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EaOkOßKtt M M Stadt Aue Ml- Umgebung Nr. 153 Vrsch^m« täglich Nachmittag«, ^«ß« an Gönn- u. Friortagm. — P«tt pro Monat frei in« Pg«S w Pfg., au«w»rt« SV Pfg. — Mit irr Sonntag«brilaae: ,,Drr Zritspiegel" 5 Pfg. «ehr. — Brider Post abgeholt pro" Vierteljahr -1 Rt. — Durch drn M-iiVritvr L.« Marl MLWe Tageszeitung im Erzgebirge. v»»»««ichtr »kdav««! G»W «A «rialtion u. Expedition: »««, Marltstraße. Sonntag, de« 10. September 1899: IS. Jahrgang. die einspaltige Prntzeilr IV iPfß., amtliche Jnsrrate die Sorpu« Zeile SV Pfg., Reklamen PN Zeile SO Pfg. Bei 4 maliger Ausnahme StH, Rabatt. — «ei grSbevm Inseraten D mehrmalig« Aufnahme wird rntspr«ch«nd h»h«r«i Rabatt gewährt. Alle Postanstaltrn und Landbriestrig« nehmen Bestellungen an. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die vom König!. Finanzministerium angeordneten AmrwrAgttswHür eine Ahakstrate von Ksch»,r«t »ach Ottersammer «nö One jetzt ausgeführt wevden. Die Besitzer der Grundstücke im Thals des Zschorlaubachis vom unteren Ende von Zschorlau abwärts werden hierdurch angewiesen, da» Artrete« ihrer Hr»ndMcke zx diese« Zwecke^» dnlde« »«d die ABsteck««-e» «nd senstigeu «ngedrachten Merkzeichen zu sch «neu Unbefugten wird das Betreten betr. Grundstücke und Messungssignale pp. verboten. Aue, am 7. September 1899. DN RLth dN StM. vr. Kretzschmar Enders. Adtz» MLO» rvchtt. * Am 7. September Nachmittags fand im Rest- denzschloss« zu Stuttgart Galatasel statt, an welcher afle hier anwes'»den Fürstlichkeiten teilnahmen. Der Kaiser saß zwischen dem König und der Köni gin vyst Württemberg, rechts der Königin faß der König von Lachsen, gegenüber dem Kaiser faß der kommandierend« General Freiherr o. Falkenhäusen. * Karlsruhe, 8. Sept. Gestern Nachmittag trafen der König von Sachsen, Herzog Johann Albrecht, Regent von Mecklenburg-Schwerin, der Fürst von Hohenzollern und der Erbherzog von Baden hier ein. * Die Kaiserparade der Württemberger am 7. September bei Cannstadt ist prächtig verlaufen. Nach.kuyzem Regen wurde bei gutem, aber schwülen Wetter die Paradeausstellung von den Truppen um 80/i.sthr eingenommen. Die Ausstellung und das Arbeiten beider Treffen waren wie üblich. Punkt st Uhr begann das Abretten. * Pof«, 7. Sept. Die „Pos. Ztg." meldet an auffälliger Stelle: „Wie wir mit Bestimmtheit er fahren, beabsichtigt die Regierung, in einem um- fassend angelegten Feldzug gegen den Bund der Landwirte einzutreten. Die einleitenden Schritte sind in unserer Provinz bereits geschehen. * Für die Maßregelung der Verwaltungsbeam- ten hat sich nach dem „Hann. Kur." auch Herr v. Miquel ausgesprochen. * Die Ausrüstung einiger im Elsaß liegenden Jqgerbataillone mit Maximschen Maschinengeweh ren verdieut Beachtung. Denn offenbar handelt es sich bei derselben um einen ziemlich vorgeschrittenen Versuch der praktischen Verwendung dieser neuen Schnellseuergewehre zunächst bei einem Teil der Jä ger, dex voraussichtlich, wenn seine Ergebnisse günstige sind, auch auf die übrigen Bataillone der selben ausgedehnt und zur Einführung der Maxim« gyoehre bet den gesamten Jägern und Schützen des deutschen Heeres führen wird. * Marseille, 7. Sep. Die Zahl der gestern statt« gehübten Haussuchungen beträgt 82, wobei 300 Schriftstücke, teil» geschrieben, teils gedruckt, be- fchlagnahmt wurden. Diese liefern den Beweis, daß die Marseiller Truppen mit denen von Paris ge meinsame Sache machen. * Parts, 8. Sept. Hier, wo man persönlichen Eindrücken der Verhandlungen in Rennes weniger ausgesetzt ist, hat sich bisher in politischen und be sonder- in republikanischen Kreisen die Ueberzeugung erhalten, daß die Verhandlungen des Kriegsgerichts mit einer Freisprechung enden werden. — Das Ur teil im DreysuS-Prozeß dürste Montag, längstens Dienstag erfolgen. * Paris, 7. September. Gibbons vom Londo ner „Black and White" überbrachte gestern Abend nach Rennes eine von Esterhazys