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Ämk- und Anzeigeblatt Wr den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock and dessen Umgebung Erscheint täglich abends mit Ausnahme der 5onn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die «einspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seil« 30 Pfennige. v«zuan>reir Vierteljahr!. M. ISO «inschlietzl. i de» „Illustr. Unterhaltungsblatt," und der ! humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der > Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen : Reichspoftanstalten. Mr Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, lvberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhmnmer,Sosa,UntrrsWtzengrün,WUdenthal «sw. «al^Kdr^- Kmtablatt- Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, oerantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock Fernsprecher Nr 210. LV» --------- SS. Iah»«»««. --------- Donnerstag, den S. Mai Tagesgeschichte. »e«tsHla»d. — Freiherr von Marschall als deutsche Friedenstaube. Zum Botschasterwechsel in London schreibt der Berliner Vertreter der Frankfurter Zt»., daß Graf Metternich keineswegs in einem gespannten persönlichen Ver hältnis zu Earl Grey stehe, indessen wolle man an Stellen, wo man sehr ernstlich seit langer Zeit eine Verständi gung mit England wünsche, um diese zu fördern, den Fretherrn von Marschall auspannen. Der Reichskanzler be treibe länger, als man gewußt habe, eine Verständigung mit England al» eine seiner Hauptaufgaben, desgleichen widme der Kaiser dieser wichtigen Frage sein besonderes Interesse; er verfolge aufmerksam den langsamen Gang der Ver handlungen. Die Absichten der Leiter unserer auswärtigen Politik erfahren durch die Entsendung Marschalls nach Lon don eine ganz unzweideutige, man könnte beinahe sagen, de monstrative Bekundung. — Marschall von Biberstein in Berlin. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Freiherr Mar schall v. Biberstein, ist Dienstag morgen mit dem Orient- Expreßzug in Berlin eingetroffen und im Hotel „Kaiserhof' abgeftiegen. Gegen 11 Uhr begab er sich zum Reichskanzler, den er Ende der Woche nach Karlsruhe zum Vortrag beim Kaiser begleiten wird. — Die Sicherung der Seeschiffahrt. Der Kölnifchen Zeitung wird aus Berlin unter dem 7. Mai tele graphiert: Die gestrigen Verhandlungen im Reichsamt des Innern über die Sicherung der Seeschiffahrt haben in einer Besprechung zu Ende geführt werden können, woraus sich er gibt, daß di« in Betracht kommenden Fragen nur einer all gemeinen Besprechung unterzogen worden sind. Es entspricht nur der Schwierigkeit des Gegenstandes, wenn die einzelnen Fragen besonderen Kommissionen zugewiesen worden sind, in Venen die Fragen in ruhiger Behandlung von Sachver ständigen geprüft werden können. — Deschanel beim Kaiser Franz Joies. Deschanel wurde Montag mittag vom Kaiser in Schön- brnun in besonderer längerer Audienz empfanget«. Um 2 Uhr gab der französische Geschäftsträger zu Ehren Deschanels ein Dejeuner, zu welchem auch ver Minister des Äeußeren Graf Berchtold, der Finanz und Krirgs- minister, sowie der englische und der italienische Bot schafter geladen waren. Deschanel wird sich sofort wei ter nach Paris begeben, wo am Freitag eine Sitzung der Kommission für auswärtige Angelegenheiten statt- sindet, deren Vorsitzender er ist. Dann beabsichtigt er, wieder nach Men zurückzukehren und später nach Pest zu reisen, um hier einige Besuche abzustatten. England. — Schi eßversuche