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Nr. 267 Dienstag, ckea 17. November 1S14 S. Zahrgemg. Oberst» Heeresleitung. nes außerordentlichen Landtage» für erledigt er achtet. Nach dieser Entschließung des GesamtMntsterimnS möchte man annshMen, daß sich die tatsächlichen Voraussetzungen, die Mr eine Entscheidung über die Einberufung des Landtages damals bestimmend Ma ren, inzwischen geändert hüben. Ties wird Voraussicht^ lich in den dem Landtage zugeHienden Vorlagen erficht lich sein. Wie bereits mehrfach bekannt geworden ist, haben schon jetzt vertrauliche Aussprachen der FraLf tionen über die dem Landtag amtlich zugehenden Do» Ium Bußtage. Zum zweiten Male in IdieseM Kriege läuten die Mutz« tagsglocken! Als sie das erste Mal läuteten, folgte un ser Bolt ihrem Rufe fast so einmütig, wie es dem des Kaisers zu den Waffen gefolgt war. Der Ernst der ungewissen Zukunft machte die Herzen willig zu de mütiger Beugung vor dem, der allein di« Entschei dung in seiner Hand hat. Und man fühlte «S Wohl, es war so manche Sünde auch unter uns groß geworden, die wider uns zeugte. Ob die Stimmung bet dem zwei ten Bußtage noch die gleiche ist? In den 15 Wochen des Krieges, die nun schon hinter uns liegen, hat der erste Eindruck naturgemäß an Kraft verlören. Zumal bei uns, Wo man, Tank der Tapferkeit unserer Heere, von den Schrecken des wirklichen Krieges so wenig merkt, ha: man sich an den Gedanken de» Krieges fast schon zu sch, gewöhnt. Und das Verhalten unserer Feinde, ihre Ber- logeniheit, ihre unanständige KampfeSwetse, ihr« Grau samkeit gegen Wehrlose rufen nur zu leicht das Gefühl in uns wach : Ta sind Wir Barbaren doch bessere Men schen! Wir fühlen uns ihnen nicht nur militärisch nein, auch moralisch überlegen! Wird da der Ruf der BußtagSglocken offene Ohren finden? ES wäre verhängnisvoll, wenn wir meinen woll ten, wir hätten keine Buße mehr nötig! Wir ereifern uns über die Lügen unserer Feind« aber wie viele sind auch unter un-, die sich noch gar zu gern, wenigstens zu Weiterträgern von allerlei Gerede ma chen, das einem den Schein de» Etngewethtsein», des Mehrwissens geben soll und das Wohl gar an dem Verkleinern der Leistungen unserer Führer, wie unserer Truppen seine häßliche Freude findet! Wir schellten Englands Geldgier..... aber sind nicht auch un« ter uns noch viele, die selbst in dieser Zeit nur allzM sehr aus ihren Nutzen bedacht sind, anstatt wirkliche Opfer zu bringen? Und französische Leichtfertigkeit und Unsittlichkeit sind sie in Mode und schlimmeren Dingen nicht auch unter un« noch immer zu finden? Buße ist Sinnesänderung, die herauswächst au» eh» sicher Selbstprüfung, da man sein Tun und Wesen an den höchsten Maßstäben mißt und mit Schmerzen sich bewußt Wird, wie weit man noch zurück ist. Buße ist Lebensänderung, da man entschlossen bricht mit allem, wgs man als unrecht, als böse erkannt hat, ackch wenn es einem lieb geworden ist und man nur mit Schmerzen und Opfern es aufgeben kann. Buße ist heiliger Krieg, nicht nur gegen das Böse, um uns, sondern vor allem gegen das Böse in uns — ein Krieg, zu dem Gottes Kraft allein stark macht, in dem Gottes Wort und Gebet die Waffen sind, di« den Steg Verleihen. Je mehr Glieder unseres Volke» in diesem Kampf eintreten und ihn mit heiligem Ernst durchkäm- Psen, desto größer auch die Hoffnung auf den Sieg über den äußeren Feind und darauf, daß unser Volk wirklich auch innerlich erneut aus der ernsten LäuderungSzeit dieses Krieges hervorgeht. T«r Weg zur Hölle hüt noch immer, Mr den Einzelnen wie für ganze Völker, durch die Tiefe der Buße geführt. Zu solcher Butze ruft per zweite Butzlag in dieser KrtegSzett, der dem Totenfest vorangeht, alle, die den Ernst dieser Zeit in Wahrheit aus sich wirken lassen. D Land, Land, Land, höre d«S Herrn Wort! v. d. Tri UechmlW dn Mite dw KSchnich SaUni jn kiiim achrwrMm Landtage betreffend. Seine Majestät der König hab« beschlossen, die ge treuen Stände de» Königreich» Sachsen zu einem außer ordentlichen Landtag Mmätz Paragraph 115 der v«rsas- sungSurkunde Mr den 24. November diese» Fahre» in die Residenzstadt Dresden «inberufen zu lassen. Ten Mitgliedern der Ständischen