Hand geschrieben« und von mehreren Londoner Notaren beglaubigte Kopie des Bordereaus. Esterhazy bestätigt damit neuerdings, der Urheber des DreyfuS zugeschriebenen Bordereaus zu sein. * Die Entscheidung in der Transvaalfrage sollte gestern fallen. Die „LondonerMorning Post" will nämlich aus maßgebender Quelle erfahren haben, es sollte ein Ultimatum nach Pretoria gesandt werden: * Bet Beginn dr^ gestrigen Sitzung im Prozeß DreyfuS, der um 6»/i Uhr erfolgte, wiederholt Ver teidiger Labori seine Forderung, die Militärattacheeq v. Schwartzkoppen und Panizzardt entweder auf diplomatischem Wege oder kommissarisch vernehmen zu lassen. Der Vertreter deS Auswärtigen Amtes Paleologur erklärt, indem er auf eine Bestimmung des «riegSmtntsterS hinweist, daß die Forderung, di, beiden Attachee- nach Renne- zu berufen, unmvg, sich zu erfüllen sei. Siner kommissarischen Vernetz- mung aber stehe nichts entgegen. RegierungSkom- missar Carrtere verliest alsdann den Artikel 129 des Gesetzbuches, worin es heißt, daß die Sitzungen des Gerichtshofes nicht länger als 48 Stunden unterbrochen werden dürfen. Die kommissarische Vernehmung müsse daher äußerst schnell von stat ten gehen. Labori meint, wenn die kommissaris >e Vernehmung auf telegraphischem Wege erfolge, würde eine 48 stündige Frist wohl aenügen. Nun- mehr macht Regierungskommissar Carriere Mittei lung darüber, daß Cernuschi ihm geschrieben habe, er könne zur Verhandlung nicht kommen, weil er krank fei; er stehe aber in seinem Hotel dem Kriegs gericht zur Verfügung. Weiter wird ein Antrag SavignaudS verlesen, in welchem das Kriegsgericht ersucht wird, zn Protokoll zu nehmen, daß Zeuge Trarieux ihn einen lügenhaften Zeugen und einen Betrüger genannt habe. Zeuge Trarieux hält seine frühere Behauptung aufrecht. Hierauf verlangt Labori, daß eine Kommission zur Vernehmung v. SchwartzkoppenS und Panizzarddis abgesandt werde. Zugleich formuliert er seine Anträge, auf welche Fragen die beiden AttacheeS antworten sollen. — Während Verteidiger Labori diese Anträge formu lierte, wurde der frühere Chef der Sicherheitspolizei Cochesert vernommen, und zwar über die Szene des Diktats deS Bordereaus. Er sagt au», DreyfuS habe seine Bewegung nicht unterdrücken können. Er habe sich über eine Frage du Paty de Clams sehr beunruhigt gezeigt. Demange fragt, ob es wahr sei, daß man nach der Szene DreyfuS einen Revolver hingelegt habe. Cochefert erwidert ja. Bet Ehrenaffären in der Armee verfahre man ge wöhnlich so. Diese Waffe habe dort gelegen, um DreyfuS Gelegenheit zu geben, sich zu töten. Als DreyfuS den Revolver erblickte, habe er gesagt: „Ich will mich nicht töten, ich will leben, um eines Ta ges meine Unschuld zu beweisen". — General Mercier verlangt das Wort, um sich zu der am Mittwoch verlesenen Aussage du Patys zu äußern. Er kommt zunächst auf die Angriffe zu sprechen, die infolge der Aussage des Hauptmanns Freystät« ter die ganze Presse, die für DreyfuS eintritt, gegen ihn gerichtet habe. Fälschung und Gebrauch von Fälschungen sei ihm vorgeworsen worden. Generali Mercier legt dann den Brief eines Hauptmanns Roche vor, der schreibt, er erinnere sich genau, das Dokument „Canaille D." gesehen zu haben. Die» seS sei von einigen anderen Dokumenten begleitet gewesen und habe auf ihn wegen des Buchstaben D. einen besonderen Eindruck gemacht. Auch noch andere Briefe habe er, Mercier erhalten, in denen die Briefschreiber behaupten, sie hätten sich eine Erinnerung an das Dokument „Canaille D." be- wahrt. Weiter verliest General Mercier den Brief FreystätterS an einen Freund vom 1. März 1898, worin er sagt, er habe keinen Zweifel an der Schuld DreyfuS'. Die Belastungszeugen seien anständige Leute gewesen. Das stehe doch im Widerspruch mit FreystätterS Aussage. — Hierauf zieht sich der Gerichtshof zur Beratung zurück. Die Erregung im Saale ist sehr groß. Von allen Setten ernten die deutsche und italienische Regierung für ihre