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Muer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge mtt il I" mtt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. «pwchfdm-e M» Se-akNo« mtt Mwnahme Ms ckeaata-» nachmMa-s 4-» Utz«. — rettgramm-fiMfist, ra-eblatt MwMMtzttg«. Immspeech« Ille oaseelaugt eiugifauöie tNsuufkiipte kann ckeisähe nicht geieistel wee-ea. »,»»,«»»»-n»e »u, MI» »op 8. Jahrgang. Freitag, 2S. November 1913 Nr. 27S Diese Nummer umfaßt IL Selten. dein« Stelle. Sohlte denkt an alles, Gohlke sorgt für alles, GoWer Leben tm steten Wechsel der Lokalitäten. Und im- Sohlt« macht alles. Und frohen Mute» widmet sie sich ihren mer weiß er sich der Umgebung geschickt anzupassen. Lus wird die Gesellschaft gelingen, denn Sohlte ist da. Du brauchst dich um nicht» mehr zu bekümmern, Sohlte tritt an fest, und am 81. Januar find die Offiziere bei Hofe ein« geladen — da bin ich natürlich auch dabei. So vergeht ten und Verordnungen zu genügen, und wie nötig es hier durch wird, eine gewisse Nachsicht zu üben, dann würde sicher viel von der Mißstimmung verschwinden, mtt der «Her Mittelstand der Sozialpolitik des Reiche» entgegeNsteht. Sozialpolitik unä Polizeipraxis >0? Wer di« politischen Regungen, die zurzeit in unse- -em gewerblichen Mittelstand hervottreten, verfolgt«, der wird auch in Mittelstand st reisen, die sonst keineswegs poli tisch reaktionär find, ein« recht tiefgehende Abneigung gegen die deutsche Sozialpolitik finden. Daß gerade in der Frage des Schutzes der Arbeitswilligen weite Schichten des Mittel standes dem Bund der Landwirte und dem Zentralverband der Industriellen sich in einer gewiß merkwürdigen Fnteres. sengemetnschaft angeschlossen haben, ist Nur au» diesem Wi derwillen gegen die moderne Sozialgesetzgebung zu erklären. Die Ursachen diese» Widerwillen» sind schon ost besprochen worden. Man hat auf den individualistischen Handwerkerbe trieb des Mittelstandes hingewiesen, der mtt seinem engen persönlichen Zusammenarbeiten in der Werkstatt sich von vornherein etwas spröde verhalte gegen die Versuche, dieses Zusammenarbeiten von Staatswegen zu beaufsichtigen. Der kleine Mann, der doch die Hauptmaste unsere» gewerblichen Mittelstandes darstellt, habe ferner an den Lasten der sozia len Gesetzgebung, den Versicherungsbeiträgen und so fort, ost schwer genug zu tragen. Da» ist gewiß richtig. AVer alle» da, würde sicher dem Handwerker erträglicher erscheinen, wenn diePraxis, in der die Eozialgesetze gehandhabt wer den, eine andere wäre. Dah diese Praxi» ein« der Haupt ursachen der Beschwerden de» Mittelstandes über die Sozial« Die Kronprinzessin als Wohltäterin. (vom unserem Berliner s - Mitarbeiter.) Wir find es von unserem kaiserlichen Hause schon ge wöhnt,-daß seine Mitglieder in charitativer Tätigkeit für die minderbemittelten Schichten unsere» deutschen Vaterlandes etntreten. Sine Reihe von bedeutsamen Wohlfahrtsein richtungen verdanken wir bereit» unserer Kaiserin. Jetzt hat die Kronprinzestin Geeilte eine Organisationder Armenunterstützung geschaffen, die den ganzen in dieser Richtung bisher geleisteten Arbeiten sich nicht nur würdig anreiht, sondern sie vielleicht noch bei weitem über trifft. Tecilienhilfe nennt sich da« neu« Institut. G» will nicht die bereits bestehenden Wohlfahrtsvereine, die wir ja in großer Zahl haben, überflüssig machen oder neben ihnen hergehen, sondern fie zusammenfasten zu einem Werke, da» nach dem bekanntgegebenen Grundgedanken geeignet ist, der Armut und ihrer Entstehung einen Riegel vorzuschie- Len. E« ist ein merkwürdiges Zusammentreffen. In Süd deutschland faßte eben der Vorstand des DoetheVunde» den Beschluß, über di« Beseitigung der Klassen