelt hat, wäre vermieden worden oder zu mindestens nicht so stark in die Erscheinung getreten, als es nun doch der Fall gewesen ist. In einem Schreiben vom 20. Oktober kündigt der Generalagent für die Re parationszahlungen dem Reichsminister der Finanzen, Dr. Köhler, die gleichzeitige Übersendung an und be merkt dabei, daß er sein Memorandum für die deutsche Regierung zu den, Zwecke ausgearbeitet hätte, um die Aufmerksamkeit auf die derzeitigen Tendenzen des öffent lichen Finanzwesens, der Kreditpolitik und auf die Ge fahren hinzulenken, welche diese für die deutsche Wirt schaft sowobl wie für die Durchführung des Dawes- Planes heraufzubeichwören schienen. Die Denkschrift wurde auch an den Reichskanzler und an den 8 e n m l n l st e r versandt. Parker Gilbert erklärt Nu! bereit, jederzeit weitere persönliche Be sprechungen abzuballen. Oie Denkschrift Parker Gilberis. Der Reparationsagent sagt zunächst, er habe den Gesichtspunkt festgehalten, daß das, was im Interesse der deutschen Wirtschaft liege, gleichfalls das Interesse zur Ausführung des Dawes-Planes sei. Dann werden fol gende Gedanken entwickelt: „Zch möchte annchmen, daß das allgemeine Ziel Deutsch lands wie auch anderer moderner Industriestaaten die fort laufende Entwicklung der Industrie und dcS Handels, und zwar sowohl des inneren wie des äußeren ist, um den Lcbcns- haltungsstandard seiner Bevölkerung stufenweise zu heben. Dafür scheint die günstige innere Vorbedingung in der stäw vigen Verbilligung der Erzeugung zu liegen, begleitet von der- icnigen Steigerung der Löhne, die die Verbilligung der Erzeugung gestattet und die weder die Preise noch die Kosten ver Lebenshaltung in die Höhe treibt." Der Reparationsagent'erklärt zu diesem Zweck für not- Dendlg den gleichmäßigen Zustrom neuen Kapitals durch heimische Ersparnisse oder Kredite im Ausland. Die deutsche Regierung habe ihre feststehende Politik so charakterisiert, daß re zur Erfüllung der von ihr übernommenen Verpflichtungen Mes in ihrer Macht Stehende tun werde. Neuerdings schienen Entwicklungen, wie sie auf dem Gebiet des öffentlichen Finanzwesens vor sich gegangen seien, weder im Interesse des deutschen Wirtschaftslebens, noch in dem der Durchführung >es Dawes-Plans zu liegen. Es seien ständig sich erweiternde Programme für Aus laben und Anleihen unter nur geringer Berücksichtigung der 'innnziellcn Auswirkungen ausgestellt worden. Das steigende Niveau der öffentlichen Ausgaben gäbe dem Wirtschaftsleben schon jetzt einen künstlichen Auftrieb und drohe, die wesentliche Stabilität des öffentlichen Finanzwesens zu untergraben. Das Anhalten dieser Tendenz bedeute, daß die Folgen ernsthaftem wirtschaftlichen Rückschlag und einer heftigen Erschütterung des deutschen Kredits iin In- und Auslande be- nchen würden Es müsse also statt der bisherigen Gepflogen- ^-7 System strikter Sparsamkeit und geordneter öffentlicher >zen zur Anwendung gebracht werden. Die Finanzpolitik -es Reiches. m Gilbert erinnert daran, daß er schon früher, z. D. im 10. ^um 1927, darauf hingewiesen habe, daß der Rcichs- yaushalt eine fortdauernde Steigerung der Ausgaben auf- iveisc. ^zm Dezember 1926 habe der Reichstag einen Nach tragsetat für 1926/27 bewilligt, der den Ausgabeposten un- gefähr 1000 Millionen Reichsmark hinzufüge. Es werden dafür noch weitere Belege angeführt, auch Aussprüche der Reichsminister der Finanzen, die aus die Notwendigkeit der Sparsamkeit hinwiescn. Trotzdem sei der Etat für 1927/28 um Ermächtigungen zu Ausgaben von 600 Millionen Reichs- Marl erhöht worden. Von 1925/26 bis 1927 habe sich der Etat um 1700 Millionen Reichsmark erhöht. Der endgültige Finanzausgleich zwischen dem Reich einerseits «Nd den Ländern und Gemeinden andererseits sei um zwei icahrc hiuausgeschoben worden. Schon am 17. März 1927 habe der Reparationsagent durch einen Bries an den Reichs- Minister der Finanzen aus die entstandenen Bedenken hin- Scwiesen, und zwar nicht allein