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Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrots zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespalteneAaumzeile 20 Goldpfennig, die 4gespaltene Zeile der amllichenBekanntmachungen 4OGold- pfennig, die 3 gespaltene Sieklarnezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Dor- geschriebeneErfcheinungs- __ _ , tage und Platzvorschriften werde» nach Möglichkeil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b V-Iücksichtigt. Anzeigen, annahme bis norm. 10Uhr -»- ' - ' — — — - -- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch «rlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen- Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, wv,!,'. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P^b°t-»un7unA^ trilaer und Geledäftsitellen '' nehmen zu jeder Zeit De- »/ll" .„to-lien am Kalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger B-trieb-ftSrungen destehl kein Anspruch aus Lieferung »er ZeUuu, oller Kürzung de» Dezug.preise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wen» Porto deiliegt. Wilsdruff-Dresden P°sts»«s D«-d.n seio Montag, 20. September 1926 Nr 220. 85 Jahrgang. Telrgr.-rldr.: .AmtrblaU« Loucheur kommt nach Berlin. J»r Fortset,ung der Verhandlungen zwischen Deutsch land und Frankreich, wie in der Besprechung von Tho.ry vereinbart, wird Loucheur am 3. -ktober ,n Berlin als Svndergcsandter die Besprechungen wieder ausnchmen. Die drei Haupipunkie. Nach Informationen, die beide Minister ihren Dcle- gationen über die Verhandlungen von Thoiry gaven, haben hauptsächlich drei Punkte im Nahmen des Gesamt- problems der deutsch-französischen Beziehungen m der Unterredung die Hauptrolle gespielt, nämlich 1. die Frage der interalliierten Militärkontrolle, 2. der Nheinlandbesatzung und - 3. die Saarfrage. Zur ersten Frage sollen die beiden Minister verein bart haben, daß die Militärtontrolle der Alliierten im De- Muber bzm. Anfang nächsten Jahres endgültig aufgelöst werden soll und das dann die Böllcrbundkontrolle cin- iktzt, die wahrscheinlich nickU nach dem bisberiaen »om Das Geheimnis von Thoiry Es ist nur ein kleines Städtchen im Französischen Jura, dieses Thoiry, als Ausflugsort von Genf her beliebt, weil es im „Hotel du Jura" ein ausgezeichnetes Essen gibt. Jetzt hat dieser der großen Welt bisher ganz unbekannte französische Kurort einen Namen, dessen Klang ganz Europa erfüllt, einen Namen, den aber ein Geheim nis umhüllt; vorläufig wenigstens. Denn was der deutsche und der französische Außen minister, jeder nur von einem Sekretär begleitet, dort in ihrer fünfstündigen Unterredung besprochen haben, soll Geheimnis bleiben, von dem auch das amtliche Kommu- niquö nur wenig den Schleier lüftet. Man will schweigen, bis die beiden zu ihren Negierungen gesprochen haben, bet denen ja über alles die letzte Entscheidung liegt. Und es bleibt daher im Augenblick kaum etwas anderes übrig, als aus dem Wortlaut der Vereinbarung allerhand zu — mut- maßen. Allerdings ist schon die Tatsache dieses fünfstündigen Zusammenseins überaus bedeutsam, wobei übrigens nicht vergessen werden soll, daß zum erstenmal seit dem Frie densschluss von Versailles ein deutscher Minister von Amts wegen französischen Boden betrat. Am bedeut samsten ist in der Verlautbarung das Wort von der „Ge samtlösung" aller die beiden Länder betreffenden Fragen, die man im einzelnen durchgesprochen hat. Auch Stress- mann hat in der Rede, die er den deutschen Pressever tretern hielt, die Tatsache der Behandlung aller Fragen deutlich unterstrichen. Wir brauchen nicht zu wiederholen, was deutscherseits ja schon tausendmal gesagt ist: Be-^ setzungs- und Saarfrage, Eupen-Malmedy und die östliche! Bündnispolitik Frankreichs — ganz abgesehen von den! Dingen wie Minderheitenschutz und Grenzziehung im Osten, was Frankreich nur als Unterzeichner des Versailler friedens interessieren sollte. Nicht zuletzt natürlich