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Mer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirgr mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. m>» SprechstuuS» »er Nesaktioo mit flueuahm« See ronntag» nachmittag» 4—» Uh». — relegraam-flöreff», Tageblatt Mu«rg»birg». tzvmsprech« SS. »«"« «nts«g«a. Iü» uaverlangl eingrsan-t« Manuskript» kann Hewäh» nicht grlristrt werben. waaufkip«uiq«»«Äu^u»»«rlp. Nr. 140. Zreitag, 20. Zum rsiZ. 8. Jahrgang. Diese Nummer umsaßt 10 Selten. Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser hat gestern abend dteReiseüberHan. nover und Hamburg zur Teilmchme an der Kieler und Travemünder Woche angetveten. * Bet der gestrigen Stichwahl im Reichstag-Wahl kreis Waldeck-Prhrmout wurde Fried rich Naumann gewählt. * In der gestrigen Sitzung des KauShaltungSaus- schusseS des Reichstages wurde der Antrag Schiffer, die Grundwertzuwachssteuer auf zuheben und sie den Gemeinden zu überweisen, abgelehnt. , Der Ingenieur Krastel mit seinem Passagier, dem Werkmeister Gerbitz, stürzte gestern früh mit ei nem Doppeldecker in Johannisthal ab; beide waren sofort tot. Sechs, -t» siebenhundert serbische Solda ten solle» dadumh getötet Word«« sei«, dass ein Militär»«« t« die Luft gesprengt wurde.*) * Die Lage auf dem Balkan hvt sich wieder be denklich zugespitzt, Weil di« Verbünde, ten aus ihren bisherigen Forderungen be stehen bleiben. Wie verlautet, steht die Mobil, machung Rumäniens unmittelbar bevor.*) -t NLHere« stehe an anderer Stell,. IW- Mutmaßliche Witterung am 21. J«,ni: Südwest- winde, wechselnde Bewölkung, geringe Lemperaturoerände- vung, zeitweise Regen und Gewitter. "Mri Des garen Dank. 'M» Mitten in die deutschen Jubiläumsfeierlichckeiten fällt eine Kundgebung des Zaren, die gut in die allge meine Festessttmmung paßt. Der Zar dankt seinem Mini ster Safonow für feine Tätigkeit in den letzten Mona, ten der Krise, und zwar dankt er ihm, weil seine Poli tik dem Weltfrieden förderlich war. Es gab Zetten, da Sasonow nicht so unbedingt in seines Herren Gunst stand. Obwohl persönlich jedem-Kriege abhold, schien doch auch der Zar den Einflüsterungen jener Der Rorsar. Eine Segelgffchtchts von WUH, T. vtuecklen. INachdr»« o«r»°l,n) Mar das nötig, LMan? sagte Mister Thomas Brang- wyn und wie» vüt dein» Daumen aus den See hinaus. Gin reizendes Segelboot schaukelte sich an der Men Boje. Es War nötig, Pa! sagte Lilian eigensinnig. Aber Mister Brangwyn gab sich nicht zufrieden. Wenn er auch schon daran gewöhnt war, von seiner Tochter tyrannisiert zu wer den, so wollte er doch bei allem Grund und Ursache wissen. Sonst tat er wicht mit. Ich dachte Mr würden übermorgen Weiterreisen. Da« dachte ich auch, aber wir werden noch einige Zeit hier bleiben, gab Lilian zurück, ich will hier an der Segelregatta teilnehmen. Du hast doch nicht» dagegen, Pa? Pa Aff durch die Zähne. So, so, warf er ein, und deshalb Hast du dein Boot ein paar hundert Meilen über Land transportieren lassen? VMan «erstand den Spott und macht ein trotziges Gesicht. Ja, murmelte sie. Merkwürdig, sagte Mister Brangwyn, dein Ehrgeiz bewegt sich 'ja in recht bescheidnen Grenzen. Lilian Mr auf: Soll ich vielleicht die sem arroganten Herrn von Willing den Preis lassen? — Warum nicht? —Da kennst du deine Tochter schlecht, Pa. Er hat gesagt, er nehme Mich al» Sportskollegin nicht ernst, der eingebildete Dummkopf! Hat er dir das in» Gesicht gesagt? Lilian bekam «inen sehr roten Kopf, Ja! gab sie widerstrebend zu. Und