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Amts- NS AWUblatt für den Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L»«8 Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: dir kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 219. AAsnnement virrtelj. 1 M 2b Pf. einschließl. de- „Jllustr. Unterhaltung-bl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrfle. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — -------- 55. Aayrgang. n— Somabeiid, den 15. Februar Königliche Baugewerkenschule zu Planen i. B. Unterrichtsbeginn im Tommerhalbjahr am 27. April 1SV8. Anmeldungen bis Mr 15. März. Aufnahmeprüfung am 2b. April. — Durch die Einrichtung der Sommer kurse ist zur Zeit den Schülern andrer, nicht staatlicher Baugewerkschulen Gelegenheit zum Uebertritt in die entsprechenden Kurse einer staatlichen Baugewerkenschule geboten, um dadurch einer Vorbedingung für die Ablegung der sächsischen Baumeisterprüfung zu genügen. — Im IV. Kurs Vorträge über Eisenbetonbau. Plauen r. V., am 15. Februar 1908. Die Direktion der Kgl. Baugewerkenschule. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Vorbereitungen für die Fahrt des Kaisers nach dem Süden sind im Gange. Am 6. März soll die Abreise nach Korfu erfolgen. Bis jdahin werden also die schwebenden politischen Angelegenheiten zur Entscheidung gebracht, wird der neue Schatzsekretär ernannt und die endgrltige Entschließung über die Behandlung der Steuerfrage getroffen sein. Der Aufenthalt des Kaisers im Süden zielt bekanntlich ab auf eine Nachkur nach den Früh wintertagen von Highcliffe, dürfte sich also auf eine längere Zeit erstrecken, jedenfalls bis zum Eintritt warmer Witterung im deutschen Norden. — Im reichsparteilichen Verein zu Freiburg i. B. hatte ein Vorstandsmitglied, Oberstleutnant a. D. Graf Rödern, im Dezember v. Js. Gedanken über die Notwendigkeit staats bürgerlicher Erziehung in der Schule zum Ge genstand eines längeren Vortrages gemacht, der jetzt auch im Druck erschienen ist. Ein Exemplar wurde von dem Ver fasser dem Reichskanzler zugesandt, begleitet von näheren Ausführungen, worin u. a. auch darauf hingewiesen war, daß am 8. Januar dss. Js. die Hamburger Bürgerschaft ei nen nahezu einstimmigen Beschluß über die Erteilung staats bürgerlichen Unterrichts in den Schulen Hamburgs gefaßt hat. In einem an den Oberstleutnant a. D. Grafen Rödern gerichteten Dankschreiben bekundete Fürst Bülow sein Interesse für die angeregte Frage und bemerkte: „Die Zer fahrenheit und Schwäche unseres staatlichen Lebens in ver gangenen Jahrhunderten hat in unserem Volke die Entwick lung staatsbürgerlichen Gemeinsinns verlangsamt, der für die Kraft einer Nation so viel bedeutet. Um so mehr Veran lassung haben wir, in unserer Heranwachsenden Jugend das Verständnis für die dem deutschen Volke gestellten politischen und nationalen Aufgaben zu fördern." — Rußland. Die Gerüchte von einem Atten tat auf den Zaren wurden vor einigen Tagen offiziös von Petersburg aus dementiert. Dieses Gerücht erklärt sich viel leicht aus nachstehender Mitteilung englischer Blätter: Vor ungefähr 14 Tagen soll die Kaiserin, als sie das Schlafzim mer des kleinen Zarewitsch betrat, überrascht gewesen sein, einen Brief auf dem Bette zu finden. Dieser Brief habe ein „Todesurteil" der Terroristen enthalten. Er habe angedeutet, der Zarewitsch sei seinem Geschicke verfallen. Auch das Ge schick des Zaren sei besiegelt. Man habe sofort Geheimpoli zisten in Tätigkeit gesetzt und ein ganzes Netzwerk geschickt verborgener elektrischer Drähte gefunden. Diese Drähte hätten mit 17 Bomben in Verbindung gestanden. Diese im Pa laste verteilten Bomben hätten durch Druck auf einen elektri schen Knopf zur Explosion gebracht werden