gegensätze ein Preisausschreiben zu veranstalten. Da wird der Plan der Kronprinzestin bekannt. Er wäre nicht von so hoher Bedeutung, würde er lediglich unter dem Ge sichtspunkte, nach dem bisher die Gründungen solcher Art voll zogen wurden, gefaßt worden sein. Da« ist nun nicht der Fall. Vielmehr liegt es nach den Ausführungen de» Für- sten Solms-Baruth vor den Vertretern der Presse in der Ab sicht der Kronprinzestin, der ärgsten Armut sozusagen v o r - ztz» V « ug « n. Jene Leut«, di« bei ihrem dürftigem Unter halt in Krankheit geraten, in ungesunder Dachstube oder im feuchten Kellerloch dahiiffiechen, sollen zunächst von der Für- sorgetätigkeit erfaßt werden. Inwieweit gerade die Krankheit die Ursache de» größten Elend» ist, da» ist ein Gebiet, da» unseren Wirtschastsforschern bisher wenig Kopfzerbrechen gemacht hat. Um so bemerkenswerter ist es, »ah trotzdem über diesen Gegenstand bereit» umfangreiche Untersuchungen oorliegen. Die bekannten englischen Sozial. Politiker Sidney und Beatrice Webb haben bereit» mtt aller Eindringlichkeit darauf hingewiesen, dah die Quell« de» Elends vor allem in der Krankheit zu suchen ist. Wenn also die künftige Kaiserin selbst Gelegenheit nimmt, hierin energisch Abhilfe zu schaffen, so ist dieser Plan nur dankens- wert zu begrüßen. Aber auch «ine andere Aufgabe, die sich >ie Kronprinzessin für da» von ihr angeregte Institut zu ei gen macht, muß ins rechte Licht gerückt werden. Wer hat noch nicht die cLgezehrten Gestalten vor der Tür empfangen, lienach ihrer Entlassung au» dem Krankenhaus« irgend» Stellung finden konnten. Hier liegt ein Kreb»!- Die Krankenkassen-Hauptverbände stehen auf dem Standpunkt, daß der B e rm i t t «l u n g sv e r s uch der Regierung zu keinemErgebnis führen wird. Politik find, das hat sich wieder einmal schlagend in der ersten Sitzung de» Reichstage» dargetan. Es stand eine Petition zur Beratung, die um «ine mildere Handhabung der B8ck<reiv«rordnung bat. Die Bäckereiver- ordnung ist von jeher ein Zankapfel zwischen den Parteien tm Reichstag gewesen. Sie entstand in einer iZeit, da eine Untersuchung über di« ArbeitK>erhältniste in den Bäckereien Mißstände aufgedeckt hatte, deren Beseitigung aus sanitären Gründen unbedingt nötig war. Aber mit derArt, wie in der Praxi» der Aufsichtsbehörden diese BMtigung ange- bahnr wurde, hat man es glücklich erreicht, Mß am Dienstag alle Parteien, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, stu eine mildere Handhabung der Verordnung «intraten, wie fie der Schutzverband gegen die Bäckereiverordnung — schon dieser Name sagt genug — verlangte. Der fortschrittliche Ab. geordnete Neumann-Hofer selbst, der doch recht weit links steh», betonte daß viele Meister durch di« rigoros« Durchfüh rung dec Bestimmungen an den Randde» Ruin» ge bracht werden, was freilich den Sozialdemokraten sehr er wünscht schien. Denn der Abgeordnete Peus meinte, es sei wirklich kein Unglück, wenn zahlreiche abhängige armselig« kleine Mtttelstaitdsexistenzen verschwänden. Je mehr völ- lig Besitzlose, desto bester natürlich für di« Partei der Besitz- losen. Gerade, dah der Bäckermeister noch ni cht völlig zu den Besitzlosen gehört, da» macht aber die Durchführung der Bäk- kereiverornung so unendlich schwierig. Der Bäckermeister kann nicht wie der Arbeiter seine Streitsachen nehmen und eine ander« Arbeitsstätte aufsuchen. Er wird nach Möglich- kett sich bestreben, aus eigenem Grund und Boden zu backen, oder doch möglichst lange in feiner Werkstätte auszuhalten. Kommen nun Verordnungen und Auslagen der Polizei, denen «r in den Räumen seine» Betriebes unmöglich genügen kann, so -leibt ihm in vielen Fällen weiter nicht» übrig, als die Backstube zu