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MsdmfferNaeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft d^m.^-^p'kser Tageblatt" erscheint an -Sm Werktagen nachmittags S Uhr. Dezng-preis: Bei Abholnng in 2AL!°«^^e "ad den Ausgabestellen 2LM. IM Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbcstebung Ä^pk«-AlUP»sto»ftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqeaend Postboten un"d»nsi^Au^ ^ckchSstsstellen —— 2 nehmen zu jeder Zeit Be. entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung er Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4 gespaltene Aeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Rachweisungsgebühr 20 Reichspsenmge. 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Sehr sympathisch ist uns Deutschen das große franzö- Gche Boulevardorgan „Echo de Paris" wirklich nicht und sem Leitartikler, Monsieur Pertinax, erst recht nicht; aller dings beruhen diese Empfindungen auf Gegenseitiakeit und für Herrn Pertinax nebst „Echo de Paris" ist alles Deutsche sozusagen ein Schandfleck in der Schöpfung. Recht aber Hai er —, das muß man auch als Deutscher ihm zu gestehen —, wenn er von der jüngsten Rede des engli schen Außenministers Henderson über die deutsch-österreichischen Zollvertragspläne kurz und knapp sagt, daß in diesen Ausführungen „die völlige Gleichgültigkeit Englands gegenüber der An s ch l u tz g c s a h r" ourchklinge. Hinzugefügt wild freilich nicht die naheliegende Schlußfolgerung, daß Hen derson also seine Absicht, die ganze Streitfrage vor den Völkerbundrat zu bringen, lediglich deswegen angekündigt hat, weil er von Briand sozusagen in die Zange genom men worden ist. Peinlich ist ihm die Geschichte wohl nur deswegen, weil durch das scharfe Aufbegehren Frankreichs die berühmte „europäische Atmosphäre" nicht gerade ver bessert wird und der Engländer im Hinblick auf die heran nahende Abrüstungskonferenz jede Störung vermieden wissen möchte. Natürlich ist man in Paris sehr enttäuscht, daß Hen derson in seiner Rede sorgfältig einer Festlegung darüber auswich, ob die Macdonald-Regierung das deutsch-öster reichische Vorgehen als Vertragsbruch betrachte oder nicht. Briands Urteil darüber ist ja gefällt, für ibn ist das schon eine r68 iuckioaw", liegt ein schwerer Bruch der Verträge non Versailles über St. Germain bis zum Genfer Ab kommen von 1922 vor. In Hendersons Rede wird man veraeblich suchen, was dieser offenen antideutschen Kriegserklärung" vor dem Französischen Senat auch nur im entferntesten ähnlich sieht. In der Hauptsache beschäf- tir<t fick der englische Außenminister mit den wirtschaft lichen Rückwirkungen der österreichisch-deutschen Zollunion Ensmnvs -uusienyaudet. Allerdings muß er es ver antworten, aus Drängen Frankreichs den Völkerbund einer derart starken Belastungsprobe unterziehen zu wollen, wie sie Genf bisher noch nicht gewagt worden ist. Dabei ist dem englischen Außenminister zweimal von Berlin aus gejagt woroen, daß Deutschland natürlich nicht die Stel lung eines entsprechenden Antrages in Gens verhindern «' s.9 aus eine Prozedur nach dem Völkerbund- . "lPl einlassen werde, auf eine politische Proze dur ncwch.chj der vaiuu" daris tut man so, als sei die Zollunion bzw. 7 j'U'Me Zusammenschluß zwischen Deutschland und mo.v" "ud fertig. Dabei sind erst sozusagen die B "sstorrbeschaffen — und deswegen wandte sich Sorten enAche Außenminister Dr. Schober mit deutlichen tauchend^en den übrigens auch in Hendersons Rede auf- Vorwurs, die Welt, namentlich Europa sei W Deutschland-Österreich „überrascht" worden. Bei ven ganze,, europäischen Wirtschaftskonferenzen, so erklärte Schober, sei aber überhaupt nichts herausgekom men und Mitteleuropa könne nicht mehr länger warten. Geht's nicht im ganzen von oben