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Amts- und Änzeigeblatt für den 5lmt§gerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des .JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Ndr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, tzundshübel, ^UgvvtUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. — — 57. Iahrga»-. Douucrstag, deu 12. Mai Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Toy. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeil« 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespalten« Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 21V. L»L« Frankreich. Am Sonnbatz haben in Frankreich nunmehr auch die Stichwahlen stattgefunden, wenn ihre Zahl auch recht bedeutend wqv, so ist dadurch das BW, welches bereits die Hauptwahlen lieferten, kaum wesentlich ver ändert Wochen. Auch diesmal erzielten die Regierungs parteien einige Erfolgs, im großen und ganzen aber wird die Kammer, Kaine wesentliche Berschidbungen auf zuweisen halben. Mit den Hauptwahl^n stellen sich die Zahlen der gewählten Deputierten nunmehr wie folgt: Ra» Male und R«Mal-Sozialisten 265, Linksrepublikaner 78, Unabhängige Sozialisten 18, Unifizierte Sozialis ten 78, Liberale 53, Progressisten 71 und Konservative 34. Die meisten bekannteren Persönlichkeiten sind wie der gewählt worden, so auch Brisson und Millerand, deren Mandate stark gefährdet waren, ebenso auch Jau- res, dagegen ist der frühere bekannte Kammerpräsi dent Doumer gegenüber einsm Radikalen unterlegen. Herr Briand wird also demnach vollauf Gelegenheit haben, sein gelegentlich der Wahlreden verkündetes Pro gramm durchzufühiren, speziell seine Pläne auf sozial politischem Gebiete. Ob er freilich dazu kommen wird, ist eine andere Frage, zumal insbesondere die Steuer reform dringend notwendig ist, und wahrscheinlich wie in anderen Ländern, We Gemüter in lebhafte ErreMng versetzt Dazu kommt, daß man in den nächsten Mona ten vielleicht der auswärtige Politik infolge des Thronwechsels in Englanid mehr Aufmerksamkeit wie der schenken wird. König; Eduard war Frankreich herz lich zugetan und im Schatten der „Entente cordiale" beider Länder fühlte man sich jswMts der Vogesen fast so sicher wie in Abrahams Schoß. Es steht außer Fruge, daß die französische Diplomatie der englischen während der letzten Jahre treue Gefolgschaft geleis tet hat, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkte. So bald das Lebensinteresse Frankreichs auf dem Spiel? stand und ein Konflikt drohte!, bei dem die Frangoseu wahrscheinlich die Zeche hätten bezahlen müssen, stoppt? man zurück, wie besspfelweise bei der Marokkoaffäre, während welcher England auf eßNen Krieg geg?n Deutschland hin arbeitete, während man in Frankreich zurüchzuckte und Herrn DelcaM fallen Weß, weil man voraussah, daß ein derartiger Krieg Frankreich nur Schaden bringen könnte. Im übrigen aber ging man stets getreulich! zusammen vor^ und- es ist daher begreif lich, wenn jetzt ran der Seine eine gewWe Sorge Platz greift, ob es auch unter dem neuen Könitz; so sein wird. Georg V. hielt sich bisher von der Oeffentlichkeit ge flissentlich fern, man kennt in keiner Weise seine poli tischen Tendenzen, weiß aber Mch sonst über seine ganze Persönlichkeit herzlich wenige Allem Anschein! fürchtet man an der Seine, daß unter dpm neuen Herr scher 'die Intimität zwischen Frankreich und England,, die nicht in letzter Knie durch, die Persönlichkeit Kö nigs Eduard getragen wurde, etwas Nachlassen könnte, und in dieser Hinsicht ist ein Ausspruch Detcasse's, der die Tendenzen in England von früher wohl noch ziem lich kennt, immerhin .charakteristische Der Exminister erklärt sehr problematisch, baß es einem einigem star ken Frankreich niemals, was auch kommen möge, an Freunden fehlen werde. Danach scheint Herr Delcassä sich der weiteren entzerou Freundschaft nicht so ganz sicher zu fein, indem er durchblicken läßt, daß man even tuell sich' anderwärts Freunde suchen; müsse. Unter solchen Umständen wird man in Frankreich «inen ru higen Gang der inneren Politik dringend wünschen, um nicht durch innere Zerwürfnisse in einer kräftigen Entfaltung nach außen gehemmt zu sam. Tagesgeschichte. Dextschlaxd. — RooseveltinBerlinundbeimKaiser- paar. Expräsident Roosevelt traf Dienstag vormit- tag von Stockholm mit dem fahrplanmäßigen Zug 9,05 Uhr aut dem Sumner Bahnhof ein. Es sanv kein offizieller Empfang statt. Zu der Begrüßung hatten sich außer der zahlreichen amerikanischen Kolonie die Mitglieder