schließen. Man hat den Vorschlag gemacht, Bäckermeistern, die nicht »Kapital genug besitzen, um ihre Backstube den Forderungen der Polizei entsprechend umzu bauen, Baugelder zu gewähren. Aber ein« solche Ge währung von Unterstützungsgeldern an einen bestimmten Berufsstand wäre ein sehr bedenklicher Schritt und würde bei anderen Berufsständen je nachdem heftigen Widerspruch oder heftiges Verlangen nach Nachahmung erwecken. Die einzige Möglichkeit, di« kleineren Bäcker vor den Härten der Verordnung zu schützen, besteht daher in ein«r Handhabung, die auf di« b «sonderenBerhältnissede» einzelnen Meisters Rücksicht nimmt. Und war für die Bäcker gilt da« gilt auch, bald mehr, bald weniger, für die anderen Hand werkerbetriebe. Der Großbetrieb, der weite Gelände ein nimmt, auf denen Unbefugten der Eintritt verboten ist, un terliegt lange nicht so tagtäglich der Beaufsichtigung seiner Mitmenschen, wie der Kleinbetrieb, der gleichsam an der Straße liegt. Die Möglichkeiten polizeilichen Einschreitens find dadurch in erhöhtem Maße gegeben. Wenn den Polizei organen es immer mehr zum Bewußtsein gebracht würde, wie ungemein schwierig es Mr «inen Handwerker ist, in seiner engen Werkstätte in ost überfüllten Häusern allen Vorschrif. -Gästen. Unser Gohlk« gehört zu jenen Prachtexemplaren vor Dienern, deren geräuschlose» Kommen und Gehen, deren aufmerksames Bedienen wohltuend, anheimelnd und vor. fiehm wirst. Seine undurchdringliche Physiognomie gibt nicht den geringsten Anhalt für die Gedanken, die durch den tadellos gescheitelten Kopf schwirren. Gr ist disstet wie «in Kavalier, verschlossen wie ein Diplomat, delikat wie ein Gentleman, ruhig wie ein erfahrenes Schlachtrotz Leim Kanonendonner. Gohlk« weiß, wo sämtliche Utensilien stehen, al» sei er jahrelang Tag um Tag in unserem Haushalt tätig. Er dirigiert di« ungeschickte Ida, die in der frtschtzestärkten Stickereischürze und dem Hamburger Häubchen appetitlich av»steht, daß fie wie auf GlfeMißchen schwebt und die größ ten Schüsseln mtt jongleurhäster Geschicklichkeit balanciert. -Wenn Gohlke kommt, dann würde kein Mensch in dem glatt rasierten Herrn einen Diener vermuten. In feinem ein fachen, schwarzen Gehrock, dem ruichen, steifen, schwarzen Hut und dem dunklen UeLrrzieher hat er etwa» von einem Ge- hetmrat, mit der Würde und dem Wohlanstand seiner fünf- -1g Jahre. Sobald er aber den Gehrock mtt dem Frack ver tauscht, dann ist er ganz der hochherrschaftliche Diener, der seine Jugendzeit in einem reichsgräflichen Haust, verbrach hat, in seidenen Strümpfen und Eskarpin». Man trifft Gohlke überall. Er bedient in der persischen Gesandtschaft und bei dem berühmten Germanisten, bet dem ^Kommerzienrat und dem Malprofessor, bei dem Großindu striellen und in den Ofstziersfamilien, wo er den tapptgen Ordonnanzen und Offiziersburschen den höheren Schliff der Servierkunst beibringt. Der Glanzpunkt seine» Leben» aber find die Hoffest«, wie erhaben ist sein« Miene, wenn er, ganz Hoheit, erzählt: Gnädig« Frau, am 18. Januar kann ich nicht zu Ihnen kommen, dann -in ich -et dem Ordais- Das Wichtigste vom Tage. Der deutsch« Militärattache« von Winter, feldt befindet fick nunmehr außerallerGefahr. Wahrscheinlich wiÄ erindennächstenTagenGri- sollesverlassen. » Dec nationalliberal« Reich,tagsabgeord- nete Leopold Kölsch (Offenburg-Kehl) hat sein Mandat niedergelegt. * Der auswärtige Ausschuß der österreichischen Delegationen nahm nach einer längeren Rede des Grafen Berchtold das Budget des Aus wär tigenan. Unser Lohnäiener. Ja, er ist unser! Wir können uns unbedingt aus ihn verlassen. Er kommt, wenn wir ihn rufen — seine Berufung erfolgt durch eine Postkarte — und so er da ist in seine ganzen Vollkommenheit, dann