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a,hm,» »«stiUun^a SprxWm»« -« r^-<,ktl»a mit ^losnahm« Ser Ssaolag» nachmittag» 4—s Uhr. — Lelegramm-flSress» r Lagedlatt fluerrzgetirg». Immfhrmh», ss. ZS» unverlangt elngesandt» Wauuftript» kmm Sewähr nicht -»leistet «erSen. «t, r«tzl«, t» «ätz »»««Ia»«rä^ch»duu>^»«tf,k«m ««»Shr nicht «tÄst« »»»-«<, w«a« »I« Nufaad« L« turch »«rnspnchir «rstlgt »t», »«, Maouftrtpt nicht »«uÜIch l»»dar ist. /luer Tageblatt Mnzeiser für -as Erzgebirge WWMK mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -wer Sonntagsblatt. ^^'WnueMeWÜaM?» «ll» p»stanm>Un> «n» 0rl«fir,»«e Nr. IIS. Dienstag» 2r. Mai ISIS. 8. Jahrgang. Dies« Nummer umfaßt 8 Selten. Das Wichtigste vom Tage. Der Reichstag nimmt heute nach der Pfingstpause seine Arbeiten wieder aus.*) Die vudgetkommiffion des Reichstage» hat die sogenannte Westmarkenzulage (Löhnung», zuschüsse 'für Unteroffiziere bei den Truppen in Elsaß-Lochringen) abgelehnt. O Der Kölner Männergesangverein beschloß, sich in Zukunft nicht mehr an Kaiser-GesangS- Wettstreiten zu beteiligen. Die Kundgebungen französischer Solda- ten gegen die dreijährige Dienstzeit haben sich auch in den letzten,Lagen wiederholt.*) Da» erste Bismarck.Denkmal in Amerika ist im Chicagoer Rtverviepark enthüllt worden. Da» Denkmal ist «in Geschenk Wilhelm Schmidt», de» früheren Präsidenten de» deutschen Krtegerbunde». , In Mexiko hat der Boykott amerikanischer Waren begonnen? die amerikanischen Kauf leute erleiden dadurch große Verluste. »I NL-««» flq, an andern Stell,. IM»- Mutmaßlich« Witterung am 28. Mai: Nordwest, winde, wolkig, etwa» kälter, zeitweise Niederschlag. 'M! Nelchstagsbeginn. '«^ Nach vierwöchiger Pfingstpause treten die Reichs- boten wieder zusammen. Die Pause war reichlich lang, wenn man bedenkt, welch ungeheurer ArbettSstoss — Heeres, und Deckungsvorlage — noch vor den Sommer ferien zu erledigen ist. Aber die preußischen Wahlmän- nerwahlen machten diese lange Unterbrechung notwendig. Schließlich hat ja auch die Budgetkommtssion so tüch tig vorgearbettet, daß die Pause nicht gar so schwer in» Gewicht fiel. Jmmserhtn Wird sich da» Hau- sputen müs sen, wenn e» seine Ausgaben noch erledigen Will, bis die heiße Zett die ParlamentSbänke von selbst leert, ohne daß Schluß der Debatte beantragt wird. Zwar die HeereSvorlage selbst wird ja, wie schon die Kom missionsberatungen gelehrt haben, rasch und ohne Schwierigkeiten erledigt werden, vermutltch werden so gar einige Abstriche — wie die drei Kavallerieregimen ter — wieder rückgängig gemacht werden. Auch di« Dec kung der einmaligen Ausgaben, der sog. Wehrbei trag, dürste ohne allzugroße Weiterungen bewilligt werden. Ander» steht e» dagegen mit der Deckung der laufenden Ausgaben. Hier wirken noch die Er innerungen an die Kämpfe um die Reichsfinanzreform de» Jahres 1S0S zu stark nach, um eine Einigung der Geister rasch und schmerzlos herbeiführen zu können. Der alte Streit um die Gestaltung der Besitzsteuer schei det hier die Meinungen. E» wird ja nun eifrig hin ter den Kulissen gearbeitet, freilich bisher ohne greif baren Erfolg. Zunächst ist man übereingekommen, daß vor allen Dingen die HeereSvorlage in zweiter Lesung erledigt wird, weil die Heeresverwaltung bis spätestens Anfang Juni Gewißheit haben will und wegen der Vor arbeiten auch Gewißheit haben muß, auf welche Be- Willigungen sie rechnen kann. Dann soll erst die Dek- kungsfrage an die Reihe kommen. Bet der verhältnis