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Jahrgang Teisgr.-Ädr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden PMcdeS: Dresden 2640 Mittwoch, den 26. August 1931 Macdonald III. Nachdem das Arbetterkabtnett tn England ausein- srndergefallen ist, hat sein bisheriger Führer, Macdonald, den Auftrag zur Bildung einer neuen „Nationalen Regie rung" übernommen. Ihr werden außer einigen Ministern der Arbeiterpartei vor allem führende Männer der bisheriger Oppositionsparteien, der Konservativen und der Liberalen angehören. Die Opposition wird dann nur aus den Gewerkschaften bestehen, an deren Spitze sich der bisherige Außenminister Henderson stellen dürste. Macdonald tritt damit zum drittenmal an die Spitze eines Kabinetts, von denen zwei Arbeilerregie- rungen gewesen sind, wobei man nicht vergessen darf, daß die Bezeichnung „Arbeiterregierung" tn England einen viel weniger parteipolitischen Klang Hai. als sie ihn in Deutschland haben würde. Die englische „Labour Party" entspricht nicht unserer Sozialdemokratischen Partei und deswegen darf auch ein Auseinanderfallen von politischer Partei und Gewerkschaft, wie wir sie setzt in England sehen, durchaus nicht allzu große Verwunderung erregen. Es ist sehr wohl möglich, daß Macdonald, nachdem er sein ja nur für die Durchführung der Notmaßnahmen be fristetes Kabinett zum Ziel gebracht hat, wieder zu seinen alten Parteifreunden zurückkehrt. Der Engländer denkt hier weniger Partei- als st a a t s politisch und hat Ver ständnis für das Abgehen von Punkten des Partei programms, wenn das Wohl der Allgemeinheit es von einem regierenden Parteimitglied«? erfordert. Auch die Bildung dieses Kabinetts besonders zu einem Zweck, zur Überwindung der englischen Finanznöte, zeigt den Zug echter englischer Realpolitik, unbekümmert um Theorien von Freihandel und Schutzzoll, von Parteifchlagworten und programmatischen Wünschen. Die Frage, die Deutschland vor allem bei dem englischen Kabinettswechse! interessiert, ob die Außenpolitik Englands, besonders die Stellungnahme zu Deutschland, eine Änderung erfahren wird, kann wohl dahin beant wortet werden, daß sich grundsätzlich darin kaum etwas ändern wird. Nach dem Sturz des konservativen Kabi netts Baldwin, in dem Außenminister Chamberlain ganz besonders die Freundschaft mit Frankreich ge pflegt hatte, — seine Liebe zu Frankreich hat er einmal mit der „Liebe zu einer Frau" verglichen —, wandte Mac donald sein ganzes Interesse auf die Herstellung guter Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, wie man weiß, mit gutem Erfolg, während sein Außenminister Henderson mit weniger guten Erfolg in Rußland operierte. Diesem amerikanischen Kurs, gegenüber dem vor hergehenden ausgesprochen französischen, ist Mac donald während seiner ganzen Regierungszeit treu ge blieben nnd wird es wahrscheinlich auch weiter bleiben. Deutschland konnte aus dieser Einstellung Englands manchen Vorteil ziehen, es sei nur erinnert an die durch die Zurückziehung der englischen Besatzungstruppen ins Rollen gekommene Entsatzung der besetzten Gebiete. Mac donald hat immer bewiesen, daß er? zunächst Staatsmann und in zweiter Linie erst Parteipolitiker ist, deswegen fiel es auch den beiden Parteien, die bisher in Opposition stan den und die jetzt in das Kabinett eintreten, nicht schwer, schon in den letzten Monaten die Politik Macdonalds, so weit sie sich aus Deutschland, bzw. aus die für uns ausschlaggebenden europäischen Probleme bezog, zu unter stützen. Es ist also wohl anzunehmen, daß sie diese Linie auch nach ihrem Eintritt in die Regierung weiter