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MOmsserMeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an affen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irei Haus, bei Postbcftellnng 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern io Rpfg. AL- Postanstaltcn und Post boten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent, W0ll)eNvtatt sUk Wilsdruff U. UMgegeNV gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger — »— Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rülksendung eingcsandter Schristftüchc ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.» die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs-' Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Bei dieser Mordtat trachten auch die Signalschüsse zum Weltkriege, und wie Seine nachträgliche, zufriedene Billigung dieser Untat war Ks, daß die Alliierten, die „Sieger im Weltkrieg", gerade die fünfte Wiederkehr dieses Tages benutz ten, um das zusammengebrochene, in den Krämpfen der ^Revolution sich windende, durch die Fortsetzung der Blockade bis ins Mark zermürbte Deutschland zur Unter- sschrift unter das Diktat von Versailles zu Zwingen, also auch noch dazu an jenem Orte, wo die deutsche K a i se r k r ö n u n g die Einigung der deut schen Stämme vollzogen hatte. Für uns Deutsche bedeutet der 28. Juni den Tag des Beginns und den Tag der Vollendung eines Weltverbrechens gegenüber all dem, was deutschen Blutes war und ist, bedeutet Versailles jetzt nur noch den Ort, der Deutschlands tief st e Erniedri gung sah, als zwei Deutsche namens der ohnmächtigen Republik ihre Unterschriften unter das Diktat setzten. Draußen aber, an den Grenzen des unbesetzten Gebietes, Ständen die Feinde marschbereit, um mit Deutschland ein Ende zu machen, wenn es sich weigern sollte, sich zu er geben. Das war aber nicht mehr nötig; Deutschlands Nationalversammlung hatte ihre Vertreter rechtzeitig nach Versailles geschickt, um dort die Empfangnahme der Ver urteilung Deutschlands zu bestätigen. Verhallt war das Wort, daß „dis Hand verdorren möge, die diesen Frie densvertrag unterschriebe", ebenso wie jenes andere „Lieber tot, als Sklav'!" aus dem Munde des damaligen Präsidenten der deutschen Republik. Unter den Zähnen und Fängen des alten „Tigers" Clemenceau röchelte das hilflose Opfer, usid lächelnd sahen die Wilson, Lloyd George, Sonnino und die ganze Welt herab bis zum Ver treter der Negerrepublik Liberia zu, wie das Opfer auch noch die Hand hob zu feierlicher Unterschrift. Auch das „Bekenntnis" zur deutschen Schuld am Kriege wurde unterschrieben, und damit die größte L ü g e, die die Weltgeschichte kennt, auf der aber das „moralische Recht" dieses Versailler Diktats sich aufbaute. Und damit dieser Vertrag selbst. Da kann man nur mit Scham daran denken, daß viel später noch ein deutscher Reichskanzler im Deutschen Reichstag die Äußerung tat, der „Vertrag" von Ver sailles binde uns „rechtlich" auch dann, wenn die Gegen seite selbst ihre Anschuldigung aufgebe, Deutschland allein sei schuld am Kriege; denn wir hätten ja unterschrieben! Eine gar wundervolle „Moral", ein überaus sittliches „Recht" stützt und schirmt eine Unterschrift, die uns mit dem stoßbereiten Bajonett an der Gurgel abgezwungen worden ist! „Rechtens" und „moralisch" ist es, ein Volk zu zerfleischen, ihm ganze Glieder aus der Schlächterbank von Versailles abzuhacken und den blutenden Stumpf noch in die Ketten eines engen Kerkers zu schmieden! Und was hörte man damals als Protest aus dem Munde des verantwortlichen deutschen Ministerpräsidenten? „Die Welt ist um eine Illusion ärmer geworden!" Die Welt? Nein, nur jene Teile des deutschen Volkes, die noch an die Illusion einer „internationalen Solidarität" geglaubt und auf sie gehofft hatten! Inzwischen, seit dem 28. Juni 1919, sind wir gründlich von allen Illusionen dieser Art geheilt worden. In Versailles aber sprach nur die grauenhafte Wirk lichkeit, über die wir in den Waffenstillstands bedingungen schon eine gründliche Vorbereitung erhalten hatten, die in der Aufrechterhaltung der Blockade, in der Entwaffnung, dem Raub unserer Handelsflotte und der Auslieferung vor allem unserer unbesiegten Kriegsschiffe, in dem Raub deutscher Gebiete durch das neue Polen eine weitere Fortsetzung erfuhr. Die zwei Millionen Deutscher rings um Deutschland schienen vergeblich ge fallen zu sein, — aber alles und noch viel mehr wurde za erst „rechtens" durch die Unterschrift unter das Diktat von Versailles am 28. Juni 1919. Aus der Entwaffnung wurde die „vertragsgemäße" Erhaltung der Wehrlosig keit, die im Laufe der nächsten Jahre bis