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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prionnworonäa. Metzer Inserate werden biS spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit sv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. »HK' ISS. Donnerstag, den 26. October 1882. 7. Jahrg. Oeffentliche Sitzung des Stadtgcmeinderaths zu Zwönitz Donnerstag, den 26. October a. c., Abends 6 Uhr. Die Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Nathhauses öffentlich ausgehängt. Tagesbericht. — Im Auftrage der königl. sächs. Ministerien des Innern und der Finanzen ivird auch dieses Jahr an der kgl. Forstacademie zu Tharant ein LehrcursuS für künstliche Fischzucht durch den Professor Di-. Nitsche abgehalten werden. Derselbe beginnt am 2. November Nachmittags 5 Uhr und schließt Sonnabend, 4. November Abends 6^ Uhr. Er wird wie früher aus praktischen Uebungen und Vor lesungen bestehen und Jedermann unentgeldlich gegen einfache Ein- zeichnnng des Namens in die in dem Locale, worin die Vorlesungen stattfinden, ausliegende Liste zugänglich sein. — Meerane, 18. Octbr. Mehreren hiesigen Einwohnern sind in letzter Zeit von einer auswärtigen Firma Waarensendungen per Post zugegangen, ohne daß solche von ihnen bestellt worden sind. Die betreffenden Packete waren frankirt, die Adressaten öffneten die selben erwartungsvoll und fanden der Waare, welche in Kaffee, Ci» garren und dergl. bestand, eine Rechnung beigefügt mit der ergeben sten Bemerkung, daß man den Betrag gefälligst bald einsenden möge. Ein hiesiger Bürger erhielt auf diese Weise ein Kistchen Cigarren zugesandt, welchem eine Rechnung nicht beilag, wohl aber ein Schrei ben, worin dem Adressaten höflichst angekündigt wurde, daß man sich in den nächsten Tagen erlauben werde, „Ihrer Frau Gemahlin" einige Pfund Kaffee zu übersenden. Ein bald darauf anlangendes Postpacket brachte auch diese avisirte Kaffeesendung nebst einer Rech nung sowohl über das Kistcken „feiner Cigarren", als über die 5 Pfund „Ceylon-Kaffee". — Es ist dies ein Schwindelmanöver, wel ches auf die Unerfahrenheit und Gutmüthigkeit der Leute speculirt. Mancher, der ein solches Packet geöffnet hat, glaubt nun verpflichtet, zu sein, die Sendung zu acceptiren und zu bezahlen, ist auch wohl der Meinung, daß die betreffende Waare ungemein preiswttrdig und am Orte gar nicht in solcher Güte zu haben sei; ein Anderer freut sich vielleicht darüber, daß das auswärtige große Versandtgeschäft ihm eine solche Aufmerksamkeit erweist rc. — In allen Fällen sollten derartige Waarensendungen einfach ignorirt werden; hat man das Packet wirklich angenommen und geöffnet, so sollte man es auf die Seite stellen und nun ohne alles Dazwischenhandeln ruhig abwarten, welche Manipulation der Absender für gut befindet, um zu seinem Gelds zu gelangen. Schließlich wird man dann nur nöthig haben, die empfangene Sendung wieder herauszugeben, doch ist man nicht etwa verpflichtet, dieselbe wohlverpackt der Post zur Zurückbeförder ung zu überweisen. Gerade zur bevorstehenden Weihnachtszeit wer den ähnliche unbestellte Zusendungen öfter eingehen, man nehme solche Packete lieber gar nicht an. Es ist schade, daß nicht auch der Name der absendenden Firma veröffentlicht wird, das würde für Manchen ein Fingerzeig sein. — Vor einigen Tagen fand in Dresden eine Sitzung des Landes-Ausschusses sächsischer Feuerwehren statt. In derselben wurde u. A. mitgetheilt, daß die Stadt Salzburg sich bereit erklärt habe, den nächsten deutschen Feuerwehrtag im Jahre 1883 zu übernehmen. Die Stadt Salzburg hat der freiwilligen Feuerwehr daselbst zu diesem Zwecke 1500 Gulden zur Verfügung gestellt. In Folge dieser Zu sage Salzburgs wird demnächst eine Sitzung des deutschen Fener wehrausschusses abgehalten werden. Des Weiteren ist aus der oben erwähnten Sitzung des Landesausschusses noch die Mittheilung allge mein interessant, daß