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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssnumoranäo. Änreiaer für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tage« des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgememderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernbard Ott in Zwönitz. ISS. Donncrstag, den 17. November !88I. 6. Jahr«. Volksbibliothek geöffnet Sonntags von vormittags V2U bis nachmittags VMUHr. BekanntMachnng. Der S. Termin heuriger Commuu-Anlage ist am 15. dieses Monats fällig und zur Vermeidung der Erinnerung event. des Executions-Verfahrens längstens am S. December 1881 an hiesige Stadtcassen-Einnahme zur'Abführung zu bringen. Dadei wird bemerkt, daß die Casien-Expevilion vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags dagegen nur von 2—5 Uhr ge öffnet ist. Zwönitz, am 14. November. 1881. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesbericht. — Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Bußtag und Todten- festsonntag machen wir darauf aufmerksam, daß am Bußtag und dessen Vorabend, sowie am Todtenfestsonntag Tanzbelnstigungen aller Art, ingleichen Concertmusiken und ändere, namentlich mit Musikbe gleitung verbundene geräuschvolle Vergnügungen an öffentlichen Orten verboten sind. — Um die Einführung des nenen Landesgesangbuchs zu er leichtern, hat das evangelische Landeskonsistorinm in Uebereinstimmung mit der Synode beschlossen, durch kirchliche Sammlungen einen Fond zu begründen, aus welchem bedürftige Gemeinden zu diesem Behufe Unterstützungen erhalten können. Die kirchliche Kollekte wird all jährlich am 2. Bußtage, mithin morgen Freitag zum ersten Male, veranstaltet werden. sEhemn. Tgbl.s — Die Steuererleichterung, welche in Sachsen der Erlaß von 30 pCt. des Zuschlags zur Einkommensteuer bewirkt, beziffert sich nach den Angaben des Finanzministeriums in der 2. Kammer auf ca. 31/2 Millionen Mark. — Dresden, 13. November. Wie offiziell gemeldet wird, schreitet die Besserung im Befinden Ihrer Majestät der Königin langsam fort. Ani 12. d. waren es 39 Tage, daß die hohe Patien tin das Bett hüten muß. lieber die Enlstehungsnrsache der Krank heit (schleichendes Nervenfieber) sind die Meinungen der behandeln den Hofärzte sehr getheilte. — Leipzig, 12. November. An einem der letzten Tage, und zwar in der zehnten Vormittagsstunde drangen plötzlich und unmittel bar hinter einander zwei Revolver- oder Teschinschüsse in das Comp toir des hiesigen Schützenhauses, zum Glück ohne die Insassen zu verletzen. Als der Besitzer, Herr Berthold, nach dem ersten Schuß um nach der Ursache zu sehen, das Fenster geöffnet und wieder ge schlossen hatte, fiel der zweite Schuß, die Kugel prallte an dem Leuchter des Pianino ab und rollte im Zimmer umher. Die Schüsse kamen beide genau aus derselben Richtung und, wie angenommen wird, von der Marienstraße her. Ob nnn dieses Attentat absichtlich oder unabsichtlich ausgeführt worden, ist bei den polizeilichen Er örterungen leider noch nicht zu ermitteln gewesen, jedenfalls aber erscheint der Wunsch ein gerechtfertigter, daß Jedermann, dem über diesen bubenhaften Act irgend ein Anhalt für die Ermittelung des Thäters gegeben werden sollte, dies der Behörde auzeigt. — In Leipzig ereignete sich am vorigen Freitag Nachmittag am dortigen Markiplatze ein schrecklicher Unglücksfnll. Daselbst war in einer Wohnung in der vierten Etage ein Dienstmädchen mit Putzen der Fenster beschäftigt, als