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Mer Tageblatt KKW Mzeigsr für öas Erzgebirge mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. Spachffun»» »«r N,0akN»n mit Ausnahm, -n Soaatag» nochmiaags 4—S Uh». — r»lrgramm.A»r,ss,» Lagedla« fiueerzgebirg^ gemstzrech« öS. »«»'.« ^.st,mu>,ni M, «wettaugt ^ugrfauöt, MauvMpt, kann Vnvähr nicht gtteisttt »«-««. Nr. 160. Dienstag, 14. Juli 1S14. s. Jahrgang. Diese Rümmer umfaßt 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage. König Friedrich August ist gestern auf feiner Sommerreise wohlbehalten auf dem Venediger« Haus eingetroffen. * Der Staatssekretär de» Innern erklärte sich be reit, die Wünsche des Handwerks durch Ver mittelung des Handwerks- und Gewerbekammertage» ent gege nzu nehmen. * Der nationalliberale Partetvorstand hat be schlossen, in der Reichstagsstichwahl in Co burg Mr den fortschrittlichen Kandida ten Arnold zu stimmen.*) * Die italienisch« Regierung hat den Reservt- sten-Jahrgang von 1891 etnberufen, um den Friedensstand des HeereS vorübergehend zu er höhen.*) * In Belgrad entstand durch das Gerücht, eS sei ein allgemeiner Angriff aus di« dort lebenden Oesterreicher beabsichtigt, «in« Panik.*) * Es bestätigt sich, datz Huerta trotz seiner Wahl zu- rückzutreten beabsichtigt. Al» sein Nachfol- ger wird Earbajal genannt. -» Mtzere, sieh, an anderer Stell, Mutmaßlich« Witterung MN IS. Hulst Schwache Westwinde, heiter, sehr warm, trocken, GewMeamchMng. Cnglanäs Außenpolitik Im englischen Unterhaus« hat Sir Mwack Grey in Beantwortung verschiedener Anfragen «ine Reihe von Erklärungen abgegeben, die ziemlich deutlich die Richtlinien seiner Außenpolitik erkennen lassen, wenn er dabei auch stellenweise etwas durch di« Blume sprach, so brachten seine Darlegungen doch Klarheit über man che Fragen, die die Welt bewegen. Den breitesten Raum in seinen Ausführungen nahm die Rüstungsfrage in Anspruch, und was der Staatssekretär hierbei zum Vorschlag brachte, war von einem gesunden Pessimismus durchzogen. Sir Grey tat sehr recht daran, sich über di« Aussicht von Abrüstung- Vorschlägen sehr resigniert zu äußern, und man wird ihm zustimmen müssen, daß die englischen Vorschläge in den anderen grvtzeuropät- scheu Ländern nicht viel Widerhall gesunden hlttten. Ob wohl Deutschland dabei nicht ausdrücklich genannt wird, ist doch unschwer zu erraten, daß wir damit ge meint sind, zumal er noch mit nicht mißzuverstohender Deutlichkeit htnzugefügt hat, man habe die englischen Vorschläge als einen versuch betrachtet, di« Handlungs freiheit anderer Staaten zu beschränken und zu kontrol lieren. Bemerkenswert ist das von dem englischen Außen minister gemachte Geständnis, daß er seinerseits anderen Ländern in dieser Frage solange keine direkten Vorschläge machen wolle, als eine Wahrscheinlichkeit vorhanden sei,' daß sie Übel aufgenommen würden, als Versuche, et- nen Druck ckuszuüben. Uns soll «S recht sein, denn Eng land würde sich bei einer Wiederholung seines ersten 1 Versuches wiederum «inen tüchtigen Korb holen, denn ein Abrüstungsübereinkommen würde in allererster Li nie angesichts seiner großen maritimen Ueberlegenheit, England zugute kommen. Gewiß würde auch uns dabei mancher Vorteil erwachsen, insbesondere eine Herabsetz ung der großen Flottenkosten; Indessen würde das ge schähen auf Kosten unserer Bereitschaft für den See krieg. Unsere Haltung kennt Man jenseits de» Kanal» jetzt zur Genüge und darum auch die resignierte Stimmung, da man dort gqwungen ist, trotz der knapp gewordenen Geldmittel, den Flottenausbau