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Tagebkalt füv die Tue und UmgebttM. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins . Hau« »0 Psg., auswärts 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.4V Mark. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Auake, Aue (Erzgebirge.) , Redaktion «.Expedition: Au«, Marktstraße. Inserat« < die rinspaltige Petitzeil- tVPf»«: amtllche Jyserate die Corpus-Zeile 25 Psg:,Mam.n pro Zeile SO Pfg. Bei 4 mal.ger Aufnahme M/o Rabatt. - Bei größerest'Jnfkaten n. mehrmaliger Aufnahme wird^ntsprechend Hühner Rabatt gewährt., , Alle Ppftanstalten und Landbriesträger «ehmeiz^ffssMgenan. IS. JaMaug Freitag, den 30. Juni 1899 Nr, 91 ' -, 5: f ^2f j Wir geben hier burch bekannt, daß wir an Stelle, ,de-.,Herry,,8^h«ert Herrn Emtt Kell als Schlosser für da» Gas- und Wasierwerk aygestellt und heute, PsMichtet haben. Aue, den 27: Juni 1899. Der Rath der Stadt. I. B> :RathSaffefsor, Taube, o Kühn Leseholzzeichen Aue Wir fordern alle diejenigen hiesigen Armen, welche in diesem Jahre Lese- hofzzeichen zu erlangen wünschen, auf, sich bis zum s. Jittt I». in unserer Rathsregistratur, Schwarzenbergerstraße IO, I Tr. zu melden. Der Rath der Stadt. Rathsassessor Taube. Kühn. Aresvthal'JeitttitK erscheint jetzt täglich, klostet PPS Arsirat .nur SO Pfennige. Airr «UsP -Pelt. * Aus den verschiedensten Teilen des gewaltigen chinesischen Reiches werden Unruhen gemeldet; der Haß des niederen Volkes gegen alles Fremde wird gegenwärtig von fanatischen Hetzern bis aufs äußerste geführt. So ist, nach der übereinstimmenden Mel- dung mehrerer englischer Blätter, auch in unserem chinesischen Reichslande Kiautschau ein Teil der Be völkerung schwierig geworden, ihre Aussässigkeit hat sich in dem Angriff eines Volkshaufens gegen die .Msenbahnbauten bei Tsintau Lust gemacht. * Aus den Gruben bei Herne ist es leider bei dem Ausstande zu schweren Ausschreitungen gekom men. Aus Zeche „Friedrich der Große" mußte Gen darmerie zum Schutze der Arbeitswilligen aufgebo ten werden. Sie schlug mit blanker Waffe ein und gab Schüsse ab, welche mit schwerem Stein- Hagel erwidert wurden. Zahlreiche Personen er litten Verletzungen leichterer Art. Auch auf Zeche „Shamrock" kam es in der Nacht zum Dienstag zu wüsten Szenen. Auf die Arbeiterhäuser der Zechen wurden von den Streikenden zahlreiche Schüsse abgegeben, welche von der Gendarmerie erwidert Wurden. Verletzungen schwerer Art sind bisher -nicht bekannt geworden. — Aus der Zeche „v. d. Heydt" ist gestern niemand eingefahren. Aus „Shamrock" fuhren 313 von 700 Arbeitern an, auf Zeche „Julia" fehlten 78 Mann. — Aus den gestrigen Nachmittag waren drei Bergarbeireroer. sammlungen einberufen, in denen die gegenwärtige . ..Lag« besprochen werden sollte. * Bochum, 28. Juni. Der Bergarbeiterausstand .^im Ruhrrevier. Die auf gestern Nachmittag einbe- .! rufenen drei Bergarbeiterversammlungen wurden von der Polizei verboten. Bei der Mittagsschicht -fuhren auf der Zeche „Friedrich der Große" von Hyv Arbeitern nur 12, aus der Zeche „v. d. Heydt" von 350 nur 15, am Shamrock I und II von 600 nur 324 an. Nach dem „Bochumer Anzeiger" ist es. gestern Abend zu neuen Tumulten gekommen. Die Streikenden hätten die Polizei mit Steinen be worfen, worauf diese scharf geschossen habe. Meh- ,4 rere Personen seien verletzt worden. Die Tumulte hätten, sich erneuert, als die Polizei zwei Verhaftete ab,führen wollte. — Auch die „Bochumer Zeitung" - meldet, daß der Ausstand im Bezirk Herne größere, Ausdehnung gewonnen habe und Arbeitswillige be droht und mißhandelt worden