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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar ,M! Sniffcr Tageblatt" erlchklnt täglich nachm. s Uhr für brn folgknbrn Tag. Brzugrprrir: Bel Abholung in der Aejchäktrstrlle unsren Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,Z0Mb., bei Postdestellung 2 Md. zu,üblich Abtrag- ... gebühr. Einzelnummern ll-Pkg. AllePostanstalten TBüchLNhkllkk sÜV TBtlSdvUff U. klMgLgLNd Postboten und unserrAur- träger und Geschäftsstellen > nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle böherer Bemalt, Krieg oder sonstiger DctriedsftSrungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Aüchsendung eingesandter Schnftstüchc ersolgt nur, wenn Porto beiliegl. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Zgespaltene Raumzeile 20 Noldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Nold. Pfennig, die Z gespalteneReklamezeNe im tertlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Golk Pfennige. Dor- LL'n^^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme dis oorm. wUhr —- > - - >—-- >> - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage nngezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrcntamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Rr. 54. — 84. Jahrgang. Tclcgr.-Ndr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, 5 März L92S Um die TkkWWW des MstE-MWes. Söhrre Vier- und Tabaksteuer. Daß wir mit einer Erhöhung der Steuern aus Genuß, mittel, und zwar auf die des Massenkonsums, zu rechnen hatten, war nach der Unterzeichnung des Londoner Pakts eine Selbstverständlichkeit geworden. Dort ist nämlich ausdrücklich eine starke Heraussetzung dieser Steuern vorgesehen und die daraus einkommenden Beträge unter» stehen der Verwaltung und der Kontrolle einer besonderen interalliierten Kommission; es ist auch genau festgelegt, wie hoch die Erträge aus diesen Steuern sein müssen. Schon seit Jahren ist namentlich England der Ansicht, daß bei uns die Steuern besonders auf B i e r, B r a n n t - wein und Tabak weit niedrigere seien, als das in den Ententeländern der Fall sei. Schon auf der Londoner Konferenz des Jahres 192t hatte Lloyd George dem nach London geeilten deutschen Außenminister Simons gegenüber auf die Erhöhung dieser Besteuerung hin gewiesen als eine der Möglichkeiten, die im Versailler Ver trag von Deutschland übernommenen finanziellen Ver pflichtungen zu erfüllen. Diese englische Lieblingsidee ist dann drei Fahre später durch das Londoner Abkommen zur Erfüllung gebracht worden. Die amtliche Begründung, die der Ankündigung dieser Stenererhöhung beigegeben wird, begnügt sich mit der Fest- r stellung, daß der Reichshaushalt für 1926 mit Hilfe der be- f stehenden Steuern nicht mehr balanciert werden könnte, selbst bei äußerster Drosselung der Ausgaoen nicht. Des weiteren stellt sich die Negierung auf den Standpunkt, daß die Besitzsteuern nicht mehr erhöht werden könnten, ein stärkeres Anziehen dieser Steuerschraube zu höheren Er trägen nicht mehr führen würde. Das wird natürlich be stritten werden, ob mit Recht oder mit Unrecht, ist natürlich gar nicht zu entscheiden. Aber wir klammern uns noch alle viel zu sehr an alte Steucrtheorien, wie es beispielsweise die Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Steuern ist. Die Uberwälzbarkeit ist bei direkten Steuern z. B. ebenso möglich bzw. unmöglich wie bei indirekten Steuern. Und über den Begriff der verschiedenen Klassifizieruna bei den Artikeln des Massenkonsums herrscht ein evenso heftiger Streit wie über die Steuermethode. Beispielsweise schlägt der Londoner Pakt ein Tabakhandelsmonopol vor, wie es ia zum Leidwesen der Raucher in einer ganzen Reihe von außerdeutschen Ländern besteht und früher in den deutschen Neichslanden Elsaß-Lothringen bestand. Das will aber die Negierung vorläufig wenigstens nicht ein führen, sondern