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IDW ZttRWMO» H ^sLOWWK ^VGGWGAAsf VG für Lürgertum, Äeamte, Angestellte u. Arbeiter. 8« S W Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «r-ch<«»« «» eSr» «Dkiti.xcu rachxitt«,, 3u^r. SiM,»prr1»: »r> *»h»l»«, bl I >«U M^Uch ««»Lnd-ftelln, 2 RM. im M-»»t, dri zupcll»»« d«ch tzk Bolw 2,3« «M., dri Psftbefte»-ng Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »« Falle h Sy erer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein «nsPrnch auf Lieferung »er Kürzung de» Bezugspreise». — StücksendungeingesanLLer Schrif^tüebe erfolgt nur, wenn Porto beilirgt. ^271. —. 87 ZahrgSNg Telegr Adr: „Amtsblatt' Wilsdrufi-Dresden Postscheck Dresden 264V Dienstag, den 20. November 1S28 «n^i-rmprci,-. »ie »,Kp-l»e«e A>«xs,., dir4gttp«u«»e Seil- d-r nmtttchkn B-danntm-ch-«,-» «««tch». pf«n»i,, di- S,-sp-Itrnc «,Ll,»-,rtl- im tezUich-n Teil- 1 «eich,m«k. N-chw-isung-gcbühr 20 R-ich.pI-nnig«. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 aanahmrbi.v-rm.lOUdr. — — — Für di« «ichtt,l!<b dm dLrchFer»rrrsLbermitl-lten»l>,,-i«Nl übernehmen wir keine Garantie. A-d-rAad-tlansprnch erlischt, men» derB-tr-,d»rH , , ... 1U«,e -inaejos-n »erden m»j> »derd-rAnttr-iiaedcrin Kondur« ,erSt. «n,ei,en nehmen alieDernNttMallastelleu-nIs-W-Ä. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitz««, des Amts- Bichls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreutamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Ws stehen wir? Der Deutsche Reichstag wird sich in diesen Tagen wieder einmal ausführlich mit der außenpolitischen Lage öcS Reiches beschäftigen. Da erscheint cs angebracht, noch klnma! kurz die Situation zu kennzeichnen, die wir im Augenblick auf außenpolitischem Gebiet vorfinden. Hier bei muß festgestellt werden, daß irgendwelche Erleichterun gen der außenpolitischen Spannungen durch die Unter- Pichnung des Kettogg-Paktes bisher kaum zu verspüren waren, weil Europa in der Frage der Abrüstung um keinen Schritt vorwärtsgekommen ist, durch Veröffent lichung des schließlich doch gescheiterten englisch-französi schen Marineabkommens jene Spannungen mit Amerika eher noch verschärft wurden. Gewinn hat daraus nur Frankreich gezogen und es bedeutet eine noch weitere Ver schärfung, wenn jetzt unter dem Eindruck der innenpoliti schen Rechtsentwicklung des neuen Kabinetts die französi schen Linkspolitiker ihre weitere Mitarbeit versagen und infolgedessen die parlamentarische Situation Poincarös gefährlich wird. Das mutz seine Rückwirkung auch aus die französische Außenpolitik haben, was vom deutschen Standpunkt aus alles andere als zu begrüßen ist. Denn schließlich wird Poincarö alles daransetzen, um seine innenpolitische Bedrängnis durch außenpolitische Erfolge iu überwinden, sich zu diesem Zweck den Ruhm einer un bedingten Vertretung der Interessen Frankreichs zu ver schaffen. Gelegenheit hierzu werden ihm die Verhandlungen kür die Revision desDa wes-Planes geben, deren Richtlinien von der Gegenseite schon ziemlich genan seftgelegt sind. Roch Genaueres hierüber dürfte di« außenpolitische Debatte im Deutschen Reichstag wohl zu tage fördern, ebenso wie nun auch der deutsche Standpunkt der Öffentlichkeit gegenüber zum Ausdruck kommt. Streit fragen genug liegen ja hier vor und besonders über dar eint, von dem viel zuwenigen gesprochen wird, nämlich di« Frage der Rheinlandräumung. Hier sind Hoffnungen erweckt worden durch die letzte Genfer Kon ferenz, Hoffnungen, die allerdings gefährdet werden können wenn ihre Erfüllung an das Resultat der kom menden Ncparationskonferenz geknüpft wird. Hierzu liegen aber schon Anzeichen vor und es bedeutet im Ver- bandlungsfatt einen starken Druck aus Deutschland, wenn biese Verbindung nicht von vornherein verhindert wird Die Entscheidung über alle diese