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Nummer ^05 Sonntag, den 7. September MH 18. Jahrgang, wirken verheerend auf das Leben der Kinder. Mangel an Milch hat furchtbare Zustände an jungen Müttern, Kindern und Kranken geschaffen. Dr. Saleeby sagte: „Die deutsche Raffe wird ver nichtet, darüber besteht nicht der geringste Zweifel." Sogar der berühmte Gesundheitsgelehrte Dr. Weismann, der während des Krieges gestorben ist, . . . konnte es nicht ab leugnen, daß die Menschheit auf ihre Nachkommen die zer- s tzenden Folgen der Unterernährung oder der NahrungS- mittelknoppheit vererbt, mit anderen Worten, wenn auch die Geburtenziffer in Deutschland befriedigend ist, so ist das Maß des Schadens — des unübersehbaren Schadens — doch ganz anders und bedeutend ernster.... Das heißt, daß im Jahre 1940 wahrscheinlich es eine deutsche Raffe geben wird, die an körperlicher Degeneration leidet Das ist die englische Blockade, die in erster Linie für Deutschlands furchtbaren Ernährungszustände verantwortlich rft, mithin auch für die ständigen Folgen, die andauern werden. Einen furch-baren Preis wird Deutschland zu zahlen haben dafür, daß es beabsichtigte, Weltmacht zu werden. Amtlicher Teil. Gefangetteu-Heimkehr. Unsere Gefangenen kehren heim. Die Einwohnerschaft »>ird gebeten den Hcimkehrenden durch Schmuck der Hauser tiil freudiges Willkommen zu bieten. Httendorf-Moritzdorf, am 6. September 1919. Der oLemeindevoryand Kraft ist. Verboten ist nicht nur die Beheizung mit allen Brennstoffen, insbesondere mit Brennholz und Brenntorf. Angesichts der so überaus schwierigen Lage der Koblen- versorgung ist nicht zu erwarten, daß dieses Verbot etwa für den kommenden Winter aufgehoben oder auch nur ein geschränkt werden könnte. Es muß im Gegenteil damit ge rechnet werden, daß noch weitere Einschränkungen im Ver brauch von Kohle angeordnet werden müssen. Wer dem Heizverbot zuwiderhandeit, macht sich nach der angezogenen Verordnung strafbar. Die zuständigen Polizeibehörden sind angewiesen worden, die Durchführung des Verbot» im kommenden Winter auf das Strengste zu überwachen und jeden Verstoß dagegen unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen. Dresden. Am Raubschloßfelsen, in der Nähe von Schandau, hat sich eine blutige Familiendragödie zuge- tragen Vor einigen Tagen traf die Meldung ein, daß dort (die junge Frau des hiesigen Schlossers Bobe vierzig Meter tief abgekürzt und tot liegen geblieben sei. Man nahm einen Unfall an und bedauerte den Galten, der erst vor wenigen Monaten geheiratet hatte. Die Leiche wurde nach hier übergeführt, wo die Beerdigung stattfinden sollte. Die Trauergäste waren im Trauerhause erschienen, als Be amte der Kriminalpolizei eintrafen und Bobe am Sarge seiner Frau verhafteten und die Leiche beschlagnahmten. Bobe ist beschuldigt, seine Frau absichtlich in die Tiefe ge stürzt zu haben Großenhain. Am Sonntag fand hier eine Kreis tagung des Einheitsverbandes der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen Deutschlands statt. Der Kreis Dresden um faßt rund 6000 Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene. Al» wichtigster Punkt wurden erneut nachstehende Forderungen zur Weiterleitung an die Regierung aufgestellt: Sofortige Erhöhung der Hinterbliebenenbezüge um 100 v. H., Ge währung von Stoffen an Hinterbliebene, freie ärztliche Be handlung für Hinterbliebene und ihre Kinder, Lehrling«- beihilfe sowie