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Mmüag, Ken LS. Mai -1925 Neue Wendung in der Sichecheitsfrage? Erdbebenkatastrophe in Japan i!i Julius Barmat aus der Haft entlassen Auf die weiteren Vorstellungen der Rechts anwälte Bahn, Schwersenz, van Deuren und Davidsohn hat das Kammergericht die ur sprünglich auf 200000 Mark festgesetzte Kau tion auf 45 000 Mark ermäßigt. Dieser Be trag ist durch die Rechtsanwälte Dr. Schwer senz und Dr. van Deuren sofort hinterlegt und daraufhin Iulius Barmal aus der Cha rites in seine Wohnung entlassen worden. Landtagswahlen in Oldenburg Nach den gestrigen LandtagSwahle» Allerdings müsse Italien seinen Stand punkt in der Anschlußsrage entschieden revidieren. Mit der Frage, ob Deutschland durch seinen Eintritt in den Völkerbund eine Vorbedin gung für das Zustandekommen des Garantie paktes erfüllen müsse, hat sich dis Reichsregie- cnng überhaupt noch nicht beschäftigt. Es bleibt abzuwarten, ob die alliierten Regierun gen tatsächlich eine solche Bedingung an Deutschland stellen werden. Sollte dies der Fall sein, jo würde dadurch zweifellos für die Rejchsregierüng eine schwierige Lage geschaf fen, die aber nicht unbedingt mit dem Schei tern <der Sichcrheitsbestrebnngcn gleichbedeu tend sein würde. Volksentscheid über die Reichsfarben Wie wir aus parlamentarischen Kreisen erfahren, rechnet man damit, daß es in der Frage der Aenderung der Reichsfarben zu einem Volksentscheid kommen wird. Da im Reichstag wegen des verfassungsändernden Charakters der angekünöigten Vorlage über die Aenderung der Reichsflaggs eine Zwei drittel-Mehrheit vorhanden sein muß, werde es nicht möglich sein, eine Entscheidung auf Parlamentarischem Wege herbeizuführen. Oer deutsch-spanische Handelsvertrag (Eigener Informationsdienst.) Am die Annahme des deutsch-spanischen Handelsvertrags. wird gegenwärtig in den Parlamentarischen Kreisen lebhaft diskutiert. ES scheint, daß die Aussichten einer Annah me sich wesentlich gebessert haben, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß die deutsch - nationale Reichstagsfraktion sied doch noch dazu entschließen wird, auf ihrer ablehnenden Haltung zu verharren. Jedenfalls wird es bei der bevorstehenden Entscheidung im Reichstag zu sehr lebhaften Auseinander setzungen kommen, bei denen Außenminister Dr. Stresemann neue Erklärungen abgeben wird. isoo Todesopfer Osaka, 24. Mai. Reuter. Das Erdbeben gebiet ist nicht größer als 25 Quadratmeilcn. Die Berlnstc werden ans 1500 Menschenleben, die an Material ans 70 Millionen Ben ge schaßt. Die künftige Politik des Zentrums In politischen Kreisen sieht inan mit ei niger Spannung der künftigen Taktil der Zentrumspartei entgegen, die, wie aus den Erklärungen maßgebender Zentrumskrsise hervorgeht, gegenüber der Linken mehr Handlungsfreiheit zurückgewonnen habe. Vorübergehend wollen die Zentrumspolitiker in allen wichtigen innenpolitischen Fragen absolut selbständig vorgehen und sowohl nach rechts als auch nach links hin keinerlei par lamentarische. Bindungen eingehen. Diese Politik ist das Ergebnis langwieriger Aus einandersetzungen innerhalb der Zentrums- partei, bei der der rechte Flügel es durchge setzt hat, daß die Partei in Zukunft ihre Unabhängigkeit vom Weimarer Block be tonen soll. Eine gewisse Rcchtsorientierung scheint also im Zentrum allmählich einzutre- ten, wenn auch die Richtung Mark daraus besteht, daß das Zentrum keine Politik der überstürzten Verfassungsänderungen mit machen dürfe. Die Neuorientierung der Zentrumspolitik wird sich in den nächsten Tagen bereits