dann setzte sie ihre ernsthafteste Miene auf und ries: Abe« ich werd'» ihm -eigen, wa» ich kann! Sie hatte Hr Frühstück beendet und Hng nun schnell weg, um im Bureau de» Ausschusses ihre Anmeldung abzu geben. Papa Brangwyn Vlteb zurück, von leibhafter Bewun derung für den mutigen Herrn Willing erfüllt. Nu« eine» verursachte ihm Sorgen. Lilian hatte diesen Herrn '«inen eingebildeten Dummkops genannt. Und genau so hatte e», allerdings vor zwanzig Jahren, bei ihm auch angefangen. Miß Mary Newbery, Vie später« Misst, Brangwyn, hatte ihn einen ganz eigensinnigen Narren genannt, und drei Dage darauf waren sie verlobt -«wesen. >— Kreise, die ein aktives Eingreifen Rußlands in die Krise Wünschten, nicht ganz unzugänglich zu sein. Die Dul dung des Treibens de» Herrn von Hartwig in Bel grad, die hohe OrdenSauSzetchnung, die diesem Intri ganten zuteil wurde, noch zuletzt auch das Telegramm an die beiden Könige in Sofia und Belgrad mit dem ganz offenkundigen Bekenntnis zum altslawischen Ge- danken waren alles Symptome, daß der Zar Stimmun gen, Wie sie die altslawischen Zirkel in Geistlichkeit und Armee vor allem hegten und pflegten, nicht ganz ab hold war. Wer weiß schließlich, welche Richtung die russische Politik genommen hätte, wenn nicht in Wien die überaus vertragsselige Stimmung obgewaltet hätte. Trug doch schon so Sasonows Politik den Tendenzen der slawischen Chauvinisten genug Rechnung. ES liegt daher nicht an Sasonow allein, wenn er sich de» Zaren Dank verdient hat. Die schwächliche Po litik des Dreibundes hat ihr den Boden geebnet. Wo sie Widerst«'s fand und noch findet, wie jetzt in der serbisch-bulgartschen Krise, da versagen auch Herrn Saso nows Künste. Jeden Tag zeigt sich deutlicher, wie das Eingreifen des Zaren die bulgarisch-serbische Strett- sicage kompliziert hat. Dachte vorher nur jeder der beiden Kontrahenten, wie er den Gegner übertölpeln könnte, so kommt jetzt noch die Aufgabe hinzu, Ruß lands Gesinnungen für sich au-zunutzen. Während nun Serbien dabei den Weg etnschlägt, sich möglichst nachgie. big zu zeigen gegen die slawische Vormacht, spielt Bul- garten den Steifnacktgen, Will nicht» von Demobilisie rung wissen und gibt Rußland zu verstehen, daß es sich unabhängig von ihm machen will. Die russische Dip lomatie ist dadurch einigermaßen in Verlegenheit gekom men. So sehr sie auch im Grunde ihres Herzens Ger bten Wohl will, so steht sie doch ein, daß eine offene Stellungnahme gegen Bulgarien keineswegs vorteilhaft ist. Will Rußland'seinen Einfluß als slawische Vor macht am Balkan überhaupt wahren, so muß es sich mit Bulgarien gut stellen. Der Grund ist ein ähnlicher Wie der, der den Zaren zur Umschmeichelung Rumäniens bestimmte. Wie Rumänien sich wie ein Querriegel zwi schen Rußland und seinen geliebten Westflawen deS Bal kan« schob, so läßt eS sich nicht einfach als quanttte neglig«- able an die Wand drücken. Man kann darum die stolze Sprache des Bulgarenkönigs und seiner Minister Wohl verstehen. Das einzig« Mittel, welches das Zarenreich! instandsetzen würde, Bulgariens Widerstreben zu bre chen, wäre der Krieg und den scheuen aber der Zar und sein« Ratgeber, um dem slawischen Gedanken nicht viel leicht unheilbaren Schaden zuzusügen. So macht man denn an der Newa gute Mene zum bösen Spiel, hofiert die Bulgaren, die man im Grunde der Seele als die stärksten Konkurrenten am Goldenen Horn haßt, und Gin frischer Oststvind twm von der Heinzenhöhe herab und lieh die Wellen vor sich hertanzen. Herrgott, ist