herunter, dann muß man's in Teilen versuchen und von unten heraus. Und von diesem Versuch nun seien die anderen Mächte unter richtet worden, sobald eine prinzipielle Einigung über die Richtlinien zwtschen Wien und Berlin gewonnen war. Das sei nicht bloß korrekt, sondern sogar überkorrekt ew^ abkommen anschließen woll^"^europa^ nL «U LUN« Um eine Nuance schärfer antuwntow der deutsche Außenminister. doch die Briand- Rede eine deutlich begaung, und am deut lichsten wurde Dr. Curtius durch s^nen mitten in die Dinge hineinfahrendcn Satz, die Konstruktion einer Ver tragsverletzung beruhe auf emer Auslegung der Verträge und des Genfer Protokolls „oie nicht Ehr auf die Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs, sondern aus eine Herabwürdigung zu emem^ zweiter blasse hinausläuft" Dr. - 1t>rach in diesem Zu- ^"nnenhange nicht von >^utschla d, aber Has konnte man ^Nct,en den Worten dieser AMmgen hören, - denn Vriaud hat immer von -sterreich und Deutschland lle>prvche„ pcipe Staalen gleichmäßig attackiert. Und wieder verweist der Außenminister daraus daß „man" Zwar die Pertragswidrigkeil behaupte, sie aber noch nie zu beweisen auch nur versucht habe Alles habc man" ganz "»berechtig, flugs auf das politische Gebiet geschoben und markiert nun Erregung. , . Nur kann Briand nicht verlangen, daß wir -kutsche gleich zusammenklappen, wenn er .'Europa" sag, und Frankreich samt Polen und Tschecho- Uowakci mein: Er fühlt offenbar seine bekannte Vater- Würde bedroh!, weil die Vereintglen Staaten Europas »»» auch wirtschaftlich zum Luftaebilde geworden sind; mich z„ einer geschlossenen antideutschen Front hat er sie "tchi zusammenbringcn können. Und darum ist nicht bloß selbst sehr böse, sondern auch sein „Echo" NeMimng der MMen MrtsW „Lm Rühmen der gellenden Verkäse." Der Neichsaußenminister über die Zollunion. Die Veröffentlichung des veutsch-österreichi- schen Zollabkommens hat wie ein ins Wasser geworfener Stein gewirkt, der immer weitere Wellenkreise hervor- bringt. die allerdings, je größer sie werden, desto flacher verlaufen. Die bisher von deutscher und österreichischer Seite gegebenen Erklärungen haben anscheinend auf den gutwilligen Teil dieser Zollunionsgegner beruhigend eingewirkt. Aus England tönt es schon bedeutend sriedsertiger herüber und die Erklärung Hendersons, die Angelegenheit vor den Völkerbund zu bringen, ist wohl als eine Geste zu werten, mit der der Rückzug aus einer Stellung angetreten wird, in der man sich zu weit vorge- wagt hatte. In F r a n k r e i ch ist man denn auch einiger maßen enttäuscht über die Rede Hendersons. Man sieht darin eine gewisse Schlappheit unl> beschließt selbst ener gischer die Sache in die Hand zu nehmen und die Störun gen weiterzntreibeu. Nachdem der österreichische Außen minister Schober jetzt den Vorwurf entkräftet hat, man habe mit dem Abschluß des Vorvertrages Geheimpolitik zum Schaden der Mächte getrieben, die den Vertrag von St. Germain und den der Völkerbunvanleihe unterzeichnet haben, hat jetzt der deutsche Außenminister Dr. Curtius im Reichsrat Erklärungen abgegeben, die über den Reichs- rat hinaus an das Ausland gerichtet sind. Dieser Voll sitzung des Reichsrats sah man mit lebhafter Spannung entgegen. Die Verhandlungen fanden nicht in dem ge wöhnlichen Neichsratssaale statt, sondern im Haushalts ausschuß des Reichstages, der mehrere WO Personen faßt. D"r Reichsrat war nahezu vollzählig versammelt. Den Verhandlungen wohnten auch viele Reichstagsabgeord nete bei. Michssußenmimster Dr. Curtius nahm das Wort, um auf die Angriffe wegen der deutsch-öster reichischen Zollunion zu antworten. Der Außenminister hob hervor, daß das Vorgehen Deutschlands und Österreichs sich in den Bahnen der gesamteuropäischen Kooperation bewege. Es sei