äu ßerlich zeigen, indem die Mehrheit der Zen- trumsfraktion des Reichstages sowohl die Steuerreform der Regierung als auch die Zollvorlagen in der Hauptsache annehmen wird. Weiterhin ist es sehr wahrscheinlich, daß unmittelbar nach den Pfingstfeiertagen neue Verhandlungen mit der Deutschen Volkspartei einsetzen werden, die sich um die preußische Negierungsfrage drehen und de ren Ziel es ist, das Zentrum enger au die Negierung Luther anzuschließen. Diese Ver handlungen werden für die parlamentarische Situation insofern von Bedeutung sein, als dadurch möglicherweise die bisher mißglückte Umbildung des Reichskabinetts Luther wie der in ein akutes Stadium eintreten kann. In den volksparteilichen Kreisen macht sich immer fühlbarer das Bestreben geltend, das gegenwärtige Reichskabinett mehr aus die Parteien der Mitte zu stützen. Die Posi tion des Reichskanzlers Dr. Luther müsse zweifellos von den Mittelparteien gestärkt werden, wenn nicht die Gefahr eintreten soll, daß die innenpolitischen Gegensätze wieder schärfere Formen annehmen. Der Zentrumsführcr Marr, der nach Pfingsten wieder in Berlin eintreffen wird, dürfte nach seiner Rückkehr wieder eine große Rolle in der inneren Politik spielen. Es ist zurzeit noch unbestimmt, ob er dazu berufen werden wird, die preußische Regierungsfrage wieder in Fluß zu bringen, oder ob er ein wichtiges Ministerium in der Reichsregierung erhalten soll. Bekanntlich sind derartige Er wägungen schon seit längerer Zeit im Gange, aber Marr hat es aus Gründen der Loyali tät gegenüber den, anderen Weimarer Par teien abgelehnt, irgendeine neue Mission in der Regierungsfrage zu übernehmen, solange nicht in Preußen eine Klärung geschaffen ist. Marr will aus grundsätzlichen Erwägungen heraus den anderen Weimarer Parteien nicht in den Rücken fallen, und es hängt daher sehr viel davon ab, inwieweit nament lich die Demokraten der Neuorientierung der Zentrumspolitik nachfolgen werden. Wenn auch die Zentrumspartei an sich keine Bin dungen mehr mit den Weimarer Parteien anerkennt, so steht Marr in einem gewissen Gegensatz zu den Absichten der Reichstags fraktion. Es verlautet, daß er fest entschlos sen sei, von der Führung der Partei zurück zutreten, wenn die neue Taktik etwa dvsu fuhren sollte, eine engere Fühlungnahme nach rechts herzustellen und die Partei den Demokraten und Sozialdemokraten qegen- Oidenburg wird sich der neue Landtag wie folgt znsammenseHc»: Zentrum 10, bisher 10, Sozialdemokraten 9, bisher 12, Demokraten5, bisher 9, Landcsblock der Vereinigten Rechts parteien 14, bisher 14, Völkische 1, bisher 1, Kommunisten 0, bisher 2 Vertreter. Es wur den insgesamt 39 Abgeordnete gewählt gegen bisher 48. Es, stehen 24 Abgeordnete der bisherige» KoalitionSparteien 15 Abgeordnete der Rechten gegenüber. Oie Haltung Englands und Frankreichs Die Erörterungen über die Sicherheits frage beginnen wieder in den Vordergrund zu trete». Während noch vor wenigen Tagen auf Grund der Acußernngen französischer di plomatischer Kreise in Deutschland der Eindruck entstanden war, als beabsichtige Frankreich die Sichcrheitsfrage verzögernd zu behandeln und vor der Regelung deS EutwassnuugStvnflikts leine ernsthafre Prüfung der deutschen Vor schläge vorzunehmen, ist jetzt durch einen Schritt Englands das Sicherheitsproblcm in seiner ganzen entscheidenden Bedeutung wie der anfgerollt worden. Im Berliner Aus wärtigen Amt liegen sogar Mitteilungen der deutschen Botschaft in London vor, auS denen hervorgeht, daß. die Disknssion über den Garanticpakt gegenwärtig sowohl in London