kostenloser Unterricht für Kinder von Hinter bliebenen, Bevorzugung von Kriegsbeschädigten und Hinter- bliebcnen bei Verabfolgung von Feuerungsmatertalien, Be setzung der Stellen des Invalidenamtes ausschließlich mit Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen, Schaffung von Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenen - Fraktionen im Reichstag, Einstellung von Kriegsbeschädigten und Hinter bliebenen in weit gröberem Maße in staatliche und kommunale Betriebe, sofortige Abänderung der Kann- Vorschriften im Hinterbliebenengesetz und sofortige Abänderung des § 36 des Mannschaftsversorgungsgesetzes. Oschatz In den letzten Nächten wurde mehrmal» versucht, am hiesigen Proviantamt einzubrechen. Die Posten verscheuchten durch Schüsse die Einbrecher, die ihrerseits wieder Schüsse abgaben. Dadurch wurde bei den Posten eine Nervosität hervorgerufen, die in der Nacht zum Donnerstag zu einem bedauerlichen Vorkommnisse führte. Al» gegen 1 Uhr der Diensthabende — ein Offiziersstellvertreter — die Posten kontrollierte, glaubte ein Posten, einem Einbrecher vor sich zu haben und gab auf diesen einen Schuß ab, der ihm am Oberschenkel ziemlich schwer verletzte. Dadurch wurde wiederum im Diensttuenden die Meinung erweckt, e« sei von irgend einer Seite ein böswilliger Angriff auf ihn untern ominen, er antwortete nun ebenfalls mit Schüssen, die nun ihrerseits den Posten wieder ziemlich schwer ver letzten. Beide, Diensthabender und Posten, fanden im Garnisonlazarett Aufnahme. Zittau. Großer Schaden ist dem hiesigen Elektrizi tätswerk dadurch entstanden, daß der zur Erzeugung de» elektrischen Stromes dienende Tag und Nacht ohne Unter- brechung laufende Generator plötzlich au» unbekannter Ursache zersprungen ist. Die zerstörte Maschine wurde erst 1913 in den Betrieb eingestellt und kostete seinerzeit 50000 Mark Die Stromerzeugung kann im städtischen Elektrizitätswerk zurzeit mit zwei kleinen Dampfturbinen fortgesetzt werden. Aue. Bei einem hiesigen Arzt erschien ein Mann mit einem Geschwür an der Lippe, angeblich durch Ver brennung mittels Zigarette entstanden. Die auffällige Ge stalt des Geschwürs fiel dem Arzte auf, der durch Blut- Untersuchung Syphilis seststellte. Zufällig erschien in jenen Tagen ein zweiter Mann mit gleicher Erscheinung, die der Erkrankte auf Zigarettenrauchen zmückführte. Die Behand lung stellte das zweifellos? Vorhandensein von Syphilis fest. In beiden Fällen handelt es sich um englische Zigaretten oie mit Syphilis-Bazillen verseucht waren. Butten »Körung. Die diesjährige Hauptkörung der Zuchtbullen soll dem Nächst stattfinoen. Die Besitzer körpflichtiger Bullen (Privatbullen einge- !chloffen) haben Anmeldungen bis Montag, de« 8. d. M. i»l Gemeindeamt zu bewirken. Htte«dorf-Moritzdorf, am 6 September 1919 Der GemeindevorstMd. englische ttnmenschlichlreiten. In den „Blättern für VolksgesundheitSpstege", Allge meine Medizinische Verlageanstalt, G. w. b. H., Belin W ö?, Bülowstraße 56, behandelt Gebeimer Nat Professor Dr. Schwalbe, die englischen „Berechnungen" über die ge- (undheitlichen Schädigungen der Hungerblockade. Es heißt u. a.: „Die deutschen „Wahrheitsfanatiker" werden wahr- Minlich einwenden, daß unsere Behörden in ihrer Ber andung und unerhörten Leichtfertigkeit alle Nachrichten über di« gesundheitlichen Schädigungen der Blockade während des Kriege« systematisch unterdrückt haben, und daß unsere rieinde deshalb in dem Glauben