will die Steuersätze bei Zigarren- und Pfeifentabak von 20 auf 25A> ves Kleinverkaufspreises, bei Zigaretten und feingeschnittcuem Rauchtabak von 4l> j auf 50?S, bei Kautabak von 5 auf 10^, bei Schnupftabak ! von IN auf 15?S des Kleinverkaufspreises heranfsetzen. j Ganz enorm ist die Steigerung des Zollsatzes auf die Ein- j fuhr unbearbeiteter Tabakblätter, der z. Zt. 30 Mark be- l trägt; er wird aus 80 Mark erhöht, was wohl eine starke Verteuerung, namentlich der Zigaretten aus aus- länd'schem Tabak, herbeiführen wird. Doch nicht nur die Raucher sollen mit neuen Stenern gequält werden, sondern weit mehr noch die Biertrinker. Denn für die B i e r b e st e u e r u n g sieht der Entwurf eine glatte Verdoppelung der bisherigen Sätze vor. Da wird sofort die Frage aufgeworfen werden, ob diese Bier- steuercrhöhung nicht „ergänzt" werden muß durch eine gleichzeitige Erhöhung auch der Branntweinsteuern. Es ist nämlich eine alte steuergeschichtliche Erfahrung, daß die Bierbrauer eine solche Erhöhung verlangen fevesmal, wenn ihnen eine neue Steuerlast auferlegt wurde, um dadurch die Abwanderung zum Branntweinkonsum zu Verbindern, übrigens spuken auch Monovolpläne für Brannt- weinvcrtrieb herum und vielleicht werden wir eines schönen Tages noch ein Brantweinmonopol erhalten; übrig zu sagen, daß die Anregungen hierzu aus Ententekreisen stammen. Die Frage der Bierbesteuerung bat bekanntlich immer ni starken Auseinandersetzungen zwischen Nord und Süd in Deutschland geführt, da hier nicht bloß verschiedene wirtschaftliche Verhältnisse, sondern auch starke steuertech- nische Differenzen herausgebildet worden waren. Parla mentarisch liegt die Sache so, daß natürlich die Sozial- demokratie als Oppositionspartei heftig Sturm laufen wird gegen die steuerliche Höherbelastung des „Glases Bier und der Pfeife Tabak des kleinen Mannes", worüber bekannt- lich Bebel vor zwanzig Jahren im Reichstag eine aus- i füvruche Rede hielt. Die vor einigen Wochen angekündigte der sogenannten direkten Steuern vring« aber gleichzeitig manche Erleichterungen, namentlich für die höchsten L-teuerklassen. Ta wird es der Regierung par lamentarisch nicht viel nutzen, wenn sie in der Begründung zu dem neuen Entwurf betont, daß die Gegenstände des notwendigen Verbrauches wie etwa Salz und Zucker einer Höherbelaikimg nicht unterworfen werden zollen. Auch in der Mehrheit, über die die Regierung im Reichstag verfügt, werden wohl starke Aiiscinandersetzungen nicht ausbleiben, namentlich, wenn die Negierung es ruhig mit ansieht, daß der springende Punkt, nämlich die Anordnungen des Londoner Abkommens, umgangen werden. Sie hätte sich vielleicht eine Mehrheit schaffen können, wenn sie unter stärkster Lervorkehrung dieses Standpunktes alle jene Parteien zur Annahme der Entwürfe zwang, die im August "ergangenen Jahres auch den Dawes-Gesetzen zu- Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" . Paris, 4. März. Halbamtlich verlautet, daß iu der Frage der Veröffentlichung des Kontrollberichtes noch kein de finitiver Beschluß gefaßt worden ist. Das Dokument, das mit Anhängen mehr als 500 Seiten umfaßt, wird schwerlich von den Blättern wiedergegeben werden können. Frankreich legt jedoch auf die Veröffentlichung großen Wert und man sieht nicht ein, aus welchen Gründen die Verbündeten sich ihr widersetzen. Es ist daher wahrscheinlich, daß der Bericht In Form eines Gelb buches veröffentlicht werden soll. VeMuß -er ZoWaüerkonferenz. Nähere Aufklärung notwendig. Paris, 3. März. Die Botschafterkonfcrenz tagte heute. Nach Schluß de, Sitzung wurde ein offizielles Communiquö herausgegeben ,Die Botschafterkonferenz hat in ihrer heutigen Sitzunx >en Bericht der interalliierten Kontrollkommission zm Kenntnis genommen. Es wird beschlossen, nähere Auf Ilärung über gewisse Punkte des Berichtes von den nteralliierten Militärlommiffar zu erbitten. Ein