die Mllttärkontrollfrage. Das würde aber alles nicht den Charakter einer G e. samtlösung bedeuten. Vielleicht ist man aus der rich tigen Spur, wenn man die Betrachtung nun nach der Wirtschaftlichen Seite hin erweitert. Aus Frank reich lastet das Währungsproblem, auf Deutschland aber der Dawes-Plan, der ja mit voller Wucht seit dem 1. Sep tember — nach der zweijährigen „Schcn"frist — auf unse ren Schultern liegt. Dazu kommen die engen wirtschaft lichen Verflechtungen, die ja soeben erst zu einer Verein barung wenigstens mit der französischen Eisenindustrie ge führt haben. Allmählich macht doch die Ansicht Fortschritte, daß der Dawes-Plan unerfüllbar ist, mehren sich die Stim men, daß die Übereignung der Milliarden aus Deutsch land au das Ausland zu einer wirtschaftlichen Katastrophe führen muß, weil diese Bestimmung schwerste innere ^'^rsvrüche enthält. Das ganze wirtschaftspolitische und aus System nicht bloß Europas ist aber aufgebaut samwE"!, dlan und seine Abänderung würde eine Ge- Leisvpj^. "ng dieses ganze» Systems bedeuten, das ja aulier ü" üe auch tief in die interalliierte Schuldeure- in h'neingreift. Der Gedanke, von dem der Plan clsuur in, ist ab,,,: der einer Zwangsknecht,chaft Deutsch lands oen anderen gegenüber; werden aber der Geist von Locarno und die Idee unseres Eintritts in den Bund der gleichberechtigten Völker nun zur Wirklichkeit, so muß auch an die Stelle der einseitigen Zinsverknechtung der Gedanke eines gemeinsamen Wiederaufbaus treten, weil es die Kräfte eines einzelnen Volkes weit übersteigt, diese Arbeit allein leisten zu sollen Die Voraussetzung dafür, daß dieses große wirtschaftliche Problem angepackt wird, ist aber eine wir.liche Änderung des Geistes des Mißtrauens und der Unterdrückung, de» wir jetzt noch allzu reichlich verspüren — und ob eine solche Wandlung eintritt, kann erst die Zukunft lehren. Und diese Zukunft wird auch das Geheimnis von Thoiry erst ganz enthüllen; wird enthüllen, ob in jenem Hotelzimmer das Schicksal uns die heiteren oder die schwarzen Lose beschert hat. vir MrMungsäebatte in Senk. Beschleunigung der Arbeiten verlangt. Die vorbereitende Abrüstungskonferenz in Gens hat ihre Beratungen fortgesetzt. Im dritten Ausschuß führte der pol nische Vertreter aus, daß ein bewaffneter Konflikt in Zukunft alle Kriege, die es bisher gegeben hätte, in den Schatten stellen würde. Es sei notwendig, die Frage der Abrüstung aus das gründlichste zu prüfen. Die Arbeiten, die d.e bisherige vor bereitende Kommission geleistet hätte, seien sehr wertvoll ge wesen, doch dürfe man die Arbeiten nicht auf Kosten der Gründlichkeit beschleunigen wollen und lieber den Termin der Einberufung der Abrüstungskonferenz hinausschieben, als nur ein Flickwcrk zu schassen. Der schwedische Vertreter bezeichnete das von der vorbereitenden Abrüstungskommisston ausgestellte Programm als zuweitgehend. Es wäre praktischer, die Arbeiten auf bestimmte Punkte zu konzentrieren, da man hierdurch eher zu positiven Resultaten gelangen könne. Ein Mißglücken der Abrüstungskonferenz bezeichnete er als eine Katastrophe für den Völkerbund und als eine schwere Enttäuschung für alle diejenigen, die ihre Hoffnungen auf ihn setzten. Der Vertreter Dänemarks sprach sich in ähnlicher Weise aus. Die Kommission hat ferner den Vorschlag für eine Ent schließung durchberaten, die der jugoslawische Delegierte vorgelcgt hat. In ihr wird der Völkerbund ausgesordert, den Mitgliedern des Völkerbundes die Annahme der Grund sätze des Vertrages von Locarno zu empfehlen und seine Mithilfe beim Abschluß derartiger, dem Locarnopakt ent sprechender Verträge zur Verfügung zu stellen. In der Dis kussion brachte ferner der französische Delegierte Paul-Bon- rour eine Entschließung ein, in der es heißt: Die Bundes- versamlnng nehme von dem Bericht des Sekretariats und ins besondere von dem Bericht des Präsidenten der vorbereitenden Abrüstungskommission über die Arbeiten der Unterlommis sionen