von der Wirkungslosigkeit der Blockade versetzt worden sind. Da eine solche naive Schlußfolgerung auch deutschen Aerzten zuzutrauen ist, so seien hier aus einer mir freundlichst zur Verfügung ge sellten Denkschrift des Auswärtigen Amtes englisch? Prcssc- üäßerungen (offensichtlich zum Teil von englischen Aerzten veröffentlicht) wiedergegeben, welche zeigen, mit welcher Klarheit die jetzt in Oesterreich und Deutschland festgestellten Uesundheitsschäden von den Engländern vorhergesehen, ja, Mit welchen brutalen Zynismus sie „berechnet" worden ßnd: Im „Weekly Dispatch" vom 8. September 1918 äußert sich F. W. Wile über die Wirkungen der Hunger blockade auf deutsche Kinder unter dem Titel: „Die Hunnen »vn 1940" wie folgt: „Wenn die Deutschen auch schreiben, daß kein Ge burtenrückgang zu verzeichnen wäre, so kommt es doch nicht darauf an, wieviel Kinder geboren werden, sondern ob diese auch gesund sind." Er frohlockt darüber, daß es der britischen Blockade Klingt, die Unterernährung der Kinder bereits im Mutter- iribe zu erzwingen. Er sagt weiter: „Ich weiß, daß nicht nur Zehntausend? von Deutschen, die bis jetzt ungeboren sind, für ein Leben physischer Minber- Mtrtigkeit prädestiniert sind, sondern auch Tausende von Deutschen, die sogar bis jetzt noch nicht empfangen sind, demselben Schicksale werden gegenüberstehen müssen. Eng- sssche Krankheit wird wohl die Krankheit sein, der man rn "er Zeit nach dem Kriege am öftersten an unfähigen Deutschen begegnen wird." Im gleichen Artikel wird die englische Hoffnung auf den Niedergang der deutschen Raffe unverhüllt ausge- sprochen. »» »..o gebäuoen, Solen und Räumen, für den Gebrauch als Aasiermaterial) steigen raprde. Ansteckende Krankheiten, wre Konzert- und Vortlagspätteu und für die Abhaltung von Hchhtherte, Scharlach und verschiedene Auen von Typhus, - jedweden Festlichkeiten, sowie von Kirchen untersagt, noch in „Baden Powell" sagte: „Wir werden bis 1940 Matten müff 'N, um zu sehen, wer wirklich den Krieg ge- Annen hat. . . Die tatsächlichen Folgen der Blockade Deutschland» wird diese verbrecherische Nation erst in Zukunft erfahren. . . . Welches ist die Wirkung aus die deutsche Zivilbevölkerung, ausgeübt durch die tatsächliche Eige Unterbindung der Einfuhr für Nahrungsmitteln und durch die Einschränkung von inländischen Erzeugnissen (besonders Fletsch und Fett), durch den Mangel von aus- ländischen Futtermitteln? Der Erfolg ist, daß Krankheiten Mit höchst ansteckendem und verheerendem CH «ratter sich über das ganze Land ausbreiten. Deutschland ist heute ein verpestetes Land. Die weiße Geißel, Tuberkulose ist Epidemisch. Hungertyphus wütet in zahlreichen Gegenden. Die Ruhr fordert Hunderte von Opfern. Die Fälle von Hautkrankheiten (hervorgerufen durch Mangel an Seife und Oertliches und Sächsisches. Ottenüorf-Gkrtlla, den s. September ww- — Bei der hiesigen Sparkaffe erfolgten im Monat August 368 Einzahlungen im Betrage von 77424,45 Mk., 120 Rückzahlungen im Benage von 34943,83 Mk. Die Girokaffe erledigte 44 Ueberweisungen in Höhe von 65 655,56 Mk., 38 Zuweisungen in Höhe,von 97 821,21 Mk., 22 Baretnzahlungen in Höhe von 8544,90 Mk., 14 Bar rückzahlungen in Höhe von 5901,17 Mk. — Maleklbe-Turngau. Für das gemeinsame Frauen turnen, das am Sonntage in Wilsdruff stattfinden wird, sind zahlreiche Anmeldungen eingegangen. Das Keulen schwingen im Wechsel mit Hüpfweisen und Stellungen wird von ungefähr 600 Turnerinnen