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Mer Tageblatt Freitag, s. Mai 1S13. S. Zahrgang. /inzeiger für üas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilager Muer Sonntagsblatt. - !NA nÄV-dUALu «prechst-nb» »- «ebaktten «tt -Umnahme »er «»nntag» »achaMtag, 4-S Uhe. — Lel^numn-st-nsi», «a«»w« fimnggttttg». Nmßnch««. «8N! IS, lM—rtangl »tagefanSt» MamrfkrtPt, »«« Gewahr nicht geletstet wer»««. Nr. 10S. Dies« Nummer umsaßt 10 Setten. Das Wichtigste vom Tage. In Dresden verstarb der bekannte Maler Pro fessor Adolf Wtlhe lmi Walther kn 87. Leben» lahr. , Der Kaiser ist gestern abend um 10 Uhr 40 Minuten von Wiesbaden nach Wildhark abgereist, wo er heute vormittag eintraf. Dem Reichstage ist der Gesetzentwurf wegen Snt. schädtgung der Schöffen und Geschwore- nen zugegangen. Wie verlautet, wird der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand als Vertreter des Kaiser- Franz Joses an denHochzettSseierlichkei- ten am Berliner Kaiserhofe trilnehmen. Die Montenegriner sollen Gkutart in Brand gesteckt haben; eine Landung der Blockade flotte soll bevorftehen.*) Im Verein mit den Großmächten hat die tilr- kische Regierung durch eine Note den Befehl erteilt, ihre Truppen au» Albanien zu rückzuziehen. »l Näher«« st«h« »n and«r«r M«a«. IW" Mutmaßlich« WittevaNtzj am 1v. Mal; Südwest, wind, Bewölkungszunahme, würu«^ zunächst, «och-trocken. Deutschlanä unä Rußlanä. Wie imnmchr Wsteht, -wird der gar tatsächlich an den Berliner Hochzettofeierlichkeiten teilnehmen, umd wenn hierbei auch an und für fich kein politischer Zweck verfolgt wird, so stellt doch dieser Be such ein in politischer Hinsicht «bedeutsame» Moment dar. Man darf daraus schließen, da- in der Weltlage einige Beruhigung etngetreten ist, andernfalls die Reise schwerlich unternommen worden wäre, zumal di« bis- heritze Unentschlossenheit über den Sveiseantritt auf den Gang der Balkanereignisse zurückzuifühven war. Wie es heißt, soll auch Ssasanow dm Herrscher der Muhen begleiten- wenn das auch noch nicht ganz feststeht. Wie dem auch sein möge, uns in Deutschland kann dieser Besuch mit Befriedi gung erfüllen, denn wenn er auch zu einem Delle auf di« verwandtschaftlichen Beziehungen der in Frag» kommenden Fürstenhäuser zurückzuDhren ist, so wLm trotz diese» Ver hältnisse» die Teilnahme des garen an dm HochzeitSfeterlich. ketten zweifellos unterblieben, wenn zwischen Berlin und Petersburg dis Beziehungen gespannte« wären. Leugnen läßt fich allerdings nicht, datz im verlause der letzten Wirren beide Nachbarveiche einander nicht allzu freundschaftlich ge- genüberftanden, und e» mutzte «usfallm, dich Herr von Beth- mann Hollweg sich mit außerordentlicher Schärf«, wenn auch nicht gegen die russische Regierung, so aber doch gegen die panslavistifch« Bewegung wandte und hinzufüg- te, datz es fraglich sei, ob die leitenden Stellen aus die Dauer eine wetten Schlichten der Bevölkerung wtderstrSdeiLe Po litik würde betreiben können. Dabei war es noch gar nicht einmal so lang« her, datz die sogenannten Potsdamer AL- machumgen erfolgt warm, die «ine Annäherung beider Mäch. te bilden sollten. Meder einmal aber konnte man sehen, welch« Bedeutung derartigen Staat«,ertrügen beizumessen ist, st« schaffen keineswegs allen Konfliktstoff au» der Welt und im gegebenen Moment stehen die bisherigen Freunde einander gegenüber, wenn man di« für im eigensten In- teresse liegend ««achtet. Die