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s. Zahrgrmg. Montag, IS. Mal ISIS Nr. 712 Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. - V' IBV' Mutmaßliche Witterung am Al. Mair Siüdwest. winde, heiter, wärmer, trocken, uv« veroWernaigun-, -Wc Das Ergebnis äer preußischen Lanätagswahlen. Was man allgemein vorausgesetzt hat, ist eingetroffen: eine wesentliche Verschiebung in den Machtverhältnissen der politischen Parteien ist durch die Wahlen nicht «ingetreten. Zwar läßt sich da» Ergebnis Vis zur Stunde noch nicht ganz übersehen, da teilweise die Endresultate aus einzelnen Krei- sen noch ausstehen, teilweise auch zahlreiche Stichwahlen erforderlich sind, bei denen Ueberraschungen wohl Vorkom men können, immerhin kann man soviel erkennen, datz all« Parteien annähernd in derselben Stärke wiederkehren wer den. Die einzige Partei, die au* diesem Rahmen heraus fällt, ist die Nationalliberal» Partei: st» wird, soweit bis jetzt eine Uebersicht möglich ist, mit dem ansehn- Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser wird nach Mitteilungen, die an den vor. sitzenden der Deutschen Turnerschaft gelangt sind, der Einladung zum zwötft.en Deut schen Turnfeste wegen anderweitiger Disposi tionen nicht Folge leisten. MS neuer Kandidat für den albanischen Thron wird Prinz Wilhelm Friedrich zu Wied genannt. Der Prinz, der Protestant ist und im 38. Lebensjahre steht, ist preutzischer Hauptmann im Großen Generalstab. * Lest erreich.Ungarn hat Wetter« S0000 Re» servtsten entlassen. Au» Sofia wird gemeldet, baß Serbien im s«r. bisch.bulgarischen Konflikt wichtig« Konzessionen gemacht hab«, sodaß «in« vollständige Einigung üb«r di« Str«1t. Punkte «rzt«lt werden dürft«. In Loul veranstalteten etwa 300 Sold«, ten eine Kundgebung gegen di« von de» Regierung beschlossene Zurückbehal» tung der Altersklasse von 1V10. Durch da» groß« Schadenfeuer in Preßburg wurden etwa 100 Häuser eingeäschert. Ueber Ü0000 Menschen sind obdachlos. Sin Kind,und ein Feuerwehrmann kamen in den Flammen um. *1 01L-«r«« an ander« «tellz liberalen Parteien z. B. im Osten wenig Erfolg gehabt, aber anderwärts, so in Schlesien und Sachsen, hat der Zu sammenhalt -um Ziele geführt. >Jm Endergebnis steht frei lich Sie VoMpartei nicht so günstig da, wie die National, liberale Partei: doch hat auch sie in manchen Preisen, so in Danzig, recht gut abgeschnitten. Wo sie allerdings entgegen den Interessen de» Liberalismus den NationalliLeralen entgegentrat, da hat die Partei keine Lorbeeren geholt, wie die Ergebnisse in Hannover und in Saarbrücken beweisen, wo di« nationalliberalen Kandidaten überwältigende Majo- ritäten erhielten. Für die Nationalliberale Partei M da» Ergebnis hoch, erfreulich Sie hat allerdings tm Osten einige schmerzlich, Verluste erlitten, deren Ursachen sich zurzeit »och nicht stanz übersehen lassen; sonst aber hat di« Partei ihren Besitzstand wacker behauptet und dazu noch «in» ganz» Reih» neuer Mandate gewonnen, Glänzend ist der Steg de» bt»herigen Fraktionsführers Dr. Friedberg in Lennep-Remscheid, der zusammen mit dem -wetten nationalliberalen Kandi daten Dr. Gottschalk erheblich mehr Wahlmänner erzielt» al, 1808. Ruhmvoll ist auch der Sieg Schiff,,» und Gruf - n » in Magdeburg, «» der mit so groißer Gehässig, kett in Szene gesetzt» Ansturm der Kens,nativen kläglich zusammenbrach Auch in anderen Kreisen hat sich di, Pre vin- Sachsen wacker gehalten, so in EalbEschersleben, w» di« Versuch, der Konservativen, mit einem ehemals der nw ttonalliberalen Partei angehörigen Kandidaten im Trüben zu fischen, erfolgreich abgeschlagen wurden, und in