Dinge ist aber nich« von heute auf morgen zu erwarten und gerade zurzeit if altes noch völlig im Flutz. Man wird es auch nichi überschätzen wenn vor der Konferenz nun von der Gegen seite eifrigst mit der Festlegung ihrer Standpunktes durch stberreichnnq von Denkschriften aller A"t gearbeitet wird Während doch diese Arbeit eigentlich der Konferenz selbst überlassen werden sollte. Wenn es Deutschland auch ge lungen zu sein scheint, durch die ersten Verhandlungen bie Konferenz nicht von Regierungsbeanftragten, sondern von unbeeinflußten Sachverständigen be setzen zu lassen, so wird dieser Erfolg zweifellos ver kleinert durch den Versuch der Gegenseite, gebunden« Marschrouten fcstzulcgen. Es ist daher erfreulich, fest- fteklen zu können, daß Amerika mit diesem Vorgehen ganz »nd gar nicht einverstanden ist, sondern auch dem Vor haben scharf widersprochen hat, das Kapitel der inter- Eierten Schulden mit dem der Reparationszahlungen berknsivfen. Das ist insofern entscheidend, als dic 'Alliierten selbst aufden guten WillenAmerikas angewiesen sind, weil sie ja den amerikanischen Geld markt sehr stark in Anspruch nehmen wollen. Die deutsche Außenpolitik würde also gut damit fahren, diese verhält- nismäßige Gunst de: jetzigen Lage ent- iprechend auszunutzen. Nor britische ReMMnMWM-W überreicht. ro » don, 19. November. Das Memorandum der briti- fchrn Regierung in -er Reparationssrage als Antwort auf die deutsch« Denkschrift vom- 30. Oktober ist am Montag dem deut schen Botschafter in London überreicht worden. MM TMMMW emsrdtt? Tokio, 19. November. Wie die japanische Presse aus Mulden meldet, soll Marschall Tschanghsueliang am Sonntag in Mulden ermordet worden sein. Eine Bestätigung dieser Nachricht von chinesischer amtlicher Seite liegt bis jetzt noch nicht vor. Auf «amtliche Anfragen bei der japanischen Vertretung in Mulden mtte man leine Bestätigung dieser Nachricht erhalten. WWW MW RtMtmeu Deutschlands außenpolitische Lage. Rede Stresemanns im Reichstage. Berlin, l9 November. Wenn des Reiches Außenminister zum erstenmal nach Herstellung von monatelanger Krankheil wieder im Reichstag erscheint und sofort das Wort nimmt zu einer Darlegung über die auswärtige Politik,. so ist das selbstverständlich ein besonderes Ereignis. Die Abgeordneten schienen etwas anderer Meinung zu sein, denn man kann nicht behaupten, daß sie in großer Fülle die heiligen Hallen des Parlaments be völkert hätten. Sowohl bet den Deulkcknationalen reckts bis Dr. Stresemann. zum radikalen Flügel aus der Linken klafften große Lücken Dr. Stresemann, der noch etwas angegriffen aussielst und sich auch in der Stimmaufwendung Schonung auserlegte ging nach einigen nationalsozialistischen Präliminarien in di« Mitte der Dinge Er unterstrich seinen Dank an den Reichs kanzler für die Vertretung in Genf mit der Erklärung daß er für alle Schritte, die von der Reichsregierunf in den letzten Monaten aus außenpolitischem Gebiete ge schehen seien, die volle Verantwortung übernehme, und zwar nicht nur formal, sondern auf Grund tiefster Überein stimmung. Etwas angeregter wurde die flaue Stimmung im Hause, als Stresemann erklärte, die dauernde Anwesen heit fremder Truppen aus deutschem Gebiet bilde einen scharfen Gegensatz zu der angeblichen neuen internationalen Politik der letzten Zeit. Daß Genf eine Enttäuschung für di« Deutschen gewesen sei, gab der Minister ohne weiteres zu Die von den Verhandlungsgegnern beliebte Haltung bedeut« keine Förderung der gemeinsamen Interessen der Völker Bravo erscholl, als Stresemann Deutschlands Anspruch aus di« Räumung der besetzten Gebiete seststellte, Anspruci ohne politische Belastungen irgendwelcher Ari, ohne finanziell vermehrte Opfer. Keine Einschränkung der Bewegung in dei Richtung nach dem Osten und nach Übersee für Deutschland das sei selbstverständlich. Die