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Amts- M AiWckatl für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschliehl. des „Jllustr. Untcrhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. r r Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 45. Jahrgang. Donnerstag, den 17. März 18S8 An Stelle des verstorbenen vormaligen Herrn Gemcindevorstandes, Standesbeamten Theodor Feuerstein in Zschorlau ist Herr Gemeindevorstand Lmil Ostirs in Zschorlau zum ländlichen Abgeordneten zur Bezirksversammlung gewählt worden. Schwarzenberg, am 1b. März 1898. Königliche Amtshauptmannschlift. Arhr. v. Wirsing. Bekanntmachung. Aus Ansuchen des landwirthschastlichen Vereins um Milderung der in der Bekannt machung des Raths vom 15. Dezember 1897 enthaltenen Auflage zur Einhaltung bestimmter Zeiten bei der Grubenreinigung und Düngerabfuhr wird bekannt gegeben: In eingefriedigten oder geschlossenen Gehöften können die Gruben jederzeit ent leert werden. Die Besitzer solcher Gebäude dagegen, deren bauliche Verhältnisse bei der Entleerung der Gruben und der Abfuhr deren Inhalts die Benutzung öffentlichen oder nicht eingefriedigten Areals benöthigen, sind an die vorgeschricbenen Zeiten, im Sommer bis 8 Uhr, im Winter bis 10 Uhr früh, gebunden. Der zur Düngerablagerung benutzte öffentliche oder nicht eingefriedigte Grund und Boden ist unverzüglich nach Beendigung der Düngcrabfuhr zu reinigen. Die Abfuhr von Dünger und Jauche selbst muß in gut verschlossenen Fässern, Kasten oder Truhen erfolgen, sodah jede Verunreinigung der Straßen und Plätze vermieden wird. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Eibenstock, den 14. März 1898. Der Rath der Stadt. Heffe. Nr. 48 des Verzeichnisses der unter das Schankstättcnverbot gestellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, den 15. März 1898. Hesse. Gnüchtel. Spanien und die Vereinigten Staaten. Da« Jingoclhum jenseits de« großen Wassers ist wieder einmal in Hellem Aufruhr, Cuba hat es ihnen angethan und der Unfall der „Maine" hat ihnen den gewünschten Borwand geliefert, um da« Kriegsbeil auszugraben. Einstimmig haben Senat und Repräsentantenhaus 50 Millionen Dollars zur Vervollständigung der Kriegsflotte bewilligt und wenn die Schiffe, die im Auslände gekauft werden sollen, da sind, kann'« losgehen. Bei uns in Deutschland wird die politische Lage zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten freilich nicht so pessimistisch angesehen, wie in England, wo man einen Krieg für unausbleiblich hält. Wie ein politisches Stimmungsbild au« London besagt, nimmt man dort an, daß Nordamerika den Krieg will und daß Spanien ihn nur durch die kampflose Abtretung Cuba« abwenden könnte. Die« aber kann und wird Spanien nicht thun. ES handelt sich also nur noch um den Zeitpunkt; und diesen zu bestimmen, liegt völlig im Belieben der Vereinigten Staaten. In Washington hatte man allerdings noch vor wenigen Wochen die Absicht, den bisherigen Zustand noch ein ganze« Jahr lang hinzuziehen, damit man in aller Ruhe und Gründlichkeit die militärischen Vor bereitungen treffen könne; da sich aber unerwarteter Weise plötz lich der Gegensatz der Mächte in Ostasien zuspitztc, so entschloß man sich in Washington zum sofortigen Vorgehen. ES besteht also auf Seiten der Vereinigten Staaten die völlig bewußte Absicht, in diesem Augenblicke, wo man sämmtliche europäischen Großmächte durch die ostasialische Frage gebunden glaubt, einen entscheidenden Schlag gegen Spanien zu führen. Die Rüstungen werden auch bereits in einem viel größeren Umfange betrieben, als man in Europa glaubte, und man hat in London eine ver trauliche Mittheilung erhalten, wonach der Beschluß de» Re präsentantenhauses bezüglich de« 50 