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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prsennworanäo. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspalten zelle mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. ZtvömH wtd Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IE Dienstag, den 13. September 1881. 6. Jahra- Tagesbericht. — Das heimliche Einsteigen Seitens eines Neisenden in einen Eisenbahnwagen ohne Fahrbillet in der Absicht, umsonst von dem Zuge befördert zu werden, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 20. Juni 1881, als Betrug zu bestrafen; die Bestrafung wegen Betruges wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Thater im Be- tretungsfalle dis Strafnachzahlung leistet. — Das Reichsgericht hat in der Ehescheidungsklage einer dem evangelischen Glaubensbekenntnisse angehörigen Deutschen gegen ihren dem österreichischen StaatSverbande angehörigen Gatten römisch-ka tholischen Bekenntnisses, welcher in Sachsen seinen Wohnsitz hatte, erkannt, 1) daß Klagen in Ehesachen zwischen Ausländern, welche in Deutschland ihren Wohnsitz haben, bei demjenigen Landgerichte er hoben werden können, welches für den zeitigen Wohnort des Ehe- mannes zuständig ist, und 2) daß auch in Ehescheidungsklagsachen zwischen ausländischen Ehegatten, in deren Heimath die Ehescheidung unzulässig ist und statt ihrer nur auf Trennung von Tisch und Bette erkannt werden kann, die deutschen Gerichte auf vollständige Auf lösung des Ehebandes zu erkennen haben. — Maas- und Gewichts- revifionen werden von Zeit zu Zeit in den Geschäften vorgenommen und enden nicht selten mit Confiscationen von alten Biaaßen und Gewichten, wie auch Bestrafung der Besitzer derselben. Viele Ge schäftsleute befinden sich noch immer in dem Rechlsirrthum, daß ihnen die Benutzung der alten Maaße und Gewichtsstücke nachge wiesen werden müsse, um sie zur Bestrafung ziehen zu können, wäh rend allein schon der Besitz derselben genügt, um der Strafe zu ver fallen. Dasselbe gilt von neuen Maaßen und Gewichten, bei denen der Eichungsstempel nicht mehr erkenntlich ist. Alle Maaße und Gewichte müssen den Eichungsstempel des deutschen Reiches deutlich zeigen. Waagen, Maaße und Gewichte, welche den früheren Landes- Eichungsstempel, oder den Eichungsstempel Bayerns rc. zeigen, sind in jedem Falle unzulässig und dürfen in keinem Geschäftslocale vor gefunden werden. Gleich unzulässig ist die Markirung der alten Maaße an den Meßinstrumenten des jetzigen Systems. — Ueber die Ernteverhältnisse in unserem Königreiche kommen aus landwirthschaftlichen Kreisen neuerdings nachstehende resumirende Mittheilungen: „Die nun fast drei Wochen andauernde Nässe ist zwar für das Wiesen- und Feldfutter von Vortheil, indem dasselbe nun noch höhere Erträge liefert, als man erwartet hatte, um so ungün stiger erweist sich aber diese Witterung für die Kartoffeln. Nicht nur sinkt die Qualität derselben erheblich herab, sondern sie beginnen auch, namentlich in feuchtem Boden, schwarz zu werden. Auch für den Gehalt der Rübenarten ist die anhaltende Nässe von Nachtheil. Sollte dieselbe noch längere Zeit anhalten, so würde sie auch die Qualität des Weines ungünstig beeinflussen. Daß die Wintersaat bestellung durch die nasse Witterung nicht begünstigt wird, ist ein leuchtend. Jetzt, wo die Märkte reicher als bisher mit neuem Ge treide beschickt werden, stellt es sich heraus, daß in der Hauptsache die Qualität der Körner aller Getreidearten nicht wenig zu wünschen übrig läßt. Es erhellt dieses schon aus den Preisen des diesjährigen Getreides, verglichen mit den Preisen des vorjährigen. Die seit einiger Zeit eingetretene und noch immer fortgesetzte Preissteigerung des Getreides weist übrigens, trotz der günstigen Berichte der öster reichisch-ungarischen Saatenmärkte, unwiderleglich darauf hin, daß die diesjährige Ernte im Großen und Ganzen hinter einer Mittel ernte zurückgeblieben ist. In Deutschland hat das Königreich Sachsen am besten geerntet, obgleich es unter der Ungunst der Witterung ebenso zu leiden hatte, als die andern deutschen Länder. Diese bessere Ernte kann mithin lediglich eine Folge rationeller Kultur sein." — Mit 15. September treten einige Aenderungen im Fahrplane