für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft Der gegenwärtige Finanzausgleich stoischen dem Reich einerseits und den Ländern und Gemeinden andererseits kann nicht als eine vorausschauendc Regelung mr das Reich angesehen werden. Er biete vielmehr Anlaß in Einwendungen fundamentaler Art. Die Länder und Gemeinden erhalten zurzeit vom Reich größere Zahlungen als je zuvor und werden aus allen er höhten Einkünften den Hauptnuücn ziehen. Gleichzeitig scheine o>c Verantwortung einerseits für die Steuererhebung und andererseits für die öffentlichen Ausgaben immer unklarer zu werden. Länder und Gemeinde» treten mit neue» tdnrde- rungen auf noch größere Zahlungen an das Reich heran und dieses habe die Verwirrung noch erhöht, indem eS neue Vor schläge mache, welche die Etats der Länder und Gemeinden weiter erhöhen. So wurde die Erhöhung der Beamtenbezüge akut, und als der Reichstag sich im Juli vertagte, verlautete, daß Er höhungen um etwa 10 A bei ihnen bevorständcn. Im September !927 jedoch kündigte der Reichsminister der Finanzen in Magdeburg an. er habe eine beträchtliche Steigerung in dem ursprünglich beabsichtigten Satze in Vorschlag gebracht nnd aas Reichskabiuett habe sie genehmigt. Der Reparationsagent acht im einzelnen den Berechnungen nach und kommt zu dem Schluß, daß die Gesamlkosten aus etwa 1200 bis 1500 Millionen Mark berechnet werden und daß die Länder erklären, diese Kosten nicht tragen zu können nnd deshalb Zuschüsse vom Reich fordern. Parker Gilbert will sich keine Meinung gestatten über das Für und Wider der Vorschläge auf Gehaltserhöhung der Beamten, ist aber der Meinung, die Rcichsregierung hätte ihren eigenen Interessen besser dienen können, wenn sie solche wesent lichen Erhöhungen als Werkzeug zur sicheren Erzielung der jenigen Reformen der Verwaltung benutzt hätte, die während der letzten zwei oder drei Fahre so vielfach angekündigl worden seien. Dazu sei cs möglicher weise jetzt noch nicht zu spät. Wenn cs auch bisher den An schein habe, als wenn die Erhöhungen der Verwaltungsreform eher hinderlich als förderlich zu werde» drohten. Außerdem brächten die Vorschläge zur Entschädigung deutscher Staatsangehöriger für Verluste oder Schäden am Privatvermögen durch den Krieg und andererseits die Vorlage eines allgemeinen Reichsschnlgcsctzes die Aussichten auf weitere Erhöhung der Ausgaben die man bei den Lignidationsschäden vielleicht auf 1000 Millionen Marl beziffern könne, während beim Schulgesetz noch kein Kostenanschlag vorliege und man sich auch um die finanziellen Auswirkungen nicht gekümmert habe. Ernste Besorgnisse in dieser Richtung würden ja selbst i» Deutschland genügend laut. Jedenfalls lägen in allen diesen Erscheinungen Momente, die die Stabilität des Reichsetats gefährden, znmal man stei genden Reparalionsverpflichtungen nachzukommen haben werde. Ein ungesundes öffentliches Finanzwesen sei herrschend, das Geld, das für die Landwirtschaft und für die Industrie dringend benötigt werde, würde durch Ausgaben verschlungen, die anscheinend ohne Rücksicht auf den von Deutschland erlittenen Verlust an flüssigen Kapitalien und aus die dringende Notwendigkeit zur Neufchassung dieses Kapitals mit Hilse Von Sparsamkeit und Vorsicht beim Geldausgeben übernommen wurden, Die infolge dieser Verhältnisse ge steigerten Produktionskosten, Preise und erhöhten Kosten der Lebenshaltung seien zu beklagen. * Finanzwesen der Länder und Gemeinden. über die Finanzlage der Länder und Gemeinden be hauptet der Reparationsagent keine näheren Angaben zu haben, doch ließen ihre Forderungen auf zusätzliche Bewilli gung durch das Reich und ihre häufigen Kreditaufnahmen im In- und Ausland erkennen, daß sie, als Ganzes genommen, über ihre Mittel leben. Die Zahlenangaben für die In- und Ausländsanleihen der Länder und der Kommunen, die insgesamt ungefähr 2600 Millionen betragen, ließen noch ihre kurzfristige oder schwe bende Schuld gänzlich außer Betracht. Die Verschuldung sei also