Millionen-Kredit« dahin auszufassen ist, daß dem Präsidenten überhaupt ein unbeschränkter Kredit für Kriegszwecke eröffnet worden ist. Man wird deshalb Kriegsschiffe kaufen, so viele nur immer aufzutreiben sind, gleich viel welcher Preis dafür gefordert wird. Der Lohn eine« sieg reichen Kampfe« für die Vereinigten Staaten heißt ja nicht nur Cuba, sondern die unbedingte Vorherrschaft der Staaten in ganz Amerika und die Anerkennung derselben al» Großmacht; hat Nordamerika Spanien geschlagen, so hat e« zugleich da« ganze spanisch-portugiesische Mittel- und Südamerika besiegt, da« dann politisch und wirthschaftlich eine Beute de« Iankecthum« wird. Ja, der Sieg der Vereinigten Staaten würde sogar die LoSreißung Kanada« von England zur Folge haben. In Madrid giebt man sich auch durchaus keinem Zweifel bezüglich der Absichten Nordamerika« mehr hin; gleichwohl wird man spanischerscil» bi« zum letzten Augenblick die Äußerste Nach giebigkeit zeigen. Denn der einzige Bundesgenosse, den Spanien hat, ist seine Stellung al« de« Ucbersallenen und Angegriffenen. Nur der offene und unvcrhüllte Gewaltstreich der Ljankce« wird die spanische Bevölkerung Mittel- und Süeamerlka« aufrütteln, um wenigsten« durch Gelrsammlungen und Freiwilligenzüge dem alten Mutterland« Hilfe zu bringen, und wird vielleicht einige europäische Mächte veranlassen, Spanien durch Anleihen zu unter stützen. Dagegen haben die Vereinigten Staaten an Frankreich einen geheimen Verbündeten, welche« bereit« alle Vorbereitungen getroffen hat, um im Falle eines spanisch-nordamerikanischen Kriege« seine Truppen von Oran au» in da- östliche Marokko einrücken zu lassen. Ebenso wird von Washington au« der Gegen satz zwischen Chile und Argentinien geschürt, um dadurch den beiden einzigen spanisch-amerikanischen Staaten, die al« Militär mächte einige Geltung haben, die Hände zu binden. So ist thatsächlich für Spanien, zumal dasselbe finanziell vollständig erschöpft ist, die Lage die denkbar ungünstigste. Tagesgefchichte. — Deutschland. In der spanischen Presse ist von Ber lin au« die Meldung verbreitet worden, Se. Majestät der Kaiser habe bei einem Familien-Diner, da« bei Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Heinrich von Preußen stattgefunden hätte, eine Aeußerung gethan, di« auf «In« scharfe Parteinahme Deutsch land« in der kubanischen Verwickelung schließen lassen würde. Die „Nordd. Allgem. Zig." ist zu der Erklärung ermächtigt, daß diese ganze Erzählung auf Erfindung beruht. — Der deutsch-englische Handelsvertrag läuft bekannt lich, nachdem England denselben im vorigen Sommer gekündigt hat, Ende Juli d. I«. ab. Bei den sehr regen Handelsbezieh ungen, welche zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien, namentlich auch den englischen Kolonialbesitzungcn, obwalten, könnte da- einfache Erlöschen de« vertragsmäßigen Zustande» zu einer schweren Schädigung der wirthschastlichcn Interessen führen. Es muß der deutschen Regierung daher daran gelegen sein, so bald wie möglich eine Vereinbarung mit der großbritannischen Regierung zu Stande zu bringen, damit der Reichstag noch in seiner laufenden Tagung einem solchen Abkommen seine Zustimm ung zu ertheilen vermag. Wie dem „Hamb. Korrcsp." von gut unterrichteter parlamentarischer Seite gemeldet wird, soll dem Reichstag in der That eine Vorlage demnächst gemacht werden, die, wenn auch nicht einen neuen definitiven Handelsvertrag, so doch wenigstens ein vertragsmäßige» Provisorium herbeizusührcn bezwecken soll. Bei dieser Gelegenheit wird auch da« Verhältniß Deutschland« zu den englischen Kolonien erörtert und geregelt werden müssen. — Die „N. A. Z." schreibt: Da» Panzerschiff „Olden burg" bcgiebt sich demnächst nach einem sizilianischen Hafen und