sdrtzusetzen. Neben dieser Frage erörterte der Staatssekretär insbesondere noch dir Konzessionen im Orient, wobei er bemrerkenS- werterwetse di« Mitteilung machte, daß bei den voraus- sichtlichen Konzessionen für England keine wesentlichen wirtschaftlichen Vorteil« herauSschauen. Hinsichtlich der Gestaltung der Schiffahrt auf dem Euphrat und Ltgrts äußerte sich der Staatssekretär sehr optimistisch, wäh rend « andererseits über die Petroleumkonzessionen sich in ziemlich unklaren und diplomatischen Wendun- gen evgwg, au» denen durchschaut, daß man doch Wohl trotz da» persischen Abkommens mit Rußland in neu« Unterhandlungen werde treten müssen. Auch hieraus erhellt, daß die rriple-Gntente keineswegs so fest schmiedet ist, wie man nach außen hin den Anschein erwecken will. Politische Tagesschau. «ne 14. Juli. Di» gekränkt«! Krankenkasse. * In-Darmstadt tagt eben Vie 21. Jahresversammlung de» Hauptoerbande, deutscher Ortskranken- kaffen. Es gab bekanntlich Zeiten, da schienen viele Otts- krankentwssm nur Filialen der sozialdemokratischen Partei^ orgattisatanen zu sein. Wenn das ander, geworden ist, so ist da» hauptsächlich der neuen Reiichsoersiicherung»« ordnung zu danken, die der politischen Aummtzimg der Kassen einen starken Riegel vochhüb. -Es war daher nur wenig berechtigte» Sttvstlob, wenn der sozialdemokratische Vorsitzende de» Ha-uptverbanpes, der sächsische Landtagsabge ordnete Fräßdorf, den-Anschein zu erwecken suchte, als sei es nur böswillige Verleumdung, wann man behaupte, die Krankenkassen verssolgtM politische Tendenzen. H.rr Fraß dorf und Heine Parteifreunde haben stdenfttls die Politik in die KrankenMrsorge zu tragen versucht und wenn da» heute nicht mehr so schlimm ist, dann ist es nicht ihr Verdienst. Ts e Sozialdemokraten im Reichstag haben alle» daran gesetzt, d e Reichsversicherngsordnung zu Falls.zu bringen, weil sie das Kvankenkassemvesen neu ordnete. Und ebenso ist di« Ent- rüstung nicht gang angebracht, mit der Herr Fraßdorf, sich gegen die Matter .wandt«, die für die Defiz'tMttschat-'t man cher Ortskrankenkassen .sozialdemokratische Mißwirtschaft rer- antwortlich machten. Daß manche -Kvankeittassen in r cht betrüblichen FinanzverhÄltnissen stch befanden und teilweise noch befindan, das konnte auch Fraßdorf Nicht abstreiten. Und datz das Bemühen der Genossen, ihre Leute in -Kafftt» beanrtemstellen unteizubringen, zu einer Vermehrung des Kassenpersonals und damit der Unkosten in der Kaffenver waltung geführt hat, das kann Herr Frätzdotzf-auch schwer lich widerlegen. Die Sozialdemokraten stnd also «sicht gar so unschuldig an dem Defizit -mancher Krankenkassen, w.« es ihr Wortführer glauben machen will, Ein serbisch« G-rgeuhiieL. * D e serbeNfeindliichsn Demonstrationen in ganz Oesterreich, die zahlreichen Verhaftungen in Bosnien schei nen auf die Nationale «Len aufreizend gewinkt zu haben. Beunruhigende Gerüchte gelangtem an bjie Mitglie der der österreichischen Kolonie in Belgrad und auch an die dortig« Gesandtschaft: Gn Anschlag »et auf di« in Bel grad lebenden Oesterreicher und ihre offizielle Vertretung geplant. SchnellgetroGone Sicherheitsmahregeln, die auf Verlangen de« österreichischen Gesandten, Naron Giesel, von den serbischen Behörden getroffen worden waren, halben den Ausbruch irgendwelcher GewaltMgiktten verhindert. Diese Nachricht bildet wiederum est«n «ewtt, Mr die dusch da» SerajÄooer Attentat und di« Hm folgende Untersuchung begründete Vermutung, datz tn Serbien ganz pLta-nmäßig gegen den Donaustaat gehetzt wird und daß