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IMßssWMßMO^ ^^DMORßiiK <4vßßNvTUn^G ^MMvMsß Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «« .«I»»—»« T»,«dl«a° «^ch«,»t »«,»<«, »»ch«. » Uh» M »«» «»» »«I «»h^»», U, «-»»«t—hrll- »sd d-u ^»x.dch^« ,«».t» «»»««, »«i S»-»«»», h-»ch e»H> «!!-., »Ä V-»»««-»-», M-ÄNN Wochenblatt für Wilsdruff «. U«-«-«» 8»»«» «tt,«,«». I» K»L« hthrrrr s«»»u, UrU, »b»r ^»«sv«rr V««>«»»a»<»»,«, UO»H« h«t» «»tpimch »«t « g«Ü»», »h»r »«, — «HMs«»»»», «ai^«»^«« »ch^PDUH« »h»4« »»», »«al P««» G«a Wilsdruffer Tagebt«tt exthSlt die amtlich«, Bekauutmach»»««, der «mtshaa^tmauuschast Meitze», des für Bürgertum, Beamte Angestellte u. Arbelter. *»^!,«»»«^: »k 4 ^»«lt«»« N«N« 4« ««tliche» W AE» ^« ,,»s»«lt-»« »«»I«»«^L t» t-Mchr» r«ti, WO »«Idpsr»«,,. «°ch°»ctI»»,»,«iL»? -0 Mm» §er»s,recher: ««t Wilsdruff Nr. S d»«<tzH«r»r»t4^r»ilr«l<r>-«»,«,«>»»««h«r»»lr»««»oi»«r«. I«d«««»-Ii-x„ixcherN^»«mi»«»«»»«»»»ch AI««««t»^^M» »«»«««uitz »^«»«»»»««,,«v«» Ui <»»t»r. «»iU. A»^i,e»»eh»«» »I« »t.»utb»»«»h«r«» e»«,,,^ Amtegericht« «ud Gtadtrat» zu Wilsdruff, Fsrstrentamt« Tharaudi, Ftuauzamt» Nuffa» Rr 283 — 84 Jahrgang. r,.gl «dl «Amt-blai- Wilsdruff-Dresde« Postscheck Dresden 2640 Sonntag, 6 Dezember 1925 politische Heimarbeit. In wechselvoller Fahrt, aber mit sicherer Hand hat die Reichsregierung das Staatsschiff von Locarno «ach London gesteuert. Jetzt ist der Kapitän mitsamt dem ersten Schiffsoffizier wieder in die Heimat zurückge lehrt. Der Jubel, der ihn dort zuweilen umbrauste, konnte ihn nicht nach Deutschland begleiten. Er weiß, daß hier die nüchterne Alltagsstimmung wieder seiner wartet, aus der er sich losriß, um sein in Locarno verpfändetes Wort an den Ufern der Themse einzulösen; weiß, daß statt der wundervollen Geschlossenheit des englischen Volletz hier die alte Parteizerrissenheil unverändert fortbe steht; und weiß endlich, daß nach getaner außenpolitischer Arbeit i h m keine Ruhe vergönnt sein wird. Mit dem Rücktrittsgesnch, das Dr. Luther im Namen des Ge- famtkabinetts dem Reichspräsidenten unterbreitet, wird er nur die Schwelle zu neuen Kämpfen überschreiten. Denn daß ein Staatsmann von seiner Vielseitigkeit, seiner Tat kraft, der wahrhaften Unabhängigkeit seines Geistes und schließlich von seinem Ansehen in der Welt jenseits unserer Grenzen in Deutschland heute nicht untätig feiern darf, darüber wird es wohl, bei aller sonstigen Gegensätzlich keit der politischen Anschauungen, nur eine Meinung bei «ns geben. Und da man allen Grund hat, anzunehmen, daß zwischen Dr. Luther und dem Neichsoberhaupt ein ungetrübtes Vertrauensverhältnis besteht, so wie es dis reibungslose Führung der Staatsgeschäfte erfordert, wird die Wiederbeauftragung Dr. Luthers mit der Neubildung der Reichsregierung bereits allenthalben als eine feststehende Tatsache angesehen. Er wird also in der kommenden Woche zum zweitenmal ein Kabinett zusam- menzubringen versuchen. Für ihn sind Schwierigkeiten wirklich nur dazu da, um überwunden zu werden. s' * Man weiß, wie es vor bald einem Jahr war, als Dr. Luther von dem damaligen Reichspräsidenten Ebert den Auftrag zur Kabinettsbildung entgegcnnahm. Er kam, nachdem Marx ein über das andere Mal mit den verschiedenartigsten Versuchen gescheitert war, ans Ziel. Was er damals erstrebte, war kein politisches Kampf-, sondern ein vorbildliches Arbeitskabinett, das sich mit ganzer Kraft der sachlichen Wiederaufbauarbeit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens hingeben sollte. Auch seine Gegner müssen ihm das Zeugnis ausstellen, daß er große Aufgaben, an denen vor ihm sich verschiedene Politiker die Zähne ausgebissen hatten, gelöst, andere zum mindesten der Lösung nahegcbracht Hai. Er hat trotzdem wenig Dank geerntet; kein Wunder angesichts der schreck lichen Verarmung so ziemlich aller Schichten