ausgeführt werden. Auch das Gemernturnen an 10 Barren und 6 Pferden dürfte ein wirkungsvolles Bild bieten. Gruppen- und Einzelhoch springen, sowie Wettspiele im Faustball und Barrlauf werden den Zuschauer fesseln. Alles ist aufs beste bedacht und vom Turnverein Wilsdruff vorbereitet. Selbst Gtw. Jutzös hat Zeit uno Mühe nicht gescheut, um in Vereins gruppen die Einübung zu letten. So dürfte ein arbeits reicher aber festlich froher und hoffentlich von Erfolg ge krönter Tag für die Turnerinnen erstehen. — Das Ende der Bezugsscheinpslicht. Das Reichs- wirtschastsministerium hat durch Verordnung vom 26. August 1919 mit sofortiger Rechtskraft die durch §11 der Web- Warenverordnung festgesetzte Bezugsscheinpslicht und das Verbot des Verkaufs von Wed-, Wirt- und Strickwaren an Verbraucher.durch Personen, die damit nicht gewerbs mäßig Kleinhandel treiben, außer Kraft gesetzt. Wegfällen auch die Vorschriften über Einkaufsbücher vom 8. Dezember 1916. Web-, Wirk- und Stückwaren dürfen demnach künftig nicht nur von^Gewerbetreibenden und auch ohne den bisher vorgeschriebenen Bezugsschein an Verbraucher zu Eigentum oder Benutzung überlassen werden. Dagegen bleiben die kommunalen „Berechtigungsscheine" für den Be zug sogenannter „Kommunalware" für die Versorgung der wirtschaftlich Schwachen bestehen. Bestehen bleiben auch noch die Bestimmungen über den Handel mit gebrauchten und getragenen Kleidung?- und Wäschestücken; nur sind durch den Fortfall der Bezugsscheinpslicht naturgemäß Vor schriften über die sogenannten „Adgabebeschetnigungen" für Altkleider, die zum Empfange eines Bezugsscheins berechtigten, gegenstandslos geworden. Weggefallen sind gleichfalls die Vorschriften der Rerchsbeklerdungsstelle über die Einkaufr- bücher der Schneider, Schneiderinnen und Wandergewerbe treibenden. Damit hat die Reichsbekleidungsstelle den Zeit punkt für gekommen erachtet, auch die Bestimmungen über ein Höchstmaß von Sloffverbrauch bei der Kleideranfertigung, ferner über die Einschränkungen bei der Verwendung von Gastwirtswäsche, insbesondere also das Mund- und Tisch tuchverbot, endlich über die Verwendung gewisser Wasch mittel in gewerblichen Wäschereien zu beseitigen. — Heizverbot für Theater und Kirchen. Das sächsische Arbettsrmnistenum (Landeskohlenamt) macht darauf aus- - mecham, daß die Bekanntmachung vom 7. Januar dss. I, die das Beheizen von Theatern jeder Art, von jZirkus- ltung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend jemsprech-Anschlutz: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3Z j)ostscheck-Aonto: Leipzig Nr. 29(48. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-GkriSa ^ie »Otiendorfer Zeitung- erscheint Diens tag, Donner,tag und Sonnabend. ^jUgi-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. 3« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, stiendwelcher Störungen des Betriebes der aDstang, der Lieseranten od. d. Beförderungs- «Mcht»»,»») hat der Bezieher keinen An- M»ch auf Lieferung oder Nachlieferung der oettim, od. auf Rückzahlung d. Bezugspreises. Anzeigen - Preis: Die kleingespalteu« Zeil« oder deren Rauui wird mit 28 Pfg., «uf der ersten Sette mit KO Pfg. berechaet. Anzeigen werde« au dru Erscheimlngotage» dir spätestens vormtttags 10 Uhr tu die Geschäftsstelle erdete». Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, »eun »er Auzeigex-Bekag durch Klage eingezooea »eeSeu «aß »d« »e«i de« i« Kaut« g«E.