eigenartige Politik Rußland» während der »allanwirren, di« keineswegs immer loyal war, mußt» zu einer Entfremdung führen, und die Ge fühl« Deutschwnd» mußten »rkalten, w«nn man wahrnahm, welche Treibereien an der Newa Platz gegriffen hatten. Wae hierbei auf französische »Konto zu sitzen ist, lässt stch nicht genau Miellen, sicher aber ist, d<ch man an der Sein» di« Zett der Revanche gegenüber Deutschland nahe Mm-t, und darum Herrn Veleafs» «l» Botschaft», nach vttero- bürg schickte. So ergab sich von selbst, dH Dm»tschland -an- abgesehen van feinem «undwvnhältntss« mW aller Ent schiedenheit auf di« Seite Oesterreich-Unsarn» trat und des sen Standpunkt durchaus unterstützt«, und man hak wohl den Herren in Petersburg keinen Zwetftl darüber gelassen, daß Deutschland fich nicht scheuen «Ltd«, laezuschlagen, wenn di«, nach Lag« der Sach« erforderlich werden sollte. Vies« Entschiedenheit ist zweifellos an der Newa nicht ohne Eim druck geblieben, und do man wohl auch dort große Bedenken hat! "fich tn etnemwerlufireichen und niekwicht wenig glück- lichen Krieg zu stürzen, so lenkt« man schließlich ein und man hat wohl auch feinen Einfluß 1« Detins« geltend gemacht, um weitere schwer« Konflikte z« verhüten, wenn setzt der Zar nach Berlin kommt, so gibt er damit zu verstehen, daß er die letzten Ereignisse für »rlevigt betrachtet und ge sonnen ist, wieder in and»»« Bahnen gegenüber Deutschland «inzulenken. Freilich muh in Deutschland ein gewisser Argwohn «Ser die Unbeständigkeit dies«, Nach barn zurückbleiben, und man wird nicht umhin können, nach wie vor der russischen Diplomati« namentlich im Hinblick aus gewisse Jntriguen am sgarenhof« etwa» scharf auf die Finger zu sehen. Die DtWnger Tür. Mit dem Beschluß der zweiten Kammer der nieder, ländischen Generalstaaten, »lissingen zu befestigen, ist wieder «in Streitpunkt au« der Welt geschafft, der zwar nur «in« Episode bildete in dem deutfchäoestmächtltchen Gegensatz, der aber doch vor einigen Jahren 1» den Zei ten der stärksten Spannung In der internationalen Polll tik fein« Roll« spielt« und der deshalb jetzt, da di« Be- Neunzig Nitometer. Skizze von Pauk «och. Hinter der großen Stadt, die sich an eine sanft auf. steigende Hügevwtte lohnte, und mit roten, nadelspitzen Schornsteinen und grünschimmernden Kirchtürmen den Himmel zerstach, dehnte sich die endlose Flutzebene au», vom flüssigen Sonnenglanz grell übergossen. Kein Wald, kein Schatten, wie «in Weiße», schmale» »and schob sich die Chaussee durch da» Gelbgrün versengter Wiesen und aäbgedörrt« Aeck«. Au» dem Himmel km- menv, in den Himmel steigend. Li« hageren Pappeln zu beiden Geltest der Straße standen wie büßende Beschauer, eine zweifache Schnur phantastischer Ding«. Plötzlich wirbelte ein« riesig« Staubwolke den Hortzont empor, st« kam näher und näher, wie der Ansturm eine» sla- chen Gewttterzuge». Di« Pappeln standen geduckt, erwar tungsvoll und ängstlich. Gin seltsam«», rhythmisch b«- wägte» Geräusch »«schlug di« Stille, ward heftig« und schnellte mit einer tollen Geschwindigkeit heran. Wir belnd« Staubwollen zerfetzten di« Kronen, schwankte« breitarmig durch da» Feld. Mit «inemmal teilt« stch di« Dunstlawin« -us der wetßen «Hausse, und «in rostrote» Ungetüm sprang hervor. Fauchend und schnaufend, wie «in« blutlechzend« vestt«. Heisere» Prusten, wieherte aus und veygurgelle matt. Zwei Gestalten entstiegen dem Auto. Ei« waren in