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ThmM, Men, Mtnlchn mH hie Umgegenden. No. 101 Domierstag, ve» 27. August 18SS Donnerstag, Sen 27. dieses Monats, Nachmittags 8 Uhr öffentliche Stadtgemeinderathssitznng in der Rüxgernreistevevpeditisn. Wilsdruff, den 25. August 1896. Der S t a d t g e m e i n d e r a L h I. V. Gserne. Imlsblutl !ür die Agl. Amtshauptmannschast Meißen^ für das Ag!. 2lmLsgericht und den SLadLrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ForstrentcuuL zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und Mar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger bafeldst. Al>lll deutsch-tschechischen Kriegsschauplätze. Auf den deutsch-tschechischen Kriegsschauplatz in Böhmen Arden wir heute wieder hingewiesen durch eineu schwachen Much der österreichischen Regierung, die nationale Ver- Wng durch gütliches Zureden zu beseitigen. Wenn die M'ge um die rechtzeitige Erledigung des wirthschaftlichen Mgleichs zwischen Cis und Trans dem Kabinet Badem M einige Zeit zur Beschäftigung mit anderen Fragen MS lassen sollte, so wird dasselbe neuerdings gut darau M, „ach dem Grundsätze, daß Regieren Vorhersehen be- Mkt, der Lage in Böhmen seine besondere Aufmerksam- -Azuzuwenden. Die Annahme, daß der Gegensatz zwischen Mischen und Tschechen kaum mehr einer Steigerung fähig Z lvird durch die neueste Haltung des Jungtschechenthums Kriegt. Die Bestrebungen der Tschechen, beziehungsweise Jungtschechen, das geschlossene deutsche Sprachgebiet auf /Malem, sozialem und wirthschaftlichem Wege, wie ein MMenes deutsch-böhmisches Blatt sich ausdrückt, zu unter- Men, datiren uicht von gestern und ehegesteru, aber uen .Jie Methode, welche jetzt von den Jungtschechen versucht .M, nin das deutsche Sprachgebiet oder, wie die Jung- Mchen sich ausdrücken, die „germanisirten Landestheile" M'iickziieroberu" rcsp. zu utraqnisiren. „Narodni Zednota ^Asroceska", der Tschechisirungsverein für Nordböhmen, Mifcntlichte foeben einen Aufruf an alle tschechischen Merschaften, an Bezirks- und Gemeindeausschüsse, Vor- Mkassen (Zaloznas), Tischgesellschaften und Private Minms. In diesem Aufrufe wird gesagt, daß im ganzen Klinanisirten" Gebiete „unerhörte Zustände" eingetreten M,. daß die Deutschen einen „Ausrottungskrieg" gegen ^Achechischen Minoritäten eingeleitet, denselben den Kampf di?.Messer erklärt hätten, daß die Deutschen Willens seien, I tschechische Bevölkerung ausznhuugern, sie aus dem „ger- i Msirten" Gebiete auszutreibeu. Darum sei es tschechifchcr- > Mhig, „entschieden und rasch zu arbeiten". Ein >Vtionalfonds der Sevarocaska Jednota für boykottiere Jochen" müsse ehestens ins Leben gerufen werden und s.A diesem Fonds solle Jedermann unterstützt werden, der dM. Existenz aus nationalen Gründen verloren habe und I »n „germanisirten" Gebiete darum leide, weil er sich di LMechenthum bekenne. Das heißt, bemerkt treffend Plager „Bohemia", aus dem betreffenden Fonds sollen für tschechische Agitatoren im deutschen Gebiete ej^ Mi werden. Aber freilich, jungtscyechischerseits wird Mrrtige „Hilfsaktion" für die tschechischen Minoritäten dj° W als unerläßlich bezeichnet, weil die „Feinde" d. i. Mutschen, den nationalen Kampf, den sie schon früher Eas wirthschaftliche Gebiet angeblich übertrugen, jetzt Ms das „Leben" übertragen hätten. Also, weil die U Mn in ihrem geschlossenen Sprachgebiete sich der sie Müschen tschechischen Agitation erwehren wollen, weil EOehrt durch zahllose traurige Erfahrungen, der Utra- siMuug als der llebergangsphase zur Slavisirung wider- ^eil sie entschlossen sind, ihren eigenen nationalen ° "nd Boden nicht zum Schauplatz sür tschechische dMOiyttationen herzugcben: deswegen werden sie der Be sch, Ml! der nationalen Existenz des Tschechenthnms be- "igi und deshalb wird das gesammte Tschechenthnm Eiordert, auch seinerseits den Existenzkampf zu führe», dx, c, SAreizendere Sprache läßt sich kaum denken, und bei ^se», ^Gastlichkeit des tschechischen Volkscharakters wäre sich M schon gefährlich, wenn lediglich tschechische Vereine . bedienen. Aber die Gefahr für den bürgerlichen M u Böhmen