der englische »Kriegs schiffe im Kanal. In der Bay von Weymouth sind nunmehr sämtliche Kriegsschiffe versammelt, vie an den großen Hebungen und Schießversuche» im Kanal teil nehmen werden. Die Schlachtschiffe und Kreuzer sind zu je 7 Schiffen nebeneinander verankert, in 6 Li nien ausgestellt. Die Schießversache finden in Marine kreisen die größte Beachtung. Bei den Versuchen sollen die. neuen Zielscheiben Verwendung finden, die eine Brei te von 180 Fuß bei drei Fuß Höhe, anstatt bisher nur 90 Fuß Breite, haben. Die Schießversuche werden in einer Entfernung von 6—8 Meilen stattfinden. Das Panzer schiff „Orion" wird seine neuen 13Vzzölligen Geschütze zum ersten Male erproben. Der König wird persönlich diejenigen Schiffe bezeichnen, die an den Schießübungen teilnehmen. In oer Nacht vom Mittwoch aus Donners tag folgt ein Nachtangriff mit Torpedobootszerstörern und Unterseebooten. Am Donnerstag morgeniverden in Gegenwart des Königs mehrere taktische Uebungen vorgenommen, die sich 40 Meilen vom Strande ent fernt abspielen. Im Laufe dieser Woche werde» in der Bat- von Weymouth 150 Kriegsschiffe mit einer Besatz ung von zusammen 40- bis 50000 Mann anwesend sein. — Beschädigtes englische» Liulenschiff. Das Linienschiff Bulwark, das während der Vornahme von Uebungen zweimal auf der Nore Sandbank auf Grund geraten ist, wurde in Thatham gedockt. Die Untersuchung ergab, daß da» Schiff schweren Schaden genommen hat. Zwei stark verbogene Platten zwi schen den Spanten müssen ersetzt werden. Das Linie», schiss war erst kürzlich mit einem Kostenaufwand von 87000 Pfund Sterling ausgebessert worden. — Ueberfüll auf eine deutsche Besitzung in Marokko. AuS Larrasch wird radiotelegraphisch bench- tet, daß die der deutschen Firma Renschhausen gehörende große Ansiedelung in Ulad Bessam von 1k Reitern der nahe bei Alkaffar lagernden und von französischen Offizieren be fehligten Truppen überfallen, in Brand gesetzt und 20 von den Feldarbeitern gefangen genommen wurden. Werste«. - Ernste NLchrichten. Aus der Provinz Kur distan kommen ernste Nachrichten über Siege der Auf ständischen über Regierungstruppen. Der Gouverneur von Hamadan, Firma Firman, soll, wie berichtet wird, bei einem Zusammenstoß von den persischen Kosaken Und fast der ganzen Infanterie im Stich gelassen worden sein und jetzt nur noch 150 Mann habe». Er ersuchte dringend um Verstärkung. Die Regierung beschloß, den Polizeichef Jephrim mit Truppenverstärkungen zu Hilse zu schicken. Indien. — Verschwörung gegen das Leben des Königs von Siam. Das Kriegsgericht hat 91 Per sonen der Verschwörung gegen das Leben des Königs von Siam schuldig erkannt. Drei Offiziere wurden zum Tode, 20 Offiziere zu lebenslänglichem Gefängnis und 68 andere Personen zu kürzeren Gefängnisstrafen verurteilt. Der König hat Todesstrafen in alle» Fällen in lebenslängliche Gefängnisstrafen und die auf lebens längliches Gefängnis lautenden Urteile i» 20jährige Ge fängnisstrafen umgewandelt Oertlichk M sLWchk Nachrichten. — Eibenstock, 8. Mai. Nach dem von uns seiner zeit veröffentlichten Versammlungsbericht über die Auto mobilverkehrslinien handelte es sich bekanntlich um die beiden Linien Plauen Eibenstock—Johanngeorgenstadt und Reichenbach—Eibenstock-Johanngeorgenstadt rc. Wie wir hierzu jetzt weiter erfahren, hat der hiesige Stadtrat an die Kgl. Kreishauptmannschaft berichtet, daß er den Unter nehmer bevorzuge, der den Eisenbahnknoten punkt Reichenbach berücksichtige. — Meerane, 5. Mai. Beim