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8. Jahrgang. Sonnabenä, 7. Juni ISIS. «»währ nicht »«lchstit wenn »I» Nufa»»* »«. S«/,ratr» Lurch jeeufvrrchrr «rfolat otrr Lu» Mausskrtpt sicht »«»Üich lrudar ist. Mer Tageblatt MÄOL /MA^ßAirT fHkk vvs. MWD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muqr Sonntagsblatt. MihFMZW tr«!-"m!» stui/-!«st«u»n,^f»Ä! SprechNunö»SerKeSaktionmitMwnahm»-erSonntag»nachmittag» »—sUhr. — Telrgramm-flüreff»r Tageblattflu»rrzg»blrg». z»rntz>rrchrrSS. »hm.s"'Äst«>tu-ä?s nW" Zür unvrrlangt »IngesanSt» Manuskript» kann chrwShr nicht geleistet wer»»«. Nr.' 129. Ste haben vorhin aus Berschen meinen. Schixm mttgss Die. Sache scheint cckutzu werden, meinte Doktor Holm, nommen, als Sie drüben so rasch aussttegen. Wo ist er — Ach, ich wünschte, ich hätte da» Geld für die Schirme, Dio Botschaftervereinigung in London er. Sielte in Frage der Aegäischen Inseln be trächtliche Fortschritte.*) Durch die Spionage Redls wurde nach einer russi schen Zeitungsmeldung, die österreichische Re gierung verhindert, ihre Ziele gegenüber Nutz land zu erreichen.*) In Berlin wurde ein Arbeitsausschuß zur Grün dung eines deutsch-französischen Klubs gewählt. Mutmaßliche Witterung am 8. Juni: Südwest, wind, wechselnde Bewölkung geringe Temperaturänderung, zeitweise Niederschlag. -Mc' bei uns schon im Frieden starke Truppenstämme. Da Redl zu machen. , Oberst Redl, dessen dienstlichen Bezüge jährlich der gemeinsamen Armee angehörte, so ist auch das inur dis Summe.von runhIlOOO Kronenausmachten, hatte send setzt« sich-di« Lokomotive in Bewegung. Aber mein Schirm, wo haben Ste den nun gelassen? jammerte die Dmne, als sie den Herr« mit leeren Händen vor sich stehen sah — Ihren Schirm?. Wie meinen Sie da»? — Der französische KrtegSminister brachte in der Kammer eine Kredttforderung zur Schaffung einer besonderen Abteilung für Luft, schtffahrt und Flugwesen im KrtegSminl- sterium ein. den Schirm habe dH erst heute hier gekauft/ und zwölf Mark sind keine. Lleintgkeit^sür eine arme Volksschule lehreriu. Bisher Habe ich uurweine^igeaen .Schirme der-, gossen, NM besorgsRch das auch-noch Mit dtznen anderer. , Diese Nummer «msatzt 12 Seiten. Außerdem liegt da» achtsettkge illustr. Sonntagsblatt bei. nannte. Seit den Tagen des Feldzuges in der Lombardei 1859, in denen gewaltige Betrügereien bei den Armeelie ferungen aufgedeckt wurden, ist in der Tat in der österreichi schen Armee «in solcher Skandal wie der Fall Redl nicht da gewesen. Seit dem März 1912 hat der ehrenwerte Oberst sein dunkles Gewerbe betrieben; aber erst am 24. Mai 1913 wurden Kommandobehörden aufmerksam. Dabei hat Redl seine guten Dienste nicht nur Rußland, sondern auch an dern Mächten, z. B. Frankreich und Italien, ange boten: er mutz also doch einen ziemlich umsangreichen Ver kehr gepflogen haben mit Agenten fremder Mächte und es müssen recht viele Personen um sein Geheimnis gewußt ha ben. Nun hat ja der Minister versichert, der spionierende Generalstabschef habe keine konkreten Kriegsvorbereitungen (Aufmarschelabovate) verraten, weil sie ihm nicht zugänglich waren. Das mag insoweit stimmen, als dem Stabschef des Prager Korps nicht der strategische Aufmarschplan der ge gen Rußland bestimmten Armee in seinen großen Zusam menhängen zugänglich war. Aber aus seiner 'Kenntnis von Marschtableaus, Ein« und Ausschiffungsorten der Truppen seines Korps konnte er den Nutzen doch so viel Material lie fern, daß sie ungefähr wissen konnten, wo wenig stens das 