der Botschaft, der frühere Oberbürgermeister von Now- york, Seth Low, und Staatssekretär von Schoen ainge- funden. Auf dem Bahuhofsvorraum waren ca. 2—3000 Menschen versammelt, die dem Präsidonten, als sie seiner ansichtig wunden, stürmische Ovationen darbrach^ ten und ihn mit dem Rufen „Willkommen Taddy" be grüßten. Expräsident Roosevelt und seine Begleitung bestiegen sodann die für sie bereit stehendem Automo bile und Equipagen und begäben sich! nach ihren Quar tieren. Mittags um 11,30 Uhr fuhr der Präsident auf Einladung des Kaisers uach Potsdam. Exprä sident Roosevelt sah vorzüglich aus, doch sprach er in folge feiner starken Erkältung sehr heiser. — Wenige Minuten vor 1 Uhr traf im Hofsostderzug Roosevelt mit feiner Familie auf der Fürstenstation Wildpark ein. Auf der Kah!rt von Berlin nach Potsdam hatte im besonderen Auftrage des Kaisers der Kommandie rende General von Löwenfeld Roosevelt begleitet. Der Reichskanzler und zahlreiche andere zum Frühstück ge ladene Gäste waren mit demselben Zuge eiugxtroffen. Der Kaiser erwartete seinen Gast im Vestibül vor vem Muschelsaal des Neuen Palais. Der Monarch trug Ucberrock und Helm der Gwrbes du Corps. Nachdem der Kaiser sich den Wagenzug näher angesehen hatte — trat er zur Freitreppe hinaus- um dem Präsidenten und Gemahlin beim Aussteigen behilflich zu sein. Die Be grüßung war überaus herzlich. Der Kaiser führte seine Gäste durch das Vestibül zum Muschelsaal und dann unter Vorantrstt des Oberhofmarschalls Gra fen zu Eulenburg u nb des Hausmarschalls! Freiherrn von Lyncker zum Dressensaal, wo die Kaiserin die Gäste empfing und sie ihr vorgestellt wurden. Hier waren auch sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des König lichen Hauses anwesend. Die übrigen Gäste verblieben während der Vorstellung im Tamerlanzimmer. Später fand in der Jaspisgalerie eine Frühstückstafel statt, bei der an kleinem Tischen gespeist wurde. — Moltke i n d'e r W alhalla. Die Büste des Geueralfeldmarschalls Grafen Helmuth v. Moltke ist am Dienstag, am Jahrestage des Frankfurter Frie dens, in der Walhalla feierlich enthüllt worden,. — Der Reichstag wird im Herbst bereits am 8. November zusammentreten, um das Wertzuwachs gesetz, die Reichsversicherungsordnung- die Stvafpro- zetzordnung und diie Strafprozeßnovelle, sowie die No velle zur Gewerbeordnung noch, sw Herbst zu erledigen. — Der Vertrag mit der deutschen Kolo- ni algesellschaft. Die Unterzeichnung des Ver trages zwischen dem Reichskolonialamt und der deut schen KolonialMellschaft für Südwestasrika ist am Dienstag vollzogen worden. — Zur Mannesmanu-Affäre. Den „Kie ler Neuesten Nachrichten" zufolge haben die Gebrüder Mannesmann dem Vorschläge des Deutschen Auswär tigen Amtes entsprechend, sich bereit erklärt, ihr? An gelegenheit einem internationalen Schiedsgerichte zu unterbreiten und im Voraus zu,gesagt, sich dessen Ur teilsspruch zu unterwarfen. — Zum Fall Schack. Die Aerzto, in deren Behandlung sich! Herr Schack befindet, nämlich; dar Pri vatdozent für Psychiatrie an der Berliner Universität Professor Dr. Seifser, der Direktor der Hamburger staatlichen Anstalt Friedrichsberg Professor Dr. Wey gandt und der Berliner Nervenarzt Dr. Warncke, haben jetzt ein psychiatrisches Gutachten fertig, ge stellt. Die Begutachter kommen überein stimmend zu dem Ergebnis, daß die ihm seinerzeit zur Last gelegten phantastischen Schreibereien in einem Zustand vorüber gehender krankhafter Störungen der Bewußtseinstä- titzteit begangen find und daß Herr Schack für den In halt der von i hm geschriebenen Briefe weder rechtlich noch moralisch verantwortlich gemacht werden kann. Der damals bei Herrn Schack vorhanden gewesene Krankheitszustand ist dem Gutachten zufolge auf lang- dauernde berufliche Ueberanstrerygung im Dienst dies von ihm geleiteten Verbandes zur-ückzufühven und wei terhin eine Folge den mit den Reichstagsarbeiten ver bundenen Gemütsbewegungen und Ueberanstreng- ungen. — Deutscher Flotten-Verein. Di« 10. Hauptversammlung des Deutschen FlottenperMs ist auf den 20 bis 23. Mai nach« Berlin einberufen. England — Die neue Zeit in Ewgl a n d. Der neue englische König Georg V. ist Seemann von Baruf, und hieraus könnte wohl die Vermutung, entnommen wer den, daß er, soweit er überhaupt in der Politik sich be tätigt, die Sicherung dar staatlichen und der Übera genden wirtschaftlichen Zukunft Großbritanniens nicht sowohl vom Ausbau der Vertragspolitik Eduards VII., als vielmehr von einer konsequenten und forcierten Dreadnoughtpolitik