seien. * Eckernförde, 28. Juni. Die „Hohenzollern" ist, gestern Nachmittag kurz vor 6 Uhr hier ange- kommen. Das Kaiserpaar nahm auf ihr alsbald, Wohnung. * Pensioniert in der deutschen Armee wurden seit dem 13. Mat: 8 Generalleutnants, 14 General- ..Majore, 18 Obersten, 2 Oberstleutnants, 12 Majore,, IS Hauptleute, 11 Oberleutnant» und ö Leutnant». In Summe 82 Offiziere. Kosten jährlich 410 000 Mark! Aus Preußen treffen von den Verabschie. deten u. a: 7 Generalleutnants, 12 Generalma jore, 15 Obersten, 8 Majore. Auf Sachsen 1 Ge neralmajor, 2 Obersten, 1 Oberstleutnant, 3 Leut nants. Ferner schieden ohne Pension aus : 5 Ober leutnants (4 preußische und ein würtembergischer) und 17 Leutnants (15 (!) preußische, 1 sächsischer und 1 württembergischer). Im ganzen gingen also in dem kurzen Zeitraum von 6 Wochen 104 Offi ziere ab. Der Gesamlverbrauch an Offizieren im ersten Halbjahr 1899 beläuft sich auf 360, die jähr lichen Kosten hierfür betragen die Kleinigkeit von 1 100000 M. In Preußen wurden insgesammt 275, in Sachsen 16 Offiziere verabschiedet bez. aus geschieden. Verhältnismäßig wenig wurde in Sach- sen pensioniert. Nicht ganz ohne Interesse dürste es ferner sein, daß unter dem 15. Juni ein pen sionierter preußischer Wachtmeister zum Leutnant befördert wurde. — * Zum Zwischenfall Ballestrem-Brefeld im Reichs tage schreibt die „Lib. Korr.": „Der Präsident des Reichstages, Gras Ballestrem, hat im amtlichen stenographischen Bericht über die Sitzung vom 21. Juni, in welcher der Zusammenstoß mit dem Mi nister Breseld erfolgte, seine Aeußerungen in be merkenswerter Weise korrigiert. Bekanntlich hatte der Präsident den Abg. Roesicke (Dessau) ersucht, „Aeußerungen des Monarchen, die uns nicht be glaubigt zugegangen sind, nicht in den Bereich seiner Ausführungen zu ziehen." Als Herr Roe sicke daraus erwiderte, daß die von ihm angezogene Bielefelder Rede des Kaisers im „Staatsanzeiger" gestanden habe, erklärte der Präsident: Dann ist das etwas anders; dann können Sie sie in angemes- sener Weise erwähnen." Im stenographischen Be richte ist zwischen diese beiden Sätze aber der wei- tere Satz eingeschoben : „Vorausgesetzt, daß es der amtliche Teil des Blattes war." Wären diese Worte vom Präsidenten gesprochen worden, so hät ten sie unmöglich den Abgeordneten und den Be- richterstattern der Presse entgehen können; sie sind thatsächlich in den stenographischen Bericht einge- sügt, ohne vom Präsidenten geäußert zu sein." * Das Heimstättengesetz. Die wesentlichen Be stimmungen sind: Paragraph 1. Jeder Angehö- rige des Deutschen Reiches hat nach vollendetem 24. Lebensjahre das Recht zur Errichtung einer Heimstätte. Die Errichtung erfolgt durch Eintra- gung eines Grundstücks in das Heimstättenbuch. Paragraph 2. Die Größe einer Heimstätte darf die eines Bauernhofes nicht übersteigen. Sie muß wenigstens einer Familie Wohnung gewähren und die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte ermög lichen. Paragraph 3. Der zur Heimstätte sestzu- legende Besitz darf bis zur Hälfte des Wertes ver- schuldet sein. Paragraph 6. Die Heimstätte ist unteilbar und — vorbehaltlich des Nießbrauch rechtes des überlebenden Ehegatten — durch Erb gang, im Falle des Vorhandenseins mehrerer Er ben, nur auf einen derselben (Anerbe) übertragbar. Paragraph 7. Die Veräußerung der Heimstätte ist nur mit Genehmigung des Ehegatten und nur an Angehörige des Deutschen Reiches zulässig. Niemand darf mehr als eine Heimstätte besitzen. Paragraph 5 enthält beschränkende Bestimmungen über die Zwangsvollstreckung in die Heimstätte. * Die Berliner