Bau eines Fabrikschorn steins stürzte der von der Chemnitzer Firma Kutsche in Wei mar beschäftigte Essenbauer Ewald Pohle von hier so unglück lich ab, daß er sofort tot war. Nach Beendigung der Arbeit war auS noch unaufgeklärter Ursache der Sicherungs gürtel gerissen, als sich Pohle noch 20 Meter über dem Erdboden befand. Der Tod trat durch Brechen des Genickes ein. — Planitz, 7. Mai. In letzter Nacht brach in dem fünfstöckigen Wohnhaus der Witwe Georgi in Niederplanitz Feuer aus, das einen erheblichen Umfang annahm und gro ßen Schaden am Gebäude und Mobiliar anrichtete. Die im Schlafe liegenden Bewohner des Hauses konnten sich retten, doch ging fast ihr gesamtes Besitztum bei dem Brande zu grunde. — Annabcrg, 5. Mai. Die hiesigen städtischen Kolle gien haben an das Kgl. Kriegsministerium das Gesuch ge richtet, bei der angesichts der kommenden Heeresverstärkungen geplanten Dezentralisation der Garnisonen in Sachsen nach unserer Stadt eine Garnison zu legen, falls Orte des oberen Erzgebirges in Frage gezogen werden sollten. — Schwärzende ra, 8. Mai. Die hier und da verbrei tete Annahme, daß das Vogtländ.-Erzaeb. Verbands theater im kommenden Winter keine Vorstellungen mehr geben wird, ist nicht zutreffend. Im Gegenteil, das Ver bandstheater soll, wie wir auS authentischer Quelle erfahren, eine ständige Einrichtung werden. Nur wird die Unter stützung, die die Gemeinden dem Unternehmen bis her m entgegenkommendster Weise gewährt haben, eine etwas andere Form erhalten. — Plauen, K. Mat. Die Verlegung der Handelskammer nach Zwickau scheint Tatsache zu werden, da die nächste Sitzung der Kammer am S. Mai be reit» nach dem Hotel mr „grünen Tanne' in Zwickau ein berufen worden ist. Bei dieser Gelegenheit soll auch ein Grundstück für den Bau eine» Kammergebäude» besichtigt werden. — OelSnitz i. V, 7. Mai. Mit kochendem Wasser verbrüht hat sich am Freitag da» '/.jährige Töchterchen de» Fabrikwebers Schmidt in Raschau. Am Sonntag ist die Meine, welche infolge der argen Verbrennungen da» Be wußtsein verlor, gestorben. — Feuer brach am Montag kurz nach Mitternacht im Stallgebäude de» Formerschen Gasthause» in Lauterbach au» und griff auf Schuppen und Schlachthaus über, welche auch zerstört wurden, da die Orts bewohner um diese Zeit im tiefen Schlafe lagen. Die Schankwirtschaft und da« Stallgebäude blieben dank der günstigen Windrichtung erhalten. Eine der Brandstiftung verdächtige . Person wurde in Haft genommen. — Vogelsgrün, 7. Mai. Hier verunglückte gestern nachmittag in der 5. Stunde der mit seinem Rade nach Rodewisch fahrende 20 jährige Erdarbeiter Jo hann Gulden auS Böhmen, zurzeit in Vogelsgrün wohnhaft. Er fuhr eine Böschung hinunter und schlug jedenfalls gegen einen Baum, sodaß er eine bedeutende Kopfwunde, eine größere Wunde am rechte Oberschenkel und verschiedene Hautabschürfungen davontrug. — Prrna, 7. Mai. Bei Arbeitsschluß am Sonntag früh war der Arbeiter Karl Müller auS Pirna in den Sepa rator der Zellulosefabrik von Hoesch u. Co., den er abgekup pelt hatte, gestiegen, um einen hineingefallenen Gegenstand heraufzuholen. Als der Mann sich unten befand, setzte sich der Separator in Bewegung und richtete den Unglücklichen fürchterlich zu. Auf seine Hilferufe eilte ein Kollege herbei und befreite ihn auS seiner Lage. Müller hatte außer mehreren Arm- und Beinbrüchen an allen Teilen des Körpers, namentlich am Kopfe, schwere Verletzungen erlitten. Kurz nach seiner Einlieferung in da- Krankenhaus Dohna-Hei denau