die königliche Brandversicherungscommission den Landesausschuß sächsischer Feuerwehren aufgefordert hat, sich gut achtlich über den Antrag des Landtagsabgeordneten Oberbürgermstr. treit in Zwickau zu äußern, der dahin geht, für gewisse G emeinden, welche besondere Mittel für ihr Feuerlöschwesen aufwenden, eine höhere prozentuale Prämie von den Brandversicherungsprämien zu gewähren. — Königstein, 22. October. Gestern stürzte von der Festung ein aus Dresden gebürtiger Schlossergeselle Stephan, welcher beim Baue am Krahn beschäftigt war, bis in den Holzhof, etwa 150 va tief herab. Der Verunglückte gab noch einige Lebenszeichen von sich, starb aber auf dem Transport nach dem Festungslazareth. — Nicht geringes Aufsehen erregt die jetzt beim Amtsgerichte Königstein erfolgte Jnsolvenzanzeige des Bastei-Pächters Edmund Kayser, da hinlänglich bekannt sein dürfte, welch' vorzüglich besuchter Punkt in unserer sächsischen Schweiz gerade die Bastei ist und wie daher bei rationeller Bewirthschaftung der Pächter sicher kein schlechtes Geschäft machen wird. Außerdem weiß man ja auch, daß der ge nannte bisherige Pächter von Haus aus pecuniär schon sehr gut dotirt war. — Bautzen, 20. October. Nachdem der wegen zweifachen Mordes bez. Mordversuches hier in Untersuchung und Haft befind liche Gärtner Bock aus Merk« bereits am 15. bez. 16. d. M. das Geständniß abgelegt hatte, den Tuchmacher Münnich aus Kamenz vorsätzlich mittelst eines Schusses getödtet und am 1. Septbr. 1880 die Gutsgebäude des Gemeindevorstandes Scope in Kronförstchen vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben, hat er gestern weitere 8 vor sätzlich von ihm verursachte Brände eingeräumt, von denen 3 im hiesigen Landgerichtsbezirke — 19. December 1880 in Luttowitz, 27. November 1881 in Teichnitz — stattgefunden haben. — Löbau, 20. October. Den 12. ds. früh nach 1 Uhr kam der Walddorfer Dorswächter in die Nähe des Grundstückes, welches dem Fabrikanten H. gehört. An der einen Wand des Gebäudes be merkte er einen dunklen Gegenstand, der sich hob und senkte. Da ließ der Wächter, dem das verdächtig erschien, die Pfeife ertönen, während zu gleicher Zeit sein Hund laut anschlug, worauf zwei Männer in geringer Entfernung dem Walde zueilten, während ein dritter, welcher wahrscheinlich außerhalb des Gartenzannes Wache gestanden, in derselben Richtung nachfolgte. Bei der Absuchung des Platzes hat man vieles Handwerkszeug gesunden, Diebeslaternen mit O. S. gezeichnet, viele Hauptschlüssel, von denen 2 die HauSthür leicht aufschloffen, Dietriche von allen Sorten, einen überaus scharfen Centrumbohrer und andere Instrumente, meist von bestem Stahl, deren Bestimmung nian zum Theil nicht einmal errathen konnte, andere Werkzeuge haben die Fliehenden noch mitgenommen, so daß man es nach Ansicht der Gendarmen nicht mit gewöhnlichen Dieben, sondern mit einer wohlorganisirten Diebesbande zu thun haben dürfte. Ein stählernes Instrument ist noch am Waldessaums gesunden wor den. Möchte es noch gelingen, die Einbrecher, welche bereits einen Fensterladen durchbohrt hatten, zu ermitteln. — Gera, 18. October. Dieser Tage kam hier folgender selt same Fall vor. Ein 9jähriger Schüler schlief während des Unterrichts plötzlich ein und konnte trotz aller Bemühungen nicht mehr aufgeweckt werde». Der herbeigerufene Arzt erkannte, daß es ein sogenannter hypnotischer Schlaf sei und stellte mehrere Versuche mit dem Knaben an. Als er ihm einen Bleistift in die rechte Hand gab, schrieb er, obgleich seine Augen fest geschloffen waren, Bibelsprüche und Gebete deutlich und lesbar nieder. Einer der Lehrer gab ihm eine Feder verkehrt in die Hand. Er drehte sie aber mit der Spitze nach unten und suchte mit der Hand nach einem Tintenfaß. Als man ihm ein solches reichte, tauchte er die Feder ein und schrieb regelrecht in ein Schreibheft, welches ihm vorgelegt wurde. Erst nachdem man dem