können und wür den einen großen Teil des Gebäudes oder auch den ganzen Palast zerstört haben. Man habe beschlossen, die Sache ge heimzuhalten, aber sie sei bekannt geworden und zu einem Gerücht über die Ermordung des Zaren und der Zarin aus gewachsen. Es stehe jedenfalls fest, daß die Terroristen in der unmittelbaren Umgebung der kaiserlichen Familie Mit verschworene hätten, und daß die Mitglieder dieser Familie deshalb in Gefahr schwebten. — Frankreich. Auf der Rückreise von Lissabon hat sich Prinz Ettel Friedrich von Preußen auch in Paris aufgehalten und machte dort Dienstag früh im Au tomobil mit dem Botschaftsattache Frank eine Spazierfahrt durch Paris und über den Konkordiaplatz durch die Rue de la Paix nach dem Jnvalidendom, wo er von dem General Niox, dem Direktor des Museums, begrüßt wurde. Der einen Zivilanzug tragende Prinz ließ sich sofort nach dem Grabe Napoleons führen, wo er lange verweilte, und besuchte dann die Kapelle und das Museum, wo er die Erklärungen des General Niox mit dankbarer Aufmerksamkeit entaegennahm. Der Prinz hat durch die natürliche Frische seines Wesens und die rege Teilnahme, welche er den großen Erinnerungen Frankreichs erwies, sich rasch alle Sympathien gewonnen. Um 11 Uhr verließ der Prinz den Jnvalidendom und fuhr durch die Champs ElysöeS nach dem Arc de Triomphe und später nach den MaaasinS du Louvre. Hier wurde der Prinz erkannt und war sofort von Kunden umgeben, die ihn ehr erbietig begrüßten. Die Blätter sprechen ihr Bedauern dar über auS, daß der Prinz daS Pariser Stadtbild von Sacre Coeur wegen deS Frühnebels nicht voll genießen konnte. ES sei schade, daß der sympathische Prinz von den Pariser Se henswürdigkeiten nur eine geringe Anzahl zu besichtigen Zeit hatte. — England. Die englische Flottenliga fordert in einem offenen Briefe alle Vaterlandsfreunde auf, gegen die Herabsetzung des Marinebudgets Front zu machen. — Die gesamten Ausgaben für die englische Kriegsmarine sollen sich in diesem Jahre auf etwa 040 Millionen Mark beziffern. Eine solche Höhe haben die Ausgaben für die Flotte in England bisher noch nicht erreicht. — Portugal. Unter Vorsitz des Königs Manuel fand in Lissabon ein Staatsrat statt, der seine Zustimmung zur Begnadigung der wegen Meuterei im April 1900 bestraften Matrosen gab. Damit ist einem besonderen Wunsche des Königs entsprochen worden, der seine Regierung mit einem ihm verfassungsmäßig zustehenden Gnadenakt ein leiten wollte. Außer der Begnadigung der Meuterer von 1906 hat der König von Portugal, wie die Frankfurter Zei tung meldet, eine allgemeine Amnestie für Heer und Marine erlassen, die sich auf Deserteure aus der Armee und Marine erstreckt, sowie auf Offiziere und Mannschaften, die wegen Disziplinarvergehen bestraft sind. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1t. Februar. Gestern wurden hier die ersten Frühlingsboten, 3 Staare, beobachtet. — Eibenstock. Für die zweite Hälfte des Monats März ist eine weitere Versammlung erzgebirgischer und vogtländischer Holzindustrieller in Aussicht genommen, welche sich mit der Lage des Geschäftszweigs und sonstigen die Berufsangehörigen interessierenden Fragen beschäftigen dürfte. In der jungst in Aue abgehaltenen Versammlung waren die Meinungen über die Geschäftsaussichten in der nächsten Zeit geteilt. Aber allgemein wurde die Notwendig keit einer Organisation des Geschäftszweigs anerkannt. Dringend wurde ein Zusammenschluß der Holzinteressenten, die Einführung mäßiger Normalpreise und eurer einheitlichen Sortierung, die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und der Beitritt zum Verein sächsischer Holzindustrieller, speziell zur Sektion Plauen-Eibenstock-Aue empfohlen. — Vom Auersberghaus. Aus Zwickau