8. österreichische Korps zum Aufmarsch gelangen konnte, lieber diese Dinge ist der Minister etwas zu rasch htnweggeglitten. Noch unklarer und seltsamer ist freilich, was er über die Maßnahmen der Heeresleitung zu sagen wußte, die Redls Selbstmord ermöglichten. Wir wollen hier bemerken, daß den Minister v. Georgi keine Schuld trifft. In Oester- reich-Ungarn gibt esdrei Kriegsmtnister, einen für die ge meinsame österreichisch-ungarische Armee, den sog. Rrichs- kriegsminister, einen für die österreichische Landwehr, den sog. Landesverteidigungsmtnister, einen für die ungarische Landwehr, die HonweLs, den sog. Honwedminister und die Landwehren haben ja in der Donaumonarchie anders wie wohl etwas zu weit gegangen, mit der sich diese Kommission ! konstitutierte. Es liegt der sehr begründete Verdacht vor, daß die Herren im Generalstab isich mit so viel Bedachtsam» keit konstituierten, um dem Obersten Zett zu lassen, sich aus der Welt zu schaffen. Dieser Verdacht wird dcwurch noch verstärkt, daß die Kommission, als sie nun endlich bei Redl erschien und in seinem Zimmer ein dolchartiges Mes ser und eine Rebschnur fand, nun — obwohl aus diesen In- bizien nach des Ministers eigenen Worten der feste Ent- Schluß Redls, seinem Leben ein End« zu machen, wohl zu er sehen war — nicht zur Usberführung des Verbrechers in sicheren Gewahrsam schritt. Sie ließ ihn vielmehr ruhig, wenn auch unter polizeilicher Bewachung im Hotel. Am Morgen des nächsten Tages fand man ihn, wie bekannt, er schossen im Hotelzimmer vor. Wenn daher der Landesver« teidigungsminister sagte: di« Kommission hat daher den Selbstmord des Obersten, zu dem dieser allen Anschein nach fest entschlossen war. weder veranlaßt, noch ihn dazu getrie ben — so wird man dem Glauben schenken können, aber man > muß hinzufügen: sie hat ihn g e d u l d e t. Vielleicht wollte ste dem entgleisten skämeraden di« Schmach ersparen, seine Schuld im Kerker zu büßen. Vielleicht aber auch war es nicht die Sorge um den Kameraden, vielmehr die Sorge um den eigenen guten Ruf, die die Generalstäbler so scheinbar unbegreiflich nachlässig machte. Mer weiß, was nicht alles noch ans Tageslicht kommen konnte von mangel« !hafter Aussicht in d«n höchsten militärischen Behörden, wenn Redl leben blieb und redete. Die große Reinigung. Der österreichische , sLandesverteidigungsminister, Freiherr von G eorgi, hat vor dem österreichischen Parla ment eine Erklärung abgegeben über den Spionen- obersten Redl, dis wir gestern veröffentlichten. Man kann es dem alten General wohl nachfühlen, wenn er er klärte, es sei der peinlichste Moment für ihr während seiner langen Dienstzeit, daß er in einer derartigen Angelegenheit sprechen müsse, und weiter Redls Verhalten eine Schmach die so täglich stehen bleiben, allein schon in der Elektri schen in Berlin. — Kennen Sie Berlin? — Ich bin Ber-s ltnertn. — Und stocken selbst hier im Westen? — Was soll man machen! Vier Jahre als Vertreterin herumzubum meln, das ging nicht an. Dazu bin ich nicht vermögend genug. — Sind Sie in P. an einer höheren Schule? — Nein, ich bin BolkSschullehrerin. — Aber warum? — Um an den höheren Schulen anzukomMen, braucht'» Protektion, und die hab« ich nicht. — Ein Freund von mir ist Letter einer Töchterschule in Eharlottenburg. Schicken Tie mir Ihr« Papier«, ich glaub», zu Ostern wird eine Stelle bei ihm frei.