Volltext Seite (XML)
achcnviM für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Mmtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 65. Dienstag, den 22. August 1876. Am 7. August d. Js. sind aus einer Wirthschaft iu Grumbach mittels Eiustcigeus und Erbrechens von Behältnissen eine alte silberne Spindeluhr mit Messingkette, ein neusilbernes, mit einer Klinge und Korkzieher versehenes Taschenmesser sowie ein baarer Geldbe trag spurlos entwendet worden, was behufs Wiedererlangung der entwendeten Gegenstände und Ermittelung des Thäters hierdurch bekannt gemacht wird. Königs Gerichtsamt Wilsdruff, am 17. August 1876. In Stellvertretung: Fritzsche, Rsdr. Tagesgeschichte. Aus Freiberg wird gemeldet, daß am 15. August bei dem Nothschönberger Stollen das Gesteinsmittel zwischen dem 7. und 8. Lichtloche bei Halsbrücke unter genauem Zusammentreffen der einander entgegen getriebenen Stollenörtcr glücklich zum Durchschlage gebracht und damit ein weiterer wichtiger Schritt zur Vollendung der für den Freiberger Bergbau so wichtigen Slollcnanlage gemacht worden ist. Denn nunmehr handelt cs sich mir noch um die endliche Durchbrechung des letzten, zwischen dem 8. Stollenlichtloche und dem Hoffnungs schachte der Grube Himmelfahrt inneliegenden, zur Zeit 180 Meter langen ganzen Zwischenmittels, um die zunächst Freiberg gelegenen Gruben durch den genannten Stollen vollständig zu lösen. Man hofft, dies Ziel bis zur Mitte des nächsten Jahres zu erreichen. In Halsbrücke bei Freiberg brannte in der Nacht zum 17. August der sogenannte Hammer nieder. Potschappel. Im Kunstschachte der königl. Steinkohlcnwerke Zaukerode verunglückte am 16. August der Hausbesitzer und Häuer Ferd. Büttner aus Döhlen durch hereingebrochcne Kohle lebensge fährlich; cs ist ihm das rechte Bein und der Arm gebrochen, die Brust und der Kopf beschädigt worden. Auerbach, 19. August In der Nacht vom 18. zum 19. d. ist dem Goldwaaren- und Uhrenhändler Tnchscheerer der Verkaufs laden ausgestohlen worden. Die Diebe hallen den Eingang von der Hinteren Seile des Hauses durchs Fenster genommen und waren so frech, die gestohlenen Uhren im Garlen zu sortircn und alte und zur Reparatur gegebene im Garten liegen zu lassen. Die an der Wand hängenden Uhren ließ man in Ruhe. Aus der Lausitz wird geschrieben: Seit einem Jahre wird den Schwärzern des wegen seines Schmuggels verrufenen Warnsdorfer Bezirks in außerordentlich energischer Weise zu Leibe gegangen. Der dasige Finanzwachccommissär vr. Paschka und sein Oberrespicient Christian haben seit vorigem Jahre gegen 300 Centner ausländische Waaren aller Art beanstandet. Einem einzigen Fabrikanten aus Sächsisch-Waltersdorf wurden auf verschiedenen Bahnhöfen des Warns dorfer Bezirks 12 Kisten Waaren mit Beschlag belegt, so daß dessen Fabrik seit einem Monate außer Betrieb steht. Die Warnsdorfer Fabrikanten sind über diesen erfolgreichen Schutz der heimischen In dustrie glücklich und erfreut sich vie Finanzwache seitens derselben großer Ächtung und Unterstützung. Berlin, II. August. Nachdem der Bundesrath vor einiger Zeit den Beschluß gefaßt hat, den Reichskanzler zu ersuchen, einen Gesetzentwurf über die einheitliche Feststellung der Kosten im Civil- proceß und im Concursverfahren ausarbeitcn zu lassen und dem Bun- desrathe vorzulegen, hat der Reichskanzler den preußischen Justiz minister veranlaßt, die Ansarbeitung dieses Gesetzes zu übernehmen. ..Berlin, 14. August. Schon während der letzten Reichstags- sesston war erneut von einer Revision der Gewerbeordnung die Rede, welche allerdings in einzelnen Petitionen angeregt worden war. Wie man hört, sollen Erhebungen über die Bedürfnißfrage stattgefundc», indessen die Nothwendigkeit eines Revisionsverfahrens sich nicht heraus gestellt haben. Vielmehr soll eine strengere