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Wochenblatt für WiLSdruf, Lharan-, Rossen, Sievenleh« und die Umgegenden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 16. November 1849. -46. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. dieser ZMs.ttft erscheint olle «reit-gl eine Nummer. Der Prei« für den Dlerteljadr^n, detriqt 10 N,r. EimmMche Kkni,I. P»ß- rmtee de« Zni-inde« nedmen Best-llungcn darauf an. «ekanntmachungen, welche im n-chnen Eni» erscheinen sollen, werden in Wilsdruf di» Monta, Abend« 7 Uhr, in Tb-rand bi« Montag Nachmittag« 5 Uhr, und in Noperl bi« Mittwoch Vormittag« 11 Ubr angenomme» Inch können diö Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf «erlangen durch die Peil an den Druikcri befördert werden, so da» sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben u, tt-r den Adressen: „An die Ncda-tion de« Wochenbiattc« in Wilsdruf", „an die Agentur br« Wochenblattes in Tharand " und „an die Wochenblatts - Expedition in Nossen". In Meißen werden Auftrage und Beitelinngen in der Dnchbrndlung von C. E. Kiinkicht und Aohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte» <» ' Die Redaction.' Der Geistliche und fein Beruf). (Eingesendet vom Pastor Fränzel in Maxen.) Die Nummer 4t der sacks. Dorfzeit. liefert einen sehr gut geschriebenen und wohlgemeinten Auf satz unter der Aufschrift: „Von dem politischen und religiösen Hasse," — an dessen Ende es heißt: „Besonders an Euch ist es, Ihr Lehrer der Christusrcligion, dahin milzuwirken, daß die Engel des Friedens wieder Wohnung unter uns auf schlagen." — Das ist sehr wahr gesprochen; und wenn man bedenkt, daß mehrere von den Geistlichen und noch weit mehr Schullehrer diesen ihren hohen Beruf in der neuerN' Zeit ganz verkannt und vergessen zu haben scheinen und demselben ganz entgegengesetzt gelehrt und gewirkt haben in Kirchen und Schulen und außerhalb derselben: so ist jener Zuruf auch sehr begründet, und es ist gar sehr zu wünschen, daß er in der Folge eine größere und gewissenhaftere Berücksichtigung allenthalben erfahre. — Aber es ist bei weitem doch der kleinste Theil der sammtlichen sächsischen Geistlichen — und nur von diesem will ich hier sprechen — die ihren heiligen Beruf, selbst unter den schwierig, sten und für sie gefahrvollsten Verhältnissen, der maßen vergessen haben, daß es nöthig wäre, Alle durch diesen allgemeinen Zuruf daran zu erinnern, „zu thun, was ihres Amtes ist," nämlich dahin mitzuwirken, „daß die Engel des Frie- *) Wir erfüllen bierdurch Len Wunsch des geehrten Einsenders, des oben bezeichneten Artikels, welcher zuerst im Pirnaischen Wochenblatt- abgedructt erschien, denselben auch in unsere Zeitschrift aufzunehmen. Die Redaction. dens wieder Wohnung unter uns auf schlagen." Das thun wir auch ohnedies und haben es immer gcthan, wie wenig wir auch oft und an vielen Orlen Dank und Anerkennung dafür gefunden, oder einen glücklichen Erfolg dieser unserer Bemühungen erlebt haben. — Woher aber mag Dies gekommensein? — Es ist nicht schwer, diese Frage zu beantworten. Weil gerade Diejenigen, die am meisten über die Geistlichen und ihre Amtswirksamkeit reden und sie der Vernachlässigung derselben beschuldigen und bei jeder vorkommenden Gelegenheit sie darauf hinge- wiesen haben wollen, und die größten Prätensioncn an sie machen — weil gerade diese am seltensten oder gar nicht in die Kirchc kommen, und gar nicht wissen, was daselbst gesungen und gepre digt wird, wenn sic nickt etwa entstellt und ver dreht einige Brocken von der Predigt außer dem Zusammenhänge von Diesem oder Jenem erfah ren, vielleicht auch noch dazu nicht in der besten Absicht. Kommt nur und höret selbst, und laßt's Euch nicht erst von Andern erzählen, was in der Kirche gesungen und gepredigt worden ist, wenn Ihr es ja noch der Mühe werth hallet, darnach zu fragen, und laßt Euch auch an Eure Christen pflicht erinnern, so gut wie Andere. Denn die Kirchen sind für Alle da, und obgleich der Stifter unsrer heiligen Religion im prophetischen Geiste sprach: „Den Armen wird das Evan gelium geprcdiget" — so heißt cs dochauch: „Wir sind allzumal Sünder und mangeln Alle des Ruhms, den wir an Golt haben sollen!" Das ist's aber eben, daß so Viele an ihre Sünden sich nickt gern erinnern lassen wollen, so gern sie auch von den Fehlern und Sünden Ande rer spreckcn, und daß cs ihnen etwas shr Lästiges und Unangenehmes ist, von ihren Christen-