das ein bal diges Wetter, Hans! rtäf Herr von Willing begeistert. Mit kräftiger Faust zog «r die Gegelleine straffer und lohnte sich weit zurück, ulni das Gewicht auszuglotchen. Hans Andres lag Ml im Bug und sich sich die sprühenden Tropfen auf die Rass spritzen. Ganz goldig! stimmte er zu. In diesem Augenblick legte «in schärferer Windstoß weit über. Es hätte wenig gefehlt, und Andres wäre ins Wasser gerollt. Sag m al, Bester! schrie er entrüstet, heute meinst du's aber gut! Richard von Willing lachte. D^s kommt noch bester. Wir wollen einmal alle» herausholen, wa» in dem Korsar drin steckt. Ain Sonntag ist Regatta — da müssen wir zeigen, wa» er kann. — Perlen vor die Borstentiere, Richard. Mit den Maischtrögen, die hier al» Segelschiffe frisiert herum- schwimmen, nimmt'» der Korsar noch allemal aüf. — Soll er aiuch. — Na also? —> Weißt du, Hans, eigentlich ist'» schade, daß keine richtige Konkurrenz da ist, fuhr Willing ge dankenvoll fort, ich hätte Miß Brangwyn zu gern gezeigt, wa» segeln, richtig segeln, beißt. Han» Andre» wälzte sich herum, stützte dm Kopf in die Hand und betrachtete seinen Freund mit sonderbarem Blick. And fragte dann unver mittelt: Di« klein« Amerikanerin gefällt dir wohl? Sehr! strgte Richard und seufzte. Der fäule Her« im Bug seufzte zur Gesellschaft mit. Sich Wal, Richard, erwiderte er, ich glaube, sie ist ein Racker! Eigentlich wollt ich mich auch in sie verlieben, aber ich hab'» dann Meder aufgegeben. Eie ist nicht» für mich! Gin Glück, daß du da» eingeschen hast, mein Lieber! murrte Willing. Allerdings! stimmte Andre» bereitwtllig zu, du MW sie also heiraten, Richard? — Sap perment, so paß tzoch auf! Jetzt hätten wir beinahe umge worfen! An wa» denkst du denn? — An Lilian! — Dann denke gefälligst an etwa» andere», mein Lieber! Soll ich vielleicht ersaufen, weil du zufällig vergißt, daß du eben ein Steuerruder und nicht MH Lilian» Hand festhälst? Herr von Willing bemühte sich, diefen Rat zu befolgen. Gr widmete Meder sein« ganz« Aufmerksamkeit dem Korsar uNd,späht« «u». ob es schon nötig sei, zu wenden. Plötzlich stutzt« er: HaLa, Han», wa» ist da» für ein Boot da drüben? sucht in Petersburg den gebrochenen Balkanbund Meder zu heilen. Ob hierin Sasonow sich auch den Dank des Zaren verdienen wird, wer kann das heute Voraussagen. Zwar glauben Mr nicht daran, daß die uneinigen Bal« kanbündler jetzt, nachdem der Zar gesprochen hat, noch mit den Waffen ihre Ansprüche verteidigen werden. Da. zu ist die Achtung vor dem Zaren denn doch zu groß, und die furchtbare Erschöpfung aller Kriegführenden kommt den Friedenswünschen des Zaren entgegen. Aber der gegenseitige Hatz Mrd nur um so tiefer nagen, je mehr er von der Oberfläche verdrängt Mrd. Und wie auch der Schiedsspruch des Zaren ausfallen mag, Un behagen und Mißtrauen wird zurückbleiben. Herrn Sa sonows scharfer Geist und seine Festigkeit, die der Zar so sehr lobte, werden nichts helfen, wenn sie im Dienst eines Phantoms, eines Balkanbundes unter russischer Obhut verbraucht werden. So wird am letzten Ende der Geist, den Sasonow bekämpfte und dessen erfolgreiche Ueberwtndung ihm den Dank des Zaren etngebracht hatte, doch noch überwünden, weil weder der Zar noch seine Minister den Mut hatten, dem Geschrei der Allslawen ein kräftige» Paroli zu bieten. Die Marcom-Rffare vor äem Unterhause. Heftige Angriff« gegen Lloyd Efforge «pd Rusa» Isaac«. Die große Sensation Englands bildet jetzt die Marconi« Affäre. Zwei Mitglieder des