überaus groß. Die übermäßige Kreditaufnahme im Jn- und Ausland entstamme der nämlichen Quelle, das heißi, steigenden öffentlichen Ausgaben, und nur durch Beschneidung der Ausgaben auf ein Mindestmaß sei Abhilfe zu finden. Die Denkschrift verbreitet sich weiter über das Verhältnis des Reiches zu den Ländern. Die Ankündigung der Reichs regierung vom 7. Oktober 1927 sei außerordentlich zu begrüßen, weil sie auf die gesunde Grundlage finanzieller Reformen Hin weise, daß jede nicht dringliche oder unwirtschaftliche Ausgabe in Deutschland, sei es aus Ausländsanleihen oder aus an deren Quellen, unbedingt zu vermeiden sei. Kredit- und Währungspolitik. Das Memorandum behandelt ausführlich die Finanz. Politik der Reichsbank und sagt, aus den Tatsachen ergebe sick mit genügender Klarheit, daß die Verwaltung der öffentlicher Mittel und der öffentlichen Banken dahin geführt habe, du Autorität der Reichsbauk zu verringern und ihr Hilfsmittel zv entziehen, deren sie im allgemeinen Interesse der Stabilität dei deutschen Währung und Valuta benötigte. Die Verhältnisst haben nicht weniger die Tendenz gehabt, das reguläre deutschc Banksystem seiner normalen Hilfsquellen zu berauben nnt große Mengen flüssiger Gelder in Kanäle abzulenken, du einer gesunden Kreditpolitik zuwidergehen. Die Kreditpolitik der Notenbanken und des öffentlichen Finanzwesens lönm auf die Dauer nicht nach auseinanderstrebenden Richtlinie» betrieben werden. Es sei notwendig, einen klar umrissener und umfassenden Plan in Wirksamkeit treten zu lassen, der cim gehörig miteinander übereinstimmende Politik gewährleistet Zum Schluß sagt Parker Gilbert, es liege auf de> Hand, daß eine Wirtschaftskrise die niederdrückendsten Folger für das deutsche Voll haben, und daß sie einen ernsthafter Rückschlag in der Arbeit des Wiederaufbaus des deutscher Wirtschaftslebens bedeuten würde. Auch vom Standpunkt dee Dawes-Plans aus sei cs für Deutschlands Gläubiger nur natür lich, die Empfindung zu haben, daß die im letzten Jahr befolgt. Finanzpolitik nicht im Interesse von Deutschlands Repara- tionsverpslichiungcn gewesen sei. Die Lage sei heute noch nichi kritisch, aber er habe sich verpflichtet gefühlt, die Aufmerksam keit der Reichsregicrung auf alle angeführten Punkte zu lenken. Die deutsche Ar-iNsri. Mündlicher Gedankenaustausch. Der Reichsminister der Finanzen hat dem Generalagenten die Reparationszahlungen mit dem Tatum vom 5. Novembei und die Erwiderung der Reichsregierung auf seine Denkschrift angekündigl und diese Erwiderung ist am 20. Oktober überreicht worden. Auch die Antwort der Rcichsregierung behandelt du Angelegenheiten und die aufgeworfenen Fragen in erster Linu vom wirtschaftlichen und finanziellen Gesichtspunkt aus. Sic sagt aber, daß diese Betrachtungsweise nicht ganz vollftöndix sein könne. In vielen Punkten stimme die Reichsregierung Parker Gilbert zu, während in anderen zum Ausdruck gebracht werden müsse, daß sie die gegenwärtigen Tendenzen anders als er oder nicht ganz so bedenklich ansehc. Es sei beabsichtigt, auf Grundlage des gegenseitigen Schriftwechsels die mündlichen Besprechungen zwischen Reichs regierung und Reparationsagenten zu einem ersprießlichen Ergebnis zu führe». Und der Reichssinanzminister hat die Hoffnung, daß der weitere Austausch der Meinungen zu einem günstigen Ergebnis führen werde. Entwicklung der Wirtschaft. Nach den Darlegungen des wircschastlichen Teils betrachtci cs die Reichsregierung mit dem Generalagenten als das Ziel ihrer Wirtschaftspolilik, alle produktive» Krüfie zu entwickeln Die Besserung der Wirtschaftslage, die seit der Stabilisierung erzielt ist, beweist, daß die der Wirtschaft aus Inland und Ausland zugcslosscnen Gelder eine rationelle Verwendung ge funden haben. Die Höhe der Auslandsverschuldungen gibt gegenüber den verpfändeten Werten und im Hinblick auf die Produktivität der dafür geschaffenen Anlagen keinen Anlaß zur Beunruhigung. Den Auslandslrcdiieu und -anleiheu folgten