mäßig geringen Zeit, die dem Reichstag noch vor den Gommerferten, die um den 20. Juni beginnen sollen, zur Verfügung steht, und bet der Unausgeglichenheit der Gegensätze scheint eS nun, fall» nicht ein Wunder ge schieht — und politische Wunder sind in unseren Tagen recht selten geworden — unmöglich, auch den ganzen Komplex von Steuervorlagen noch in diesem Tagung», abschnttt zu erledigen. Man wird daher wohl den Wehr- beitrag verabschieden, die anderen Deckungsvorlagen aber, also vor allem die heikle Besitz steuervor- läge, auf den Herbst verschieben. Konservative u. Zen trum hatten ja allerdings den Grundsatz proklamiert, daß Heere»- und Deckungsvorlage zugleich erledigt wer- den müssen. Mer gegen die Sommerhitze streiten selbst die gewtegtesten politischen Taktiker erfolglos, Ferner ist zu berücksichtigen, daß den Abgeordneten seit dem 1. April keine Diäten ausbezahlt wurden. Und so wird man deshalb in die Vertagung der Deckungsfrage einwilltgen müssen. Wie dann im Herbst die Dinge laufen werden, ent- zieht sich vorläufig noch jeder Berechnung. ES unter- liegt ja keinem Zweifel, daß für die im Jahre 1909 gescheitert« Erbanfallsteuer eine Mehrheit im Reichstage vorhanden wäre. Aber diese Mehrheit be stände zur Hälfte au» Sozialdemokraten, also au» der Partei, welche di« Vorlage selbst, zu deren Deckung die Steuer -bewilligt werden soll, ablehnt. Selbst wenn die äußerste Linke also auch bereit sein sollte, der Erban fallsteuer zur Deckung der vermährten HeereSausgaben zuzustimmen, so würde es doch noch zweifelhaft sein, ob die Reichsregierung die Erbanfallsteuer au» den Händen einer Mehrheit entgegennähme, die sich auf die 110 Ge nossen stützt, der aber die Mehrheit der Wgeordneten, die Der HeereSvorlage selbst tzusttmmt, widerstrebt. Gleich wohl hegt namentlich da» Zentrum Befürchtungen, daß die Erbanfallsteuer schließlich nicht mehr zu umgehen wäre. Daher bringt man von dieser Seite eine Reich»- Vermögenssteuer in Vorschlag, deren Annahme im Parlament ja gewiß, deren Ablehnung im Bundesrat aber eben so gewiß wäre. Wie schließlich die Entschei dung in der Besttzsteuerftag« daher fallen wird, da» ist heut« noch vollkommen ungewiß. Heeres- und Deckungsvorlage werden aber, selbst wenn sie noch nicht vollständig vor der Herbsttagung zur Erledigung kom men, die Volksvertreter derartig in Anspruch nehmen, daß für andere Aufgaben noch kaum Zett übrig bleibt. Man wird vermutlich noch da» Staats angehörig. keitSgesetz erledigen, und die anderen Aufgaben, wie Jugendgerichte, Konkurrenzklausel usw. aus den Herbst verschieben. Dachklänge zu äen Berliner Festtagen (Von unserem Berliner - Mitarbeiter.) Die HochzeitSfeterltchkeiten am deutschen Katserhose haben nunmehr ihren Abschluß gefunden und der größte Teil der Fürstlichkeiten, die zu diesem Zwecke nach Ber lin gekommen waren, hat der Reickshauptstadt wieder den Rücken gekehrt. Wie nicht ander» zu erwarten war, sind die Festtage, an denen nicht nur der Hof, sondern auch weite Kreise der Bevölkerung lebhaften Anteil nahmen, ebenso glanzvoll wie harmonisch verlaufen. Geflissentlich ist von zuständiger Stelle wiederholt ver- sichert worden, daß e» sich um eine ausgesprochene Ja- milienfeter gehandelt hat, und tatsächlich haben auch nur Mitglieder der Fürstenhäuser an den Festlichkeiten teil genommen, die entweder mit dem Bräutigam, oder aber mit der Braut in verwandtschaftlichen Beziehungen stehen. Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte man im In- und AuSlande der Anwesenheit de» Zaren und de» englischen KünigSpaare», die zum ersten Male auf deutschem Boden zusammengekommen waren. So sehr auch der familiäre Charakter der Hochzeits feier betont worden ist, so kann es doch gar keinem Zwei fel unterliegen, daß der mehrtägige Aufenthalt der bei- den Herrscher auch von großer politischer Be- de u tung ist. Man konnte in den Zeitungen lesen, daß sowohl der Zar wie auch der König von England mehr- fach Unterredungen mit den leitenden deutscher« Staatsmännern hatten und den Reichskanzler ganz besonders auSzetchneten. Es ist Wohl selbstverständ lich, daß in diesen Besprechungen die wichtigsten poli tischen Fragen zur Erörterung gelangt sind. Auch Kaiser Wilhelm wird gewiß die Gelegenheit wahrgenommen haben, sich mit den ihm verwandten und befreundeten Monarchen über Fragen der Weltpolitik zu unterhal ten. Ursprünglich war davon die Rede, daß Herr Ssaso- now und Sir Edward Gre h gleichfalls nach Ber- lin kämen? hiervon hat man aber offenbar mit Rücksicht aus Frankreich Abstand genommen, um dort nicht den Anschein zu erwecken, daß in Berlin besondere Abmach, ungen zwischen Deutschland, Rußland und England ge troffen werden sollen. Da- War natürlich nicht beabsich tigt? indessen ist ohne wettere» anzunehmen, daß spe ziell di« Beziehungen zwischen Deutschland und England infolge de» Berliner Besuche» de» König» Sonntagsruhe. Skizze von Nein-old Ortmann. Al» eine hohe Obrigkeit auch für den Bannkrei» der Stadt M. das Gebot der Sonntagsruhe im gewerblichen und geschäftlichen Leben ergehen ließ, fühlte Wilhelm Reu- perl die Grundlagen seine» Dasein» erschüttert. Er sah nicht nur das Gespenst der drohenden Verarmung aufsteigen, son dern er hatte auch di« beunruhigende Empfindung, daß sei nem künftigen Leben Zweck und Inhalt zum guten Teil ge nommen wären. Seit achtzehn Jahren betrieb der jetzt Vterundvterzigjährtg, ein bescheidene» Zigarren-,schäft an der Peripherie der Stadt, und sein, beste Kundschaft waren in all dieser Zeit di« Ausflügler gewesen, die an Sonn- und Feiertagen in di« waldreich, Umgegrnd hinausstrebten. Na- mentltch in den Abendstunden, wenn es für di» Heimkeh. renden galt, die unterwegs verbrauchten Rauchvorrät« zu ersetzen, war der klein» Laden nicht leer geworden von Käu- fern, und Wilhelm Rrup,rt hatte reichlich eingcholt, was ihm ote stilleren Wochentag» an Einkünften schuldig geblie ben waren. Kein Wunder also, wenn seit achtzchn Jahren an jedem sommerlichen Sonntagmorgen niemand eifriger nach dem Wetter ausgeschaut hatte, al» er, wenn goldener Sonnenschein und «olkenlo» blauer Himmel von keinem freu diger begrüßt worden waren, al» von ihm. Nicht um ihrer lachenden Herrlichkeit willen, sondern einzig wegen ihrer Bedeutung für da» Geschäft. Denn in dem winkligen, im mer halbdunklin Laden fand der Sonnenschein keinen Ein laß, und man mußt, sich schi,r den Hal» verrenken, um über dem Dachfirst de» gegenüberltegenden Niesenhaust» noch einen einzigen -immelsstreifen zu ttspähen. Wilhelm Neu- pert war al» Jüngling »in großer Naturschwärmer gewesen? aber seitdem er da, Ztgarrengeschäft mit der Sonntag,kund schaft betrieb, konnte von solcher Schwärmerei nicht mehr die Rebe sein. In den ersten Jahren hatte er wohl noch manchmal mit einem Gefühl stillen Neide» den geputzten Ausflügler» nachgeschaut, die mit erwartungsvollen Feier tagsmienen draußen vorüberzogen; aber die Freude an dem Aufblühen seines