und 8 Kenntnis. Sie fordert den Völkerbundrat auf, die vorbereitende Abrüstungskommission zu dem beschleu nigten Abschluß der Arbeiten der technischen Kommission zu veranlasse», um in der Lage sein zu können, zu Ende dieses Jnyrcs, oder zu Begin» des nächste» Jahres, bereits das Programm der Wcltnbrustnngskonferenz vorzulegen, die noch vor Beginn der nächsten Bundesversammlung zusammentreten »löge. Über diesen Antrag sowie über den Anirag des ingosla- wischen Delegierten entspann sich eine lange Debatte, in der Von verschiedenen Rednern der Gesichtspunkt einer wesent lichen Beschleunigung der Arbeiten der vorbereitenden Ab- lüstuugskommission hervcrgehobeu wurde. Am Montag tritt der Ausschuß erneut zusammen, um die Diskussion über die Abrüstungsfragen und insbesondere über die beiden vorge- iegten Entschließungen zu beraten. * Brian- bei poincare. Frankreich soll Friedenspolitik treiben, Briand hatte eine zweistündige Unterredung msi Poincare, deren Gegenstand die Besprechungen zwischen ihm und dem deutschen Neichsaußenminister war. Vor der Unterredung hatte Briand die Pressevcrtretci empfangen, denen er eine längere Erklärung abgab. Ei sagte u. a., daß cs ihm nicht möglich sei, über seine Unter redung mit Stresemann in Thoiry Näheres zu sagen Er habe sich zuerst mit seiner Negierung in Berbindung zu fetzen, und auch Stresemann werde dasselbe tun. Was iHv anbclangc, so werde seine Tätigkeit nach wie vor vom Friedenswillen beseelt sein. Er sei französischer Minister- j^üdent während des Krieges gewesen und sei ent schloßen, sich während seiner Amtszeit dafür einzusetzcn, oay diese grausame Zeit nicht wicdcrlehrc. Er sei über zeugt, daß Frankreich genügend Beweise seiner Hekden- mütigleit abgelegt habe, um nicht den Borwurf der De mütigung befürchten zu müssen, wenn es eine Friedens politik verfolge. Es gäbe im übrigen nur einige wenige Franzosen, die von Demütigung sprächen. In Genf habe er niemanden getroffen, der diesen Vorwurf gegen Frank reich erhoben hätte. Es gälte vor allem, di" Kaltblütigkeit nicht zu verlieren. Auf die Frage, ob er mit Stresemann eine Begegnung in Paris haben werde, antwortete Briand verneinend" Nachdem er mit seiner Negierung dasselbe getan haben werde, werde man weiter sehen. Jetzt, da Deutschland Mit glied des Völkerbundes sei, würden in Zukunft Begegnun gen zwischen den Regierungshäuptern der beiden Länder - leichter sein als früher. Sobald es ibm möglich sei, werde > er Näheres Mitteilen. Wiederzusammentritt des Prentzischeu Landtags Berlin. Der Nltestenral des Preußischen Landtages be schloß, daß die erste Plenarsitzung des Landtages nach der Sommerpanse am Mittwoch, den 6. Oktober statifinden soll. Als Beraiungsstoss für die erste Sitzung ist u. a. in Aussicht genommen die erste Beraiuug der Novelle zum Finanzaus gleichsgesetz und die vom Siaaisral vorgeschlagene Novelle über die Abänderung der Gewerbesteuer. Für die ersten Tage des Wiederzusammentrius sollen vor allem auch die Justiz vorgänge in Magdeburg im Rahmen der Großen An fragen der Sozialdemokraien und der Kommunisten, zu deren Beanlworlung stcb die Regierunfl bereit erklär! Hal, sowie die Interpellationen über die Tvphusepidemie in Han nover zur Besprechung gestellt werden. Die Rückgabe -es demschen Eigentums in Amerika Rewyork. Nach einer Meldung des „Wallstreet- Journal" hat der stellvertretende Schatzsekretär Winston er klärt, es sei ihm vom Vorsitzenden des Budgetausschusses, Green, die Mitteilung zugegangen, daß in der kommenden Parlnmcntssession ein ähnlicher Antrag aus Rückgabe des be schlagnahmten deutschen Eigentums eingebrncht werden würde wie seinerzcii die Millsbill. Das Schatzamt sei durchaus gegen jeden Vorschlag, der eine direkte Konfiszierung bedeute. * Oie Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Entschließungen des Deutschen Städtetages. An die Ausführungen des Präsidenten Dr. Mulert^ zur Frage der Finanzreform schloß sich eine Aussprache,^ an der auch Reichsinnenminister Dr. Külz sowie der ehe malige Reichswirtschaftsminister Hamm teilnahmen.: Zum Schluß fand eine Entschließung einstimmige An-, »ahme, derzufolge die Städte erneut eine endgültige,' Regelung des Finanzausgleichs verlangen. In der Entschließung wird ferner gegen die gegenwärtige! Regelung der Hauszinssteuer Protest erhoben. Der Städtcwg beschäftigte sich sodann mit dem Ar-' bcttsiosenproblem. Der Vorsitzende, Oberbürgermeister: Böß, Berlin, gab seiner Freude darüber Ausdruck, das? gestern alle Mitglieder des Neichswirtschaftsrates sich für: ein Arbcitslosengesctz ausgesprochen haben. Man müsse aber Wert darauf legen, so betonte Dr. Böß, die Ar- beitslosenversicherung von vornherein als ein Ganzes' auszubauen; es dürften keineswegs nur Tcilfragen gelöst: und andere Fragen wiederum der Selbstverwaltung über lassen werden. Prof. v. Zwicdineck Südcnhorst kam als Hauptrcfe- , cent zu dem Schluß, das? die Arbeitslosenversicherung zur Beseitigung der gegenwärtigen Erwerbslosigkeit untaug lich sei. Görlingen-Köln hielt den Ausbau der Arbeits losenversicherung und die Durchführung von Notstandspro- zrammen für die wichtigsten Gegenmittel gegen die Ar beitslosigkeit. Als dritter Referent sprach der bayerische Nechtsrat Dr. Kleindienst-Augsburg. Er lehnt das System »er produltivrn Erwerbsloscufürsorge ab, sieht in einer Berstärkung der ländlichen Sicdlungspolitil und plau- Mßigcr Förderung der Auswanderung die wichtigsten Hilfsmittel zur Betämpfung der Arbeitslosigkeit. In einer vom Vorstand des Deutschen Städtetages rnsgearbeiteten Entschließung wird eindringlich auf Stärkung des inneren Marktes durch Steige rung der Kaufkraft der breiten Massen hingewiesen. Als ?orlä»sige Zwischenmaßnahme sei das Arbeitsbeschaf- iungsprogramm der Reichsregierung zu begrüßen, wobei :s zweifelhaft bleibt, ob durch die Art der Ankündigung Ke aiisgelösten Erwartungen erfüllt werden können. Die Städte verlangen stärkere Heranziehung bei der Durchar- leitmig des Arbcitsbeschassimgsprogrammes. Im Mittel- mnkt aller Maßnahmen zur Überwindung der Arbeits- osigkeit müßte die programmäßigc Durchführung eines Wohnuiigsbauprogramms stehen. Die Erwerslosenfür- orge müsse baldigst in eine gesetzliche Arbeitslosenver- ichernng übergeführt werden, die die gesamten hierbei zu berücksichtigenden Fragen einheitlich regelt und die not- vendige Mitwirkung der Gemeinden sicherstellt. Mit der 'lnuahme dieser Entschließung war das Nrbeitsprogramm! >es diesjährigen Deutschen Städtetages beschlossen.' Nat beschlossene» Plan ausgeübt werden wird. "Der Rai Vurfte sich im Dezember von neuen, mit der Frage be- jassen und ein neues K o n t r o l l s y st c m beschließen. Bezüglich der Besprechungen über das Saargebiet Wird Deutschlands Wunsch nach Wiedervereinigung mit dem Saargebiet bekannt. Schließlich wurde auch das Problem Eupen-Malmedy berührt, das zunächst aller dings als deutsch-belgische Frage angesehen werden mag. Alle diese Fragen werden eingegliedert in den großen Wirtschafts- und finanzpolitischen Plan, der eine enge Verbindung finanzieller und wirtschaftlicher Interessen zwischen Deutschland und Frankreich begründen soll. Hierbei spielt die Mobilisierung eines großen Teiles der Eisenbahnobligationen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Es handelt sich voraussichtlich um oen Betrag von anderthalb Mttuarden. Auch weitere Finanzfragen und Fragen wirtschaftlicher Art werden in den Plan einbezogen. Inzwischen ist Briand nach Paris zurückgekehrt. Er wird in den nächsten Tagen eine» längeren Erholungs urlaub antreten. Minister Dr. Stresemann wird für Mitte dieser Woche in Berlin erwartet. Ser Reichspräsident im Mnövergeiände. Annerkennung für die Truppen. Reichspräsident von Hindenburg ist, herzlich begrüßh in Bad Mergentheim eingetroffcn, um den süddeutschen Manövern beizuwohnen. Der Reichspräsident und Reichs- Wehrminister Dr. Geßler begaben sich schon am Sonnabend