natürlich in entsprechendem Umsange Importe von Austaudswaren, zumal da Deutschland für seinen Rohstoff und Nahrungsmittelbcdars in weitem Maße aus ausländische Erzeugnisse angewiesen ist. Im Monatsdurchschnitt ist seit Juli d. I. die Mehreinfuhr von Rohstoffen und Halbwarcn um 16 Prozent zurückaegangen, in der gleichen Zeit eine Er höhung der Mehraussuhr an Fertigwaren um rund 24 Prozent cingetreten. Die Ausfuhr hat Deutschland seit der Stabili sierung ständig steigern können. Mag auch die Entwicklung an einzelnen Stellen über schnell gewesen sein, so ist eine Krisis doch nicht zu befürchten, und eine zu starke Ausdehnung wäre jedenfalls nur zum ge ringsten Teil auf Maßnahmen der öffentlichen Hand zurück zuführen. Inlandsanleihen und Steuern können keine zu sätzliche Kaufkraft schassen, weil sie lediglich Einkommen im Inland umschichtcn. Andererseits haben die Ausländsanleihen, gemeßen an den Gesamtwerten der deutschen Wirtschaft, ihr keinen un gesunden Antrieb geben können. Für die Exportförderung hängt viel ab von der Erleichterung und Neuordnung des internationalen Handels, an der milzuwirken, die Reichs- regicrung jederzeit bereit gewesen ist. Noch mehr hängt ab von der Öffnung der Märkte der Gläubigerländer für deutsche Ware. Die deutsche Regierung blickt mit ernster Besorgnis auf die Entwicklung in einem Teile der Absatzländer, da nur der Abbau der bestehenden Schranken Deutschland den für seine Leistungen notwendigen Exportüberschuß sichern kann. Die Finanzen des Reiches. Die Rcichsregierung stellt den Gedanken voran, das; die Rückkehr zur normalen össenllichcu Finanzgebarung Klarheit über die sich sür die öffentlichen Körperschaften ergebenden Lasten voraussctzt. Die Lösung der Aufwcrtungsfragcn gehört ebenso hierher wie die Fragen der Entschädigung der Liquidations- und Ge- waltgsschüdiaieu und der V e s o l d n n g s r e s o r m. Wegen der Entwicklung der Finanzen seit 1924 wird zu nächst allgemein auf die Rede des Reichsministers der Finanzen vom 26. Oktober 1927 im Haushaltsausschuß verwiesen. Die Aufzeichnung gibt einige Zahlen, um die eigentlichen Ten denzen der Entwicklung klarzustellen. Die gefoulten Kriegslasten Deutschlands, dH. die Repa rationsleistungen einschließlich sämtlicher innerer Verpflich tungen, die das Reich als direkte Kriegsfolgen übernehme» mußte, erfordern im Jahre 1927 über 3,5 Milliarden Mark, d. h. nahezu zwei Drittel der gesamten ordentlichen Ausgaben und mehr als die Hälfte der gesanllen orocntlichcn und außer ordentlichen Ausgaben des Reiches. Im ordentlichen Haus halt erfordern allein die gekennzeichneten Kriegslasten, soweit sie de» Haushalt belasten, im Jahre 1927 rund 2,6 Milliarden, also annähernd die Hälfte der gesamten ordentlichen BusaaAm des Reiches, die sich ohne die Überweisungen an die Lauder auf rund 5,8 Milliarden Mark belaufen. Die Bedeutung dieser Lasten wird klar, wenn man bedenk!, daß die Kosten der gesamten Reichsverwaltung des Jahres 1913 sich auf nur 2,7 Milliarden Mark beliefen. Diese Zahle» sprechen für sich. Ihnen läßt sich keinesfalls entnehmen, daß die Haushaltsführung ohne Rücksicht aus die Reparations verpflichtungen stattgesundcn hat. Der Haushalt des Jahres 1928, der allein 400 Millionen Mehrleistung sür Revara- tionen tragen muß, wird nach Gesichtspunkten strengster Sparsamkeit aufgestellt. Die Rcichsregierung sieht es im gegenwärtigen Augenblick als eine entscheidende Pflicht au, fortschre-umden Ansaabeerhöhnugen auch im ordentlichen Haushalt wirksam entgegenzutreten. Was den außerordentlichen Haushalt betrifft, so ist es sie Absicht der Reichsregicruug, eine Vermehrung des Anleihc- bedarss nach Möglichkeit zu verhindern. Die aus der Vergan genheit übernommenen Ausgaben des außerordentlichen Haus halts sind bereits eingeschränkt und werden weiter ein- zeschränkt. Der Rest wird für die Zukunft planmäßig und langsam abgewickelt. Im Haushalt 1928 werden die Aus- > gaben aufs äußerste gedrosselt.