Raum. burg-Weihenfel», wo fich di, nationalliberalen Kandidaten in auSstchveretcher Stichwahl befinden. Di« Provinzen Han» nover und Westfalen blieben nicht huviick, An Hannos», ist Till, gewonnen, weiterer Zuwachs ist am den Stichwahlen zu erwarten, und in Westfalen gelang «a, dem Zentrum drei Mandat« abzunehmen. Riecht erfreulich sind auch di« Ergebnisse de« Rheiuprooinz, deren bewährte Vertreter fast sämtlich wieder in da» Abgeordnetenhaus zursickkehren. wird auch di« Fraktion den Verlust bewährte, Abgeordneter, di« auf der Strecke geblieben sind, schmerzlich bedauern, f» darf man st« doch andererseits auch zu dem Zuwachs an neue« Männern beglückwünschen, unter denen sich zahlreiche Kapa zitäten aus Industrie, Landwirtschaft, Kandel, ««werbe, Wissenschaft und Verwaltung befinde«. Diese» glückliche Ergebnis bedeutet einen vollen Erfolg der nationalltLera- len Politik im preußischen Landtag. Es liefert den Beweis, datz der gemäßigte Liberalismus im Land« draußen nach «i« vor guten Boden hat. Ein gerechtes Wahlrecht, für da» der neu« Landtag in erster Linie -u streiten haben wird, wird dies noch klarer zum Ausdruck bringen, , »,r->ut«e». N» e»e »»« I» »»» klUUI *»»«h- lUch^»t»«Mt »»«»«, »urch r, ni sprich«» »rftlat»»«» »« «rmusölp» alcht »««tUch U»»«i «ft. Glichen Gewinn von etwa zehn Mandaten aus ifl dem Wahlkampf hervorgehen. Einen Zuwachs dürste auch tzdte Sozialdemokratie erfahren, der allerdings vor läufig erst in einem einzigen Mandat besteht; weiteren Ge winn müßte die Partei erst au» der Stichwahl holen. Wie die anderen Parteien M halten, ist zweifelhaft; es scheint aber sicher, datz die R e cht«, insbesondere die Freikonserva- ttve Partei, Verlust« zu verzeichnen hat. Zentrum und Fortschrittlich« Volkspartei dürften wohl durch dis Stich, wählen ihren alten Besitzstand erreichen; die Polen scheinen zwei Mandate zu verlieren; die Dänen dagegen haben ihre zwei Mandat« gleich auf den ersten Anhieb wieder gesichert. Ein,» ist also verhindert worden: daß die beiden ton- servattven Parteien di» absolut« Mehrheit erreichen. Die Gefahr lag nah«. Die,schwache Beteiligung, mit der bei dem bestehenden Wahlrecht gerechnet werden mußte, dazu die Öffentlichkeit der Wahl sicherten den rechtsstehenden Partiten, -umal im Osten, von vornherein einen Dorsprung, d»n auch di, «ngestrengtest» Aufklärungsarbeit nicht einzu- holen vermocht,; man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß vielerort» di, Rrgterungsbramten bi» -um Oberpräst- dritten hinaus al* konservativ Lezw. fretkonsevoative Wahl, männ», «ufgestellt gewesen sind. Daß »in« konservativ« absolut« Mehrheit, zu der nach dem alten Bestand nur sieben Stimmen fehlten, »»hindert word»n ist, bed«ut»t> für di« liberal«» Parteien einen um so glitzeren Erfolg, al» da» Zentrum den rechtsstehenden Kandidaten überall, wo es konnte, brrettwilligst sein, Km, grliehrn hat. Di, Konser- vativrn haben aber nicht nur keinen Gewinn zu verzeichnen, sondern ihnen droht, wi« bereit» erwähnt, sogar rin nicht unerheblicher Verlust, den wohl wiederum dis Freikonser. vattven zu tragen haben «erden. Auch in Preußen scheint sich also di» freikonservativ, Politik der letzten Hahr«, di« sich von der der Agrarkonservativen überhaupt nicht mehr unterschied, »u rächen, Bescheiden ist der Erfolg der Sozial- deimckratie. Gemessen an den lauten Trompetenstößen, mit denen die Partei aufgezogen ist, Mit denen insbesondere der Vorwärts noch in den letzten Tagen arbeitet«, ist da» Er« gebni» in ihrem -auptarbeitsfeld, in Groß-Berlin, äußerst gering: einzig und allein EchönebergSteukölln fiel ihr zu. Daß di« Zahl der