auf die letzte Schanze durchgeführt wurde; denn was man uns als „Wehr" beließ, sollte ja nur Polizeizwecken dienen, nicht etwa auch einen wirklichen Grenzschutz leiste. Sollte doch Deutschland gar nicht in der Lage sein, mit 100 000 Gewehren und 300 leichten Geschützen sich gegen die Feinde ringsum zu wehren. Mit einer geradezu satanischen Präzision war die völlige Wehrlosigkeit Deutschlands durch- tzeführt worden, und wenn wirklich noch etwas vergessen worden wäre, dann halten ja die militärischen Kontroll kommissionen dafür zu sorgen, daß das nachgeholt wurde. Ein Wahnsinn der Zerstörung schritt klirrenden Tritts durch Deutschland und ein geradezu schauerliches Ver zeichnis aller vernichteten Waffen und Ausrüstungsgegen stände schreit hinaus, wie der Wille der Feinde Verwirk lichuna fand. Offen lag Deutschland und liegt noch heute BerMW MP. Nie Abgeordneten der BVP. sestgenommen. Umfangreiches Material bei den Haussuchungen gefunden. Der Polizeipräsident in München teilt mit: „Wie schon berichtet wurde, hat die bayerische Polizei vor einigen Tagen bei den Funktionären der B a y e r i s ch e n Volkspartei Haussuchungen vorgenommen, da be gründeter Verdacht bestand, daß die BVP. in engster Fühlung mit der Dollfuß-Regierung und der Heimwehr in Österreich stehe und daß sie für das Verbot der NSDAP, in Österreich mit verantwortlich sei. Bei den Haussuchungen wurde umfangreiches Material gefunden. Auf Grund des Ergebnisses der vorläufig gesichteten Schriften sah sich die bayerische Politische Polizei ge nötigt, die Festnahme der Reichs- und Landtagsab- geordnetcn der BVP. sowie weiterer wichtiger Funktio näre in ganz Bayern anzuordncn. Die Festnahmen wurden inzwischen durchgeführt." Nach einer Meldung aus Bamberg wurde auch der Parteiführer der Bayerischen Volkspartei, Prälat Leicht, in Schutz ha ft genommen. Der Münchener Polizeipräsident teilt u. a. weiter mit: Die Untersuchungen haben ergeben, daß der politische Katholizismus bestrebt ist, in jeder Weife die Anord nungen der Regierung zu sabotieren und ihr sogar entgegenzuarbeiten. Es ist ferner fest- gestellt worden, daß Versammlungsverboie umgangen und daß verbotene Wehrorganisationen illegal weiter geführt werden. Es wurden Nachrichten durch Heraus gabe illegaler Zeitungen systematisch verbreitet, wodurch der Greuelpropaganda und der Verbreitung un richtiger Meldungen Tür und Tor geöffnet sind * Mederträchtige schwarz-rote Verleumdungen in München. Eine Erklärung Hitlers im Völkischen Beobachter; Der Völkische Beobachter — Süddeutsche Ausgabe — verbreitet unter der Überschrift „Der Führer gegen schwarz-rote Verleumdungen" folgende Erklärung Hitlers: „In München wird zur Zeit durch Kreise der Bayerischen Volkspartei im Verein mit Marxisten das Ge rücht verbreitet, ich hätte anläßlich meines letzten Hierseins im Kasino des Braunen Hauses ein Sektgelage vorgefun den und es dann unter scharfer Brandmarkung der daran beteiligten nationalsozialistischen Minister aufgehoben. Diese Behauptung ist selbstverständlich von A bis Z er funden und erlogen und wird von den Kreisen der Kor ruptionsparteien nur in die Welt gesetzt, um die Aufmerk samkeit von ihrer eigenen früheren skandalösen Tätigkeit da vor jedem überfall, vor jedem Einmarsch, — und noch heute entrüstet sich „moralisch" die Welt darüber, wenn wir diesen Zustand als immer unerträglicher für uns be zeichnen. Denn ungebrochen herrscht über Europa noch jetzt, nach vierzehn Jahren, der Ungeist von Ver sailles und heischt drohend von uns Gehorsam bis auf den letzten Buchstaben seines Diktates. Ihm ist es gleich gültig, was unter seiner Herrschaft in diesen vierzehn Jahren aus Europa wurde: Ein Trümmerfeld, das erst aufgeräumt und erst aufgebaut werden kann, wenn der 28. Juni nur noch ein Tag schauerlicher Erinnerung an ein wahnwitziges Tun geworden ist und nicht mehr der Anfang eines riesigen, fortdauernden Zerstörungs werkes bleibt, wie es jetzt der Fall ist. Noch sind wir längst nicht so weit. Noch geht in sich ständig steigerndem Haß der Krieg gegen das D e u t s ch t u m in jenen Gebieten weiter, die man von Deutschland abriß, trotz allen so feier lich proklamierten Selbstbestimmungsrechtes der Völker, und gründlichste, ungestörte „Ausräumungsarbeit" gegen alles Deutsche war die weitere Folge der Bestimmungen des Versailler Diktats. In Ost und West, in Süd und Nord wurde das Minderheiten,,recht" zur Farce und sollte es ja auch werden nach dem Willen von Versailles. Und in diesen eng gewordenen Käfig preßte man noch aus aller Welt die Deutschen hinein. Denn sie waren ver femt und geächtet, ihres Besitzes beraubt und — das