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Lbina durch vrutlch!and anerkannt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Montag, den 20 August 1928 Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2K40 Rr. 194. — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in d« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2.30 NM., bei Postbestellung r Abtrag- . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P»ftb°»nu»d «agerund Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be« stellungen entgegnt. 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Es ist eine eigenartige Fügung der Geschichte, daß jetzt, da ein amtierender deutscher Minister offiziell nach Paris geht und nicht bloß wie in Thoiry zu einer Früh- stücksbesprechung französischen Boden betritt, — daß der selbe Mann deutscher Reichskanzler ist, der am 28. Juni 1919 den Vertrag von Versailles im Ramen Deutschlands unterschrieb. Jetzt geht der deutsche Außenminister Dr. Stresemann im Auftrage des Deutschen Reiches nach Paris, um dort einen internationalen Vertrag zu unter schreiben, der nicht mehr ein Diktat, nicht mehr unmittel bare Kriegsfolge ist, nicht mehr erzwungen wird durch die Bajonette, die zum Einmarsch in Deutschland bereitstehcn. Als vor neun Jahren der jetzige deutsche Reichskanzler Müller seine Unterschrift unter die Diktatbestimmungen von Versailles setzte, da ist es geschehen unter dem Zwange dieser Gewalt, der Drohung mit den marschbereiten Bajo netten. Es sind erst neun Jahre vergangen, seitdem in dem Spiegelsaal von Versailles die beiden deutschen Ver treter unterschrieben, weil sie unterschreiben mußten. Jetzt — und mag man über den Kellogg-Pakt denken wie man will — ist der deutsche Vertreter gebeten, eingeladen, ist Gleicher unter Gleichen, kann zustimmen oder versagen, wie er will. Jetzt wird er nicht mehr durch Drahtzauu und Sonderbestimmungen ferngehalten von den anderen, sozusagen von der Menschheit. Man wird das als einen Fortschritt betrachten können, als einen Erfolg, der in den FormendieserÄußer- lichkeit zutage tritt. Die französische Presse weist dar auf hin, daß zum erstenmal nach dem Kriege ein deutscher Minister französischen Boden betritt, und nimmt dieses Erscheinen als Svmbol dafür, daß die Dinge sich ge ändert haben seit jenen Tagen, als die Vertreter des deut schen Polkes gezwungen in Versailles erscheinen mutzten. Auch die chauvinistischen Blätter in Paris können nicht umbin, fcstzustellen, daß die Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich andere geworden sind, sich ändern mußten unter dem Zwange der Zeit. Denn diese Zeit ist das Heilmittel. Nicht Berge und Ströme, nicht altüber- kommene Linien können heutzutage die Völker vonein ander scheiden, können nicht Mauern errichten, die nicht von der modernen Wirtschaft und durch den Verkehr von heute übersprungen werden. In einem Augenblick, da der deutsche Außenminister in Paris als Gleicher unter Gleichen seinen Namen unter einen internationalen Ver trag setzt, muten die Überbleibsel der Kriegs- und Nach kriegszeit als ganz besonders überlebt an. Es ist ein Widerspruch in sich, daß das Deutsche Reich unter jenen Mächten einbegriffen ist. die den Kellogg-Pakt ver einbaren, die Kriegsächtnng aussprechcu im Namen der Menschheit, und daß immer noch im Rheinland die Be sa tz u n g s t r u p p e n stehen, um auf eine andere Weise und in einem anderen Geist den Krieg verhüten zu Wollen. Deutschland weiß, daß auch der Kellogg-Pakt den Krieg nicht aus der Welt schafft und daß auch diese Ver einbarung das Wettrüsten der Völker nicht beseitigt, das immer wieder zum Kriege geführt hat. Darum ist die