in den internationalen Diskussionen der letzten Jahre anerkannt worden, daß die Wirtschastsnot Europas aus seine Zerstückelung zurückzusühren sei. Die Idee regionaler Verständigung und Zusammenschlüsse trete immer mehr in den Vordergrund. Der Minister betonte den rein wirtschaftlichen Charakter des deutsch-österreichischen Planes und legte das im einzelnen Var: Zusammenfassend erklärte er: „Wir wollen im Rahmen der geltenden Verträge mit möglichster Beschleunigung unseren beiden in schwerer Not befindlichen Länder die Vorteile ver schaffen, die sich ans der Erweiterung des Wirt schaftsgebietes ergeben. Wir wollen zugleich den Be mühungen um eine Neuorganisierung der europäischen Wirtschaft einen neuen Impuls geben. Es ist mir eine Genugtuung, fest stellen zu können, daß diese unsere Ziele in der Welt weit gehendes Verständnis gesunden haben Wenn trotzdem der veutsch-österreichische Plan Erregung verursacht Hai, so geben die wirklichen Absichten Deutschlands und Österreichs dazu keinen Anlaß. Ihre Verkennung läßi sich nur dadurch erklären, daß man die ganze Angelegenheit ohne Grund vom wirtschaftlichen auf das politische Terrain verschoben und mit politischen Zielen in Zusammenhang ge bracht Hai, mit denen sie nichts zu tun Hai Daß das deutsch- österreichische Vorgehen wirtschaftliche Fragen dieser oder lener Art aufwirft, läßt sich verstehen. Nicht verständlich er scheint es mir aber, dabei von einer Störung des guten Ein vernehmens unter den Nationen oder wohl gar von einer Gefährdung des Friedens zu sprechen. Ich kann deshalb auch nicht zugeben, daß der deutsch-österreichische Plan zu einem Hemmnis für Vie Abrüstungskonferenz des nächsten Jahres werden könnte. Kein Land in der Welt ist an dem Frieden Europas und seinem gemeinsamen Wiederaufbau mehr interessiert, als Deutschland und Österreich es sind Dessen sind wir uns stets bewußt. Kein Land kann auch mehr als sic den Wunsch haben die Zusammenarbeit gefördert und schließlich von Erfolg ge krönt zu sehen Wird der deulsch österreichische Plan fo ver standen und gewürdigt, wie er von den beiden Partnern ge dacht ist, so wird sich, wie ich bestimmt hoffe, die Erkenntnis durchsetzen, daß er sich in die allgemeinen europäischen Be strebungen einordnct." * Aus der Vorgeschichte der Mverordnung. Antwort der Reichsregierung auf die Kritik der Bayern regierung Amtlich wird mitgeteilt: Gegenüber einer amtlichen Münchener Erklärung zu einer Reve des bayerischen Justiz ministers Gürtner auf dem Deutschnationalen Parteitag in Nürnberg ist folgendes festzustellen: Die Grundgedanken, Vie in oer Notverordnung des Reichs präsidenten vom 28 März 1931 verwirklicht wurden, sind in der Konserenz der Innenminister der Länder eingehend erörtert worden. Im Anschluß an die Konferenz hatte am Nachmittag des 18. März, dem Tage der Konferenz, der Reichsminister des Innern. Dr Wirth, unter Zuziehung des Staatssekretärs Zweigeri eine Besprechung mii dem bayerischen Innen minister Stützel Bei dieser Gelegenheii ist der vor läufige Entwurf der Verordnung in allen Einzelheiten durch gesprochen worden Schließlich hat der Reichskanzler den bayerischen Ministerpräsidenten über den Erlaß der Notver ordnung vor ihrer Veröfsentlichung unterrichtet und ihm die Gründe mitgeleilt, weshalb der Erlaß der Not verordnung nicht länger hinausgeschoben werden konnte. Den Wünschen des bayerischen Innenministers Stützel auf Kenntnisnahme und Überprüfung des endgültigen Textes konnte der Reichsminister des Innern aus grundsätzlichen Er wägungen in Wahrung der verfassungsmäßigen Rechte des Reichspräsidenten, um der Entschließung des Reichspräsidenten nicht vorzugreifen, nicht entsprechen Jie AWrie- M HMclMMer MMu W Munion. Die Industrie- und Handelskammer Dresden faßte zu dem