jene Hetzer auch immer di« nötige Unterstützung im Volke finden. Die ge plante Aktion gegen di« Lstervttchisch-ungarÜIsche Gesandtschaft kann mm wohh ohne fehl «zu gehens Mit dem Däd« de, russisch«« Gesandten in Zusammenhang bringen, van serbischer Seite «ar der Umstand, daß Hartwig just im Hause der österreichischen Gesandtschaft btt einer Unter redung mit M«U vom Tode eveilt wurde, schott ausgenutzt worden, um in weiten Kreisen den Mauden zu erwecken, daß das plötzliche Ende des gvohen Wohltäters der serbischen Nation nicht ganz natürlichen Ursachen zuzuschreiben sei. Sülch' eine Darstellung -ist sicherlich nach dem Gchchmaick vie- ler Köpfe in Belgrad, denen ja der Mord kein alltzu fremdes Mittel ist, um gefürchtete Gegner AU beseitigen. >— Das ver eitelte Attentat wird die Spannung zwischen Men und Bel grad nur noch verschärfen Sännen. Es fehlt mm wiMch nicht mehr viel, um den Friedenswillen Habsburgs auf die äußerste Probe zu stellen. Oh Oesterreich diese bestehen wird, und ob man wünschen soll, datz sie es bestehe? . . . Stranäwanäerung. tSlachdruck Das Strand- und Badeleben an unseren deutschen Meeren bietet zwar der Reize und Abwechslung genug. Aber interessanter und inhaltsreicher ist doch «ine -Lange, einsame Manderng am Moeresgesdade. Ein Mick auf da» ruhelose Spiel der Wellen allein gewährt schon 'immer neue seltsame Formen und Erscheinungen. Eigentümlich ist «s daß dabei der BLick nie ermüdet, mm sich am dem wechsel, vollen Anblick des Meere» auch in Wochen nicht sattsieht. Selbst wissenschaftlich find die «wg wechseLnden^ zahllosen Erscheinungsformen der Wellen noch keinesweg» Mar fest gestellt. Gewiß ist uns jihve Gntstehungsurstvche bekannt. Die bewegte MeereHläche gleicht gewissermaßen dem Spiegelbild der bewegten Luft. Die Luftbeweguiigen über dem Meere bringen nämlich — an sich.meist gleichmäßige Verschiedenheiten in dem auf der Wasserfläche Lastenden Lüftbruck hervor. Am dm Stellen, wo sich der Luftdruck verstärkt hat, entstehen Wellentäler, «0 er geringer gewor den, entsprechend Wellenberg». Die Leicht beweglich» Meeresfläch« gerät also in Schwingungen, wobei Pt« ein- zslinen Wafferteilchen wohl Mitschwingen, nicht «Ler ihren Platz wechseln. Nur wenn fich «ine Woge bricht, wie « die qn den Strand rollenden Wellen tun, stürzen di« oberen Wasser teilchem vorwärts. Die» Brechen der Wagen findet feine Erklärung. Da» flache Strands-Wässer mämffich ver langsamt di« Bewegung des unterem Teil», der Wogtz wö bet der ober« überkippt. Schaumkronen beobachtet mm nun allerdings bisweilen auch draußen auf «Gener See. Dieser Borgang «klärt sich, fall» es nicht überhaupt «in Anzeichen von seichten oder klippenreichen Stellen ist, ähn lich Ein« plötzlich heftig« geworden« Luftbewegkmg hat mm dann noch nicht die «ihrer Windstärke «vtßprecheicke Be- wegungsgeschwindi gjkeit des unturen Leite» der Wellen he» vorrufm können, und wisst daher dß« steil aufgerichteten Kämme der Wellenberge nach vorn über. Die hohen, heranwogenden Meermwogen gewähren einen ganz besonder» grandiosem Anblick. Freilich wird ihre tatsächliche Höhe, nam-emilich vom Schf.ff au», meist über schätzt. Haus- oder gar turmhohe Wollen gibt es im all gemeinen überhaupt nicht; 10 Met« hohe Wellen- zählen schm zu den seltenen Ausnahmen. Besonders hohe Wellen berge entstehen dadurch, datz zwei oder mehrere Wellen- känöne aufttnandertreGsn und dann ihre «Kraft vereinen. Di« stärksten Wellen werden durch besondere Naturerschei nungen hervopgerufen, zumeist durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Welch