dasselbe durch irgend einen un glücklichen Zufall das Gleichgewicht verlor und aus der bedeutenden Höhe auf das Trottoir herabstürzte, zum nicht geringen Entsetzen der vielen dortigen Paffanten, die ebenfalls in große Gefahr kamen, jedoch unbeschädigt blieben. Dagegen zerschmetterte sich das unglück liche Dienstmädchen, Namens Emma Heinze aus Liebertivolkwitz, 19 Jahre alt, den Kopf und blieb auf der Stelle tobt. — Zwickau, 14. November. Auf dem Bahnhof Hohenstein sind gestern Abend von dem 11 Uhr hier ankommenden Zuge einem Weißwaarenhändler Löwe von dort beide Beine abgefahren worden. — Meerane, 10. Novbr. Betreffs des eigenthümlichen Vor falles auf dem hiesigen alten Gottesacker scheint es sich zu bestätigen, daß hier ein gewaltsamer Einbruch vorliegt. Der im Grabesdunkel gefangene Nötzelt, ein etwas über 20 Jahre alter, schon mehrfach und zwar mit Correctionshans bestrafter Mensch, giebt zwar an, in der Trunkenheit in jenes Leichengewölbe gelangt zn sein. Dem wider spricht jedoch die Thatsache, daß Nötzelt sich am Dienstag Vormittags 11 Ubr noch in der Ziemer'schen Restauration befunden hat und aus derselben, wie constatirt wird, ohne Anzeichen von Trunkenheit ge gangen ist. Wenige Stunden darauf ließ Nötzelt, da ihm die Hilfs mittel zu seiner Selbstbefreiung fehlten, seine Hilferufe ertönen. Jedenfalls hat Nötzelt in dem unheimlichen dunkeln unterirdischen Gewölbe böse und bange Stunden erlebt, denn sein Anblick, als er der Gruft entstieg, soll ein ganz furchtsamer gewesen sein. Der Sarg, aus dem der mumienhafte Leichnam zum Theil herausgehoben war, sand sich durchwühlt vor; vermuthlich hat Nötzelt geglaubt, mitbegrabene Schätze zu finden, denn der Leichenräuber befand sich in ganz subsistenzloser Lage. Jedenfalls wird die Untersuchung im Amtsgericht, wohin der freche Biensch abgeliefert morden ist, den richtigen Sachverhalt, wie man ihn vermuthet, auch ergeben. x Auerbach. Vor wenig Tagen erst gelang, es, nach aus dauerndem Recherchiren, Herrn Gendarm Muntschick, in dem Bürsten macher Friedrich Heckel aus Schönheide denjenigen zu ermitteln und zu verhaften, welcher am 27. Sept. a. c. die Handelsfrau Schubert aus Brunn räuberisch angefallen hat. Schubert ist seines Verbre chens geständig. — Montag Abend brannte der zur Boller'fchen Wohnung an der Blumenstraße gehörige Holzschuppen nieder. Glück licherweise war die Luft ruhig, daher konnten die nahen hölzernen, äußerst schwer bedrohten Gebäude, ohne große Anstrengung gerettet werden. — Aus dem oberen Vogtlande. Die Lust zum Auswandern ist in unserem Voigtlande noch keineswegs erloschen, ja man ist fast veranlaßt, zu glauben, daß dieselbe im Zunehmen begriffen ist, wenn selbst ältere Leute nicht vor einer großen Seereise zurückschrecken. So verließ am Donnerstag Mittag ein Pärchen Reichenbach, das in den 60er Jahren stand, der Webermeister Gottfried Müller und dessen Ehefrau, von Verwandten und Bekannten nach dem Bahnhof geleitet, rüstig und Wohlgemuth die alte Heimathsstadt und nur beim Besteigen des Bahumagens und dem letzten Händedruck der Um stehenden schienen das hoffnungsbeseelte Paar einigermaßen weh- müthige Gefühle zu beschleichen. Diese betagten Auswanderer gingen über Bremen nach Blumville bei Ncwyork. — Oberwiesenthal, 10. Novbr. Seit zwei Tagen weht wieder ein milderes Lüftchen, so daß es heute, am Martinstage, end lich möglich wurde, hier den letzten Hafer, in Böhmisch-Wiesenthal das letzte Getreide einzubringen.