deutsch-österreichischen Zollabkommen solgende Entschließung: „Die Kammer begrüßt lebhaft den Plan der Angleichung der zoll- und handelspolitischen Verhältnisse Deutschlands und Oesterreichs. Die in Aussicht genommene Zollunion ist geeignet, die Wirtschaft beider Vertragsländer zu befruchten und ihren Binnenmarkt zu stärken; ebenso wird das gemeinsame oder gleich gerichtete handelspolitische Auftreten der beiden Regierungen den Abschluß günstiger Handelsverträge erleichtern. Einzelne, aus der besonderen Wettbewerbslage mancher Industrien sich ergebende Bedenken müssen gegenüber dem großen Ziele der wirtschaftliche« Einigung der beiden deutschen Länder zurückgestellt werden. Nö tigenfalls kann solchen Bedenken durch Uebergangsmasznahmen Rechnung getragen werden; ebenso bedürfen die Probleme der Angleichung aus dem Gebiete der Warenumsatzbesteuerung, der Verbrauchsabgaben, der Monopole und dergleichen noch eingehen der Prüfung. Die Kammer vertraut daraus, daß die Reichsregierung un beirrt durch irgendwelche Einwendungen, im Bewußtsein unseres guten Rechts, den Plan in Gemeinschaft mit der österreichischen Regierung zur baldigen Durchführung bringen wird." Herrmi wird immer milder. Proteste der bürgerlichen Linksparteien gegen die Zollunion. Die vereinigten Linksgruppen der französischen Kammer . (ohne die Sozialisten) beschlossen unter dem Vorsitz Herriots, einen Jnterpellationsantrag über das deutsch-österreichische Zollabkommen einzureichen. Herriot wurde beauftragt, im Namen der Radikalsozialisten eine ausgedehnte Aussprache über diese Frage zu verlangen. Die Linksradikalen beauftragten den ehemaligen Luft fahrtminister Laurent-Eynac, zu sprechen. Die Partei gab einstimmig eine Erklärung ab, in der sie die Methoden der Geheimdiplomatie verurteilt, die durch die Unterhänd ler, Deutschlands und Österreichs betrieben worden sei (!) England beruhigt sich. Eine nüchterne Stimme. Die Rede des Reichsaußenministers Curtius im Reichs rat hat iu London im allgemeinen einen guten Eindruck be macht. Die Lage hat sich nach Auffassung englischer Stellen ganz wesentlich entspannt, besonders da Curtius keine Ein wendungen mehr gegen die Erörterung der Angelegenheit vor dem Völkcrbundsrat erhebe. Der englische Handelsminister Graham äußerte sich im Unterhaus dahingehend, daß es unmöglich sei, ein abschlie ßendes Urteil über die Auswirkung des Abkommens auf den britischen Handel zu fällen, bevor nicht seine Einzelheiten, hauptsächlich aber die Zolltarife für britische Einsuhrwaren, bekannt seien. Sollten sich diese ungefähr aus dem augenblick lichen Stand halten, so würde der britische Handel nur wenig von dem Abkommen berührt. „Evening Standard" meint, daß Henderson sich durch den Sirenengesang Briands habe einsangen und aufstacheln lassen, so daß er ärgerlicher als notwendig gewesen sei. Das Blatt erinnert daran, daß schon in Versailles die einsichtigeren Staatsleute die Abtretung deutscher, österreichischer und ungarischer Gebietstcile an die Slaven und Rumänen als einen schweren historischen Fehler bezeichnet hätten. Die Germanen seien gegenüber den Slawen die lebenskräftigere Rasse. Die Annäherung zwischen Öster reich und Deutschland würde sie nur noch verbessern. Bor einer neuen Icmrche? Berlin, 31. März. Nach Meldungen französischer Blät ter sollen die Earantiemächte sür die österreichische Anleihe, be sonders also Frankreich und England, sich über einen neuen diplo matischen Schritt in Berlin und Wien verständigt haben. Wenn man sich auch noch nicht darüber geeinigt habe ob diese neue Protestdemarche von allen interessierenden Machten gemeinsam oder von jeder Negierung besonders unternommen werden solle, so sei über die Notwendigkeit und die Art der Demarche doch schon Einvernehmen erzielt.