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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsönuwvranäo. Metzer Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. , wönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2 r. Sonnabend, den 26. Februar 1881. 6. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Es geschehen noch Zeichen und Wunder; Fürst Bismarck, der Begründer der Aera der Überraschungen, hat es ver standen, das durch Stillleben und Langweiligkeit bekannte preußische Herrenhaus zum Mittelpunkt der politischen Situation zu machen. Seit den Tagen, wo die Menschheit vom Baron abwärts daselbst mit dem Ehren-Collectiv-Titel „Krämer, Juden und Postschreiber" bedacht wurde, ist es in dem Oberhause am grünen Strand der Spree nicht so lebhaft zugegangen, als in den jüngst verflossenen Sitzungen. Kauin war der Conflict Bismarck-Camphausen vorüber, als der Kanzler schon einen neuen Donnerkeil in das hohe Haus schleuderte. Die Wirkung des geheimräthlichen Vorgehens gegen Graf Eulenburg war wirklich blitzähnlich, und wär' der Sonntag nicht dazwischen gekommen, so läge wahrscheinlich das kait aooomxli eines Ministerwechsels vor. Oder sollte es sich gar um ein funkel nagelneues Ministerium handeln. Erzählt man doch in Berlin, daß die Stellungnahme zu den einzelnen Paragraphen des Competenz- gesetzes und der Kreisordnuug auf einem Beschlusse des Staats- Ministerium beruhe. In diesem Falle märe allerdings ein Desavou des gesammten Ministeriums durch seinen Präsidenten, der zugleich Reichskanzler ist, nur durch eine Collectivdemission zu sühnen. Von anderer Seite betrachtet man den Vorfall als den Ausbruch einer lange vorhandenen Mißstimmung zwischen Bismarck und Eulenburg, welche auf Meinungsdifferenzen zurückzuführen ist. Graf Eulenburg will die Selbstverwaltung zwar ebenfalls nur in den bescheidenen preußischen Formen, aber er will den Communen wenigstens einige kleine Staatsrechte überweisen, Fürst Bismarck, der Schirmherr auch der kleinsten wie der großen „Staats-Macht", will dagegen wichtige Obliegenheiten der Communen dem Staate zuweisen. In diesein alten Kampfe giebt es keine Versöhnung, es handelt sich um ent gegenstehende Principien, um Liberalismus und konservatives Wesen. Freilich über die Form, in welcher sich dieser Conflict der Principien, umgestaltet zu einem Conflict der Personen, äußerte, wird wohl nur eine Meinung herrschen, denn sie ist, um es nicht schärfer auszu drücken, eine „ungewöhnliche". Die Folgen müssen sich in Kürze zeigen. — Des Kronprinzen ältester Sohn, Prinz Wilhelm von Preußen, feiert heute am 26. seine Vermählung mit der Prinzessin Augusta Viktoria zu Schleswig Holstein, heute findet der festliche Einzug der Prinzessin in Berlin statt. Von fern und nah treffen als Zeugen des Festes hohe fürstliche Verwandte und Vertreter fast aller Regierungen Europas in der Hauptstadt ein, wo in dem ehrwürdigen KönigSschloß der Bund des prinzlichen Brautpaares seine Weihe für das Leben erhalten soll. Oefterreich-Rngarn Sieht's im österreichischen Kaiserstaate im Allgemeinen schon schlimm aus, so siehl's in den okkupirten Ländern Bosnien und Herzegowina noch ganz besonders trostlos aus. Das Land vermag nicht einmal die Kosten der Verwaltung aufzu- bringen und mau spricht schon davon, die Provinzen entweder de- sinitiv zu annectiren oder billiger zu verwalten. Der Sultan in Stambul wird sich freuen, daß der liebe Nachbar Oesterreich ihm seine Schulden etwas abnimmt und hinlragen hilft. Rußland. Der „Golos" vernimmt, daß die Ausarbeitung des neuen Vertrags mit China nahezu beendet ist. Der Vertrag dürfte Mitte Februar (alten Styls) zur Unterzeichnung ganz fertig sein und nach der Unterzeichnung vom ersten Sekretär der chinesischen Mission, Schaojulin, sofort nach Peking gebracht werden, während Tseng nach Paris gehen werde, um einige diplomatische Fragen zwische Frankreich und China beizulegen. Frankreich. Aus Paris wird eine theilweise Ministerkrisis signalisirt. Der Kriegsminister Farre soll seine Entlassung einge- reicht