Volltext Seite (XML)
A-orker Wochenblatt. M l t t h e l l n n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten, Fünfter Jahrgang. «rett für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 1« gr. Sächs., bei Beziehung des Blatte« durch Botengclegenheit 12 Gr. SLchs. Erscheint jeden Donnerstag. 25. Apnl 1839. Aus dem Gebiete der Literatur und Politik zugleich. Schüchternen Muthes fast nur möchte man es wagen können, eine Empfehlung und Bitte der Drf- fentlichkeit zu übergeben, wie die gegenwärtige sein soll. Setzt sich doch Jeder der unausbleiblichen Ge fahr aus, den schwersten Verdacht auf sich selbst zu laden, der es wagt, ein leises Wort für einen Mann zu äußern, der unter der drückendsten Bürde des Verdachts erlag; muß man sich doch gewärtig hal ten, selbst für einen Demagogen angesehen zu wer den, will man cs unternehmen, schriftstellerische Er zeugnisse eines der allgemeinen Meinung als De- magog Hingesicllten derselben allgemeinen Meinung onzucmpfchlcn; wird man doch bei Manchem der Vermuthung entfernter liegender Mitgefühle nicht leicht entgehen, wenn man sich erkühnt, eine Bitte auszusprechcn, die sich an die Persönlichkeit eines als angeschuldigtcr Staatsverbrecher im Gefängnisse Ver storbenen knüpft und auf dessen Angehörige bezieht: Alles Gründe, welche in unsern Tagen jedem soge nannten Besonnenen von solchem Vorhaben abzu- rqthen Im Stande sind. Allein solche Befangenheit würde nicht nur unfähig sein, solchen Auftrag zu vvllführcn, sondern selbst unwürdig, vermöchte sie es auch, sich mit ängstlicher Scheu jener Bedenklich keiten zu übcrheben und der Menschlichkeit den schul digen Dienst zu erweisen, der ihr in den vorliegenden Zeilen geleistet werden soll. Denn es handelt sich hier nicht von jener Menschlichkeit, deren Ansprüche ihre Befriedigung schon finden durch jene angeborene Leutseligkeit, die Jeden, ohne seinen wahren Werth zu prüfen, gern bei Ehre und Reputazion läßt, oder von jener natürlichen Mildthäligkeit, die aus ciircr gewissen Schwäche des Charakters die Erfüllung keiner Bitte zu verweigern Selbstständigkeit genug Besitzt, sondern davon handelt es sich, so viel, als unter den vorliegende» Umständen möglich ist, zur gerechten Würdigung eines Mannes beizutragen, gegen den wohl das allgemeine Gerücht und eine offieiclle Anklage schwere Vorwürfe politischer Natur erhoben haben, dessen Schuld aber bis zu dieser Stunde noch durch keine bis zur Sicherheit ermittelte, dcrLcffenr- Uchkeit übergebene Thatsache erwiesen ist, für dessen moralischen Werth hingegen bis zu dem Augcnbliükc, der ihn zu Kerker, Ketten und Tod führte, ein un bescholtener, von Niemandem angefochtener Wandel, eine treue Erfüllung seiner Verufspflichtcn, ein un ermüdliches, sich selbst nie genugthuendcs Streben für das Wohl seiner Mitbürger, und die solchen Ei genschaften entsprechende Anerkennung, Theilnahme und Liebe aller derer spricht, welche mit seinem Wir kungskreise in Berührung standen; um die Würdigung eines Mannes, der sein ganzes Leben nur der aus dauernden Ucbung der Liebe, dem unerschrockenen Bekenntnisse und der emsigen Verbreitung der Wahr heit gewidmet zu haben schien; es handelt sich um einen Wunsch — nennen wir cs nicht Bitte — für seine hülfsbedürftigen Hinterlassenen, welche in die traurige Nolhwcndigkeit versetzt sind, eine — freilich nur mittelbare — Unterstützung von den guten Men schen zu erwarten, die Vertrauen auf ihre Würdig keit haben, welche dagegen aber auch berechtigt sind mit gerechtem Stolze die Gabe zu verschmähen, die bloßes Mitleid auch wohl der verschuldeten Dürftig keit reicht. Solchen Auftrag auszurichtcn ist nur der würdig, der selbst ohne Scheu die Wahrheit allenthalben zu vertreten bereit ist, dessen Ruf an die Menschlichkeit durch kein fremdartiges Scheuge- fühl gedämpft wird; und nur im Bewußtsein, min destens des Strebens nach diesen Eigenschaften nicht ganz zu ermangeln, halten wir uns befugt, den Leser aufmerksam zu machen auf dir „Reliquien D. Friedr. Ludw. Weidigs "), gewes. Pfarrer» ') Jur Lest», welchen dieser Name noch nicht so oft vor-».-