Reise des deutschen Außenministers nach Paris für Deutschland ein Shmbol, ist ein Drängen danach, die Methoden der Gewalt und des Krieges aufzulockern und sie durch Vereinbarungen friedlichen Charakters zu er setzen. Vor nenn Jahren kam der Präsident der Vereinigten Staaten nach Europa, umgeben von der Friedenssehnsucht der Völker. Als er das Schiff bestieg, das ihn wieder nach Amerika zurückführte, da hinterließ er ein Europa, dem er den Frieden nicht gebracht hatte. Nicht mehr der Präsident fährt jetzt nach Paris, sondern ein Staats sekretär, der genau weiß, daß die Vorschläge, die er zur Be friedung der Welt machte, keine Hirngespinste sind, der die Dinge nicht so betrgchtet, wie er sie wünscht, sondern wie sie sind. Trotz Kellogg-Pakt und trotz Pariser Kon ferenz wird kein Kreuzer und kein Unterseboot weniger gebaut, als die einzelnen Völker es beabsichtigen. Trotz Kellogg-Pakt und Pariser Konferenz wird kein Mann der Rheinlandbesatzung zurückgezogen werden, — aber Deutschland darf es als ein Svmbol betrachten, daß sein Außenminister jetzt nach Paris geht. Als ein Shmbol dafür, daß der Ungeist, der die Diktatbesiimmungen von Versailles erzeugte, allmählich schwinden wird. Nicht heute und nicht morgen. Aber die Zeit wird es lehren, daß die Völker namentlich Europas nicht mehr regiert werden können durch das Diktat der Gewalt und eines Geistes, der beherrscht ist durch Krieg und Kriegsgewalt. Der deutsche Oberschlesiertag an den Reichspräsidenten Lau bau, 19. August. Der hier tagende Oberschlesiertag richtete an den Reichspräsidenten ein Begrüßungstelegramm, 'n dem es heißt: „Wir wissen, daß der Mann, der vor kaum Jahresfrist auf dem Schlachtselde von Tannenberg vor aller Welt >o machtvoll die Lüge von der deutschen Kriegsschuld zurückwies, ruch keine Möglichkeit ungenützt lassen wird, dem wider aller Vernunft zerrissenen Oberschlesien zu seinem Rechte der völligen Wiedervereinigung mit Deutschland zu verhelfen. Wie einst bei "er Rettung aus russischer Kriegsgefahr werden dann wieder un- zählige Herzen Euer Exzellenz dankbar entgegenjubeln!" Zollvertrag China-Deutschland. Von beiden Seiten unterzeichnet. Der deutsche Gesandte für China, Dr. v. Borch, und der Auszenminister der nationalistischen Regierung in China, Dr. C. T. Wang, haben im Namen ihrer Regie rungen einen Vertrag unterzeichnet, durch den sich beide Länder völlige Gleichstellung in Zoll- und verwandten Angelegenheiten zusichern und verpflichten, sobald als möglich in Verhandlungen über den Abschluß eines end gültigen Handelsvertrages auf der gleichen Grundlage einzutreten. Der unterzeichnete Vertrag ist eine Ergänzung zum deutsch-chinesischen Vertrag vom 20. Mai 1921, sein Text wird alsbald veröffentlicht werden. Die Verhandlungen des deutschen Gesandten in China in dieser Beziehung wurden bereits kürzlich angekündigt und zogen sich einige Wochen hin, haben nun also zu dem sicher wünschens werten Resultat geführt. Oie Bedeutung des Abkommens. Wenn in der Mitteilung über den Vertrag auch nicht erwähnt, so ist die tatsächliche Anerkennung der neuen chinesischen oder Nankinareaieruna. wie man sie Der Reichsautzenminister wieder in Berlin Berlin, 19. August. Reichsaußenminister Dr. Strese- man ist am späten Abend des Sonntag von Oberhof wieder nach Berlin zurückgelehrt. Am Dienstag oder Mittwoch wird eine Kabinettssitzung stattfinden, in der die in Genf zur Sprache kom menden Fragen besprochen werden dürsten. - * Ein dänisches Kriegsschiff nimmt an der Suche nach der „Latham" teil. Kopenhagen, 19. August. Die französische Regierung hat das Angebot der dänischen Regierung, das dänische Kriegs schiff „Gustav Holm" an der