Kabinetts Asquith, der Schatz- kanzler LloydGeorge und der Kronsyndikus Sir Ru - fusJsaacs, haben sich in Börsengeschäfte mit Aktien der Marconigffellschast für .drahtlose Telegraphie eingelassen. Nach heftigen Angriffen in der Presse wurde eine parlamen tarische Untersuchungskommistion eingesetzt, und der Bericht dieser Kommission liegt nun dem Parlament vor, dem in England die Minister verantwortlich sind. Nach dem Kom- Missionsbericht sind die beiden Staatsmänner derKorrup - ttonnicht schuldig; wohl aber erscheint ihr Verhalten nicht immer ganz korrekt, denn das englische Wolksbewußtsein ver langt mit Recht, daßMinisterübe rh a u pt nichtander Börse zu spekulieren haben, namentlich nicht in Werten, auf deren Gestaltung die Reichspolitik entscheiden den Einfluß hat. lieber die «Vorgeschichte der Affäre seien einige kurze Daten im folgenden mitgeteilt: Der junge Erfinder Marconi kam mit seinem draht losen System 1897 nach London und gründete die Marconi» Wireleß Telegraph Company, di« aber finanziell nicht flo rierte. Erst als 1910 Herr Lvdfrey Isaacs, ein Bru der des ^späteren Ministers und einer der geschicktesten Lon doner Finanzmänner, an die Spitze trat, nahm die Gesell schaft einen glänzenden Aufschwung. Es wurden in ver« — Wo? — Links, bei der Halbinsel. Ein schöne« Boot, Donnerwetter! Ich kenn« es nicht! erklärte Han» mit Be stimmtheit. Willing strengte seine Augen und sein Gedächt nis an: Ich auch nicht! Es Macht gute Fahrt! Alle Ach tung! Das ist ein neuer Konkurrent, Hans! Kann sein! gab Hans zurück. Gr äugte wie ein Luchs nach dem schmucken Segelboot, um die goldenen Buchstaben zu entziffern, di« vom Bug desselben herüLerschimmerten. Und ein scharfer Konkurrent dazu! riff Richard voller Aufregung, steh nur hin, wie das Dingelchen loszicht! Inzwischen wußte Han«, was er wissen wollt«. Er wendete sich Richard zu und sagte langsam: Ich kenne diffen Konkurrenten, Richard! — Du kennst ihn? Und wer ist'»? — Er hatte recht gesehen. Da» sremde Schiff war Lilians Segelboot, und al» der Korsar und Lilian später eine Weile Seit« an Seite dahtnfuhven, da erfuhr Willing auch, daß die Amerikanerin — der süße Dtckkopf, wie Willing sie nannte — das Boot nur deshalb vom Bodensee hatte hterherschaffen lasten, um den Korsar -u schlagen. Und sie durchfuhren! den See sechsmal der ganzen Länge nach. Zu« Probe. Dreimal siegte der Korsar, drei mal Lilian. Aber Willing war nicht bei der Sache gewe sen. Er hatte sich damit begnügt, so gut es ging, mit dem neuen Boot aus gleicher Höhe zu bleiben, um dessen Führe- rin zu bewundern. Han» Andre» schimpfte still und chrlich. Und dann wurde gelandet. Willing schritt an Lilian» Set te zur Seepromenade, Andre» blieb zurück; er inspizierte die andere Lilian auf» gründlichste. Man muh auch seiner Geg ner Fehler und Vorzüge kennen! sagte er sehr richtig. — Sind Sie noch so siege-gewiß, Herr von Willing? fragte Miß Brangwyn und war nicht imstande, dabei ihr triumphieren de» Lächeln zu verbergen. Willing furchte die Stirn. C» wäre mir lieber gewesen, wenn Sie nicht zu meinen Kon- kurrenten gehören würden, Miß Lilian! antwortete er. Ahl Sie geben also zu, daß Sie sich fürchten! forscht, sie. Ja! Ich hätte nicht geglaubt, daß sie die Flinte so schnell in» Korn werfen, sagte Miß Lilian. Auf ihrer weißen Stirn standen einige zornige Fallen. Sie mißverstehen mich! ant wortete Richard ernst, ich fürchte nicht zu verlieren, soickern zu siegen. Und wenn ich St« bestes«, so Mrd Sie das schmer-