Reparationsfrage kann nm gelöst werden frei von politischen Gesichtspunkten und dar! nur wirtschaftliche Erwägungen in den Vordergruin stellen. In diesem Punkte darf nur das geschehen, was da« deutsche Volk ohne Gefährdung seiner Lebenshaltung träger kann Mit einer Anerkennung für den vollzogenen Kellogg Pakt schloß Stresemann seine Ausführungen, denen fast du gesamten Vertreter der Auslandsmächte aus der Tribüne mi Aufmerksamkeit folgten. Die deutschnatiönale Opposition schickte sofort ihren pro minenten Vertreter, den Grafen Westarp, vor Sehr of unterbrach stürmischer Beifall seiner Fraktionskollegen ihn wenn er auf das Scheitern der deutschen Friedensbemuhunger in Locarno, Gens und Thoiry hinwies, das nach scinei Ansicht jetzt vollständig offenbar sei. Frankreich sei es das Deutschlands Sicherheit heule bedrohe, nicht umgekehrt Bei uns könne man kein Vertrauen mehr haben, weder zu der Versprechungen von Locarno noch zu einem ernsthaften Ab rüstungswillen. Das Genfer Abkommen über neue Verhand lungen eröffne keinerlei klare Ausblicke durch de« Nebel dei Kompromisselei und des Phrasengedudels Schwere Sorg« müsse uns erfüllen, wenn wir die schleppenden Vorderhand lungen über die geplante Reparationskonferenz betrachten Deutschland solle, das müsse man verlangen, seine Verhand lungsbereitschaft sofort zurückziehen, wenn Amerika nich von vornherein beteiligt wäre. Französische und englisch« Phantastik sei es, Forderungen zu erheben, die über di« Fähigkeit Deutschlands hinausgingen. Scho» jetzt bildetet die Reparationslasten eine schwere Gefahr und hätten kann noch den Charakter eines Dammes gegen den Bolschewismus Das deutsche Nein werde nicht aüsble'.ben dürfen, fall« irgendeine unmögliche Forderung laut werde. An die Spitz- aller Reparationsverhandlungen ist . der Widerruf de: K r i e g s sch ul d l ü ge zu stellen Gras Westarp setzt« sich dann mit dem R e i ch s i n n e n m > n i st e r auseinander der gesagt habe, jeder Republikaner wisse, daß er zuerst al- Mensch und dann als Deutscher aus die Welt gekommen sei Solange deutsche Stämme die Gefangenen fremder Nationei seien, muß der erste Gedanke des Deutschen der Gedanke ar sein Deutschtum sein. Zurufe und Händeklatschen von der rechten Seite her Dann trat der Zentrumsmann Kaas an das Rednerpul und begann seine mit sozialpolitischen Wünschen gesättigt« Rede. w. Sitzungsbericht. <17. Sitzung.) 68. Berlin, 19. November. Am Negierungstisch: Neichsanßenminister Dr. Strese mann und weitere Mitglieder des Kabinetts. In der Diplo- matcnloge bemerkt man zahlreiche Vertreter fremder Mächte. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.), daß die Pressemittcilungen, wonach die National sozialisten gemeinsam mit den Kommunisten gegen die Aus- fchnßentschließnng zugunsten der Ausgespcrrten gestimmt hätten, nicht richtig sei. Die Nationalsozialisten hätten viel mehr trotz Ablehnung ihrer Anträge für die Ausschußanträge gestimmt. Atif der Tagesordnung steht die Entgegennahme einei Erklärung der Neichsregierung über die auswärtige Politik in Verbindung mit der Beratung von Anträgen und Inter pellationen über Angelegenheiten des besetzten Gebietes. Präsident Löbe erteilt sofort dem Reichsaußcnministei Dr. Stresemann das Wort und erklär'., es gereiche ihm zur Freude, dem nach langer Krankheit genesenen Neichsanßenminister das Wort erteilen zu dürfen. Reichsaußenminifler Dr. Stresemann begann seine Rede mit einem Dank an den Reichskanzler, der ohne Zögern seine Bitte erfüllt habe, an Stelle des ver hinderten Außenministers dic deutsche Delegation in Genf zu führen. Mit meinem Dank, so erklärte der Minister weiter u. a., möchte ich die Erklärung verbinden, daß ich für alle Schritte, die von Deutschland in den letzten Monaten aus außenpolitischem Gebiete getan worden sind, meinerseits die