neue: Bericht (d. h. ein neues Gutachten) wird im Laufe dei Woche ansgearbcitet und der Botschasterlonferenz be ihrer nächsten Sitzung vorgelegt werden. Die Sitzunx »er Botschaftertonferenz, in der sie sich erneut mit dem Kontroübcricht befassen wird, ist aus kommenden Freitag festgesetzt." Versteckspiel im englischen Unterhaus Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 4. März. Kapitän Been fragte im Unterhaus den Außenminister, ob er ihm Einzelheiten über die von der deut schen Negierung bereits erfüllten Entwaffnungsforderungen der alliierten Mächte mitteilen können. An Stelle des Außenmini sters antwortete der Kriegsminister, daß er ihm vor Abschluß der Prüfung des Entwaffnungsberichtes keine Antwort geben könne. Been meinte darauf, er sei mißverstanden worden, da er nur ge fragt habe, welche Maßnahmen die deutsche Regierung schon ge troffen habe, und da er nicht die Verfehlungen meine. Der Kriegsminister antwortete, es liege ein Bericht vor, der sich mit dieser Frage beschäftige. Irgendwelche Erklärungen wären aber vor Prüfung des Berichtes verfrüht. Been: Ist die Negierung nicht in der Lage, eine allgemeine Erklärung über den Stand der gestimmt hatten. So wirs sei Entwurf im Reichstag nun wohl Gegenstand erbitterter Kämpfe werden; vielleicht wird sich die neue NegierungskoaNtion damit zum erstenmal vor die Notwendigkeit gestellt sehen, sich unpopulär zu machen. * Finanzausgleich - Oauszinssieuer. Zugleich mit den Vorschlägen für die Erhöhung der Bier- und Tabakbesteuerung ist der Gesetzentwurf zur Re gelung des Finanzausgleichs zwischen Reich und Ländern fertiggestellt worden. Bis zum 1. April d. I müssen die Bestimmungen über die Regelung der finanziellen Be- Ziehungen zwischen Reich, Ländern und Gemeinden gesetz- lieh sestgelegt sein. Die jetzt angestrebte Regelung hebt die bisher vorgesehene Befristung der Hauszins st euer aus und will-sie in den Rahmen der Steuerquellen dauernd eingliedern. Das dem Neichsrat und Reichstag zugegangene Finanzausgleichsgesetz gibt den Ländern und Gemeinden vom 1. April 1926 ab das Zuschlagsrecht zurEin- kommen- und Körperschafts st euer und dann, die frühere Vollberechtigung. Der Anteil des Reiches, dei aus dem Auskommen dieser Steuern bisher auf tube schränkt war, soll künftig aus 25 A erhöht werden. Als Ausgleich wird den Ländern im Rechnungsjahr 1925 eine Beteiligung an der Umsatzsteuer von 30 angeboten, ein Angebot, das ab 1926 wieder erlischt. Als wesentlicher Faktor der Durchführung des Finanzausgleichs wird Vik HauSzinssteuer angesehen. Die Hauszinssteuer soll dauernd aufrecht erhalten werden, jedoch neben der Förderung der Bautätigkeit auch zur Durchführung des Zinsendienstes für Hypotheken — also zur Auswertung — verwendet werden. Der Entwurf setzt ferner im allgemeinen Inter esse die Erreichung der vollen Friedensmieten auf der 1. April 1926 fest. TranelMng des Preuß. Landtages. (17. Sitzung.) tt. Berlin, 3. März. Der Tisch des Präsidiums ist mit Lorbeerranken und schwarzem Flor bedeckt. Am Ministertisch: Ministerpräsident Marr und die übrigen Mitglieder des nock die Geschäfte deutschen Entwaffnung abzugeben? Der Kriegsminister verwies die Frage, da er Mißverständnisse befürchtete. (!!) Lhamverlain in Paris Paris, 4. März. Der „Matin" meldet, daß der bri tische Außenminister am Freitag in Paris eintrifft, um sich mit Herriot über die Kölner Räumungsfrage und die Sicherungs pläne zu unterhalten, lieber die Gerüchte von deutschen Sicher- beitsvorfchlägen erfährt der Vertreter der Telunion von gut unterrichteter Seite, daß es sich um allgemeine Andeutungen handelt, die in den gleichzeitig in Paris, London und Rom über reichten Verbalnoten gemacht wurden und die eine ernste Ver- ! Handlungsbasis darstellen können, wenn die geplante Sicherheit i für sämtliche an Deutschland angrenzende Staaten gegeben sei. ReichMiWcuttWM