loyale Haltung , alles Lob. — Nach einer Viertel stunde kehrt der Gerichtshof zurück. Die Truppen im Saale präsentieren, alles steht auf. Präsident Jouaust verliest den Beschluß: „Im Namen des französischen Volkes I Das Kriegsgericht hat ein- stimmig folgende Emscheidung getroffen: Das Kriegsgericht erklärt sich nicht für kompetent, die kommissarische Vernehmung eines Ntchtfranzosen anzuordnen." (Große Bewegung ) Der Antrag Labori» ist demnach abgelehnt Labort kommt als dann aus den Zeugen Cernuschi zu sprechen. Die- ser habe am Mittwoch unter Ausschluß der Oeffent- lichkett gesagt, er habe seiner Aussage nichts hinzu- -»fügen. Er habe sich aber über die Person DreyfuS geirrt. Er habe geglaubt, er habe einmal mit DreyfuS gefrühstückt, habe aber jetzt gesehen, daß er sich getäuscht habe. Labort verliest nun Depeschen, die er über Cernuschi erhalten. Ein Advokat tele- graphiert: „Cernuschi ist als geistesgestört bekannt." Die anderen Absender von Depeschen bestätigen die«. Labort läßt weiter mehrere Briefe Esterhazys verlesen. Der eine ist an den Sohn des Generals Guerin gerichtet; aus ihm geht hervor, daß Ester- hazy offizielle Dokumente über die russische Mobi lisation und andere wichtige Dokumente gekannt hat. In einem anderen Briese wird Berttllon ein jämmerlicher Verrückter genannt. (Heiterkeit.) — ES t.itt jetzt eine Pause ein. Nach derselben er- klärt Präsident Jouaust die Debatte für geschloffen. Sofort erheben sich sämtliche militärischen Zeugen und verlassen den Saal. Sie müssen sofort von Rennes abreisen. - Regierungskommiflar Car- riere beginnt sein Requisitorium und schloß seine Anklagerede mit folgenden Worten: Auf Ehre und Gewissen, ich halte DreyfuS für schuldig und beantrage seine Verurteilung!" (Anhaltende Be wegung.) Die Wetterverhandlung wird hierauf um 1I»/4 Uhr auf früh 6l/z Uhr vertagt. Heute wird Demange das Plaidoyer halten. Als DreyfuS, be- vor er abgeführt wurde, seinen Verteidigern die Hand schüttelt, ruft ihm Labori zu: „Nur Mut, nur Müt k" Dieselben Worte werden DreyfuS auch von mehreren anderen Personen zugerusen, als er mit durchaus ruhü er Miene an ihnen voruberkommt. Die Räumung deS Saales vollzog sich ohne Zwi schenfall. D e 1 f «ht < § Hamburg, 7. Sept. Zur Verhütung der Ein schleppung der Pest erließ der Senat ctn« Verord- nung, nach der Offiziere und Mannschaften sämt licher ankommenden Seeschiffe ihr Schiff nicht eher verlassen dürfen, als bis die gesundheitspolizeiliche Untersuchung durch den Hafenarzt stattgefunden hat. ß Der deutsche Protestantentag wird in Ham- bürg vom 28. bis 28. September seine 20. Gene- raloersammlung abhalten. 8 Göttingen, 6. Sept. Im hiesigen unter Leitung des Professors Dr. Wichert stehenden UnioerfltätSin- stitute für Erdphysik und Erdmagnetismus, in dem schon seit längerer Zett alle Erdbewegungen genau beobachtet und mittelst eines selbstthätigen Apparates photographirt werden, ist Montag Morgen in den ersten Morgenstunden ein Erdbeben von ungewöhn licher Stärke und Ausdehnung registriert worden. 8 Pforzheim, 7. Sept. Die TyphuS-Epidemie hat einen derartigen Umfang genommen, daß die Zah'. der Aerzte nicht mehr auSretcht und man sich nach Heidelberg um Aushilfe gewendet hat. 8 Mainz, 7. Sept. Der Deutsche Anwaltsverein tritt heute hier zu seiner 14. Generalversammlung zusammen. 8 Reichenau, 7. Sept. Auf den der Retchenauer Kohlenbergwerkschaft gehörigen Schächten „Mathias- Tiefbau" und „Martahtlse" in Zwodau stellte eine große Anzahl Arbeiter wegen Lohndifserenzen die Arbeit ein. 8 Lissabon, 6. Sept. Während der letzten vier Tage sind drei Pestfälle in Oporto vorgekommen. tz Petersburg, 7. Sept. Die AntipestKommis- sion erklärt das Kwaniung Gebiet als von der Pest bedroht. 8 Belgrad, 6. Sept. Personen, die d«S Atten- tat» und de» Hochverrats angeklagt gewesen, aber mangels Beweises fretgelaflen worden sind, erzählen, daß die Verhafteten im Gefängnis barbarisch be handelt werden.