weite, bi» auf den Boden schleppende Gewände, ge hüllt. Li« Köpfe steckten in Kapuzen, die rund», blitzend« Lister« hatten. Di« Gestalt, di, dem Hinteren Teil de» wagen» entsprang, bemüht« fich, der Vermummung am Steuerruder behilflich zu sein. Vie nahm jedoch nicht die hingestreckt« Hand und schwang sich behende vom Sitz. Sie war groß und kräfttg gebaut. Graziö» schritt sie neben der Gestalt au» dem Wagen her. Di« schien zarter, schmächtiger zu sein. Di« kleinere, zarter« schritt zu« Wagen zurück, »in geflochtener weidenkorb kam zum Vorschein, mit dem sie sich belud. Vie winkte der anderen, und dann gingen st« ein paar Schritte wett in» Feld, wo ein Wildktrschenbaum knorrige Aeste aus« spreizte. Dann klappten sie die Listers hoch, denen sich zwei von Hitz« gerötet« Gesichter entschätten. Vie klei ner» schmaler« Gestalt au» dem wagen war offenbar verltebt in die größer« Pom Steuer, deren Augen sich un- ter dem Feuer der anderen Augen sekundenlang schlos sen. Da» Schwach« War verltebt in di« Kraft r Erdgeist! SW legten die Mäntel ab. wieder wollte da» Schwach« dem Starken behilflich sein, wieder lächelnd« Abwehr. Dann standen st« stet. Gin Weib, stolz und groß, wie Pentesilea. Ganz blond und mit offenen stahlblauen Augen. Weiße, «oPgchslegte Hände, aber kräftig ge nug, um da» Steuer zu bändige». Er war sehr schlank und klein, hatte schwarze», kurzgeschntttene» Haar und ein blasse» Meftheteng,sicht. SW begannen gemeinsam de« Korb zu «ntwerin. SW breitet« «in Weiße» Leinentuch aus dem Gra»swck au», und er stellte Flaschen und Gläser und «lesen« Leckerbissen daraus. Kalt« Gnw und Schinken und Büch sen, Obst und etwa» gedrückt« Blumen r Stilleben, Düs- ftldorftr Schul«. SW dinwrwn schweigend, Wie ein Mahl überhaupt genommen werden soll. VW War ruhig und sicher in den Gesten, wen» auch von einer feinen Zu vorkommenheit. Und dennoch» Herr und Gebieter. Gr nahm vwl von de» Speisen und noch mehr vom wein. " ' " wollte, wirklich, schon SW blwb ruhig und Gesicht. Helen«, sagt« den Blick au». Helen«, den Mund. Helm«, ich rückt« «r « wist. SW blw sagt« er bttmgt. I festigungSftag« glücklich gelLfi ist, noch einmal in» Ge dächtnis gerufen werden darf. Als im Jahre ISIS die Absicht der holländischen Regierung bekannt wurde, In «lissingen Fort» anzulegen, um die Küste zu decken, da zeigten sich in der belgischen Presse zunächst lebhafte Bedenken, ob nicht durch diese Befestigungen dw freie Einfahrt noch Antwerpen gestört würde. Dies« Bedenken fanden in England uttd vor allem in Frankreich ein lebhafte» Echo. Hier ging man jedoch noch einen Schritt Wetter al» in Belgien. Hier forschten wißbegie rige Leute nach den Ursachen, die da» friedfertige Holland auf einmal veranlaßten, seine Mfir mit wehr u. Waffen zu schützen. Für sw war e» ein« «»»gemachte Sache, datz da» nicht von ungefähr komme, daß da etwa» dahinter stecke und diese» etwa» war, Wie immer "bei unseren lieben Nachbarn im Westen, Deutschland. Deutschland, so hieß es, hat den Holländern geraten, vlifsingen zu befestigen, und einen Stützpunkt für sein« Flott« und sein« Deckung vor der ftankobrittschen Flott« zu bekommen. Ein Brief, den Kais« Wilhelm 1S04 an die Königin Wilhelmine geschrieben haben sollt«, «mtzw herhalten, um Deutschland» schwarz« Absichten all« Welt Var zu machen. In diesem »rieft sollt« d« Kai ser nicht mehr und nicht wenig« all» den Einmarsch deutsch« Truppen in den Niederlanden