haben, weil die Deputirtenkammer den Artikel 9 des Armee- verwaltungsgesetzes in einer Fassung angenommen hat, die der vom Minister vorgeschlagenen schnurstracks zuwiderläuft. Der Letztere wollte die Verwaltung der Armeecorps dem Kriegsministerium direct unterstellen, während die Kammer sich dafür entschieden hat, daß die Intendantur der Controlle wie sie durch die Mitwirkung der Corpskommandanten ermöglicht werden könnte, würde vielleicht dazu beitragen, die Schäden, die namentlich in der Heeresverpflegung beim letzten Kriege so grell hervortraten, zu vermeiden oder doch auf ein geringeres Maß zu beschränken. Fokales und Sächsisches. Zwönitz. Um die vom hiesigen Stadtgemeinderath ausge schriebenen Straßenwärterstellen sind 11 Bewerbungen eingegangen. — Die Generaldirektion der k. sächsischen Staatsbahnen hat den Deputationen der sächsischen Kriegervereine, welche am Einzuge des Prinzen Wilhelm in Berlin theilnehmen, Fahrpreisermäßigungen in der Weise gewährt, daß dieselben gegen Lösung eines Tourbillets freie Rückfahrt bis incl. den 28. Februar haben. Oelsnitz bei Lichtenstein, 22. Februar. Gestern Abend hielt Nealschuldirector vr. Gelbe aus Stollberg hier einen Vortrag über „das Rettungswesen zur See". Redner, Vetreter der Deutschen Ge sellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Stollberg, berichtete auf be redte und ergreifende Weise vom Wesen des Meeres, von den Ge fahren für den Schiffer und von den Rettungsmitteln der Gesellschaft. Allseitiger Beifall der zahlreichen Zuhörer lohnte den Vortragenden, welcher hierauf die reizenden Modelle der Rettungsapparate vor zeigte und ihren Gebrauch durch Demonstration erklärte. Wie sehr er die Herzen der Zuschauer zu ergreifen vermochte, läßt sich daraus erkennen, daß 31 derselben ihren Beitritt zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger erklärten. x Auerbach. Dem Hotelbesitzer Buchheim begegnete folgender Unfall. Sein Knecht hatte in voriger Woche, ehe noch die Schlitten bahn zu Schanden wurde, irgend wen im flotten Einspänner nach Klingenthal zu fahren. Bei der Heimkehr, etwa in der Nähe von Mühlleithen, sah er vor sich einen Wagen mit Langholz beladen. Einen zweiten solchen Wagen, unmittelbar vorherfahrend, konnte er nicht sehen, da derselbe ohne Laterne mar. Daher fuhr er unbe sorgt vor bis ein heftiger Stoß das Anfahren des Apfelschimmels an die spitzen Enden der Stämme bekundete. Der Stoß verletzte das Pferd tödtlich. Es lief zwar noch eine halbe Stunde lang, aber in der Nähe von Jägersgrün brach es todt zusammen. — Die an der Straße Auerbach-Falkenstein gelegene Restauration zur Augustus- ruhe, erst im Sommer neu erbaut, brannte eben wieder' nieder. Scheune und Wohnhaus sind zerstört. Die Subhastation des Grund stückes stand nahe bevor (26. ds. Mts.) Der Besitzer M. wurde als der Brandstiftung dringend verdächtig sofort gefänglich eingezogen. Stangcngrun. In der Nacht vom 22. zum 23. d. M. entstand in dem den: Spitzenwaarenhändler Herrn Carl Heinrich Schürer hier gehörigen Wohuhause ein Schadenfeuer. Dasselbe wurde aber als bald wieder gelöscht, immerhin ist aber ein nicht unbedeutender Schaden an Thüren, Fenstern rc. des Gebäudes durch den Brand entstanden. Das gedachte Haus wird jetzt von dem Naturarzt R. nebst Frau lind deren Dienstmädchen bewohnt. Mehrere Räume und Gegenstände des Hauses sollen mit Solaröl getränkt vorgefunden worden und das Feuer in drei Zimmern gleichzeitig entstanden sein. R. ist verhaftet worden. Meerane. Wie man hört, sollte gestern in einer hiesigen Fabrik eine Lohnherabsetzung vorgenommen werden; allein die Arbeiter antworteten mit sofortiger Arbeitseinstellung. Als heute Morgen die Arbeiter die Geschäftsräume betreten wollten, wurde denselben, wie verlautet, der Zutritt verwehrt. Was weiter daraus entstanden oder entstehen wird, darüber fehlen noch Nachrichten. Eine originelle Wette trug sich am Dienstag in einem Gasthause in Döbeln zu. Einer der Betheiligten behauptete, daß das Pferd seines Gegenparts, das wahrscheinlich seiner Körpergestalt nach nicht