geht dort voraussichtlich für einige Wochen in Dock. Da nicht feststeht, welche Verwendung die „Oldenburg" nachher findet, verläßt sie Kreta mit der vollständigen Mannschaft. — Sofort nach Eintreffen der Nachricht von dem völligen Abschlüsse de« deutsch-chinesischen Vertrage« ist der kaiserliche Be fehl nach Kiao tschau abgegangen, sofort alle Besatzungen au» der sog. Zone im Durchmesser von 50 Kilometer de» Hinterlandes zurückzuziehen und nur noch da« eigentliche Pachlgcbiet an der Bucht von Kiaotschau besetzt zu halten. Somit ist nun da« Hinter land wieder den Chinesen übergeben mit der Maßgabe, daß China in der erwähnten Zone keine Anordnungen trifft ohne Zustimm ung der deutschen Behörden. — Kiel, 15. März. Dem Vernehmen nach wird Prinz Heinrich im Herbst 1899 von Kiaotschau zurückkehrcn und die Rückreise von Ostasien um die Küsten von Amerika auf einem neueren Kreuzer zurücklegen. Der Panzer „Deutschland" wird vorerst in Kiaotschau stationirt bleiben. — München, 15. März. Die „Allgemeine Zeitung" meldet: Der Prinzrcgcnt wird den König von Sachsen zu seinem Geburtstage am 23. April d. I. persönlich in Dresden beglückwünschen. -Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich steht die Frage im Vordergründe, ob der demnächst zufammentretende Reichsralh aktion-fähig sein oder wieder durch Obstruktion lahmgelegt werden und damit der neue Ministerpräsident Graf Thun vor die Frage gestellt wird, da» Parlament aufzulöscn und Neuwahlen anzu ordnen. Er konferirte am Sonntag mit einer Reihe parlamen tarischer Persönlichkeiten, die Besprechungen sollten fortgesetzt werden. In Prag hat am Sonnabend da« Wahlkomitee de« verfassung-treuen Großgrundbesitze« eine Berathung abgehalten, welcher auch der au« seinen Kreisen in da« Kabinet berufene Handel-Minister vr. Bärnreither beiwohnte. E» wird darüber eine Mittheilung von Wien au» telegraphisch veröffentlicht, in welcher e« heißt: „Da» Komitee nimmt zur befriedigenden Kennt- niß, daß der Eintritt Bärnreither« in da» Kabinet lediglich unter der Voraussetzung erfolgt, daß die strenge Verfassungsmäßigkeit unserer Zustände gewahrt bleibe, daß kein berechtigte« Interesse der Deutschen verletzt werde und daß der versaffung»Ireue Groß grundbesitz Im ReichSrathe sich seine vollständige Selbständigkeit Vorbehalte. Da« Komitee erwartet, daß die Abgeordneten, wie bisher, für die Verfassung sowie für da» Wohl und die Sicherheit de» Deutschthum» wirken und nie vergessen, daß sie Deutsche sind und bleiben in de» Worte« österreichischer Bedeutung. Bezüglich der neuen Sprachenverordnungen steht der verfassung-treue Groß grundbesitz unverändert auf dem Standpunkt, daß eine gesetzliche Regelung geboten ist und erwartet von den Abgeordneten ein entschiedene» Eintreten für ein baldige« Zustandekommen eine» Gesetze», ohne in die Beurtheilung der neuen Sprachenverord nungen heute schon einzutreten und ohne zu verhehlen, daß wir berechtigte Bedenken gegen dieselben haben, welche zum Ausdruck gebracht werden müssen." De» Weiteren wird hinsichtlich der Verordnungen betont, daß unbeschadet der Rechte und Entwickel ung anderer Nationen, der deutschen Sprache die für den inneren Zusammenhalt de» Staate», seiner Verwaltung und seiner mili tärischen Interessen unabweisliche Stellung gewahrt werden müsse. Die Verfassung müsse lebendig funktioniren, dem Zustande wirth- schaftlicher Unsicherheit ein Ende gemacht werden. Den Abge ordneten gegenüber wird zum Ausdruck gebracht, daß sie Alle« aufbieten mögen mit der Vereinigung, der sie im ReichSrathe angehören, ein einheitliches und einträchtige» politisches Zusammen wirken zu erzielen. — Rußland. Die vom Kaiser von Rußland angeordnete Flottcnverstärkung wird von der russischen Presse mit