Kammern Werden vom Ministerium d«s Innern Vsfmchsv« Einladungen zu-, Hehfen. Dresden, den 15. November 1914. Gesamtmintsterimn. Dr Beck. Graf Vitzthum. Hiernach ist innerhalb der Vtegierung In der Frage der Einberufung eines außerordentlichen Landtag» em limschwung eingetreten, denn am 4. September dies«» Jahre» schrieb di« Sächsische DtaatSzeitung in ihrem amtlichen Teil: Am heutigen Tag« fand unter dem Vorsitz« «einer Majestät de» König» «tne Sitzung d«S Gesamtministe riums statt. Gegenstand der Beratung waren haupt sächlich die Maßnahmen der Königlichen StaatSregi» ver neue große 5Ieg Wllenburgr. Wiederum hat der geniale Oberbefehlshaber unserer Streitkräfte im Osten die Hoffnungen, die das deutsche Volk auf ihn gesetzt hat, in glänzender Weise gerechtfertigt. Wer noch daran zweifelte, daß unser Zurückgehen von Warschau lediglich au, strategischen Rücksichten heraus erfolgt ist, den wird der neueste große Erfolg de, Generalobersten von Hindenburg «ine» Besseren belehren. Hindenburg befolgt auf dm östlichen Kriegsschauplätze eine Daktils, die die fran zösische Heeresleitung den Deutschen gegenüber amoenden wollte, und die Joffre Mtbröckelungstaktik bezeichnet hat. Der fnnHöfische OberstsommanviereNde hatte, wie man weih, kein Mück damit. Dem Generalobersten von Hindenburg ist es nun schon zum -weiten Male gelungen, nicht nur den Einbruch der :uU'chen Heere abzuweisen, sondern auch den Gegner gewaltig zu schvuichen. Drei russisch« Armee« korp, würden iw den Kämpfen um Tannenberg gefangen genommen, bet Lipno und Wloclawee sind es zusammen L8 00V Mann gewesen, Mo ungefähr soviel Streiter, wie «In ganze, Armeekorps zählt. Gs handelt sich Lei den Siegen des Generalobersten von Hindenburg also nicht um Erfolgs die dem KriegsMck zu danken sind, sondern um die Leistungen einer überragenden Klrtegskunst. Da, ein« Mal verstand der deutsche Fedherr in meisterhafter Weise di« Gegend der masurischen, Seen für seine Amecke auszu nutzen, in den Kämpfen der letzten Tag« hat «r den Be weis erbracht, daß er den Feind auch auf seinem eigenen Boden zu sassvn —< und nicht wieder loszulassen versteht. Nur einiom genialen Strategen, der mit »ollem Recht unse ren großen deutschen Heerführern der Vergangenheit an kin nMlgsoßerAegWüellblM Vtk liMilltdk ZGI-ctzlbeklchl. die Seite gestellt zu worden verdient, konnten solche Schläge Großes Hauptquartier, 1b. Nov., vorm., Me die Russen in vstprmHen häuften. Ms -em westlichen Kriegsschauplatz». Der Landrat de« Kreises Vabiau macht, der «ar gestern -le Tätigkeit beköer varteken infolge Danziger Zeitung zufolge, bekannt: Bei der Besetzung de, V," ! Kreises durch die Russen ist die Gegend von Mchlauken und -es yerrschen-eu Sturmes UN- Schneetreibens nur P^pellen überall da, wo Beisitzer und Kaufleute Lei ihrem gering. Ja 5 ian-ern schritten unsere Angriffe § Eigentum verblieben, fast gar nicht geschädigt worden. Gs langsam vorwärts. Im slrgonner Val-e errangen wir je-och einige größere Erfolge. Vke Kämpfe im Osten -auern fort. Sestern warfen unsere in Ostpreußen kämpfen-en Truppen -en Zein- in -er Segen- sti-llch von Stallu- pöneu. Vie aus Westpreußen operkeren-en Truppen wehrten bet Sol-au -en Einmarsch russischer Kräfte erfolgreich ab un- warfen am rechten Veichselufer anmarsthleren-e starke russische kräste in einem siegreichen Gefechte bet Ltpno auf plozk zurück. In -lesen Kämpfen wur-en bis gestern ----Gefangene gemacht un-1-Maschinen gewehre genommen. In -en seit einigen Tagen kn Fortsetzung -es Erfolges bei Vloelawec stattgehabten Kämpfen siel -le Entschel-ung. Mehrere uns entgegen getretene russische Armeekorps «urüen bis über kutno zurückgeworfen. Sie verloren nach -en bisherigen Zustellungen 23--- Mann an Ge fangenen un- mln-estens 7- Maschinen gewehre un- Geschütze, -eren Zahl noch nicht feststeht. rung zur tunlichsten Förderung der au» Anlaß des Krieges etngeleiteten oder noch in Aussicht genomme nen Fürsorgebestrebungen, sowie die am 31. August an die Regierung gelangten Gesuch« um Einberufung eines außerordentlichen Landtages zu diesem Zweck. In ersterer Beziehung gelangten die schon am 29. vo rigen Monats im Schoße der