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WocheZMM 1871 Freitag de» 17. März Weimar, 13. März. Die „Wenn. Zeitung" erfährt aus sicher ster Quelle, daß der Kaiser Wilhelm, der kaiserliche Kronprinz, die Prinzen Carl und Adalbert und wahrscheinlich Graf Moltke am Donnerstag den 16. März Nachmittags zum Besuch am großherzog- lichen Hose eintreffen und am andern Tag ihre Reise nach Berlin fonsetzcn. Frankfurt, 13. März. Hiesigen Maltern zufolge kommt der Kaiser Wilhelm den 15. März Nachmittags 6 Uhr hier an und reist am 16. Mürz nach Weimar. München, den 5. März. Als Curiosum verdient erwähnt zu werden, das; hjer bei der ReichstagSwahl Bismarck und der Papst je eine Stimme erhielten. Auf ausdrückliche Anordnung Sr. Mas. des Kaisers werden die öffentlichen Gebäude am Tage der Autunit des Monarchen in Berlin, sowie zur Feier seines Geburtstages nicht illuminirt werden. Da gegen soll auf kaiserlichen Befehl die Erleuchtung der Stadt am Tage deS TruppeneinzugcS — etwa am 2. Alai — eine allgemeine und so glänzende und so strahlende wie möglich sein. Das Pro gramm der Festlichkeiten zum Einzuge wird durch eine besondere noch niederzusetzende Commission entworfen und dann dem Kaiser vorge- lcgt werden. Die Enthüllung des Reiter-Standbildes König Fried rich Wilhelm III. wirb einen Theil desselben bilden. Straßburg, 12. März. Die zur künftigen Besetzung deS El sasses und Deutsch-Lothringens bestimmten Regimenter scheiden aus den bisherigen ArmeecorpSverband auS und bilden den Stamm eines ne» zu errichtenden Armeecorps. Anher erstatteter Anzeige zu Folge hat der Schlossergeselle Eduard Ludwig Hachse ld aus Hannover seinen im November 1870 von der Polizeibehörde zu Hannover ausgestellten Reisepaß heut Vormittag auf dem Wege von Wilsdruff nach Keffelsdorf verloren und ist dieser Paß, im Falle er gefunden werden sollte, anher abzuliefern. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, dm 15. März 1871. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Tagesgeschichte. In dem „Dr. I." widmet Oberst von Lindemann als Comman- deur des kgl. sächsischen 8. Infanterieregiments Nr. 107 den „Nicht wiederheimkehrenden" desselben einen ehrenden waffenbrüderlichen Nachruf, in welchem außer dem Oberstlieutcnant v. Schweinitz 5 Hauptleute, 6 Premierlieutenants, 5 Secondelieutenants, 5 Feldwebel und Vicefoldwebcl, IO Sergeanten, 21 Unteroffiziere, 27 Gefreite, 4 Hornisten, 2 Tambours, I Lazarethgchilfe und 172 Mannschaften namentlich aufgeführt sind. Alle Theile unseres sächsischen Vater landes sind durch Ortschaften vertreten; außerdem finden sich auch Hannover, Göttingen, Torgau, Ronneburg, Frankfurt, Gera, Prie- bus, Görlitz, Berlin darunter. Gewiß jedes deutsch fühlende Herz schließt sich folgenden Worten des Nachrufs mit innigem Mitgefühl an: Ihr thcueren gefallenen Kameraden des 107. Regiments, ruhet sanft, unsere waffeubrüderliche Liebe bleibt bei Euren Gräbern, Euer ruhmumstrahltes Andenken in unseren Herzen! Das Vaterland aber, es sticht Euch den cwiggrünen Lorbcerkranz ums Haupt, und Eure Namen stehen fortan im Heldcnbuche unseres Volkes verzeichnet. Dresden, 13. März. Es verlautet, daß das 12. und 7. Ar meecorps und die würtembcrgische Division bis auf Weiteres als Occupationstruppen in Frankreich stehen bleiben. Zum Chef der Civilverwaltung in Frankreich, soweit dieselbe in den occupirt bleibenden Departements von den deutschen Be hörden gehandhabt wird, ist der sächsische Kricgsminister General- Lieutenant v. Fabrice ernannt worden. Nachdem der Zimmermann Fürchtegott Heinrich Birkner in Alttanneberg als Verfasser und Einsender des in Nr. 27 des vorjährigen hiesigen Amts- und Wochenblattes zu lesenden Inserats: „Man kann doch sehen, wie weit es die Tanneberger Fortbildungsschule gebracht hat, die Schüler sind doch so flegelhaft geworden, daß sie die Leute beim Zuhauscgchen noch zum Narren haben" ermittelt und wegen des hierin zu erblickenden Pasquilles auf Antrag des Vorstandes des öconomischen Vereins zu Tanneberg in Gemäs- beit der Art. 242 und 73 des revidirten Strafgesetzbuches zu Bezahlung einer Geldbuße vou drei Thalern —-—- und der ge- und außer gerichtlichen Kosten vcrurtheilt worden ist, wird Solches dem gesprochenen Erkenntniß gemäß auf Kosten des Privatanqcklaqten Birkner hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 15. März 1371. Jti Stellvertretung: Dürisch, Assessor. für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind I. in der Nacht vom 26. zum 27. vor. Mon. aus einem Gute in Sachsdorf 1 ., eine ziemlich große messingene Plattglocke mit gelbbraunem Griff, 2., zwei Paar baumwollene gestopfte Socken, das eine Paar I,. b'. roth gezeichnet, 3., ein altes Hemde mit nur einem Aermel und zum Ausbessern bestimmt, 4., ein grauer Topf mit etwas Fett, ü., eine graue Brannlwcinstasche mit etwas Branntwein und 6., ein großes Vrodmesser mit grauem, generbtcm Griff und II. in der Nacht vom 3. zum 4. dieses Mon. aus einem Gute in Kaufbach 1., eine ältere große Wanduhr mit weißem Zifferblatt, römischen Zahlen, messingenen Ketten und eisernen Gewichten, 2., eine große Kleiderbürste mit Weißen und außen herum einer Reihe schwarzen Borsten, 3., eine schwarze Tabakspfeife vou Horn mit Steingut kopf, worauf ein Jagdstück befindlich, 4., eine neue Peitsche, Stock von Rohr und mit grünem Leder überzogen, 5., zwei Stück englische Scheeren mittlerer Größe, 6., sieben Stück Kinderbetten-Uebcrzüge und zwar: ein weißer NipSüberzug, sechs Stück roth und weiß gekästelte Köperüberzüge, hiervon 4 Stück größer und 2 Stück kleiner gekästelt, 7., ca. V? Stück Butter, 8., ca. V2 Näpfchen Fett, 9., ca. 1 Pfd, Blutwurst, Io., eine graue Flasche mit einer größeren Quantität Branntwein und 11., zwei Paar graue Fausthandschuhe spur- und ver- dachtlvs gestohlen worden. Man bringt behufs Ermittlung der oder des Thäters beziehentlich Wiedererlangung des Gestohlenen diese Diebstähle hiermit zur öffentlichen Kenntniß. Wilsdruff, am 15, März 1871. Das Königliche Gerichtsamt. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor.