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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnrmentSpreiS beträgt oierteljährlich l Mark 2» Pi ÄWiaer für Inserate »werden bi» spätestens Mittags deS vorhergehenden Tage- deS Erscheinen- erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stcwlqemeinderatl), den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwöniy. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2 >. Dienstag, den 26. Frbruar 1884. S- J«l)rg. Sächstsche Aachrichten. — Nach den allen Wetlerbüchern ist ein sehr milder und zu mal Heller Februar für die Witterung des Frühjahrs kein günstiges Vorzeichen; namentlich läßt sich dann befürchten, daß die große, für die ganze weitere Frühlingswitterung entscheidende Wende in den Tagen vom 18. (21.) bis 26. (29.) März ungünstig ausfallen werde. So sagen die alten Bauernregeln und Wetterbüchlein übereinstim mend, und die neueren Beobachtungen haben diese Regel bestätigt, jedoch nicht ohne eine sehr bemerkenswerthe Ausnahme; dieselbe war das Jahr 1822, in dem auf einen der hellsten und mildesten Februare ein ungewöhnlich schöner Frühling und ein warmes gemüchsigeS Jahr gefolgt ist, wie es wenige gegeben hat. Hoffen wir auch für 1884 auf solche Ausnahme. — Auch beim gegenwärtigen Landtage hat sich eine große An zahl Fleischermeister darüber beschwert, daß cs nach der Verordnung vom 26. Juli 1864 Jedermann gestattet ist, im Laufe eines Kalender jahres drei schlachtsteuerpflichtige Viehstücke schlachten und verpfänden zu können, ohne daß die Gewerbepolizeibehörden berechtigt sind, Den jenigen, der dies ausnützt, als gewerbemäßigen Fleischer anzusehen, und sie verlangen die Aufhebung der gedachten Verordnung. Nach dem die königl. Staatsregierung erklärt hat, sie trage kein Bedenken, die Verwaltungsbehörden durch Generalverordnung zu autorisiren, daß sie, unbeschadet der Verordnung vom 26. Juli 1864, in den Fällen einzuschreiten vermögen, wo statt des angemeldeten eigent lichen „Hausschlachtens" ein gewerbsmäßig ausgeübtes Schlachten und öffentliches Verpfunden vorliegt, erachtete die Beschwerde-Depu tation der Zweiten Kammer die Petition theilweise für erledigt, und sie schlägt vor, dieselbe im Uebrigen auf sich beruhen zu lassen. Aus dem Bericht der Deputation ist ersichtlich, daß im Ganzen Königreich Sachsen an Rindern 93,Proc. zum Bankschlachten und nur 6,zg Proc. zum Hausschlachten, an Schweinen 49,zg Proc. zum Bank- schlachten und 50,„ Proc. zum Hausschlachten gelangten. Die Flcisch- consumtion ist in Sachsen seit 1836 stetig gewachsen, sowohl was das Rindfleisch als was das Schweinefleisch anlangt, und zwar, beide Fleischsorten zusammen, von 31^ Pfund pro Kopf im Jahre 1836 auf 59,g Pfund im Jahre 1866 bis 62 Pfund im Jahre 1882. Der Deputationsbericht bemerkt unter Anderem: Jemehr die Bank fleischer sich bemühen, nur gutes Vieh zu schlachten und das Fleisch derselben zu civilen Preisen abzulassen, desto weniger wird der Con- sument Veranlassung haben, als Producent aufzutreten und somit den gewerbmäßigen Fleischern Concurrenz zu machen. — Vorige Woche fand vor dem Schwurgerichtshof zu Chemnitz die erste Hauptverhandlung der diesjährigen ersten ordentlichen Sitz ungsperiode gegen den Fleischer Hähnel in Grumbach statt. Der selbe hatte am 23. October vorigen Jahres, wie noch bekannt sein wird, in seiner Wohnstube im Armenhause seine Ehefrau mit einer Radehacke erschlagen und wurde zu 3 Jahren 6 Mo». Gefängniß verurtheilt. — Limbach. Unsere Kirche ist seit Kurzem mit einer Wasser heizungsanlage versehen worden, die, von Ahnert und Wohlfarth in Chemnitz eingerichtet, im Hauptgottesdienste am Sonntag das erste Mal sunctionirte. — Eibenstock. Am 22. Februar in den frühesten Morgen stunden ist im hiesigen Amtsgerichtsgebäude ein Einbruch verübt worden, ohne daß die Diebe irgend welchen Erfolg dabei gehabt haben. Dieselben sind nach Eindrücken einer Fensterscheibe mittels Leiter zunächst in das in der ersten Etage liegende Zimmer des Ge richtsvollziehers eingedrungen und haben von dort ihren Weg nach dem Cassenzimmer eingeschlagen und dort zwei Seitenschränkchen an dem Arbeitspulte des Nentanten erbrochen. Es scheint, als wären die Einbrecher gestört worden, denn von Geld und Geldesmerth ist nichts mitgenommen morden. ck. Sayda. Allseitiges Mitleid erregt in hiesiger Gegend der am 19. ds. Mts. erfolgte Selbstmord des 22 Jahre alten Volontärs Hermann Treiber in Bienenmühle bei Sayda; das Motiv zu diesem Selbstmord bilden, wie man aus zuverlässiger