— Sehr gern, aber e» Wird wohl nicht viel Zweck haben. — Sehr rasch verging den beiden die Wartezeit. Dok tor Hans Holm brachte Wanda bi» an den Zug, versprach ihr auch, falls sein Zug in Isenbüttel hielte, nochmal» nach dem Schirm zu forschen. Aber der D-Zug fuhr bi» Berlin durch. So oft Wanda in nächster Zett in» Sta« ttonsbureau in P. ging, um nach dem Schirm zu fragen, so oft teilte man ihr mit, er wäre nicht zurückgesandt, auch in Hannover war der Flüchtling nicht «ingetrofsen. Dafür traf aber zu ihrer Verwunderung die Berufung an eine höhere Töchterschule Eharlottenburg» zu Ostern ein. Leiter der Schule war Direktor Holm. Ja, bald kam die Zeit, wo er nicht nur Wanda» Schirm, sondern ste selbst entführte in fein Heim. Da» mutz ich schon tun, da ich dir Ersatz für den Zwülf-Mark-Schirm schuldig bin, neckte er. — Soviel bist du ja gar nicht wert. — Und dann bist du mir ja gleich so seH: nachgelaufen. — Und du fühltest dich schon damal» al» da», wa» du jetzt bist: al» mein Schirmherr. Das Wichtigste vom Tage. Die Budgetkommission hat in der Frage der Her anziehung des Einkommens zum Wehrbei trag die untere Etnkommensgrenze auf 5000 Mk. festgesetzt. Zur Kapitalisierung wurde das sechs- bis zwölsfache des Einkommens be stimmt. War overst Vrai mit rantlerverrat veralente. Man ist jetzt, wie der Korrespondenz Heer und Politik aus Men geschrieben wiü» ,fn der Lage, über die -iestgen Einnahmen,, dioheM Obersten Redl durch seine landesver» räftrischen Handlungen in den Schoß fielen, genaue Angaben nun? Da geht er hin und singt nicht mehr, bemerkte der Dienstmann, der neugierig dem Gespräch zugehört hatte, aus den Zug weisend, dessen rote Schlußlaterne soeben au» der Halle verschwand. Der Mann hat recht, ich habe ihn stehen gelassen. Ich bedauere aufrichtig, mein Fräu lein, Sie um Ihren Schirm gebracht zu haben. ES ist nämlich eine üble Gewohnheit von mir, diesen notwen digen Gegenstand stet» irgendwo stehen zu lassen. Meine Mutter erinnert daher stet»: Vergiß deinen Schirm nicht! Und diese» Wort mutz Mir vorhin im Ohr geklungen haben, al» ich mich an -Ihrem Eigentum vergriff. Wie kriegen wir ihn wteder? O, sagte nun der Stationsvor steher, der «insah, vorhin etwa» zu schroff Verfahren zu haben, ich. depeschiere nach.. Isenbüttel, da wird der Schirm herauSgestellt und kommt mit dem nächsten Zuge zurück. — Aber ich mutz nach P. — Dann schicken wir ihn nach P., und Ste holen ihn sich dort auf dem Bureau ab. Um Ihren Namen möchte ich bitten. — Ich heitze Wend« GieSler und bin Lehrerin in P. — Da sind wir also ko quasi Kollegen, meinte der Her», gestatten Ste, daß ich mich vorstelle r Direktor Doktor Holm, — O Weh, mein Zug ist nun auch fort, und der nächste geht erst in zivet Stunden. — Meiner erst in-drei. Aber Ste gestatten, datz tch al» der Schuldige nun attch die Sorge für Ihre Unterhaltung, übernehme. — Aber die Fahr karten? — Mutz der Stationsvorsteher mit einem ver merk versehen. .. . Rasch war die yahrkartenangelegenhett geordnet, und die beiden verttetzen den Bahnhof, um die Georgen- stratze entlang zu bmnmeln. Ich mutz mich noch über mein« Aufgeregtheit entschuldigen, hob Wanda an, aber Ähr Schirmherr. Humoreske von Marie^Msabech Ge-Harvt. Nachd.uä vkidoi«». Der Zug stand zur Abfahrt bereit. Eben kam noch eine junge Däm« eilig die Treppe zum Bahnsteig herauf UN'* bestieg ein Nichtraucherabteil dritter Klasse. ES ist dr der Zug nach Braunschweig? fragte sie beim Nieder- ft m. Nein, der geht doch nach Berlin, entgegnete ein Herr, der neben ihr saß. O bewahre, mischte sich ein Dritter inS Gespräch: Sshen Ste, dort steht: Zug nach Braunschweig, Abfahrt 4,SS. Dann bin ich