dürfen wir getrost dem ver laus unserer Gesellschaft in di« Augen sehen, denn es kann uns nicht» Unangenehme« geschehen. Er ist treu, brav, ehr« lich, untadelig, vollkommen — mit einem Wort: di« Zierde aller Tafeldecker. Ja, di« Zett der Gesellschaften ist wieder, da, und mit ihr der Lohndiener Gohlke. Unser Mädchen für alles, das ja in ihrem Fach «in« von jenen unschätzbarem Perlen ist, di« Immer seltener werden, sodaß man an ihres Existenz kaum noch glaubt und fie in da» Reich der Fabel verweist — unsere Ma, da» Juwel, gibt sich ungeschickt beim Sei vieren — wenn st« allein -Ment. Aber unter Gohlke» meisterlicher, ruhig bevormundenden Aussicht vermag sie am Abend unserer Gesellschaft Erquickliches zu leisten. Denn Gohlke ist ein wahrhafte» Erziehungsgenie, gleichwie wir in ihm einen unschätzbaren 'Servierkünstler respektieren, wie in jedem Beruf«, so gibt «» auch unter den Lohndtenern Künstler und Pfuscher. E» gibt Lohndiener, deren baum wollener Handschuhdaumen in der Mockturtlesuppe baumelt, oder die Leim Fisch di« Mayonnaisensau« der Frau Studien rat über da« gute Seidene gießen, oder es gar vorztehen, den Inhalt einiger Weinflaschen dem eigenen Korpus ein- -uverlei-en, um alsdann in animierter Stimmung den Unterschied zwischen Gast und Diener zu vergessen. Me jener Lohndiener, der dem wohlbeleibten Herrn Geheimen § Regierungsrat, zu dessen Ehren da» Festmahl gestiegen «ar, in plötzlicher. Aufwallung jovial auf den Schmerbauch schlug und fragt«: Na, alter Bruder, hat'« mal wieder geschmeckt? Nein, von diefer Art ist unser Lohndiener Gohlke nicht. Er ist ein Meister seines delikaten Berufe». Wenn Gohlke die Wohnung betritt, so weiß di» aufgeregt« Hausfrau: Jetzt seinem unbeweglichen Gesicht ist es niemals zu erkennen, ob «r der Unterhaltung der Gäste gelauscht hat. Stet» ist er nur der geräuschlose, dienstbar« Geist, der ständig bereit ist, etnzugreifen, wo er benötigt wird. Und doch schwingt auch die Seele mit -ei der Ausübung seines Berufe». So hat Gohlke in den Häusern, in denen er öfter zu tun hat — in denen er arbeitet — sein« besonderen Lieblinge. Sein« Zmreigungen und Abneigungen drückt er in der feinsten, nur dem scharfen Beobachter bemerkbaren Weise aus. Den heim- ltchen Verehrer der jüngsten fvochter des Hauses —- eine Liebe, von der niemand was weiß, aber Gohlke ahnt sie — fesselt er auf seine Art an die Familie. Beim Servieren dirigiert er die Platte so geschickt, dah dem Jüngling di« saftigsten Bratenstücke und die zartesten Gemüse zufallen, und den Kognak gießt er ihm in da» größte Likörgla». Denn Sühlke, der Weltkenner, weiß, daß die Liebe auch im Zeit alter der Aeroplan« noch durch den Magen geht. Gohlk«, das Gent«, versteht es, auch seine Herrschaften zu erziehen, wenn er bemerkt, daß die Dame des Hause» im Begriff ist, «inen gesellschaftlichen verstotz zu begehen, so ermahnt er wohlwollend in väterlichem Ton die junge Hausfrau, die ihr erstes Diner gibt: Aber gnädig« Frau, diese Sorte Gläser können wir doch nicht nehmen. Da» lassen Sie mich nur machen, dann wird'» schon richtig wetden. Aber auch aus di« Gäste selbst wettz er seine erzieherische Tätigkeit au» zuilben, und wenn er störrische Gemüter findet, die sich von ihm nicht erziehen lassen «ollen, so straft er sie, «le der Lehrer di« Schüler. Mr selbst waren Zeuge einer feiner Erztehungslekttonen. Eine alte, unangenehm originelle Stiftsdame, der Schrecken der Familie, muhte geladen «erden. Es ging nicht ander». Sie erscheint in ihrer saloppen Ar. auf d«'. Bild- Die französische Kammer lehnte den Antrag Jaures, di« Beratung der 1800-Millionen-An- leihezuv « rtag « n, mit 4SS gegen 148 Stimmen a b. -1 IlLien« st--- an and«r« Still,.