der Sächsischen Staatseisenbahn ein, indem wie auch auf dem Fahr planplakate durch eine Bemerkung schon angedeutet ist, einige Züge in Wegfall kommen. Es wird nämlich der Abends 9 Uhr 25 von Dresden-Altstadt bis Reichenbach i. V. verkehrende Personenzug von genanntem Tage ab nur bis Chemnitz verkehren, und in umgekehrter Richtung der 8 Uhr 2 Vormittags in Dresden-Altstadt ankommende Personenzug von Chemnitz statt von Reichenbach beginnen. Im An schluß an diese Züge fallen auf der Strecke Reichenbach - Hof die Kourierzüge 11 Uhr 47 Abends ab Hof und 3 Uhr 59 früh in Hof aus, dahingegen wird der Abends 7 Uhr von Dresden nach Zwickau verkehrende Personenzug bis Reichenbach durchgeführt werden und in anderer Richtung der 2 Uhr 31 Nachm. von Zwickau in Dresden eintreffende Personenzug schon von Reichenbach aus gehen. Die in den Zügen 9 Uhr 25 Abends aus Dresden und 8 Uhr 2 Vorm, in Dresden jetzt koursirenden direkten Wagen nach München via Eger und nach Kissingen kommen mit Ausfall der Züge selbstverständlich ebenfalls in Wegfall. Gleichfalls mit 15. September werden aber auch einige direkte Wagen nach Teplitz zurückgezogen und zwar die jetzt in den Zügen 12 Uhr und 1 Uhr Mittags ab Dresden-A. und 1 Uhr 44 Mittags in Dresden-A. zwischen Berlin und Teplitz via Bodenbach koursirenden Wagen. Bei den Zügen 1 Uhr Mittags ab Dresden und.1 Uhr 44 in Dresden bleibt aber dem Publikum bis um Ende des Monats September immer noch die Gelegenheit ge boten, direkt ohne Unisteigen bis Teplitz zu fahren, weil sich in ge nannten Zügen direkte Wagen bis Karlsbad befinden, die jetzt nach Eintritt der Herbstwitterung sowohl dem Karlsbader als dein Tep- litzer Verkehre genügen. — Der Anfang der diesjährigen Leipziger Michaelismesse ist auf den 26. September, der Schluß derselben auf 15. Oktober fest gesetzt. Die Engroswoche beginnt am 19. September. — Leipzig, 9. Sept. (L. Z.) Die Leipziger Universität war seit Jahren von zahlreichen Studenten russischer Nationalität besucht; unter den Auspicien der Großfürstin Helene war hier ein Seminar für slavische Sprachen gegründet worden; auch mehrere junge Rus sinnen waren immatriculirt, von denen einige juristische Vorlesungen hörten. Vor kurzer Zeit wurde, wie es hieß, das Seminar russischer seits aufgehoben und die russischen Studirenden ganz besonderer Controls unterworfen. Daraufhin ist das Leipziger Universitätsgericht angewiesen worden, wie man nach dein „Porjadok" dem Ministerium der Volksaufklärung mitgetheilt hat, in Zukunft nur russische Stu denten zur Jmmatriculation -uzulassen, wenn die Petenten ein Sitten- zengniß und Attest ihrer politischen Zuverlässigkeit, sowie ein genaues Signalement ihrer Person vorzustellen im Stande sind. Jene Zeug nisse müssen zudem aus der allerletzen Zeit vor der Anmeldung da- tiren. — Chemnitz. Das „CH. T." enthält folgende staatsanwalt- schaftliche Bekanntmachung: „Die neuerlichen Erörterungen über den Urheber der an der Lidia Klara Voigt zu Mittelfrohna verübten Verbrechens haben den Verdacht wider dem Fleischer Karl Theodor Türpe in dein Grade verstärkt, daß schon jetzt die Anklage wieder ihn mit Aussicht auf Erfolg erhoben werden kann. Es ist jedoch wünschenswerth, daß alle diejenigen Personen ermittelt werden, welche am Sonnabend den 3. d. M. Nachmittags zwischen 4 und 6 Uhr den in Nr. 216 des Chemnitzer Tageblattes beschriebenen Fleischer Türpe entweder allein oder in Begleitung der zwölfjährigen Ida Selma Pester aus Niederfrohna oder wohl gar der einige Hundert Schritt hinter der Pester hergekommenen Lidia Klara Voigt gesehen haben. Ich richte daher an Jedermann das dringende Ersuchen, die hierüber entweder selbst gemachten, oder von Anderen in Erfahrung gebrachten Wahrnehmungen mir ungesäumt zur Kenntniß zu bringen. Türpe ist zur Zeit nicht zu erlangen gewesen. Ich ersuche daher nicht nur alle Polizeiorgane, sondern auch alle Privatpersonen, welche über den Verblieb oder Aufenthalt Türpe's Auskunft geben können, zu seiner Ermittelung und Festnahme nach Kräften mitzuwirken. Es ist übrigens zu meiner Kenntniß gekommen, daß einzelne Personen theils aus Furcht vor Türpe, theils aus anderen Beweggründen init der Anzeige oder Mitthcilung von Thatsachen, die zur Aufklärung