falsch ringe« stiegen, rief der Herr, ergriff einen neben sich stehenden Schirm und stürmte zum Abteil hinaus, die Treppe hinab. Mein Schirm, Ste haben weinen Schirm, schrie di« zuletzt etngesttegene Dam« aufgeregt ihm nach, aber er hörte nicht darauf. Da sprang auch sie auf und lief, ihm nach. Eben verschwand» er auf der.nächsten Treppe. Li» ihm nach, immer: Halt, hakt! rufend. Ste sah, wie er den Schaffner fragte und, rasch etnstieg. Halt, hall! rief sie wieder, al» der Stationsvorsteher di« Scheibe zum AuSfahrtSstgnal heben wollte, der Herr hat, der Herr hat — I» er Sie wegjeloofen? fragte «in Dtenstmann, er will woll «ich uf» Standesamt? — Nein, nein, er hat meinen Schirm mttgenomnren. Der Stationsvor steher trat nun an da» Abteil, in dem der Entführer de» Schirmes saß. Welcher Herr ist e»? fragte er die aufge regte Dame. Dieser, sagte ste. — Bitte, mein Herr, wol len Ste einen Moment ausstetgen, diese Dame wünsch! Sie zu sprechen. — Aber, tch Weitz nicht, ich kenne die Dame nicht. — Einerlei, steigen Sie augenblicklich au», s- Unerhört, tch beschwere mich. — Da» können Sie nach her tun. Die Sach« scheint denn doch verdächtig. Wenn Ste nicht augenblicklich au»st«1gen, zwinge ich St» dazu, Empört stieg der Herr au», während der Station». Vorsteher da» Zeichen zur Abfahrt gab. Höhnisch Pfei. In Kanada in Mexiko kam es zwischen Bunde», truppen» und Aufständischen zu einem Kampf, wobei von den Aufständischen hun dert Mann getötet wurden. Die BundeStrup« Pen verloren zwanzig Tote. -> Nähere« siehe an anderer Stell«. geradezu Geld wie Heu, under lobt« in einer Weise, die schon lange die Aufmerksamkeit und die Verwunderung vie ler Leut« erregt hatte. Er führte einen Lebenswandel wie ein Fürst,, und seins.jährlichen Ausgaben erreichten min destens die Summe von M)000 ^Kronen. Redl hielt sich -eine Wohnung, hie mit fürstlichem Luxus ausgestattet war, sowie einen luxuriösen, mit Telephon versehen«« Pferde istall, Soweit man bischer einen lleberblick über die Spi onagedienste Redls gewinnen kann, kann kein Zweifel be stehen,, daß.seine, ganze Lebenshaltung aus diesen Summen bestritten wurde. Sie müssen Mo jährlich nahezu 10 000,0 Kronen betragen haben, Das dienstliche Ein kommen de? ObexstM scheint g^radtz.gusgereicht zu,.haben, um ungeMhr di« ällernotwendWen Bedürfnisse zu decken. Das wich, verständlich, wenn man bedenkt, daß Redl allein fünf Diener Hielt, die alle mit ungewöhnlichen Summen bezahlt wurden, Uebrigens betrieb Redl auch einen schwunghaften ^Kriegsministerium der, gemeinsamen Armee verantwortlich für alles, was in der Affäre Redl geschah. Weil jedoch der Reichskriegsminister nicht als österreichischer Minister gilt, so darf er auch nicht in dem österreichischen Reichsrat als Red ner erscheinen und so mpßte sich der österreichische Landes verteidigungsminister der sauren Arbeit unterziehen, das Schwarze weiß zu-malen. Es gelang ihm aber keineswegs vollkommen.. Mag man auch gerne glauben, daß Redl .in dem Generaladvokaten Dr. Pollack den Eindruck eines Irr sinnigen machte. Daß der Oberst, als er sich entdeckt sah, psychisch und geistig zusammenbrach, märe Psycholog ich wohl zu verstehen. Nicht zu verstehen istabyr, daß Vie Konnnissft-.r. die Redl festnehmen, sollte, zwei, und, eine halbe Stunde brauchte, um sich zu» konstituieren. An der schönen blauen Donau tut man ja gern alle? mit Gemütlichkeit. Aber bei dem dringenden Bedürfnis, den Spion endlich einmal in sicheren Gewahrsam zu. bekommen, ist die Gemütlichkeit doch