arme Reich wurde obendrein noch zu einer Entschädi gung an sie verpflichtet, dasselbe Reich, das erst einmal ganz gründlich ausgeplündert wurde und an dem man dann vierzehn Jahre hindurch die Ausplünderung fort setzen durfte. Aber noch an etwas anderes müssen wir an diesem 28. Juni 1933 denken, wenn wir zum Zeichen der Trauer überall im Reick die Fahnen halbstoüs setzen: wir tollen IM erMsen wegzuziehen. Es ist Pflicht jedes Nationalsozialisten, die Verbreiter dieser und ähnlicher Verleumdungen sofort fest zunehmen und den Behörden zu übergeben, (gez.) Adolf Hitler." Die Aktion gegen -ie SPD. Durchführungsbestimmungen GöringS. Ministerpräsident Göring hat in seiner Eigenschaft als preußischer Innenminister Durchführungsbestimmun gen zu dem Betätigungsverbot gegen die SPD. erlassen. Darin wird u. a. bestimmt, daß unter das Betäti gungsverbot alle Mitglieder des Reichstages, des Preu ßischen Landtages und des Staatsrates sowie der anderen parlamentarischen Körperschaften in den Gemeinden und Gemeindeverbänden usw. fallen, die selbst Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei sind oder die auf Grund von Wahlvorschlägen der Sozialdemokratischen Partei gewählt worden sind. Die Polizeibehörden bzw. Kreisbehörden haben solchen Personen, die heute noch als Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei den Volksvertretungen und Gemeindevertretungen angehören, durch polizeiliche Ver fügung aufzugeben, sich der weiteren Ausübung der Man date zu enthalten. Diese Behörden müssen ferner den Stellen, die in den Gemeinden und Gemeindeverbänden usw. die Auszahlung von Tagegeldern und anderen Bezügen der Volksvertreter durchführen, durch Polizei verfügung aufgcben, derartige Auszahlungen an sozial demokratische Mitglieder zu sperren. Das nationale DeulWand der Veste Friedensgarant. Reichsminister Dr. Goebbels an die Adresse Frankreichs. Die Pariser Zeitung „Petit Journal" veröffentlicht eine Unterredung seines Berliner Sonderberichterstatters mit dem Reichsminister Dr. Goebbels. Aus die Frage des Berichterstatters, ob es im Falle einer Übernahme der österreichischen Regierung durch die National sozialisten zwischen Deutschland und Österreich noch einen Unterschied in der Führung geben und ob man dann noch von zwei getrennten Ländern sprechen könnte, er widerte Dr. Goebbels, sicherlich könne es an der Spitze der nationalsozialistischen Führung immer nur einen Führer geben, die Unabhängigkeit Österreichs würde aber nichtsdestoweniger geachtet werde,.. Aus die Frage des Berichterstatters, ob er glaube, daß ohne die französische Revolution eine Bewegung wu die nationalsozialistische überhaupt möglich gewesen wäre, erwiderte Dr. Goebbels, daß diese Bewegung nicht nm der französischen Revolution, sondern vor allem dem trauern — über uns selbst. Denn was wurde aus jenen Worten schärfsten Protestes gegen das Feinddiktal, denen ja schon damals die Tat nicht folgte? Mit tiefer Beschämung müssen wir Deutsche es gestehen, daß sich große Teile unseres Volkes nicht bloß äußerlich, sondern auch innerlich sozusagen „verständigten" mit dem Diktat von Versailles, daß sie es als geradezu „unerhört" bezeichneten, wenn die Forderung erhoben wurde, unsere Schule sollte die Jugend über den Ungeist und den Inhalt dessen unterrichten, was am 28. Juni 1919 über uns herein brach. Hatten wir doch viele, viele Deutsche unter uns, die mit heißestem Eifer die Feinde bei der Durchführung des Versailler Diktats unterstützten. Und mit noch größerer Beschämung muß man am 28. Juni daran erinnern, daß bis in die Verfassung des Deutschen Reiches hinein der schwärzeste Tag der deutschen Geschichte sich auswirken darf, ja eigentlich über der Verfassung schwebt. Denn es heißt ja im Artikel 178 ausdrücklich, daß „die Bestimmungen des am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten Friedensvertrages von der Ver fassung nicht berührt" werden! Es war ein Zeichen der Zeit vor vierzehn Jahren, daß man diesen Artikel in die Verfassung hineinsetzte und sie damit dem Versailler Diktat unterstellte. Anders aber ist die Zeit geworden. Jetzt wehen die Fahnen Halbstocks an diesem Tage, um zu mahnen, zn erinnern an etwas, was eigentlich unlöschbar diese vier* zehn Jahre hindurch in aller Deutschen Herz hätte brennew müssen. Jetzt ist's vorbei mit dem leider so oft geglücktem Versuch, diese Flamme zu ersticken. Jetzt darf offen und, frei aller Welt gesagt werden, was für uns der 28. Jun« 1919 bedeutet und immer bedeuten wird: der Tag des Weltverbrechens an all dem, was deutschen Blutes ist von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt! Dr. V«. '