wird geschrieben: Vor einigen Tagen hat das Vereins- oder Zwik- kauer Zimmer im Auersberghaus einen neuen Schmuck erhalten, die 2 letzten in die Holzwandverkleidung eingelassenen Wand bilder. Dieselben zeigen wie die erste Zwickauer Ansichten. Auf der einen Tafel ist vom Künstler — Herrn Oberlehrer Lippold hier — das prächtige Stadtbild festgehalten, welches sich dem Beschauer von dem Brückcnberge aus darbietet und auf der anderen eine Ansicht der Stadt von Oberhohndorf aus. Hierüber ist bei jeder Tafel rechts und links noch ein kleines Feld abgetrennt zu Einzeldarstellungen und als solche sind gewählt: die Muldenwarte und die Bismarcksäule und auf der anderen Tafel der alte „Anker" und die alte Paradiesbrücke. Die Ausführung der Malerei unter Benutzung der Holzfaser gewissermaßen als Jntarsiaimitation findet ungeteilten Bei fall. Von hochgeschätzter Seite ist bereits wieder ein Aner bieten für einen charakteristischen, höchst passenden und wert vollen Schmuck des Zimmers eingegangen. — Dresden, 13. Februar. Die 23gliedrige Kommis sion, welche die neue sächsische Wa h l r e ch t s v o r läge vorbereitet, hat, wie wir erfahren, ihre Arbeit derart befördert, daß die Vorlage in der letzten Hälfte des April an das Plenum des Landtages gerichtet wird. — Leipzig, 12. Februar. Gestern abend wurde auf der Eilenburger Eisenbahn, und zwar in der Nähe von Stünz der 59 Jahre alte Bahnmeister Rudolf Keller aus Elber feld beim Rangieren von einer Lokomotive überfahren und auf der Stelle getötet. — Zwickau. Sogenannte Geldinännel prellten einen Bewohner des Mülsengmndcs um 1700 Mark. — Glauchau, 13. Febr. In der Herolds ch en Dampfbleicherei zu Oberlungwitz ist, wie die „Glauchauer Zeitung" berichtet, heute durch Explosion des Kessels der Heizer getötet und an dem Gebäude großer Schaden anyerichtet worden. — Reichenbach. Ein Riesenkampf in der säch sisch-thüringischen Färbereiindustrie in Sicht? Die organisierte Arbeiterschaft im gesamten sächsisch-thüringischen Textilbezirk verlangt durch die Leitung des Deutschen Textil arbeiter-Verbandes vom Verband der Sächsisch-thüringischen Färbereien und Appreturanstalten ab 15. Februar d. I. die Einführung erhöhter Löhne usw. Arbeiterverkammlungen im ganzen Bezirk sollen demnächst über weitere Maßnahmen in Sachen der Bewegung Beschluß fassen, da die Unternehmer von vornherein die Forderungen ablehnten. — Plauen i. V., 12. Februar. Ein hiesiger Molkerei besitzer erlebte gestern ein Jubiläum eigener Art, seine 250. Bestrafung wegen Uebertretung in seinem Gewerbebetrieb. Diesmal handelt es sich um eine Geldstrafe von 20 Mk„ die ihm auferleat war, weil er mit Wasser versetzte Voll milch in Verkauf gebracht hatte. — Auerbach i. V, 12. Februar. In Gemeinschaft mit den Stadtvertretungen der Städte Schneeberg und Neu- städtel und den Gemeindevertretungen der Orte Lichtenau, Rothenkirchen, Wernesgrün und Rodewisch beabsichtigen Rat und Stadtverordnete unserer Stadt eine Petition an den Landtag zu richten, in der um Erbauung einer normal- spurigen Eisenbahn von Schneeb erg-Neustädtel nach Auerbach gebeten wird. Diese Verbindung ist im Interesse der lebhaften wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den genannten Ortschaften dringend erwünscht. Auch ist eine raschere Verbindung zwischen Schneeberg, den östlichen Vor ort der vogtländisch-erzgebirgischen Spitzenindustrie, und der Zentrale dieser Industrie Plauen dringend erforderlich. Jetzt beträgt die Fahrzeit von Schneeberg nach Plauen über 5 Stunden, wobei ein dreimaliges Umsteigen erforderlich ist. Falls die erbetene Bahn erbaut würde, würde die Fahrzeit ca. 2' z Stunde dauern und nur ein einmaliges Umsteigen nötig sein. — Brand. Der „Freib. Anz " schreibt: Nach