Quelle erfährt, Liebes gram und dadurch bedingte Schwermuth. Der bedauernswerthe als durchaus brav und solid bekannte junge Mann, Sohn des Miteigen thümers des die Firma „Gebrüder Treiber" führenden Dampfmühlen ¬ etablissements zu Tharandt, befand sich seit Anfang vorigen Jahres bei dem Inspektor Beck im Grummt'schen Holzgeschäfte in Bienen mühle als Buchhalter in Stellung und hatte während dieser Zeit ein aus Neuwernsdorf bei Sayda gebürtiges armes, aber recht schaffenes Mädchen, welches stch bei dem Bahnhofsrestaurateur als Kellnerin in Diensten befand, kennen und lieben gelernt. Mag nun der von ihm ernstlich beabsichtigten Eingehung der Ehe mit jenem Mädchen irgend ein Hinderniß, welches jedoch keinesfalls von den Eltern des Unglücklichen ausgehen soll, sich in den Weg gestellt haben: am 19. d. M. Nachmittags griff er zum Gift; er nahm in seiner Privatwohnung Arsenik zu sich, ließ darnach sofort den im genannten Holzgeschäste angestellten Stallmeister zu sich kommen, händigte demselben mit dem Bemerken, daß er sich soeben vergiftet habe, ein an seine dermalen im Vogtland in Condition stehende Ge liebte gerichtetes und die Worte „Hermann todt" enthaltendes Tele gramm behufs Aufgabe im Telegraphenbureau ein und verschied, trotz der von herzugeeilten Personen sofort angewendeten Gegen mittel, nach Verlauf einer Stunde unter unsäglichen Qualen. — Die Weiterführung der Eisenbahn von der dernialigen Endstation Bienenmühle bis an die Landesgrenze wird im Monat März l. I. in Angriff genommen werden; man hat bereits seit einigen Tagen mit der Abholzung des betreffenden den Bahnkörper umfassenden Tractes begonnen. — Wie üble Folgen ein unüberlegter Scherz haben kann, zeigt folgendes Beispiel: Ein Nittergutspachter in der Nähe von Roßwein verlor beim Nachhausefahren von da zwei Packete mit Stückhefen, welche von zwei desselben Weges kommenden Slovaken gesunden und mitgenommen wurden. Zufällig kehrten diese Beiden in dem Wirths- haus des Wohnorts obengenannten Rittergutspachters ein und er zählten dort ihren Fund. In diesem Augenblick erschien auch der Pachter selbst, legitimirte sich als Verlierer der beiden Packete und nahm eines davon an sich, während er das andere den beiden Slo vaken mit der Weisung überließ, sie sollten den Inhalt nur aufessen, es sei guter Käse. Die Slovaken ließen sich dies nicht zweimal sagen, sondern machten sich flink darüber her und ließen sich den vermeint lichen Käse gut schmecken. Kurze Zeit nur indetz verging, da fingen die Steckhefen in den Leibern der armen Menschen an zu wirken und trieben dieselben zu einer besorgnißerregenden Dicke auf. Allen An wesenden und nicht zum Mindesten dem Rittergutspachter selbst wurde bei dieser Wahrnehmung himmelangst, man schickte sogleich zum Arzt lind es gelang diesem auch, mittelst sofort angewendeter Brechmittel die Gefahr glücklich zu beseitigen. Reichlich beschenkt und für die ausgestandene Qual entschädigt zogen die beiden Slovaken sodann ihres Weges weiter. — In Waldheim beging am Dienstag ein würdiger Veteran aus den napoleonischen Kämpfen, der pens. Obersteueraufseher Just, seinen 90. Geburtstag. — Sächs. Landtag. In der Donnerstagssitzung der zweiten Kammer und zum Theil auch in der Freitagssitzung kam der Bericht der Finanzdeputation über den Etat der Staatseisenbahnen zur Ver handlung. Es wurden hierbei eine Anzahl Wünsche aus der Mitte des Hauses laut, deren Erfüllung der Finanzminister, so weit als thunlich, zusagte. Von Seiten des Abg. Vollmar wurde eine Menge von Klagen der unteren Eisenbahnbediensteten vorgebracht, natürlich in socialdemocratischer Beleuchtung, doch wurde Herr v. Vollmar in gebührender Weise vom Finanzminister abgefertigt. Ein Antrag des Abg. Liebknecht auf Beifügung eines „Arbeiteretats" zu dem der Staatsbahnen wurde abgelehnt und hierauf der Etat in Ein nahmen und Ausgaben bewilligt. Am Freitag erledigte die Kammer den Werkstättenbetriebs-Etat nach dem Deputationsvorschlag und be schloß, den von den socialdemocratischen Abgeordneten gestellten An trag auf Herstellung von geschlossenen Bremserschutzhäuschen an dem Wagenmaterial der Staatsbahnen nach den von der Staatsregierung hierüber jüngst abgegebenen Erklärungen auf sich beruhen zu lassen. Zum Schluß beschäftigte sich die Kammer noch mit verschiedenen Petitionen. — Vor Eintritt in die Tagesordnung der Freitagssitzung hatte der Präsident die Kammer von dem plötzlichen Ableben des Abg. Müller-Oederan in Kenntniß gesetzt, dessen Andenken die Kam mer in der üblichen Weise ehrte.