wird dadurch noch außerordentlich er- "Mun der nämlich gehässige Ton in den tschechischen ^sldMM Körperschaften des Landes angeschlagen wird AE Mchleinderath der Landeshauptstadt Prag die Kampf- As di^Mb und sogar im böhmischen Landsausschusse 'Jkchisgck O"^"dsgkeit hingewiesen wurde, sich mit den ^11 tllcmoritäten zn „beschäftigen", und zwar von Ar, der, wie Dr. Herold, bisher zu den „ge- ° "Oungtschechen gerechnet werden konnte. Wäre es ein Wunder, wenn in Folge solcher Kundgebungen die breiten Schichten der tschechischen Bevölkerung da und dort die praktischen Konsequenzen aus der Behauptung zögen, daß deutscherseits der Kampf gegen die tschechischen Mino ritäten aufs Messer geführt werde? Und was den zu grün denden Nationalfonds betrifft, fo mag es ja jedem tschechischen Privaten, ja jedem tschechischen Vereine unbenommen bleiben, sein Geld für die angeblichen nationalen Erfordernisse aus zugeben, wie aber wäre es statthaft, daß die autonomen Körperschaften aus den Mitteln der Steuerträger Summen bewilligen, die zur systematischen Be kämpfung der Deutschen im Lande verwendet werden sollen. Diese wäre wirklich eine arge Verletzung der nationalen Gleichberechtigung zum Schaden des Deutschthums in Böhmen. Die Deutschen Böhmens werden, wie bisher, sich zu wehren wissen, sie lassen sich durch tschechische Drohungen nicht einschüchtern nnd sind im Allgemeinen gewohnt, sich mehr auf ihre eigene Kraft und Zähigkeit als auf das Wohlwollen der jeweiligen Regierung zu verlassen, aber das können und müssen sie verlangen, daß die Regierung kraft ihrer obersten Competenz es den autonomen tschechischen Körperschaften nicht gestattet, zn einem Kriegsfonds gegen die Deutschen im Lande beizu steuern. Sonst könnte ja nächstens die tschechischeMNajorität des Prager Landtages aus Landesmitteln eine Subvention zur Utraauisirung bewilligen. Die Vorstellungen, welche kürzlich oie Deputation der deutschen Landtagsabgeordneten bei der Prager Ttatthalterei erhoben hat, werden hoffent lich nicht wirkungslos bleiben, die Regierung aber wird sich nicht wundern dürfen, wenn jetzt deutscherseits mit allem Nachdruck die Forderung der administrativen Zweitheilung Böhmens geltend gemacht werden sollte. Tagesgeschichte. Berlin, 24. August. Das heute zur Ausgabe ge langende „Reichs-Gesetzblatt" enthält das Bürgerliche Ge setzbuch vom 18. August 1896 nebst Einführungsgesetz. Berlin, 24. August. Der „Reichsanzeiger" schreibt: „In der Presse sind in letzter Zeit wiederholt Zweifel 'über die Durchführung der in Aussicht gestellten Reform des Militärstrafprozesses geäußert worden. Demgegenüber sind wir zu der Mittheilung ermächtigt, daß es die Aller höchste WMusmeinung des Kaisers ist, dem Buudesrathe noch vor Herbst dieses Jahres einen Gesetzentwurf vor legen zu lassen, welcher der vom Reichskanzler am 18. Mai diesesJahres im Reichstage abgegebenen Erklärung entspricht." Berlin, 24. August. Die von auswärts gemeldete Preissteigerung und das immer noch ganz unsichere Wetter- Haben den Aufschwung im Werthe des Getreides hier noch! erheblich gesteigert; der Unisatz war aber weniger rege,! wie vorgestern. Weizen und Roggen zeigten neuerlich! weitere Fortschritte von 3 Mark und darüber, doch schien die Haltung alsbald unsicher zu werden. Hafer loco in geringer neuer Waare ist schwer verkäuflich, im übrigen jedoch fest. Ultramontanes. Die „Germania" schreibt: „Zum Kapitel vom freien Willen sagt Kaiser Wilhelm ü in seinem „Vaterunser auf hoher See", in einer der sieben Predigten, die er im Jahre 1894 auf seiner Nordlandsreise gehalten hat: Der Mensch hat seinen freien Willen und kann sich auch gegen Gottes Willen aufbäumen; denn Gott kann und will den Menschen nicht zwingen. Wie ein Hirte seine Schafe mit der Stimme ruft, daß sie ihm folgen, und sie uicht am Strick zieht, fo thut auch Gott. Alles kann man in der Welt sprengen und zwingen: die Felsen und den härtesten Diamant, nur nicht ein Meuscheuherz. Darum hat der Heiland zu dem Geschlecht seiner Tage gesagt: „Wie oft habe ich Euch sammeln wollen, aber Ihr habt nicht gewollt." In diesen Worten