Staatsregierung ein gehend erwogenen Vorschläge zum Bortrage und wur^ den -um Beschluß erhoben. Sie gipfeln in folgendem: Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Ge ¬ währung von Zuschüssen an die Familienangehöri- »»>»»»»»/ gen der im Felde stehenden Krieger sollen lelstungs- lagen stattgefunden, und solche Aussprachen werden auch schwachen Gemeinden zinsfreie Darlehen aus der noch vor dem Zusammentritt des Landtage» weiter« Staatskasse gewährt Werden. Hier Mr sollen seitens Fortsetzungen finden, so daß eine einmütige Kundgebung des Finanzministeriums Mittel bis zur Höhe von der Kammern gewährleistet sein dürfte. Nur eine völlig 30 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden. ' einstimmige Annahme der Regierungsvorlagen kann der Hierdurch werden die Gesuche um Einberufung «i-, Würde der sächsischen Volksvertretung entsprechen. Eigentum verblieben, fasst gar nicht geschädigt worden. Gs sind allerdings beim Rückzüge einige Personen mit fortgs- ssührt wordeiH, deren Schicksal noch unbekannt ist. In der Gegend von Großbaum an bis zur Dekme hin hat der Feind schwere Verwüstungen «ngerichtet und «ine größere Anzahtl von den wenigen Zurück gebliebenen ermordet, ohne daß das Verhalten dazu irgendeinen Anlaß geboten hätte. Außerdem find namentlich in der Haffgegend ohne Anlaß eine größere An zahl von Gehöften von den Russen niedergebrannt worden. Herrenlos gebliebene Grundstücke und Häuser haben an ein zelnen Stellen auch durch Diebstahl gelitten. Vie Russen haben vielfach die Militärpflichtigen woggeWhrt und er schossen. Kein Gründ zur Beunruhigung in Westpreußen. Der Landrat des Kreises Marienwerder erläßt folgende Bekanntmachung: Wie au» zutoerlMiger Quelle bekannt wird, liegt zurzeit für die Provinz Wesstpreußen, nament lich auch ihrem südlichen Teil, insbesondere aber Mr alle Teils des Kreises Marienwerder keinGrund zur Be unruhigung vor. Der jenseits der Grenze zwischen Thorn und Soldau auftretende Feind wird von einer starken Heeresmacht erwartet, die ihn vielleicht schon in den nächsten Tag«n zu einer entscheidende Schlacht bringen wird. Die angeordnete Freimachung der Lazarette hat nur den Zweck, Mr di« weiter eintreffenden Verwunde ten neuen verfügbaren Platz zu schaffen. Diese Ausführun gen treffen auch Mr den Stadt- und Landkreis Graudenz zu. Italienisches Urteil zu der neuen Offensive, Eorriere della Sera bemerkt zu der neuen deutschen Offensive rechts und links der Weichsel mit dem Zentrum in Wlozlawek,. sie isst ein ausgezeichneter Versuch, den russischen Vormarsch -um Stehen zu bringen. Der Zeit punkt ist ebenfalls <gut gewählt. Die Offensive wird Le- günsstigt durch die Kämpfe an der osstpreuhischen Grenze und dadurch, daß die Deutschen die Russen auf der Linie Kctlisch- Czenstochau durch langsame, Zuvückgehen angelockt haben. Kutno liegt 100 Kilometer südöstlich Thorn und LIV Kilometer westlich Warschau; Lipno liegt 4V Kilometer südöstlich Thorn, und P lozk noch weiter nach Südosten an der Weichst. » Vie Lage im Werten. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz scheint da« Wetter zurzeit noch schlechter zu sein «Ls bei un». Infolge des herrschenden Sturme, und Schneetreibens, so sagt der gestrig« Bericht unistver obersten Heeresleitung, war die Tätigkeit beider Parteien nur gering. Immerhin sind in Flandern unsere Angriffe wieder etwas vorgeschritten und im Ar- gonner Walde find sogar einig« größer« Erfolge errungen worden. Unser« Feind« über di« Kriegslage im Westen. Englische und französisch« Zeitungen bezeichnen di« Lage der Deutschen an d«r Westfront al, sehr günstig. Der VerMt Dixmuiden, wird «l, nicht sehr wichtig hingestellt. — Na, M Die -rotze« Verlust« de, Belgier. Zn den letzten acht Tagen büßte, wie aus Rosen«, daal gemeldet wird^ die b-Wche Armee 16000 Mann Mer Tageblatt ML Mnzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. au.'Sprichst«»», der «e-aktton mit-»»«nahm» der Sonntag« nachmittag« 4-SUhr. — Lelegramm-ffäresf»r Tageblatt ffueerzgebtrg». Zernspreche» sr. --'ML* nahm«« o,st«llun,,« für »»verlangt »tngrfanät» Manuskripte kann bewähr nicht geleistet rveräen. Mamistript nicht o«>tllchN«darM