mmedroht Huben, fall» dw Niederlande nicht ihr» «Wen schützt««, Witztes im deutsch«« gnwr«sft. An dem Brief war Ni« wahr« Wort, ab« « fand doch Gläubig« oder wenigst«»» ü«uw, di« so tat««, al» ob sw an ihn glaubt««. Herr Pichon ab«, d« fanzöstsch« tzbttzenmintfwr, hielt mtt drohend« Gebärd« den Holländern ihr« durch di« Mächte verKrgw Neutralität vor und ließ durchblicken, datz die Mächte berufen ftwn, dw Befestigungen von «lissingen zu irchi- vieren. Obwohl dw holländisch« Negierung keim« Fweiftt darüber auskouomn lieg, daß fw de« Bau dw Küste» fort» al» eine ««tu tunerpoktttfch« Wgg». legeuheit betrachtet«, hinter der «er dw Sorg» mm die eigen« Neutralität, ab« kein« deutschen Jntrigue» steckte«, hat der französisch-englische Lärm doch zunächst seine Wirkung getan. Die tnterruttionale Hochspannung der Fahr« 1S11/1» hat anscheinend in den Niederlan den doch Bedenken «regt und so unterblieb der Nau der Fort». Erst al» dw deutsch-englischen Beziehungen eia freundlichere» Gesicht erhallen hatten, ging man auch in Hollai» Wied« an den Plan und brachte ihn jetzt zur Durchführung. Engländer und Franzosen müssen sich also schon damit bescheiden, da» Holland seine Neutratt. tät selb« schützt und nicht ihrem Schutze überläßt. G» rade die Holländer haben ja fett den Tagen Ludwig» XIV. und Napoleon I. eine« eigenen Begriff von de« Schutz, den ihnen Fratckreich angedeihen läßt. Datz «au in de« Niederlande«, wo trotz dies« Erfahrungen lang« Jahre Deutschland al» der schwarz« Mau« galt und Frankreich al» der uneigennützig« ßsteund, fein« eigene« wage geht, können wir Deutsche nur anerkennen. W ist vnmer tröstlich -u Wiste», an der Sette jemand zu St« Lächeln ^»schte Über ihr« Züge. So antworte« VW doch, Helen«! - was? - Ach, VW hab«« mich nicht! verstanden? VW wollen mich Nicht versteh«» l So höre« SW doch, Hewne, ich liebe SW, liebe Sie unsäglich! SW blwb ruhig r Pah, ein« Saun«, Herr Doktor. SW über sehen Klüfte zwischen der Niedrigkeit einer Shausseuft und dem Pwdestal de» Akademiker». SW haben Ver pflichtungen, dw niemal» zugeben werden, Unmögliche» zu überbrücken. Ich bin stow darauf, meinen Beruf zu liebem Ich wußte, daß mir da» Geschick, von Such Män- «wrn verfolgt zu werden, auch hi« wen bleiben würde. Und Mn VW- Pah, «in« Laune, Herr Doktor. — VH, keine Laune, ganz gewiß nicht! Gantz gewttz NW» Laune, Hewne! Er hob di« Hand wie zum Schwur. GW blwb ruhig. Plötzlich flog ein Schelmenlächeln üb« ihr Gesicht; Beweisen SW! - Wal soll ich beweift«, Md ww ftll ich beweist«? In meinem Hetmatort, unten am Niederrhein, sagte sw wist, ww z« sich selbst, ficht «in« Vtttw, sthmuckloft Kapelle, in der «ei»e seligen Eller» de« Bund ihr« Lieb« beschlossen und besiegelt Haven. Bi» tt» den Tod! lautete der Schwur. Und wer mich lwvt, ww« mich be sitzen will, sagt« sw mtt überzeugender Festigkeit, mutz mtt «tt« 1» dws« Kapelle treten und tu«, wa» «rett» vat« getan hat. ww haben gar nicht so wett di» dort, hin, Herr Doktor, in drei Stunden schnell« Fahrt VW- nen wir da sein. Hatten SW «» d« Müh« wert, hinzu- fahren? Ihr« Augen kreuzte« stch scharf, ww bland« gezogene Klingen. Dam, riß «sw an sich. Al» sw wwd« in» Automobil stiege«, kräuselten sich H« Hippe« swg. haft, «r war glücklich und sah nicht» von dwst« Lä- ch«l». Dann fuhr,« sw mtt «emnzig KÜomtt« Gw schwiadigkttt dem Hetmatort, zu, wv ein« row Kapelle au» dem Grün breiter Obstgärten «chorragte.