sozialdemokratischen Stimmen und Wahl- männer im allgemeinen gewachsen ist, braucht nicht wunder zunehmen; da» liegt in der Natur der Dinge. Nach Lage der Dinge dürften aber die Genossen bei den zehn oder elf Stichwahlen, an denen sie beteiligt find, keine großen Er folge einheimsen, trotz de» Terrortsmu», den sie auch Lei die. ser Wahl wieder ungeniert angewandt hatten. Am ge- spanntesten ist man, wi» schon bet der letzten Reichstags, wähl, darauf gewesen, wie sich da» Wahlabkommen der libe ralen Parteien bewähren wird. Man hat,sicherlich im ltbe- ralen Lager keine allzu großen Hoffnungen daran geknüpft. Man hat lediglich verhindern wollen, daß bei der scharfen Kampfstellung, die Konservative und Zentrum zum Ltbe- raliemu» einnahmen, sich auch noch die liberalen Parteien bekämpfen und dadurch fich gegenseitig um den Erfolg brin- gen und womöglich ganz »»»schalten. Dieser Zweck ist im großen und ganzen erreicht worden. Awar'^haLen die schwimmen. Ratio» schaute er sich um; in halbstündiger Entfernung sah er die Lichter eine» Dorfe» und beschloß, trotz seine» Adamskostüm» darauf zuzuwandern. Er kam an ein eleuchtetes Wirtshaus. Furchtlos, wie der meer- entronnene Odysseus, so erzählt der ihm befreundet gewe- ssene Theobald Kerner die Geschichte, trat er in di« Wirts stube,neben der ein sogenanntes Herrenstübchen war. Bei der unerwarteten Erscheinung rief alles: Hinaus, hinaus I und der Wirt wollte sein Hausrecht gebrauchen. Gan-Horn aber sprach ruhig lächelnd: „Ich bin der Oberamtsrtchter Ganzhorn au» Neckar»ulm und Litte um ein Tischtuchs — Di« Empörung ging in «in stumme* Staunen über, und der Wirt reicht« ihm «inen Tischt eppich. Wohldraptert trat er in» Honorattorenstübchen, stellt, fich den anwesenden Henen vor, «»zählt, sein Abenteuer, und bald entwickelt, fich «in kordiale» Gespräch, wobei Ganzhorn, der, wie erwähnt, kein weinverächtrr war, sichtlich auftaut». Doch auf einmal wur- d« «r nachdenklich und sprach: Die Herren «erden e* wohl begreiflich finden, daß ich kein Portemonnaie bei mir hab«; um ab« ruht- wetterkneipen zu können^ muß ich bitten, daß mir einer der Herren Kredit schenkt. — von Herzen gern l riesen all«, und jetzt «ar »r in ungetrübtester Laune. Spät in der Nacht trennt, man fich. Morgen früh Lei Tagesan- bruch schwimme ich nach vtzmannshausen hinüber zur Stelle, > wo mein« Kleid«, liegen, sagt« «r beim Abschied. Morgens war groß« Aufregung im Orte. Einer -att« es dem! andern gesagt, welch seltsamer Gast in der Nacht angekommen, und da» halb, Dorf begleitete ihn zu der Stelle, wo seiner An- sicht nach am andern Ufer gegenüber sein, Kleid« lagen. E, schritt bi» an di« Hüsten in» Wasser, warf graziös den ! Teppich -«rück und schwamm hinüber. Gr fand glücklich di« Kletder, zog sich an, mietet» «in«, Rachen and erschien bald Widder im Wirtshaus«, um s«in« Schuld -u Leglmchen. Glückliche Leit, in dr, da» geschehen konnte, in der kein« I Zreibaäer. n.qbkuck Durch die sogenannten Familienbäder, die vor einem Jahrzehnt etwa in den deutschen Badeorten der Ostse, er- öffnet wurden, und die Frei- und Familienbäder, welche man vor ein paar Jahren in der Umgegend Berlin» und seitdem auch schon in anderen Orten in Flüssen und Binnenseen einrtchtete, ist entschieden etwas mehr Abwechslung in das sommerliche Erfrisch»ngsbad gekommen. Die Zeiten find lange vorüber, in denen man an einer anmutigen Stelle de» Flusse» die Kleider von fich warf, «in Bad nahm, sich in die Sonne trocknete und «eiterging. Die dichte Bevöl kerung, di« Einengung durch allerlei polizeilich« vorschrif- ten verhindern dergleichen und hindern damit auch