Suche nach der „Latham" teil nehmen zu lassen, angenommen. Die „Gustav Holm" liegt zur Zeit im Scoresby-Sund. Amerikas Verstimmung über das englisch- französische Flottenabkommen. London, 19. August. Im Weißen Haufe wird nach Berichten aus Washington bestätigt, daß Präsident Coolidge die durch den kürzlichen Abschluß des französisch-englischen Flotten- abkomwens geschaffene Lage als ernst ansieht. Der Präsident hält die Möglichkeit für gegeben, daß das Abkommen die amerikanische Stellung zur See berührt, indem es die amerikanische Flotte in eine untergeordnete Stellung gegenüber den vereinigten britisch- französischen Flotten bringt. Weiter wird bestätigt, daß in ameri kanischen Regierungskreisen erwogen wird, für die nächste Ta- gun der vorbereitenden Abrüstungskonferenz in Genf keine ameri kanische Abordnung zu entsenden. Das Staatsdepartement kam aber zu der Ueberzeugung, daß die Anwesenheit einer ameri kanischen Abordnung Frankreich und Großbritannien zwingen könnte, die Flottenfrage aufzurollen. Von privater, aber wohl unterrichteter Seite wird erklärt, daß — wenn Großbritannien und Frankreich auf den eben abgeschlossenen Abkommen bestehen sollten — eine weitere Begrenzung der Flottenrüstung unmöglich sein würde. Der Nachfolger Coolidge werde in diesem- Fall den Kongreß zu ersuchen haben, einem ausgedehnten amerikanischen Bauprogramm zuzustimmen, um der Bedrohung einer vereinig ten britisch-französischen Flotte zu begegnen. * Sozialdemokraten und Panzerkreuzer. Entschließung des sozialdemokratischen Parteiausschusses. Parteiausschuß und Reichstagsfraktion der Sozial demokraten waren nach Berlin einberufen worden, um zum Panzerschisfbau Stellung zu nehmen, dem auch die sozialdemokratischen Reichsminister ihre Zustimmung ge geben hatten. Nach mehrstündigen Beratungen wurde mit vier Fünftel Mehrheit folgender Beschluß gefaßt: Die sozialdemokratische Rcichstagsfraktion und der sozial demokratische Parteiausschuß treten dem am 15. August ge faßten Beschluß des Partei- und Fraktionsausschuffcs über die Haltung der der Reichsregierung angehörenden Partei genossen zu der Inangriffnahme des eigentlichen Baues des Panzerkreuzers bei. Sie bedauern, daß die sozialdemo kratischen Minister dem Beschluß des Kabinetts unter Verzicht auf vorherige Befragung der Fraktion und des Parteiaus schusses zugestimmt haben. Fraktion und Parteiausschuß halten die engste Fühlungnahme zwischen ihnen und den der Regierung «„gehörenden Genossen in allen politischen Fragen für eine unabweisbare Notwendigkeit. Fraktion und Partei ausschuß halten die Beteiligung an der Regierung mit Rücksicht auf das Gesamtinteresse der Arbeiterschaft für außerordentlich wichtig. Sie leiten daher aus der Ent scheidung des Kabinetts, die die Ausführung eines vom letzten Reichstag beschlossenen Gesetzes betraf, trotz ihrer arundsätz- nach ihrem Sitz auch nennt, durch Deutschland durch dieses Abkommen vollzogen. Die Beziehungen der beiden Mächte in politischer und wirtschaftlicher Beziehung wer den aus die Basis völliger Gleichberechtigung ge bracht. Wir haben das erfüllt, was das neue China von den übrigen Mächten verlangt, die Abkehr von un gleichen Verträgen. Es wird zum Ausdruck gebracht, daß bei beiden Ländern die gegenseitigen Einfuhrwaren nicht schlechter gestellt werden als bei anderen Staaten. Die steuerliche und zolltechnische Behandlung ist gleich für Inländer und Angehörige des Vertragskontrahenten. Bei der Unterzeichnung wurde von dem chinesischen Außen minister der baldige Eintritt in endgültige Handels vertragsverhandlungen zugesichert und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß das bisherige vertrauensvolle