ver folgen werden. Macdonalds bisheriger Außenminister Henderson wird nicht mehr in das Kabinett eintreten, und damit ist die Frage aufgetauchi, ob er bei der kommenden,A b - rüstungskonfere n z den Vorsitz führen wird. Er ist bekanntlich zu ihrem Präsidenten gewählt worden, und es fragt sich jetzt, ob diese Wahl auf ihn persönlich, oder auf ihn als englischen Außenminister gefallen ist. Jedenfalls wird, wenn nicht der ausgesprochene Pazifist Henderson, so doch ein anderer englischer Staatsmann, den Vorsitz sühren und England, das augenblicklich außer seinen sinanziellen Nöten zu Hause, auch in seinem Weltreich allerhand Schwierigkeiten zu überwinden hat, hat ein Interesse daran, daß in Europa Ruhe herrscht. Ein bis an die Zähne bewaffnetes Frankreich steht dem aber ent gegen, so daß zwar nicht Deutschlands Gleichberechtigung in der Rüstnngsfrage von England vertreten, aber aus die französischen Nüstungswünsche ein Druck ausgeübt werden wird, den wir bei den bescheidenen Hoffnungen, die wir auf das Resultat der Abrüstungskonferenz haben, schon dankbar verzeichnen müssen. Börse m 3. 6e-temöer. Roch kein Terminhandel. Der Börsenvorstand — Abteilung Wertpapierbörse — hat folgende Beschlüsse gefaßt: „Die Berliner Wertpapier börse wird am 3. September l931 für Len Verkehr in Wert- Papieren, in- und ausländischen Wechseln und auslän dischen Zahlungsmitteln wieder eröffnet. Ein Termin handel und ein Handel mit fortlaufenden Notierungen finden nicht statt." ° MMnzler WsW über die Lüge Dis wichtigsten GegenwarisanfgaSen. Das Zentrum in Stuttgart. Die Zentrumsfraktion des Reichstages hielt im Katholischen Vereinshaus St. Vinzens in Stuttgart eine mehrstündige Besprechung ab, zu der auch Vertreter der Einzellandtage sowie sonstige Vertreter der Länderorgani sationen zugezogen waren. An den Beratungen nahmen auch die beiden württembergischen Zentrumsminister, Staatspräsident Dr. Bolz und Justizminister Dr. Baierle, ferner der badische Staatspräsident Dr. Witteman sowie Reichsinnenminister Dr. Wirth teil. Im Laufe der Sitzung hielt Reichskanzler Dr. Brü ning eine Rede über die politische Lage im allgemeinen. Dem B. T. zufolge hat Reichskanzler Dr. Brüning sein« Ausführungen in Stuttgart mit einer Schilderung seiner Be sprechungen mit den ausländischen Staatsmännern begonnen Die Besprechungen mit den amerikanischen Staatsmänner!! hätten ergeben, daß diese auf ihre eigene Not hinzuweiscn ir der Lage seien. Es gelle zu zeigen, daß das deutsche Volk und seine Politische Führung die besseren Nerven haben. Des wei teren besprach der Reichskanzler die verfehlten Kapitalanlagen in der deutschen Wirtschaft. Die Rationalisierung sei vielt Jahre der Notwendigkeit vorausgeeilt. Die Anleihepolitik der Großstädte und auch der sonstigen Gemeinden ergebe rein zahlenmäßig ein erschütterndes Bild. Manche Länder redeten viel über die Bedeutung des Föde ralismus (gemeint sei Bayern) und seien selbst letzten Endes doch die Totengräber dieses Systems, wenn sie nicht den Mut zum Sparen aufbringcn und ihre eigenen Finanzen endlich in Ordnnng halten. Das Aktienrecht müsse unbedingt reformiert und eine be grenzte Bankaufsicht durchgeführt werden. Auch vor dem Direktorium und dem Gcneralrat der Reichs bank werde die Regierung nicht haltmachen. In der Frage der Preissenkung sei mit Gesetzen allein nicht zu helfen, solange das Publikum kritiklos jeden Preis be zahle. Der Reichskanzler wandte sich danach den Fragen der Innenpolitik zu und deutete an, daß eine Erweiterung des Kabinetts nach rechts oder nach links unter den gegebenen politischen