manch« drolligen und romantischen Verwicklungen, die ehedem wohl -uweilen solch extemporierte, Bad herbeiführt«. Da wird zum Beispiel vom Oberamtsrtchter Gan-Horn au» Neckarsulm «in lustige» Stück berichtet. Gr wat «in Freund von Ferdinand Fretltgratt, der ihn al« «in«n trink» baren Mann bezeichnet. Sein Weinkeller «ar berühmt, und seine Kindtaufen, bei denen Holländer und yretligrath al» Paten erschienen, wurden von letzterem uckd von Schef. fel besungen. Dieser trinkbare Amtsrichter nun macht« in seinen Gerichtsferien große Faßreifen und «ar «in guter Schwimmer. Einst führte ihn fein weg nach Aßmannöhau- sen am Rhein. E- war ein Hetzer Lag gewesen, und trotz des einbrechenden Abends wollte er noch ein Bad nehmen. Je «eiter er noch im Rhein schwamm, dcho wohliger wurde ihm zumute, und er beschloß, an» ander, User zu schwimmen. Uber da, erfordert« dach länger« Zeit und» größer« MÜH«, als er sich vorgestellt hatte, und al» er drüben anackommen «ar und sich etwa« ausgeruht -att«, «ar di« Nacht -»«tage»«»- chen. und er getraute sich nicht, in d«r Dunkelheit zurückzu- uer Tagebla MW/lnzeiger für'das Erzgebirge E mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. UN» Gpnchsimw» n»«akü»a mit -tuenahm» -I» Senntag» nachmittag» 4—0 Uhr. — krlrgramm-flSrrss» r kageblatt siueerzgehtrg». frrnsprechrr «. Äftillune«» «mA!«" gär uuvertau« rtagrsaatt» Maauskript» »mm VewShr nicht geleistet «er»»«. Ein neuer Diktaturparagraph? Der Artikel X de» Reich-gesetze» vom 80. Detzem- ber 1871 ermächtigte den Oberpräsidenten (später r kai serlichen Statthalter) von Elsaß-Lothrtngen, bet Ge» fahr für die öffentliche Sicherheit alle Maßregeln unge säumt zu treffen, di« er zur Abwendung der Gefkchv für notwendig angesehen würde. Die Formulierung ent« Sittenpolizei dem harmlosen Schwimmer da» Äergnltzen verdarb, kein Landstreicher ihm die Garderobe raubte. Der Rhein ist auch der Schauplatz eines anderen Schwimmbades, da» man die literarisch« Schwimmparti« nennen könnte. Karl Gutzkow schildert« diese» Rihetnbad einmal in einer längeren Plauderei, Er erzählt, wi« Le vin Schücking, der einst viel gelesene westfälische Novellist, dessen Gatin, dis unter ihrem Mädchennamen Luise von Gall ebenfalls eine bekannte Naoellistin war, der LuMiel- dichter Roderich Benedix und «r, Karl Gutzkow, von Köln bi» Bonn mit der Eisenbahn gefahren, von dort iM Wagen nach Remagen gelangt waren, um nach einem Mittagsmahl am Fuß der Apolltnartikapell, -u Wasser nach Köln zurück» zukehren. Da» Mahl war vorüber, man dacht» ^an die Heimfahrt; da überfiel plötzlich Benedtx die Ladelust.»— Der vom übermäßig genossenen Wein glühend» Mann, stark gebaut, geröteten Antlitzes hätte, fo erzählt Gutzkow, Kch den Lod holen können, wir redeten ihm ab, dem Gelüst« zu folaen, aber nun kam sein Ehrgeiz erst recht in* Spiel. Mn Leson. der«* Boot wurde gedungen, noch «in« voll« Flasch« wein mitgenommen, und da fuhr dann Lenedtz hinaus, allen Dampfern, Schleppern, Flößen, allen ringsum aufgesteckten Wegzeichen zum Trotz. Uns blieb ntchw übrig, al» di« Zeche abzumachen, rasch einen -weiten Kahn zu mieten und dem Wagemutigen und seinem lächelnden Gefährten zu fol gen Um her Dame den Anblick de» sich völlig bi* zu ada. mittscher Nacktheit Entkleidenden zu entziehen, lenkten wir unser Fahrzeug in» Schilf am Fuße der Kapelle, kreisten durch di» verhüllenden grünen Vorhänge so lang«, ot» «ir beim Etnbiegen in die bewegter« Stramm- d«n schon in di« Fluten gesprungenen kühnen Schwimm« mit Armen and Beinen rudern sahen. Dieser eckten Arbeit folgt» dann bei ihm ein« wohlig« Ruh», Mn« gleichmäßig« Bewegung; der