einer Zeimngsmeldung soll gegen den Gendarmerie-Brigadier K. in Brand ein Strafverfahren wegen Meineids eingeleitet und der Beschuldigte bereits verhaftet worden sein. Auf Grund zuverlässiger Informationen können wir dem gegenüber mit teilen, daß die Nachricht von der Verhaftung K's vollständig aus der Luft gegriffen ist, daß weiter auch kein Strafver fahren, sondern nur eine Voruntersuchung gegen ihn einge leitet ist. Ob diese überhaupt zu einem Strafverfahren füh ren wird, ist noch nicht entschieden. — Eine wichtige Mitteilung machte der Geh. Kommer zienrat Preibisch in der Mittwochs-Sitzung der Zittauer Handelskammer. Er erklärte, daß in der am 4. Februar in Dresden stattgefundenen sächsischen Eisenbahnratssttzung, an der er teilnahm, in bestimmte Aussicht genommen worden ist, ab 1. Oktober im innern sächsischen Eisenbahnverkehr die 4. Wagenklasse an Sonn- und Festtagen ein- z u f ü h r e n. — Zur Frage der Begünstigung des Boykotts deutscher Waren in Russisch-Polen durch das K. K. Oesterreichische Handelsmuseum schreibt der Reichstags abgeordnete I)r. Stresemann der „Voss. Zeitung" fol gendes: In Nr. 65 Ihres geehrten Blattes geben Sie eine Mitteilung der Wiener Neuen Freien Presse bezüglich des Oester- reichischen Handelsmuseums wieder. Darin wird mitgeteilt, daß das K. K. Oesterreichische Handelsmuseum zum Unter schiede von sämtlichen anderen Korporationen eine Empfehlung derjenigen Ansuchen abgelehnt habe, welche von russisch polnischen Firmen betr. Verbindungen mit österreichischen Firmen an das Oesterreichische Handelsmuseum gelangt seien. Das Handelsmuseum habe lediglich die ihm zugekommenen Nachfragen den betreffenden Firmen übermittelt. Diese Dar stellung der Neuen Freien Presse entspricht insofern nicht den Tatsachen, als das K. K. Oesterreichische Handelsmuseum in einem 4 Seiten langen Zirkular die österreichischen Industri ellen direkt aufgefordert hat, sich die gegenwärtige Erregung der polnischen Bevölkerung über die Polenvorlage der deutschen Reichsregierung zunutze zu machen, also direkt dazu angestachelt hat, den Boykott deutscher Waren in Russisch- Polen auszunützen. Da mir dieses Schreiben im Original vorliegt, so wird das K. K Oesterreichische Handelsmuseum die Autentizität dieser Kundgebung schwerlich ableugnen können. Wenn in den Darlegungen der Neuen Freien Presse weiter gesagt ist, daß das K. K. Handelsmuseum eine freie Korporation darstellx, so ist dies ebenfalls nicht richtig. Nach vi. W. Wendlandt, „die Forderung des Außenhandels" wird das K. K. Oesterreichische Handelsmuseum vom Staate mit 80000 Kronen jährlich subventioniert und sein Direktor wird auf Vorschlag des Handelsministers vom Kaiser ernannt, gegenwärtig wird diese Stellung von einein Sektionsrate des Handelsministeriums wahrgenommen. Wendlandt nennt da- K. K. Handelsmuseum eure Gesellschaft, auf deren Leitung und Verwaltung der Staat wesentlichen Einfluß hat. Jeden falls ist das Handelsmuseum, wenn kein offizielles, so doch zum mindesten ein offiziöses Institut, was auch äußerlich aus der Führung seines Namens und des Doppeladlers auf seinen Briefschaften heroorgeht, es hätte daher auch um somehr Veranlassung, diejenigen Rücksichten zu nehmen, welche in dem Verkehr mit befreundeten und verbündeten Regierungen üblich sind. — Eine wichtige Entscheidung gegen den Anzeigen-Nachdruck gewisser Zeitungen faßte das Landgericht Altenburg in einer Berufungssache. Die „Zeit schrift für Deutschlands Buchdrucker, Steindrucker und ver- nxxndte Gewerbe" nennt das Urteil noch weitergehend als das vor einigen Jahren vom Freiberger Landgericht in gleicher Angelegenheit erlassene. Das Altenburger Landgericht yat einen Zeitungsverleger nicht nur dazu verurteilt, den Abdruck