Verhältnis zwischen beiden Ländern sich noch vertiefen möge. China will nach den schweren Nöten, durch die es in de» letzten Jahren gegangen ist, sein eigenes Leben wiedergewinnen, und wir Deutsche befinden uns nach den Erfahrungen, die wir nach dem Kriege machen mußten, sicher unter den ersten, die diese Notwendigkeit für eine Nation anerkennen. Der Weg zu friedlicher Zusammen arbeit, zu kulturförderndem Gedanken- und Güteraus tausch ist gegeben, möge das Werk gute Früchte bringen. lich abweisende» Auffassung über den Ersatzbau des' Panzer kreuzers nicht die Notwendigkeit ab, unsere Genossen zum Rücktritt ans dem Kabinett aufzufordcrn. über die Verhandlungen, die vertraulich waren, wer den noch folgende Einzelheiten bekannt: An den Be ratungen nahmen etwa 170 Parteifunktionäre teil. In der Debatte ergriffen wiederholt die Vertreter der radi kalen Richtung das Wort, um die Forderung aufzustellen, daß die sozialdemokratischen Minister aus dem Kabinett ausscheiden sollen. Demgegenüber lehnten die gemäßig teren Teile jede Formulierung ab, auf Grund deren den sozialdemokratischen Ministern ein längeres Verbleiben im Kabinett unmöglich gemacht wäre. Im weiteren Ver lauf der Debatte wurde dann der Vorschlag gemacht, daß die ganze Panzerkreuzerangelegenheit bis zum Herbst ver tagt werden solle, wo bekanntlich ohnedies eine Konsoli dierung des heutigen Kabinetts erfolgen soll. Zu diesem Vorschlag nahm insbesondere Reichstagspräsident Löbe Stellung, der sich gegen ihn ausgesprochen haben soll. Auch die Frage der früheren Einberufung des Reichstags Wurde besprochen. Diesen Vorschlag lehnten jedoch eben falls verschiedene führende Vertreter der Partei ab. Nach dem der Reichskanzler mehrere Male in die Debatte ein gegriffen hatte, nahm schließlich noch der Reichsfinanz minister Dr. Hilferding das Wort, um zur geplanten Er weiterung der Krisenfürsorge die Erklärung abzugeben, daß er nnd seine sozialdemokratischen Ministerkollegen im Reichskabinett den Antrag stellen werden, die Krisen fürsorge allgemein von 26 Wochen auf 39 Wochen aus zudehnen. Man wird immerhin gespannt sein dürfen, wie sich der radikale Flügel der Sozialdemokraten, der namentlich in Sachsen zu suchen ist, mit den Berliner Beschlüssen ab finden wird. Das Programm derKellogg-MerzeichnM Empfänge und Diners. Die französische offizielle „Agentur Havas" gibt das Programm der anläßlich der Unterzeichnung des Kriegs ächtungspaktes vorgesehenen Veranstaltungen, das aller dings erst von dem am 23. August stattfindendcn franzö sischen Ministerrat endgültig festgesetzt werden wird, be kannt. Danach wird am Vorabend der Unterzeichnung, also am 26. August, der amerikanische Staatssekretär? Kellogg den Bevollmächtigen ein Diner geben. Nach dev Unterzeichnung des Paktes, die am Nachmittag deH 27. August stattfindet, wird am Quai d'Orsay ein Diner mit anschließendem diplomatischen Empfang stattfindcn. Tags darauf wird der Präsident der Republik die Be vollmächtigen im Schloß von Rambouillet empfangen. Am gleichen Tage wird die Stadt Paris im Rathaus einen Empfang veranstalten. Alle zur Unterzeichnung eingeladenen Mächte haben diese Einladung angenommen. Nach den bisher in Paris vorliegenden Meldungen wird der Kellogg-Pakt von folgenden Staatsmännern unterzeichnet werden: Für Deutschland: Außenminister Dr. Stresemann, „ die Vereinigten Staaten: Kellogg, „ Belgien: Außenminister Hymans, „ Frankreich: Außenminister Briand, „ Großbritannien und Indien: Lord Cushendun, „ Australien: Maclan, „ Südafrika: Smith, „ Kanada: Mackenzie King, „ Neuseeland: Sir Parr, „ Irland: Gilligan, „ Japan: Ushida, „ die Tschechoslowakei: Außenminister Dr. Benesch.