unserer Be völkerung. Aber der Gedanke der Pflichterfüllung, der ihn bisher geleitet hat, wo immer er seine Dienste zum Wohle des Vaterlandes zu bewähren hatte, er wird ihn auch jetzt ausschließlich beherrschen, da es gilt, aus den Trümmern der von ihm geführten Neichsregierung ein neues, arbeits fähiges und arbeitswilliges Kollegium aufzubauen. Was von ihm, abermals, gefordert wird, ist Heimarbeit im besten Sinne des Wortes; wenn einer sie leisten kann, io Dr. Luther. , Allerdings, einiger Mut gehört schon dazu, sich an diese Aufgabe Heranzuwatzen. Vernimmt man die Be- zrüßungsreden, mit denen die verschiedenen Parteien ihn empfangen, so wird man unwillkürlich an die Worte er- mnert, mit denen kürzlich Mussolini dem Parlamenta rismus von Henie das Todesurteil sprach. Zentrum und Demokraten erklären, daß sie nur für die G r o h c K o a l i- tion zu haben seien, während Volkspartei und Sozialdemokratie von dieser nichts wissen wollen. Ls hat nicht an Versuchen gefehlt, dem Reichspräsi denten ein neues Kabinett fix und fertig darzubieten, »as er nur zu ernennen brauchte, sobald er die Nücktritts- wklärung des alten zugestellt erhielt. Dazu reichte aber die Kraft nicht aus. Die Spuren schrecken, und es mutz schon dabei bleiben, daß die Initiative für die notwendi gen Verhandlungen mit den Parteien vom Reichspräsi denten auszugehen haben wird und nicht von den Auhän- zern dieser oder jener Koalition. Dr. Luther hat schon immer Wert darauf gelegt, seine Überparteilichkeit ;u betonen und zu betätigen. Ebenso bestimmt hat er aber immer versichert, daß er ein parlamentarischer Kanzler sei und daß er keinen größeren Wunsch kenne, als nit einer möglichst breiten parlamentarischen Basis zu re- zicren. Man weiß, daß er an diesem Programm bis zu seinem letzten Erfolg, der Neichstagszustimmuug zu den Verträgen von Locarno, konsequent festgchalten hat. Auch in Zukunft wird er für eine Option gegen rechts oder zcgcn links, so wie lediglich parteimäßig eingestellte Po litiker sich das vorzustellen Pflegen, nicht zu haben sein, wenigstens nicht in den lebenswichtigen Fragen der inneren Politik, deren Lösung mehr und mehr u p-, »ttfschiebbar geworden ist. b -' - Vas deutsche Eigentum in Amerika. Verhandlungenüber die Freigabe. Einer Meldung der „Newyork World- aus Washing. scheint es ,« einer Lösung der Frage des während des Krieges -escklaanabmten dentschen Privat' Zurück aus London. Dr. Luther beim Reichspräsidenten. Freitag mittag 12)4 Uhr ist die nach London zur Unterzeichnung des Locarnovertragcs entsandte Dele gation mit N e i ch s l a n zl e r D r. L u t h e r an der Spitze wieder in Berlin eingetroffen. Auch NeichSaußenminister Dr. Stresemann kam mit an, ist also nicht unterwegs nach Paris gereist, wie von einigen Seiten gemeldet wurde. Der Zeitpunkt der Ankunft war gcheimgehalten worden, so daß nur die amtlichen Persönlichkeiten beim Empfang anwesend waren. Auf dem Bahnhof war in Vertretung des Reichspräsidenten und der Regierung Neichswehrminister Dr. Geßler erschienen. Außerdem waren Vertreter des Auswärtigen Amtes zugegen. Von ausländischen Diplomaten waren der englische Geschäfts träger Addison, der französische Geschäftsträger de Labou- laye, der belgische Geschäftsträger, d'Jseelle und der tschechoslowakische Gesandte Krosta erschienen. Starke Ab sperrungen hinderten alle, die nicht im Besitz eines Aus weises des Auswärtigen Amtes waren, am Betreten des Bahnsteiges. Die Delegation wurde von den erschienenen Diplomaten beglückwünscht. Die Minister stiegen sofort in die bercitstehendcn Auws und fuhren in ihre Wohnun gen. Reichskanzler Dr. Luther begab sich sofort nach feiner Ankunft zur Berichterstattung zum Reichsprä sidenten. Sämtliche Mitglieder der Delegation waren wohlauf und berichteten über einen glatten Nciseverlauf und eine angenehme