Bauarbeiter (Stetnträger usw.) bereiten den Generalausstand für die nächsten acht, Tage vor. , Da ihre Hoffnung, daß bei den Eint- gungSverhandlungen zwischen dem Arbettgeberbun- de und den Maurern auch «ine Ausbesserung ihrer Löhne in, Betracht gezogen werde, pexeitelt wurde, beauftragten sie am Montag in einer.,stark gesuch ten Versammlung ihre Lohnkommission,, sofort dem Arbeitgeberbunde einen Tarif mit der,.Maßgabe zu unterbreiten, daß am 3. Juli der^ffflgeyietne. Aus stand erklärt werde, falls bis dahin kein« Einigung erzielt sei. Nach diesem Tarife wird .gefordert für die gewöhnlichen Lohnarbeiten (AuSschachien) ein Minimallohn von 40 .Pfennige, für diß gewöhnliche Arbeit am Hochbau (Wassertragen und„Htlse,, beim Rüstbau) von 45 Pfennig, für Stein- und Kalk träger 60 bis 65 Pfennige. Auch für Akkordarbeit ten sollen die Lohnsätze erhöht werden. * Der österreich-ungarische, Ausgleich hat die erste Etappe glücklich hinter sich: das ungarische Abgeordnetenhaus hat die »Gesetzvorlage,über die Regelung der Zoll- und HandelSverhqlinisse mit Oesterreich" angenommen. In Oesterreich wird we gen der Obstruktion der deutschen- Parteien die ver- srrffungSmäßige Durchführung des Ausgleich», noch auf manche Schwierigkeiten stoßen. Es wiich schließ lich nichts übrig bleiben, als zur Notverordnung zu greifen. * So knapp die Mehrheit sich darftellt* mit welcher dem neuen französischen Ministerium, das Vertrauen der Deputiertenkammer ausgesprochen wurde, so ist mit diesem Siege doch die schwere Gefahr, die sich für die Republik aus einer sofor tigen abermaligen Ministerkrisis ergeben Hätte, vor- läufig beseitigt. Man kann die 44 Mitglieder der Linken, die sich der Abstimmung enthielten, weil sie einem Kabinett, dem General Gallifet angehört, nicht ein Vertrauensvotum erteilen wollten, sicher lich den Revisionisten zurechnen, und damit erhöht sich immerhin die Mehrheit, die das Ministerium in der Verteidigung des Rechts unterstützen wird. Gleichwohl bleibt die Lage kritisch, und die Regie rung wird eines hohen i Maßes von Festigkeit be dürfen, Mm den Stürmen, die.:ihre» noch harren, Stand, zu halten. f Einen charakteristischen Wink erteilt dis „„Pa trie!', den Offizieren, nämlich den, durch, ihren Mas- senrücktritt gegen die Rehabilitierung DreyfuS' zu protestieren - Das chauvinistische Blatte versichert überdies, bereits zahlreiche Offiziere, namentlich der Artillerie, hätten ihren Entschluß bekundet, auf ihre Chargen zu verzichten. Man hat es da offen bar mit einem neuen Aufreizungsversuche der Na tionalisten zu thun, der aber an der entschlossenen Haltung der Regierung scheitern wird. * Brest, 28. Juni. Man neigt zu der Ansicht, daß ein Schiff, welches gestern den Hafen verließ, beauftragt sei, DreysuS vom Kreuzer „Sfax" zu holen und heimlich zu landen. * Paris, 28. Juni. Das Eintreffen des Kreuzers „Ssax" ist noch immer unbestimmt. Die. militä- rischen Maßregeln der Regierung in Brest Über treffen alles Dagewesene; nicht weniger al» sieben Regimenter sind in Brest zur Verstärkung der Gar nison etngetrofsen. * Brüssel, 28. Juni. In der gestrigen.->Aam- mersitzung spielten sich anläßlich der Feststellung de» Tages der Beratung der Wahlreform unglaubliche Szenen ab. Die sozialistischen Abgeordneten for derten die anwesende Mtlitärwache aus, ihr? Waffe gegen die Regierung zu richten. Sie riefen: „E» lebe die Republik!" und sangen im Chor« Re-Mar seillaise. Gegen, Ende der Kammersitzung warf der Sozialist van der Felde dem Präsidenten und dem aus der Rednertribüne sprechenden klerikalen Abge ordneten Paptertnäul« in« Gesicht.