gab er seinen Geist auf. Müller war verheiratet und hinterläßt fünf Kinder. — Gröba, 7. Mai. AuS Eifersucht wurde der Pfer dewärter des GasthofsbesitzerS Große auf der Westftraße von polnischen Arbeitern überfallen und durch Mes serstiche am Kopfe schwer verwundet. Er wurde in bewußt losem Zustande in seine Wohnung gebracht. — Verbandstag Dramatischer Vereine Sachsens im Königreich Sachsen. Am 15., 16. und 17. Juni dieses Jahres findet in Thum das 30 Verbandsfest des Verbandes Sächs. Dramatischer Ver eine statt. Den Ehrenvorsitz hat in zuvorkommendster Weise Herr Amtshauptmann Dr. Wcißwang, Annaberg, übernommen. Außerdem fungieren noch eine größere Anzahl der angesehensten Einwohner als Chre»aus schuß. — Am Sonnabend abend: Delegiertenversamm jung und Begrüßungskommers: Sonntag: Fortsetzung der Beratungen, Frühkonzert, Festtafel, Festtommers; Montag: Ausflüge. — Der Verband, welcher bereits 30 Jahre besteht, hat seinen Srtz in Chemnitz und es gehören ihn» zur Zeit über 70 Vereine an. Er bezweckt, seinen Mitgliedern mit Rat und Tat beizustehen, ihnen günstige Bezugsbedingungen in allen Bühnenvedürf nissen zu verschaffen, sowie durch geschlossene und öf fentliche Theatervorstellungen bildend und belehrend zu wirken und den Dilettantismus als Volkskunst fördern zu helfen. E'ne Thcaterbibliothek von zirka 5000 kompletten Werken, die seinen Vereinen zur Verfügung steht, besitzt der Verband, sowie ein Verbandsorgun „Thalia", welches weit über die Grenzen unseres enge ren Vaterlandes gelesen wird, ferner besitzt der Verband auch eine Nnterstützungslasse, „Albert-Carola-Stiftung" benannt, welche über 2000 Mark Kasse aufzuweisen hat. Die Vereine genannten Verbandes habe» ois datc über 90000 Mark für allgemeine und Wohltätigkeitsziwecke an Behörden abgeliesert. Die Beiträge für den Verbind sind nur gering und jeder dramatische oder theatK- svielende Verein müßte es als Ehrenpflicht betrachten, beizutreten. Als Präsident fungiert Stadtverordneter Arthur Kinzel, Chemnitz. Alle Anfragen und Auskünfte wegen des Beitritts sind an diesen Herrn zu richten. - AusdemErzgebirge. Der Posthulter Herr mann, der jetzt den Fahrpostdienst zwischen Abertham und Bärringcn in Böhmen versorgt, steht seit 50 Jahren im Dienste der österreichischen Post. Ehe Leipzig Eisen bahnverbindung mit Karlsbad hatte, fuhr er in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Post von Karlsbad über Johanngeorgenstadt nach Schwarzen berg. Ihm wurde u. a. die Ehre zuteil, in Extrapost König Wilhelm von Preußen, später den König stnd die Königin von Sachsen und drei Sommer hindurch auch den Fürsten Bismarck von Schwarzenberg nach Karls bad zu fahren. Im Kriegsjahre 1866 wurde ihm auch die Üeberführung der Kgl. Sächs. Kasse von Schwar zenberg nach Karlsbad, wo sich damals König Johann von Sachsen befand, übertragen. Auch den Kaiser Franz Josek hat Herrmann einmal von Karlsbad nach Petschau gefahren. . -z 8. L. X. Christl ich» nationale Arbeiter bewegung und Reichstag. Die im deutschen Ar beiterkongreß vereinigten christlich-nationalen Arbei terverbände weisen heute rund 1Vz Million Anhänger auf. Ihre Bedeutung und ihr Einfluß im öffentlichen Leben kommen allenthalben zum Ausoruck. Der Haupt anteil entfällt auf die christlichen Gewerkschaften, die in 22 Zentralverbänden heute zirka 400000 Mitglie der vereinigen. Die Wahlen von 1912 brachten 7 Führer der christlichen Gewerkschaften in de» Reichs tag ES sind dies die Abgeordneten Beck'r, Giesberts,