kleinen Handel» hatte ihn bald vergessen lassen, wa, er dafür hatte hingeben müssen, und seit vielen Jahren schon weckte der Anblick der fröhlichen Menschen keinerlei Sehnsucht mehr in seinem Herzen. Ein prachtvoller Sonntag heute — »in recht«, Gottesgeschenk pflegte er wohl hier und da zu sagen, meinen Eie nicht auch Fräulein Martha, daß wir ein«, famosen Umsatz haben werden? Und Fräulein Martha hatte sich um de» erhoffenden Um sätze, willen mit ihm über den prachtvollen Sonntag gefreut. Sie war nämlich al» verkäustrin in dem Zigarrenladen tä tig und stand nun auch schon seit wohlg,zählten elf Jahren an jeden Sonntag, -i» tn die späten Abendstunden hinein hinter der Tonbank in dem halbdunkkn, winkligen Geschäfte lokal. Al» er Ist» engagierte, hätte Wilhelm Neupert einer solchen Arbeit,hilf« eigentlich noch -ar nicht -Hurst; aber ihr in dürftigen Verhältnissen gestorbener Bat«« war sein Jugendfreund gewtstn, und di« «den Sechzehnjährig« sollte für sich und ein» kränkliche Mutter da» Brot erwerben. Als er hört», vor wie vielen Türen «sie schon vevgebltch um ve- schäfttgung nachgefragt hatte, bot ihr Wilhelm Neupert kur, entschlosst di» Stell» einer Verkäuferin in seinem Laden an, bi» sich etwa» Besser«, für st, gefunden haben würde. Ab» e» mußt« sich «ohl nichts Besser,» gefunden haben, denn st» «ar noch immer da, obwohl st, längst für kein, Mutter mehr zu sorgen hatte. Und st» fand «» offenbar ganz tn der Ordnung, daß ihr, Sonntag« dem Geschäft gehörten, wie ihr» Werktage. Gin« verdrossen» Miene wenigsten» hatte sie Wilhelm Reupert noch nie gezeigt, und so konnte er selbstverständlich nicht» anderes annehmen, al» daß sie voll kommen zufrieden sei. Da kam das obrigkeitliche Verbot der Gonntagsarbeit und da» Geheiß de» mittägigen Laden schlusses. Wilhelm R«upert wurde düster und wortkarg, denn er hielt sich für ruiniert. Und als er zum erstenmal an einem wunderschönen Sommersonntag um ein Uhr mit tag» den Rolladen vor dem Auslagefenster herabgelassen hatte, sah lein Gesicht beinahe alt au» vor Kummer. Fräu lein Martha stand schon in Hut und Jakett aus der Schwell». Sie war hübsch und stattlich, von so frischen Farben und so jugendlicher Glätte der -aut, daß man MUH« hatte, ihr die siebenundzwanzig Jahr» zu glauben. Und mit hell klin gender Stimme fragte sie den PriNzival, wo er denn nun seinen steten Sonntagnachmtttag verbringen werd». Wil helm Reupert aber schüttelt« verdrießlich den Kopf: Wo an- der» al» dahinten tn meiner StuLel Das Wirtshaus macht mir kein Vergnügen. Und da» Geschäft hat mir tn all den Jahren keine Zeit gelassmr, Famtlienbekanntschaften anzu knüpfen. Fräulein Martha hatte ihn nachdenklich angese hen, wie wenn ihr noch «a» auf der Zunge läge. Au,ge- sprachen aber hatte st« « dann doch nicht, und Wilhelm Reupert» trauriger Blick war ihr noch ein Weilchen gefolgt, wie sie leichten Gange» di« Straß, hinabschritt, nach d,r Richtung hin. wo di« grünen Wiesen und di« Wälder lagen In Wilhelm Neupert» Wohnstube hinter dem Laden war r, so dunkel, daß man die Gaslamp, anzünden mußt,, um zu lesen. Und die Zeitung dünst« ihn heut« ebenso lang weilig wie der Roman, den «r sich auf Fräulein Marthas Empfehlung au» der Leihbibliothek hatte holen lassen. Rach einer Stund« schon war er de» Lesen» überdrüssig geworden und halt, sich in seiner Sofaeck« ganz tn grüblerisch,, Nach denken verloren. Aber r» waren -ar öde und trübselig» Wege gewesen, auf die er dabei -«raten war. Wa» ist da»