als auch in Paris einen überaus regen Umfang angenommen hat. Namentlich in England ist augenblicklich nur noch von dem Friedenspakt die Rede, sodaß die französische Regierung sich jetzt genötigt sehen dürfte, aus der bisher geübten Zurück haltung heranszutreten. Die englische Regierung hat üch übrigens die französische Forderung zu eigen gemacht, wonach die Beteiligung Deutschlands am Völker bund Vorbedingung für die Durchführung des Garanticpaktcs sei. Die englische Diplomatie hat sogar ein ganzes Programm ausgestellt, das gegenwärtig von deutscher Seite eiugeheud geprüft wird. Zum Teil decken sich die englischen Ausfassungen mit dem bereits von der Reichsregicruug geäußer ten Standpunkt. Namentlich in der Frage der Ostgrenzcn. die bei den kommenden Erörte rungen eine wesentliche Rolle spielen werden, ergibt sich volle Ucbercinstimmnng zwischen Berlin und London. Es zeigt sich daher, wie völlig abwegig es war, wenn in der ausländischen Presse be hauptet wurde, die Reichsrcgierung stehe im Begriff, ein neues Sicherheitspro gramm anszuarbcitcn, das die Ostproblemc in Rechnung stelle. Die wir hören, denkt die Neichsregierung nicht daran, über diese Frage mit den West mächten zu diskutieren. Sie hält daran fest, daß Deutschland im Osten seine Handlungs freiheit behalten muß. Nach Lage der Dinge ist zu bezweifelt, ob rn der Sicherheitssrage schon jetzt eine Ver handlungsgrundlage gefunden werben kann. Aus dem Vorgehen der englischen Regierung geht aber hervor, daß cs niemals zu einer wirklichen Beseiti gung der noch bestehenden Konfliktstoffe kommen wird, wenn nicht in absehbarer Zeit ein Pakt zwischen Deutschland und den Westmächten getroffen wird. Die Aeußerimgen des italienischen Mini sterpräsidenten Mussolini über die Teilnahme Italiens am Sicherheitspakt werden von den Berliner Negierungskreisen teilweise doch sympathisch beurteilt. Abgesehen von den bedauerlichen Meinungsverschiedenheiten, die jetzt in der Frage des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland durch die Erkläruugcu Musso linis geschossen worden sind, erscheint cs der NcichSregicrung sür durchaus opportun, wen» Italien erklärt, au dem Garauticpakt teil- nehmcn zu wollen nnd wenn Mussolini von einem Fünfmächtc-Nbkommen spricht. Die Neichsregierung hält ein Füns- mächtc-Abkommen sür durchaus zweckmäßig, ist aber der Meinung, daß die Grundlagen des Paktes sich in der Hauptsache ans die Fest legung der deuticheu West grenzen beziehen. Wenn Italien als Garanliemacht teilvchmcn wolle, so würde dadurch der Wert des Abkom mens zweifellos erhöht werde». Im übrigen bestehen zivischeu Deutschland und Italic» gute Beziehungen, sod4ß die italienischen Wünsche kaum irgendwelche Komplikationen Hervorrufen würden. Orei größere Städte zerstört Die „Eoening News" melden aus Tokio: Sonn abend voiinittag gegen 11 Uhr wurden die Stadie Osaka, Kobe und Kyoto von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht. Zahlreiche große Geschäfts häuser wurden beschädigt, kleinere Gebäude stürz ten in sich zusammen. Infolge telegraphischer Störungen liegen nur Teilbcrichte aus den betrof fenen Bezirken vor. Es wird behauptet, daß dies das größte Erdbeben in dieser Gegend seit 30 Jah ren gewesen ist. In den betroffenen Städten herrscht wildeste Verwirrung. Alic Menschen hal ten sich aus Furcht:, bei einem neuen Erdstoß unter den Trümmern der Gebäude begraben zu werden, in den Straßen auf. Soweit sich bisher übersehen läßt, ist der große Schaden in deal Seehafen Toyooka in der Provinz Tango angc- richtct worden. Die