am N. März. Berlin, 3. März. In der Reichskanzlei fand heute unter Vorsitz des Reichskanzlers sowie unter Teilnahme des Reichs- Ministers des Innern Schiele eine Besprechung mit den Parteiführern über den Zeitpunkt der Neuwahl desNeichs- präsidenten statt. Von den Neichstagsparteien nahmen an der Besprechung teil die Abgeordneten Müller- Franken, Dittmann, Gras Westarp, Lambach, Fehrenbach» Becker-Arnsberg, Scholz, Zapf, K o ch, E r l e l e n z, L e ich t. Es wurde der 29. März als Wahltag in Aussicht genommen. Der Wkchltermm wird nach dem Gesetz durch einfachen Beschluß des Reichs tages fes gelegt. Dieser Beschluß des Reichstages soll am Freitag, den 6. März, erfolgen. Für den Fall, daß ein zweiter Wahl gang sich als notwendig erweisen sollte, ist der 26. A p r i l als Termin in Aussicht genommen, weil gegen die Wahl an einem früheren Feiertage oder einem zum öffentliche» Ruhetag zu bestimmenden Werk tage das Bedenken erhoben wurde, das? dann kirchl-chc F verletzt würden oder die Wahlagitation in die Karwoche verlegt würde. Die vielfach lautgewordene Ansicht, daß für die Fest- fstzuug des Wahltermins ein besonderes Gesetz nötig sei, ! wird von unterrichteier Stelle für unzulreffend erklärt. Es § genüge hierfür ein einfacher Beschluß des Reichstages. Die Neichsrcgierimg wird dieser Ncchtsauffassung entsprechend durch ein Schreiben den Reichstag aufsordern, einen so.chen Beschluß zu fassen. führenden biShcrigen'Kabinetts. Sämtliche Fraktionen'des Landlags sind vertreten, nur die Bänke der Kommunisten find leer. Landtagspräsident Bartels eröffnet die Trauerkundgebung und nimmt sofort, während die An wesenden sich von den Plätzen erheben, das Wort zu »einer Gedenkrede. Präsident Bartels führte u. a. aus: Nach einem kurzen, aber qualvolle» Krankenlager ist am 28. Februar der Reichspräsident Friedrich Ebert aus dem Leben geschieden. Jin ganzen Reiche und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hat dieser Schicksalsschlag tiefe Trauer und warme Anteilnahme erweckt. Im besten MannesaUer, auf der Höhe seiner Schaffenskraft, hat der Tod dem Wirke» des ersten Präsidenten der Deutschen Republik ein Ziel gesetzt. Sechs Jahre hat Ebert sein verantwortliches Amt bekleidet. Sechs Jahre schwerster Ausgaben für das Reich, in denen die allergrößten innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten zu lösen waren. Mit Festigkeit und Besonnenheit hat er es ver standen, das Schicksal des deutschen Volkes in den schlimmen Rachkriegsjahren entscheidend zu beeinflussen. Den anerken nenden Worten in der Kundgebung der Reichsregicrung: »Friedrich Ebert hat dem deutschen Volle und dem deutschen Vaterlande in schwerster Zeit als aufrechter Mann gedient,", schließt sich der Landtag als Vertretung des preußischen Voltes in dankbarer Erinnerung an den Verstorbenen voll an. In der Geschichte des Wiederaufbaues nach dem verlorenen Welt kriege wird die Persönlichkeit Friedrich Eberts einen ehren vollen Platz finden! Der erste deutsche Reichspräsiden, ist tot! Möge das deutsche Volk zu seinem Nachfolger einen Mann wählen, der mit gleicher Liebe und Hingebung seinem Vater lande dient! Möge das deutsche Volk vor weiteren Schicksals- schlügen verschont bleiben, damit der begonnene Ausstieg fort schreiten kann und für unser gequältes Land und Volk endlich eine glücklichere, sorgenfreiere Zeit anbricht! Die Trauerrede wurde ohne jede Unterbrechung an- gehört. Der Präsident schlug dann vor, die Sitzung zum Zeichen der Trauer abzubrcchen und die nächste am Donnerstag abzuhalten mit der Tagesordnung: Anträge zum Dortmunder Grubenunglück. Das Hans stimmte dem Anträge zu. Nach Schluß der Sitzung erschien der Abg. Pieck (Komm.) im Saale und verlangte das Wort zur Geschäftsordnung. Der Präsident verweigerte ibm aber das Wort. Pieck brach darauf in heftige Worte aus, verließ aber schließlich artch den Saal.