ein- müthiger Begeisterung ausgenommen. Die „Now. Wr.", die die friedlichen Zwecke der Maßregel betont und durchblicken läßt, daß die Verstärkung der russischen, deutschen und französischen Flotte in gleicher Weise gegen England, den einstigen unumschränkten Beherrscher der Meere, gerichtet sei, schreibt: „Bei der Assignirung der 90 Millionen für die Flotte handelt e» sich nicht um einen KricgSkredit, sondern um eine Maßregel, welche eine Großmacht im Interesse de» Frieden», besonder» de» Frieden» im Osten, ergreift. Gerade die Ausgaben für die Flotte, wie ungeheuer sie auch dadurch erscheinen mögen, daß sic auf einmal gemacht werden, bezeichnen eine Fürsorge für den Frieden und die feste Zuversicht, daß er — besonder« in Europa — erhalten bleibe. Kommt e« in Europa zu einem Konflikt zwischen den Mächten, so wird ihr Schicksal nicht durch die Flotten, sondern durch die Armeen ent schieden. Gerade die von sämmtlichen Mächten Europa» in gleichem Maße erkannte Nothwendigkeit der Erhaltung de» Frie den» auf dem alten Kontinent hat den europäischen Flotten eine besondere, entscheidende Rolle bei den heutigen politischen uns militärischen Ereignissen zugetheilt, deren Zentrum jetzt weit in den Osten, vornehmlich in die Gewässer de» Stillen Ozean» ge rückt worden ist. Die Theilung der Einflußphären der europä ischen Mächte in Asien und Afrika wird von den Geschwadern und den Seeleuten vorgenommen. Immer mehr erscheint die Flotte al» der lebendige Pul». Kein Wunder, daß Großbritannien erleben muß, wie e» in Bezug auf die Macht in den fernen Gewässern von den übrigen Mächten allmählich eingeholt wird. Rußland» Weltrolle an den Ufern de« Stillen Ozean», wo wir al« Au»gang für die große Sibirische Bahn einen eisfreien Hafen brauchen, hat nicht nur eine allmähliche Erhöhung der Ausgaben unsere« Marinereffort», sondern auch in Anbetracht der außerordentlichen Marinerüstungen Japan» eine entschiedene Entwickelung unserer Flotte nothwendig gemacht. Mit großer Freude sehen wir, daß diese noihwendige Wahrnehmung unsere» staatlichen Prestige» ohne Anspannung der finanziellen Kräfte vor sich gehen wird." — Frankreich. Pari«, 15. März. Hiesige Blätter mel den au« Nancy: Ein deutscher Kapitän (Hauptmann) in Uni form (?) hat die französische Grenze bei Tillerutt überschritten. Französische Arbeiter, welche mit dem Fällen von Bäumen be schäftigt waren, ergriffen den Kapitän, mißhandelten lhn und warfen ihn zu Boden. Auf den Hilferuf de» Kapitän» eilten deutsche Zollbeamte herbei und gaben Feuer, worauf die Arbeiter flüchteten und der Kapitän auf deutsche« Gebiet zurückkehren konnte. Die Erregung über den Vorfall ist eine sehr große. — Griechenland. Wie die Athener „Akropoli»" mittheilt, richtete die Kronprinzessin Sophie nach dem eingetroffenen Glück wunsch Kaiser Wilhelm« zu der Errettung de« König» Georg au« der Gefahr de» Meuchelmorde» an ihren Kaiserlichen Bruder einen Brief, in welchem sie denselben bittet, von deutscher Seite jeden Widerstand gegen den russischen Vorschlag der Kandidatur de» Prinzen Georg fallen zu lassen. Die Kronprinzessin spricht in dem Schreiben die Ueberzeugung au», daß im Verfolg der Ernennung de« Prinzen zum Gouverneur von Kreta die antidynastischen Bewegungen im Lande erlöschen würden. — Amerika. Washington, 15. März. Da» Marine- departcment beschloß, die Inselgruppe von Tortuge«, südöstlich der Halbinsel Florida, schleunigst zu befestigen. Diese Inseln sollen al» Bast» für die Operationen zur See im Krieg«fall dienen. — New-Dork, 15. März. Der Kommission für den An kauf von Hilf»kreuz«rn sind 63 Schiffe zum Kauf angeboten worden. In der Meerenge bei Sandy Hock werden Minen gelegt. — Nach einer Meldung der Blätter au« Washington wird der