Handhabung einer ganzen Reihe von Bestimmungen über den Gewerbebetriebs als ausreichend erachtet worden sein, um vorhandenen Uebclständen vorzubeugcn. Braunschweig, 13. August. Die hiesige Messe, die am ver gangenen Montag angegangen ist, oder, man muß sagen angehen sollte, wird wohl die schlechteste sein, die Braunschweig je gesehen hat. Mit Ausnahme der Verkäufer sind kaum so viel Leute zusammen wie auf einer Dorfkirchwcih in Thüringen. — Die Verkäufer sitzen vor ihren Buden und machen bei der Hitze einer das Gesicht länger wie der andere. Belgrad, 14. August. Nach dem Bekanntwerden von der Rück kehr des Fürsten Milan fand vor dem Schloß eine großartige De monstration des Volkes statt. Die dichtgedrängte Menge forderte stürmisch die Fortsetzung des Krieges. Fürst Milan trat heraus und erklärte unter großem und allgemeinem Beifall, daß ihm ein Prinz ge boren sei; daß soeben Nachrichten cingelausen seien, wonach die Serben an der Drina und am Javor die Türken besiegt haben, daß 120,000 Serben in fester Stellung zwischen Paratschin und Alexinatz die Türken erwarten, und daß er selbst entschlossen sei, den Kampf bis znm Aeußersten zu führen, und nicht eher Frieden zu schließen, als bis das Ziel erreicht sei. Unter enthusiastischen Beifall fügte er hinzu, daß er zum Heere zurückkehrcu und das Schicksal desselben theilen werde. — Ristits bleibt auf seinem Posten. Fürst Milan be- giebt sich morgen zur Armee, zuerst nach der Drina und von dort nach Paratschin. — Der Siebzehncrausschuß der Sknptschina hat der Regierung für alle Vertheidigungsmaßregeln Indemnität ertheilt und dieselbe zu neuen Armeelieferungen ermächtigt Seit Mittag sind wegen Entbindung der Fürstin alle Häuser beflaggt, für Abend ist Illumination angesagt. Das Ministerium hat seine Glückwünsche abgestattet, das diplomatische Corps wird morgen empfangen. Kaiser Alexander hat Palhenstelle angenommen, sein Stellvertreter wird in Belgrad erwartet. Soeben, 6 Uhr Abends, ist diplomatisches Diner bei dem Fürsten Wrcde; alle fremden Vertreter sind anwesend. An gesichts der Situation glaubt man dem Diner größere Bedeutung bcimessen zu sollen. Jsmailoff und Kwarzoff haben längere Zeit mit dem Fürsten conferirt. Nach einer Mittheilung aus Scmlin hat Oberst Despotovic an an der Spitze der bosnischen Insurgenten die Türken am 14. d. bei Petrowitz geschlagen, die Stadt erobert und reiche Beute gemacht. Ein Theil der Stadt ist verbrannt. Belgrad, 17. August. 5000 Türcke» stießen am 15. August zenseits des Passes Jainkowa Klissuxa auf die Serben unter Tscholak Aulisch. Die Türken wurden nach heftigem Gefecht, welches von früh 10—4 Nachmittags dauerte, unter großen Verluste» zurückge- fchlagen, desselben Tages wurde eine Tscherkessenabtheilung, welche das serbische Dorf Kraina überfiel, von de» Bewohnern des Dorfes zurückgctrieben. I» der „Kölnischen Zeitung" stellt I. von Widecke die militä rische Lage Serbiens als hoffnungslos dar, macht dann aber auf die politischen Schwierigkeiten aufmerksam, die sich nach dem Erliege» Serbiens ergeben werden, da man einerseits dem Sultan nach dem Siege seiner Waffen einen Rückzug ohne Entschädigung nicht zumuthell könne, andererseits aber Serbien unfähig sei, eine Entschädigung zu zahlen. „Oder, führt er fort, soll Serbien wieder ein Vilajet der Türkei werden und seine von 1822—1828 mit so vielem edlen Blut mühsam errungene und durch de» Frieden von Andrianopel bestätigte bisherige Unabhängigkeit wieder cinbüßen? Auch das geht nicht an und, abgesehen von allem Uebrigcn, wird Rußland dies nimmermehr zugcben. Man sieht, die jetzige orien talische Frage ist auch iu ihren Einzelheiten der schließlichen Lösung noch ziemlich fern und es können noch manche schlimme Verwicklungen eintreten, ehe hier reiner Tisch geschaffen sein wird."