erwartet. Mit anderen Worten: daß König Georg persönlich; mehr zu dem flottenpoli tischen Standpunkt der Torys himneigt, wie er durch di« Kungebung beispielsweise des früheren komman dierenden Admirals Lord Beresford am markantesten offenbar geworden ist. lieber die politischen Sympa thien des neuen Königs, die trotz seiner streng konsti tutionell abgegrenztsn Stellung nicht all und jeder Be deutung entbehren, wird ja nun die auf der Tagesord nung stehende innerbritische Streitfrage der Reform des Oberhauses einigen Aufschluß geben können, inso fern, als bei der annähernd gleich, starken Stellung der beiden großen Parteien; dies Landes die formelle Entscheidung, die dem Könige hinsichtlich der Zusam mensetzung des Oberhauses zustsht, jetzt auch, und nicht geringe, materielle Bedeutung erlangt hat. König Ge org sieht sich also schon am Beginn; der Regierung zu vielleicht über «die innerbritische Politik hinaus folgen schwerer Stellungnahme gegenübar ainsm schon an sich schwierigen Problem genötigt. Daß unter der Regie rung eines, «die nationale Bestimmung; der Marine aufs höchste schätzenden Herrschers die Aussichten für eine Verständigung mit Deutschland über Einschränkung de,r FlottenrüstuNgeu sich verringern würden, dieses Moment wird deutscherseits immerhin zu den Wahr scheinlichkeiten gerechnet werden können. Der Führer der englischen Arbeiterpartei bestätigt bereits, daß Kö nig, Georg ein Freund der auf die Dreadnoughts ver sessenen Univ nisten ist. — Stapellauf eines neuen englischen Dreadnou g h ts. In Jarrow wurde Dienstag nach mittag das Schlachtschiff „Herküles", das zehnte eng lische Schlachtschiff vom Dreadnoughttyp, von Stapel gelassen. Rumänien. — Bukarest, 10. Mai. Erzherzog Karl FranzIo fps, der im 23. Lebensjahre stehende künf tige österreichisch-ungarische Thronfolger Sohn des verstorbenen Erzherzogs Otto und; der Prinzessin Ma ria Josepha von Sachsen), wisid sich, anläßlich des be vorstehenden Whsner Besuches des Königs Karol von Rumänien mit der Prinzessin Elisabeth von Rumänien, der im 16. Lebensjahre stehenden Tochter dies ru mänischen Thronfolgers Prinzen Ferdinand und der Prinzessin Marie von Koburg- verloben. Die Häuser Habsbur^Lothringen und Hohenzollern treten dadurch zum zweiten Male in der Geschichte in verwandtschaftliche Beziehungen. Griechenland. — Die Reinigung des gr ie chischen O ffi- zierskorps. Ein am Dienstag, veröffentlichtes De kret gibt 70 Offizieren ihre Pensionierung, bekannt. Die betroffenen Offiziere haben öffentlichen Protest dagegen erhoben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 11. Mai. Mit welcher Sicherheit die Minimax-Feuerlösch-Npparate funktionieren, konnte man gestern abend in der achten Stunde im Schul garten beobachten. Eine Bretterbude, mit Teer- und Petro leum getränkt, wurde in vollem Brande innerhalb einer Mi nute, desgleichen wurde eine auf ebener Erde aufgetragene Teer- und Petroleumschicht in einer halben Minute gelöscht. Der Apparat ist bei ausbrechendem Feuer stets gebrauchs fertig und so war die zahlreiche Zuschauermenge von diesem großartigen Resultat hochbefriedigl. — Dresden, 10 Mai. Ueber die Vertretung des sächsischen Hofes bei der Beisetzung des Kö nigs Eduard ist zurzeit eine bestimmte Verfügung noch nicht getroffen worden. Da der König erst am 12. Mai aus Tarvis zurückkehrt, dürfte die Entscheidung erst dann hierüber gefaßt werden. Voraussichtlich wird sich aber Seine König liche Hoheit der Prinz Johann Georg nach London begeben, um das sächsische Königshaus bei der Beisetzung zu vertreten. — Dresden, 10. Mai. Wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, wird man hier im Laufe der nächsten Wo chen außer dem Zeppelin-Luftschiff auch noch ein Luftschiffder Parsevalgesellschaft begrüßen können. Die dortige Ortsgruppe des Deutschen Luftflotten vereins steht schon seit dem 12. April in Verhandlungen mit Berlin, um einen Lenkballon nach der Hauptstadt SachsenS zu bringen. Aller Voraussicht nach wird das Parseval-Luft» schiff am 8. oder 10. Juni nach Dresden kommen. — Der Schluß des sächsischen Landtags. In der am gestrigen Montag um '/I Uhr beendeten gemein samen Sitzung der Direktorien der beiden Kammern, an der auch die StaatSminister teilnahmen, ist der Schloß des Land tags endgültig auf Freitag den 13. Mai mittag» 2 Uhr fest gesetzt worden. Von den gesetzgeberischen Vorlagen, die den Landtag beschäftigen, soll nichts unerledigt bleiben, auch die Gehaltspetitionen sollen noch durchberaten werden. Am