möchten wir eine sehr starke Abweichung, gewissermaßen eine vollständige Lossagung des Kaisers von der Lehre Luthers, Calvins und Zwinglis, eine sehr große Annäherung an die Lehre der katholischen Kirche in einem Hauptpunkte des Glaubens erblicken. Wir sind begierig, wie der „Reichsbote", welcher über die Rechtgläubigkeit der Professoren und Pastoren sonst sorgsam zu wachen pflegt, über die Lehre des Summus üpiscopus urtheilt. Wird er wohl in Zukunft verkünden, daß Luther das Evangelium wiedergebracht hat, oder wird er erklären, Luther sei ein Jrrlehrer gewesen? Da er wohl sicher von Menschenfurcht frei ist, wird er zu dieser Frage Stellung nehmen und sie schon in allernächster Zeit beantworten." Der „Reichsbote" antwortet hierauf: „Die evangelische Kirche und vor Allem Luther haben stets die Willensfreiheit des Menschen anerkannt. Die ganze Re formation war nichts Anderes, als ein Protest der Verge waltigung der Freiheit durch die die Gewissen bindenden Satzungen der Papstkirche." — Die „Kreuz-Zeitung sagt hierzu: Die angefügte Folgerung der „Germania" läßt erkennen, daß sie das Wesen der durch Luther herbeige- sührten Reformation, wie überhaupt das Wesen der evan gelisch-lutherischen Kirche nicht kennt. Auch der in der re- formirten Kirche dereinst geltend gemachte strenge Begriff der Prädestination ist längst nicht mehr vorhanden; also sind Ine ganzen Schlüsse der „Germania" falsch, ersichtlich tendenziös und im Hinblick auf die Persönlichkeit des zum evangelischen Glauben treuhaltenden Monarchen geradezu unerhört! Thatsächlich bemerken wir nur noch, daß es sich, wie die „Germania" doch auch wissen könnte, nicht um Predigten handelt, die Se. Majestät der Kaiser selbst „ge halten", sondern um solche, die der Monarch nach dem guten Brauche der Schiffsordnung bei der sonntäglichen Andacht aus einem Predigtbuche verlesen hat; das hier erwähnte ist, so viel wir wissen, von dem Oberkonsistorialrath Dr. Frommel verfaßt. Türkei. Konstantinopel, 21. August. Daß die Pforte jetzt aus ihrer Apathie aufgerüttelt wurde und sich plötzlich in der kretischen Frage so entgegenkommend zeigt, läßt sich keineswegs auf das Einschreiten der Mächte zu rückführen, sondern nur auf Schwierigkeiten finanzieller Natur. Die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Ottomanischen Bank verliefen nämlich resnltätlos. Letztere erklärte, so lange nicht in Kreta und Macedonien die Ruhe einigermaßen wiederhergestellt sei, würde es ganz unmöglich sein, Geld zn beschaffen. Dies allein veranlaßte den Snltan, den russischen Botschafter nach dem Selamlik zu empfangen und Tewfik Pascha den Vertretern der Mächte zu versichern, er wünsche sehnlichst mit den Kretern eine Einigung herbeizuführen. Griechenland. Athen, 24. August. Der mace- donische Bandenführer Bruffas wurde getödtet,-seine Bande befindet sich auf der Flucht. Zur Zeit halten sich noch fünf bis sechs kleine Banden in Macedonien auf. A th e u, 24. August. Am Sonnabend fand ein heftiger Zusammenstoß außerhalb Herakleions zwischen Insurgenten und bewaffneten Muselmännern statt; viele todte Türken sind in die Stadt gebracht. Die Aufständischen haben viel Vieh abgefangen; 10 Muselmanendörfer sind verbrannt. Es herrscht deshalb große Aufregung unter den Mohamme danern; sie wollen aus der Stadt hinausstürmen und die Christendörfer angreifen. Gegen ein solches Verfahren wenden die Konsuln allen Einfluß auf. Die revolutionäre Versammlung in Apokorona hat beschlossen, jede Aktion zu verschieben, bis die Vorschläge der Großmächte bekannt geworden seien. Die mit dem letzten Courier von Tonkin angekommenen Zeitungen besprechen die für die Franzosen wenig erbauliche -Nachricht, daß der General-Gonverneur von Indo-China mit der Absicht umgehe, iu Paris die Ermächtigung zur Aufnahme einer weiteren Anleihe von 40 Millionen nach zusuchen. Die erst vor einigen Monaten aufgenommenen 80 Millionen feien bereits gänzlich ausgegeben, ohne daß man die Hälfte der Ausgaben, zu deren Deckung sie in Aussicht genommen gewesen seien, damit habe bestreiten können. Ans diesem Anlaß wird die Finanzverwaltung