furchtbar« iZtzrstönungsmacht dann derartige Flutwellen besitzen, mag an idem schauerlichsten Beispielen der beiden letzten Jahrhundert« «vmessen wer- dem Die durch da» Erdbeben vom Lissabon im Jahve 1766 erzeugte gewaltige Flutwelle forderte 30000 Menschenlieben, und di« GrdbübeGlut sm Jahr« 1886 an der Mste der japanischen Insel Gondo vernichtete binnen weniger Minuten 7606 Häuser und riß an 27 000 Menschen ihit in» nass« Grab. Ab« der erfinderische Menschengeist hat sich di«se sonst so vernichtend zeigend« Macht bereit, nutzbar zu machen «osucht, z. B. setzt di« Welle bei der Mocken boj« durch ihre Schaukelbewegung da» Läutewerk in Tätig, teil, und bei der Leuchtboje soll die Kraft der Wellen zur Erzeugung von elektrischem LW Dienste leisten. Wie ihr« Oberfläche, ist auch di« rtestge Wassevmaff« der Otzoane selbst leinen Augenblick in absolut« Nutze. Es stnd di« Gqeiten- «elleitz Flut und Ebbe, die da» periodische Auf- und Nied«» steigen d«, Meeresspiegel, bewirken. Aweimol täglich findet bekanntlich bitte, gewaltigeLdmen des Meere» statt und erklärt sich durch die van Mond und Sonne auf die Gckoberfläche auigeübte A^lehungttvaft. Durch die An» ziehmgskraft dieser Himmelskörper wird die Wassermass« auf der Ham zugewandten Seite der Erd« ungezogen und dadurch di« Flut gchWfeitz während auf der obgewandten der Wasserspiegel KnA also Ebbe «inttttt. Auch die GrsHeimmgen, di« da, Meer in seinem ge- mMgcn Schoß« birgt, fkd eigenartig und -wunderbar. Ndch längst nicht halben di« Naturforscher auch nur annähernd olle Vi« zahllosen Arten der Tier- und Pflanzenwelt do» Meere» festgepellt. Ev viel aber steht fest, daß .manche Meeresttsfen mehr Lebewesen enhaltsn, al» «in» ent sprechender Teil unserer Erdrinde. Nimmt man die aller- kleinsten, einzelligen Lebewesen des Meere», di« Planktons, so hat mm auf einen Liter Wasser 860 MiWonem solcher Etnzvllen ausgerechnet. Die Tierwelt übertrifft naturge mäß hie Flora de» Meere», da Letztere zu ihrem Gedeihen da» Lichte» benötigt, und diese» höchstem» bis in eine Tiefe von etwa 306 Metern dringt, womit die Meerespflanzen- west auf di« KWengewässer angewiesen ist. Frttlich, di« durch den Äu-rm an den Strand gespülten Algen, Tangs, und Seegrasbüschtt find nur geringe Dfile dieser Pflanzen welt. Aker auch sie schon zeigen dem aufmerksamem Be obacht«« mannigfache Eigenarten. Tang und Algen, d < niedrigsten Vertreter des Pflanzenreiches, besitzen kein« eigentlichen Wurzeln, sondern nur schwache Mamnechüß» chen oder Haftscheibeu, so daß sie leicht vom Grund Los- gerissen -werden und nun durch.ihre Schwimmblasen, wie man di« mit Luft gefüllten Hohlräume ihre» Gewebe» am besten bezeichnet, an di« Oberfläche gelangen» wo st« senk- vecht wtttertreiiben. Massenweise werden ast bitte schwim menden MeerosManzen van den Meeresströmungen »usam- mengetrieben und bilden dann regelrecht« schwimmende In seln. von solch treibendem Massentwng (»argamum) hat der Targaffuimsee km Atlantischen Ozean sttnen Namen. Meerwwtesen finden sich ober auch bisweilen unter der Oberfläche, So stnd di« Seegvaewiesen auf den flachen Saeckgründm der Kitter Bucht bekannt, die van dm An wohnern unter Mass« m't Sensen ebganäht werden. Denn da« Seegras liefert ein gute» Polstermittel, «sie Dang und Algen al» Dumgmitttt oder auch zur Jodgewinnung verwen det wecken. Selbst Sewofen und Seeanemonen be leben den Grund unserer Meer«. Wem» bitte pitzanvigen, fleischigen Lebewesen zwar bvntßchillernde MumüMnbm Ittgm, so find st, ober dach Ti«« und kttn« Wanzen. Vang-