Verhältnissen nicht möglich sei. Er lege nach wie vor Wert darauf, mit dem Parlament zu regieren, weil er persönlich davon überzeugt sei, daß mit einer Diktatur auf die Dauer das deutsche Volk nicht regiert werden könne. Er sei entschlossen, mit der seitherigen Form der Diplomatie zu brechen. Es habe sich bei den Besprechungen mit den führen- ven ssmamnannern der großen Nationen gezeigt, daß diese Methode clu'tjfcher sei. Vorai«wortung für die Richtigkeit dieser angeblichen Ausführungen ->es Reichskanzlers muß dem „Berliner Tage- dlatt bleiben, da kein amtlicher Bericht über die Rede des Kanzlers nutzer der kurzen Parteiamtlichen Mitteilung ausgegeben wurde. Auf dem pafamentarischen Abend. Bei dem zu E^^" ^-Reichskanzlers und der Reichstags- ftaknon veranstalteten Parll.,^ Abend der Zentrums- partel Groß-Stuttgart fuhr, Reichskanzler Brüning etwa folgendes aus: Wir haben die Überzeugung,^^ die Welt nur gesunden wcunemeRelhevou Mastahmen internationaler Basts in diesem Augenblick und m Wirt ¬ schaftsnot, die die moderne Zeit aiisw^, ergriffen werden Wir haben durch Krieg, Inflation^ Stabilisieriinas- erscheinung einen so komplizierten Mech^^ öffentlichen Leben, daß es sehr schwierig Dinae „ verfolgen, so daß dadurch der gedankcnft O ß. S Radikalismus alle Chancen hatte. Die Regic),,!? ^ all ihren Maßnahmen darüber klar gewesen, da^ " ' wenn nicht das Vertrauen nnd die Disziplin dec^Mchen Volkes vorhanden gewesen wären, ihren Anordnungen kein Erfolg beschieden gewesen g-s war der größte Erfolg im Ausland, daß cs, als Bant» Sparkassen geschlossen werden mußten, in Deutschland zu größeren Tumulten gekommen ist. Die Ausländer mußten feststellen, daß das deutsche Volk no» nie so ruhig gewesen ist, wie in diesem Augenblicke seiner höchsten Not. Wenn die Botschaft des Präsidenten Hoover sich auch bis her noch nicht voll auswirken konnte, so hat sie doch die Grund lage gelegt sür eine dauernde Besserung. Wir sind uns klar, daß wir aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, uns zu helfen. Trotzdem müssen wir aber versuchen, das deutsche Volk durch die nächsten Monate und ihre Rot aus eigener Kraft hin durchzubringen. . Wenn das deutsche Volk diese Probe durchhält, wie es auch die letzten schweren Monate überstanden Hal, wird es gelingen, die deutsche Wirtschaft und das deutsche SoziaUcben wieder ge sunden zu lassen. Dienstag nachmittag sand eine engere Frakttons- sitzung des Zentrums statt, auf der der Reichskanzler aber mals das Wort ergriff. Dr. Brüning machte weiterhin politische Darlegungen auf einem parlamentarischen Abend, der zu Ehren der Zentrumssraktion in Stuttgart gegeben wurde. Erfreuliches Anwachsen der Golddecke. Notendeckung der Reichsbank: 41,5 Prozent. Nach dem Ausweis der Ncichsbank vom 22. August 1931 hat sich in der dritten Augustwoche die gesamte Kapitalanlage der Bank in Wechseln und Schecks, Lombards und Effekten um 153,3 Millionen auf 3153,6 Millionen Mark verringert. An Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen zusammen sind 193 Mil lionen Mark in die Kassen der Reichsbank zurückgeflossen, und zwar hat sich der Umlaus an Reichsbanknoten um 187,5 Millionen auf 4049,8 Millionen Mark, der jenigen an Rentenbankscheinen um 5,5 Millionen auf 397,8 Millionen Mark verringert. Die fremden Gelder zeigen mit 532,5 Millionen Mark eine Zunahme um 7 Millionen Mark. Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 3,2 Millionen aus 1679,6 Millionen Mark verringert, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß sich die Bestände der Reichsbänk an Auslandswechseln gleichzeitig um 15,1 Mil lionen Mark erhöhten. Im einzelnen haben die Gold bestände um 77 000 Mark aus 1365,9 Millionen Mark zugenommen, die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 3,5 Millionen auf 313,8 Millionen abgenommen. Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Devisen beträgt 41,5 Prozent gegen 39,7 Prozent in der Vorwoche. „Die Sichtung ösr HmrshaLis". Die Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung der Haushallc von Ländern und Gemeinden, die in der Kabinetts sitzung vom letzien Sonnabend beschlossen wurde, ist am Diens tag ertasten worden. Die amtliche Mitteilung hierüber hat fol genden Wortlaut: „Aus Grund des Artikels 48. Abs. 2, der Reichsverfastung wird verordnet: Die Landesregierungen sind ermächtigt, alle Maßnahmen, Die zum Ausgleich der Haushalte von Ländern und Gemein den iGemeinveoerbänden) erforderlich sind, im Verordnungs wege vorzuschreiben. Sie können dabei von dem bestehenden Landesrecht abweichen. Die Landesregierungen können insbesondere bestimmen, daß und in welcher Weise die Personaiausgaben und andere Ausgaben der Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) her abgesetzt werden. Verpflichtungen aus Verträgen bleiben unberührt, soweit es sich nicht um Personalausgaben handelt. Lombaröbank der Hypothekenbanken. Eine neue Lombardstelle. Noch vor Wiedereröffnung der Berliner Börse wird ein« neue Lombardstelle ins Leben gerufen werden, die es der Kreisen, die ihre Pfandbriefe nicht verkaufen wollen, ermögliche« soll, sich hier gegen Lombardunlerlage Geld zu beschaffen. Ma« denkt an die Gründung einer Lombardbank der Hypotheken banken mii einem Kapital von 5 Millionen Mark, das 00« sämtlichen Hypothekenbanken übernommen werden soll. Allei« die Errichtung eines derartigen Instituts würde schon beruhi gend wirren und den erwarteten Verkaufsdruck am Rentenmarkl zweifellos mildern. Devisenbewirtschaftung und Stillhalteabkommen. Der Reichswtrtschaftsminister hat neue Richtlinien für dü Devisenbewirtschaftung erlassen, die den Landesfinanzämter« zugegangen sind; sie traten am 26. August 1931 tn Kraft. Dies« neuen RichlLnien bezwecken die Anpassung der Devisenbewirt schaftung an das Stillhalteabkommen. Es wird darin festge- stelll, daß die Reichsbank allein zuständig für alle Entscheidun gen über Devisenbewegungen ist, die sich aus solchen kurzfristi gen Verbindlichkeiten ergeben, die Gegenstand der Stillhalte vereinbarungen sind. Für andere kurzfristige Verbindlichkeiten liegt die Entscheidung vei den Landessinanzämtern, wobei der Gedanke der Stillhaltung entsprechende Anwendung findet. Über neue Währungsguthaben von Ausländern (Stichtag 15. Juli) kann ohne Genehmigung verfüg! werden. Waffentransporte und MWM boykott. Ein deutsch chinesischer Zwischenfall. Wie eine englische Zeitung meldet, hat die Nanking regierung den deutschen Dampfer „R. C. Rickmers" 15198 Tonnen) mit einer Waffenladung im Werte von mehr als vier Millionen Mark beschlagnahmt. Die Ladung habe, so behauptet das Blatt, aus zwei Flugzeugen, 600 Maschinengewehren und einer großen Menge Munition bestanden. Während die Nanking regierung erklärt, die Wassenladung sei für Kanton be stimmt gewesen, äußert die revolutionäre Karttonregierung den Verdacht, daß die Dampferladung der Nankingregie rung in die Hände gespielt worden sei. Außerdem be schuldigt die Kantonregierung Deutschland nicht nur, daß es große Munitionsmengenan Nanking liefere, sondern auch, daß es ihr mehr als lOO militärische Rat geber zur Bekämpfung Kantons zur Verfügung gestellt habe, die die Nankinatruvven im Gaskamvfe unterrich