überfahrt. Reichskanzler Dr. Luther und Neichsaußenminster Dr. Stresemann haben an den Reichskanzler a. D. Marx aus London folgendes Telegramm gesandt: „Von der gleichen Stätte, an der wir im vorigen Jahr gemeinsam gewirkt haben, um den Weg für eine bessere Entwicklung Deutschlands zu bahnen, senden wir Ihnen in aufrichtiger Hochachtung die besten Grüße. Luther. Stresemann." Sonnabend Kabinettsrückintt. Voraussichtlich wird morgen eine Kabinettssitzung stattfinden, in der die Fragen, die in London besprochen worden sind, zur Beratung stehen. Am Anschluß an die Kabincttssitzung findet eine Ministerbesprechung statt, in welcher der Rüütrtt des Kabinetts beschlossen werden wird. Reichskanzler Dr. Luther wird sich dann unverzüglich zum Reichspräsidenten von Hindenburg begeben, um ihm die Demission zu unterbreiten. Es verlautet, daß der Reichspräsident alsbald die Parteiführer empfangen wird, um mit ihnen die politische Lage und die Neubildung des Kabinetts zu besprechen. * Siresemanns Erklärungen. Dr. Stresemann äußerte sich vor der Abreise aus London dem diplomatischen Mitarbeiter des „Daily Tele graph" gegenüber dahin, es werde jetzt nicht mehr möglich sein, einen Teil der Welt gegen einen anderen Teil auszu- ipielen. Ferner sagte Dr. Stresemann zu dem Ver treter des Pariser „Matin", man dürfe überzeugt sein, saß Zweifel und Mißtrauen bei allen Völkern überwun den werden können, vorausgesetzt, daß diejenigen, die ihre Nedanken dem Werke der Solidarität gegeben haben, nun ruch alles tun, um diese Solidarität in die Tat umzusetzen. Vriand habe seinen Willen in dieser Richtung bereits iundgegeben und auch die übrigen Staatsmänner müßten sieser Aufgabe all ihre Kräfte widmen. Wenn der Geist )er Znsammeuarbeit, fuhr Stresemann fort, der uns in Locarno und Loudon beseelt hat, sich auch iu der Wirklich- 'eit in den Beziehungen zwischen den Völkern ausdrücken soll, muß die notwendige Arbeit von allen Seiten ausge nommen werden. Dies darf keine Arbeit von Wochen vermögens im Werte von 1>L Milliarden Dollar zu kam men. Die Schwierigkeit bestand bisher darin, daß die während des Krieges durch deutsche Kriegsmaßnahmeri sich geschädigt fühlenden Amerikaner sich einer Rückgabe des den-schon Vermögens widersetzten, solange nicht ihre Ansprüche befriedigt worden seien. Nach dem Plan, den die „Newyork World" bekanni- gibt, soll dieses Hanpthindernis Sar^H ausdem Wege geräumt werden, dast bie amerikanische Re gierung zur Befriedigung ihrer Staatsangehörigen, die Anfp^He an den deutschen Staat haben, eine Anleihe von ^0 Millionen Dollar auflegt, deren Zinsen und Amorti sation aus den den Vereinigten Staaten znfiießevdcn Er trägnissen des DaweS-Planes sichcrycstellt werden sollen. Aus den Erträgnissen der Anleihezeichnung und mrS den bisher ausgelaufenen Zinsen des beschlagnahmten deut schen Vermögens, etwa 3V Millionen Dollar, sollen die amerikanischen Gläubiger Deutschlands sofort befriedigt werden. Der Verzicht auf die bisher aufgelaufenen Zinsen des deutschen Vermögens in Amerika bedeutet allerdings ein Opfer, doch heißt es, daß die Anwälte der deutschen Eigen tümer sich mit dieser RLgeluns einverstanden erklärt haben. soer Monaten sein, sondern sie muß die g a n z e z u k ü n f - Rge Periode der europäischen Politik er- mllen nnd beherrschen. Dein Londoner Vertreter der ,Radio-Agentur" erklärte Stresemann, er werde nach der Lösung der Kabinettskrise zn persönlichen Verhandlungen ^ber die Frage der Räumung der zweiten und dritten siheinlandzone nach Paris reisen. Die desaHungsttuppen in der Pfalz. Wie aus München verlautet, hat die Besatzungs behörde von der Stadtverwaltung Neustadt an der Hardt die Bereitstellung von 30 Unteroffizierwohnnngen bis zum 10. Dezember verlangt. Wie es weiter heißt, sollen nach Neustadt eineinhalb oder zwei Bataillone Infanterie neu »erlegt werden. Auch nach Zweibrücken sollen neue fran- iösische Truppen kommen. FMMS MlW M dkMn Wicht Paris, 4. Dezbr. In diplomatischen Kreisen spricht man davon, daß man französischerseits bemüht sein werde, einen Lust- schisfahrlsvertrag mit Deutschland zum Abschluß zu bringen. Das nächstliegende wäre, Deutschland zum Anschluß an die inter nationale Lustschiffahrtskonvention aufzufordern. Dazu jedoch kann man sich in Paris nicht entschließen. Man will sich viel mehr auf Svnderabmachungen nach dem Muster Englands be schränken und regt an, daß eine deutsche Delegation deshalb mit der Botschasterkonferenz Fühlung nimmt. Als Grundlage betrachtet man die Einwilligung Frankreichs, daß deutsche Flieger das besetzte (!) Gebiet überfliegen, während französische Flieger das Recht erhalten, deutsches unbesetztes Gebiet zu überfliegen. Diese Nebeneiuanderstellung ist charakteristisch für die französische Geistesverfassung. Man behandelt das besetzte Gebiet einfach als französisches Territorium, spricht überhaupt nicht von dem eigent lichen Frankreich und wird vermutlich noch sehr erstaunt sein, wenn Deutschland sich aus dieses großmütige Anerbieten nicht emgehtz zumal von einer Freigabe des deutschen Flugzeugbaues anscheinend gar nicht die Rode sein soll. FranzösischeVermIttlurrgzwischenEngland «rrd Rußland. Berlin, 4. Dezember. Wie die „Vosiische Zeitung" meldet, soll Briand sich in London nach eingehender Rücksprache mit Chamberlain bereit erklärt haben, nach vorhergehendem Einverständnis Tschitscherins als versöhnender Vermittler zwi schen England und Rußland aufzutreten. Unter der Voraus setzung eines günstigen Verlaufes dieser Verhandlungen ist eine Zusammenkunft Chamberlain-Tschitscherin für die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr in Venedig vorgesehen. „PMW GsMien" W de» BM». Berlin, 4. Dezember. Wie das Berliner Tageblatt aus Rom meldet, erwägt die Regierung tatsächlich den Gedanken einer praktischen Aussöhnung mit der Kurie. Es wäre, so sagt man, keineswegs ein Wunder, wenn Mussolini schon in aller nächster Zeit mit einer entsprechenden Verordnung hervorträle, „die ihm die Sympathie aller Katholiken der Welt gewinnen würde". Natürlich dürste es sich bei der Erfüllung der päpstlichen Souveränitätswünfche um die Schaffung politischer, nicht terri torialer Garantien handeln, während noch unter Papst Leo von der Kurie ausdrücklich territoriale Sicherheit verlangt wurde. Man weist übrigens auch auf den Ausspruch des Kardinals Gaspari hin, das Papsttum erwarte dir Lösung der römischen Frage nicht mehr von einer fremdcn Intervention, sondern von einem freiwilligen Akt der italienischen Regierung. Ohne Entgegenkommen deutscherseits wäre eine befriedi gende Regelung in absehbarer Zeit kaum zu erreichen ge wesen. Dsuischer Demokratischer Parteitag. Der Kampf um Gcßlcr. Den Verhandlungen des Parteitages der Deutschen Demo kratischen Partei in Breslau ging eine Sitzung des Partei ausschusses Voraus, in der der Partciführer Koch eine Dar stellung der politischen Lage gab. Er bat um das Vertrauen des Pürteiausschusscs sür Parteileitung und Fraktion. Diesen Darlegungen folgte die Aussprache. Als erster nahm Justiziar Falk, der Vorsitzende der Landtagssraktion, das Wort, der die Arbeit der Landtagssraktion und der demokratischen Mi nister Höpkcr-Aschofs und Schreiber erörterte. Besonders ver weilte er bei der Vcamienpolitil des preußischen Finanz ministeriums. Dem Reichsparteitag liegen zahlreiche Anträge zur Außen politik, zur Ncchtspslcge, zur Wirtschaftspolitik, zum Woh nungswesen und zur Parte,organisattvn vor, darunrer ein Antrag des Bezirksverbandes Wilmersdorf: „Der Parteitag beauftragt den Partciausschuß, nachznprüfen, ob das Verhalten des Neichswehrministers Dr. Geßler den Grundsätzen der Deutschen Demokratischen Partei entspricht."