Stadt selbst steht in Brand und bildet, wie weitere Berichte besagen, ein ein ziges Fcuermcer. Die Bevölkerung, etwa 10 000 Menschen, befinden sich in voller Flucht. Der. in Toyooka erwartete Eisenbahnzug ist ausgeblichen. Es wird angenommen, daß er im Aschinäritunnel, der durch die starken Erdstöße einstürzte, unter den Trümmern begraben wurde. Das Silberberawcrk Ikuno, das größte in ganz Japan, erlitt schwere Beschädigungen durch den Einsturz mehrerer Stol len. Sechs" auf Osaka und Toyooka abgesandte Militärflugzeuge berichten den Tod von etwa 80 Personen in den kleinen Städten Kuniyama, Fu- kunsi und Fukuchi. Dies zeige, daß die Zahl der Opfer groß ist. liebevoll in den heimgcsuch- ten Gegenden herrscht furchtbare Panik. Eine Rcu- termeldung aus Osaka besagt, daß Tokio und Yokohama vom Erdbeben nicht berührt worden sind. Einer weiteren Meldung ans Tokio zufolge sind Aerzte und Sanitätsmannschasten des Roien Kreuzes mit Rettungsmaterial aller Ari so rasch wie möglich nach dem Erdbebcngebiet abgesandt worden. . ,,Stac" meldet hierzu ergänzend aus Tokio, daß die Städte Kinosaki und Toyooka (80 Meilen nördlich von Kioto), wie angenommen werde, von dem Erdbeben und der darauffolgenden Feuers brunst völlig zerstört worden seien. Jeder Ver kehr nach dem durch das Erdbeben hcimgesuchten Teil an der Westküste Japans sei lahmgclegt. Reuter meldet aus Osaka: Ein Flugzeug mit Reportern und Photographen ist aus dem Erd- bebendistnkt hier angenommen; es wird versichert, daß dic Katastrophe von ähnlicher Heftigkeit ge wesen sei, wie das große Erdbeben im September 1923. Ans Toyooka wird gemeldet, daß Tausende ohne Unterkunft seien. Der Einsturz von Mäd chenschulen hat zahlreiche Unfälle herbcigcsührt. 200 Personen sind tot, auf 400 werden die Ver letzten geschätzt. „NcUyork tztrald" berichtet, der Schiffsverkehr an der Westküste sei unterbunden. Man befürch tet, daß auch eine Sturmflut gewüiet hat. Eisen bahnzüge in vollster Geschwindigkeit seien ent gleist. Nach dem Erdbeben brach in Kinosaki eine Feuersbrunst aus. Mehr als 600 moderne Häuser feien eingestürzt. Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen ist die Gegend im Nordwesten der Pro vinz" Tajima längs der Eisenbahnlinie nach Sa- nindo. Der Berliner österreichische Gesandte und die Anschlußfrage (Eigener Informationsdienst., In Ler Frage des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland sind zwischen dem österrei chischen Gesandten in Berlin Dr. Riedl rind der Wiener Regierung ernste Meinungsver schiedenheiten ausgebrochen. Gesandter Dr. Riedl ist als Anhänger der grvhdeutschen Partei nachdrücklicher Verfechter der An schlußbewegung, während der neue österrei chische Außenminister Dr. Mataja eine abso lut anschlußfeindliche Politik betreibt. Es ist daher möglich, daß Dr. Riedl infolge des Konflikts den Berliner Gesandtenposten verläßt. mit den Beilagen: Leben im Bild, Agrar-Warte, Nadio-Zeitung, Mußestunden, Aus alter und neuer Zeit, Moden-Zeitung, Gchnittmusterbogeu. ikiion- WIlibald eingehende Manuskripte ist Rückporto beuufügen, andernfalls l keine Garantie. Verlag: Wilsdruffer Nackrichten, Wilsdruff Clemens Landgraf Nachfolger, Freital. Lemina der Redal Stolle, verantwortlich für dl Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-und Festtage. Der Bezugspreis < . . frei ins Haus^ monatlich M. 2.—, ddrch die Löst ohne Zustellgebühr monatlich Fil. to beijufügen, andernfalls stbernehmen wir i. Sa. Druck: s' einschließlich der Beilagen beträgt! 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