bolle Verantwort» tlg mit übernehme, und zwar nicht nur nach der formalen Seite hin, sondern auch auf Grund der Übereinstimmung der Anschauungen. Besonders drei große und lebenswichtige Fragen der Außenpolitik möchte ich in den Mittelpunkt me-ner heutigen Erklärung stellen: die Frage der Räumung der besetzten Gebiete, die der Abrüstung und vor allem die der Lösung der Neparations frage. Die deutsche Negierung hat vor der diesjährigen Bölkerbundvcrsammlung die beteiligten Regierungen unter richtet, daß sie beabsichtige, in Genf die Räumungsklage offiziell nufzuwerfcn. Nicht nur Deutschland, sondern weiteste Kreise drS Auslandes empfänden die heute noch fortdancrndr Anwesenheit fremder Truppen auf deutschem Gebiet als einen krassen Gegensatz zur Entwicklung der internationalen Politil in den letzten Jahren (Lebh Zustimmung.) über die Be urteilung des Ergebnisses von Gens sind wir uns wohl einig: rs war für das deutsche Volk eine tiefe Enttäuschung, daß wir mit unserem Anspruch iu Genf nich« durchgcdrungen sind. (Lebh. Zustimmung.) Unsere Verhandlungsgegner haben eine Auffassung vertreten, dic wir rechtlich nicht an erkennen können und die politisch der Gegensatz zu einer Fördernng der gemeinsamen Interessen der beteiligten Völker ist. (Sehr wahr!) Deutschland wird unbeirrt dabei verharren, daß cs einen Anspruch auf alsbaldige Räumung des gesamten besetzten Gebietes hat»lind daß dieser Anspruch weder von der Lösung anderer Probleme noch von sonstigen Bedingungen irgendwelcher Ar- obhängt. Deutschland wird in seinem Recht verletzt, solange Vieser Anspruch nicht erfüllt ist. Es kann deshalb für uns nicht in Betracht kommen, für die Räumung politische Be lastungen in irgendwelcher Art auf uns zu nehmen. Ebenso wenig können wir die Räumung mit Gegenleistungen finan zieller Art erkaufen. Ich stelle mit Genugtuung fest, daß noch vor wenigen Tagen auch von maßgebender britischer Seite grundsätzlich anerkannt wurde, daß Räumungs- und Repara tionsfragc zwei völlig getrennte Dinge find. (Lebhaile Zu- stimmung.) Man wird anch im Auslande nicht darüber im Zweifel sein, daß in den Augen des deutschen Volkes ohne Unterschied ver Parteien der bisherige Verlauf der Räumungsverhand lungen das Vertrauen auf den guten Wtllcn der Gegenseit- ernstlich beeinträchtigen muß. Die freundlichen und znm Teil herzlichen Worte an Deutschland verlieren ihr Echo in Deutsch land, wenn die moralische Fundierung fehlt, die durch dic Anwesenheit der fremden Besatzungen verhindert wird. Der Minister erwähnte die französischen Manöver auf deutschem Gebiete und erklärte: Ich muß zu meinem Bedauern feststellen, daß auch der Geist der Besatzung in den Rheinland«:» einen Rück schlag erfahren hat Im Zusammenhang mit der Erwähnung der Kritik der deutschen Außenpolitik führte der Minister aus. er halte es trotz des Rückschlages für notwendig, in voller Öffentlichkeit weiter für die konsequente Fortführung der bis herigen deutschen Außenpolitik einzutrcicn. Ich kenne, sc betonte er, keine festen Bindungen an einzelne Großmächte, dic gelöst werden müßten, um uns die notwendige Bewegungs freiheit zur friedlichen Verständigung mit anderen Mächten zu verschaffen. Die Politik, die wir trieben, hat nur die Ver tiefung nnd Neuanbahnung der Beziehungen zu allen Welt Mächten in Übersee und im Osten, zu mittleren und kleinere» Staaten geschaffen <;ch stehe, so erklärte der Minister weiter nicht nur aus dem E>tandpmtk1, daß allein ein-- Politik der friedlichen Verständigung anch mit unseren jrüheren Gegnern absolute Notwendigkeit für Deutschland ist, sondern ich bin davon überzeugt, daß jeder Außenminister und jede Reaierungskoalition durch den Zwano der realen Erwägungen gezwungen wäre, dieselbe Einstellnna zu nehmen, wenn sie sich nicht an der Existenz des Reichst versündigen wollten. In der