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Amts- Illli» AlUMblatt viertel,. 1 M. 85 Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl.' ll. der Humor. Beilage .Seifen« blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trstsr.-Abrestr. Amtsblatt. für den Sefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag. Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di» kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrtlsprrcher Nr. LIO. L«O8 55. Iahrgaug. -------- Domerstag, den 28. Mai In das Musterregister ist eingetragen worden: Nr. 436, Firma LUs» ItosaLvr in Eibenstock, ein versiegeltes Packet, enthaltend 50 Muster und Zeichnungen von Kleiderbesätzen. Fabriknummern: 2229—2235, 11480 bis 11485, 11490—11502, 11504, 11508—11511, 11513—11515, 11518-11524, 11527-^11531, 11534 — 11537. Flächenerzeugniffe. Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 21. Mai 1908, nachm. 3 Uhr 35 Minuten. Eibenstock, den 26. Mai 1908. Königliches Amtsgericht. ü. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Kollegiums Kreit-«, den SS. W-i 1W8, aöends 8 Uhr im Sitzungssaals des Rathauses. Eibenstock, den 27. Mai 1908. Der Stadtverordnctenvorstehcr. G. Diersch. 1) Begründung einer Selbstoersicherung der Sparkassen gegen Haftpflicht. 2) Regulativ über die Ableitung von Grubcnabgängen in die städtischen Schleusen. 3) Abtretung eines Teiles eines Bachflurstückes. 4) Ersatzwahl von Bezirksvorstehern. 5) Kenntnisnahme von der Fluchtlinienfestsetzung für die Habcrleithe. 6) Beschlußfassung wegen Richtigsprechung einer städt. Rechnung. 7) Beschlußfassung wegen Beitritts zu einer Petition gegen Erweiterung der Sonntagsruhe. Geheime Sitzung. Nr. 18 des n. Nachtrages zur Schankstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 27. Mai 1908. Hesse. M. II Eine Wendung in der französischen Marokkopolitik. Nachdem der Sultan Abdul Aziz durch seine Reise von Fez nach Rabat ganz unter französischen Einfluß gekommen war, hatten die Franzosen Lin großes Interesse daran, den Schein seiner Herrschaft aufrecht zu erhalten. Solange es zweifelhaft war, ob es dem Gegensultan Mulay Hafid ge lingen werde, im Süden sich zu behaupten und nach Fez vorzudringen, konnten die kriegerischen Unternehmungen Frankreichs im Schaujagebiet und die unter französischer Leitung vollzogene Besetzung des hasidischen Hafens Saffi als Unternehmungen zugunsten des legitimen Sultans und der Wiederherstellung der Ordnung gelten. Die Franzosen glauben gern, was sie wünschen, und sind umgekehrt schwer dazu zu bringen, Tatsachen anzuerkennen, die sie nicht wün schen. Eine solche Tatsache war das langsame, aber doch stetige Vorrücken Mulay Hafids auf die nördliche Haupt stadt des scherifischen Reichs. Wochen, Monate lang las man in französischen Berichten nur von Anzeichen für das Schwinden des Ansehens Mulay Hafids und von Vorbe reitungen für Erfolge der Mahalla der Rabater Regierung. Schließlich waren aber die Tatsachen stärker als die Wünsche, und so ließ sich die Anerkennung nicht mehr umgehen, daß Mulay Hafid als Herr über das Innere Marokkos zu betrachten sei. Mit dem Einzuge Mulay Hafids in Melines trafen arge Reibereien zwischen dem spanischen und französischen Militär in Casablanca zusammen, die in Spanien böses Blut machten »nd das Einvernehmen mit Spanien zu stören drohten. So entstand für die französische Politik eine große Ver legenheit. Sollte man die kriegerischen Operationen fort setzen, die unter der Firma „Beruhigung des Landes" vor sich gehenden Metzeleien und Verwüstungen unter den Schauja- und Mdakrakabylen, und weiter für Legitimität eines Schattensultans eintreten, während die Marokkaner von Alters her nur den als Herrscher anerkennen wollen, der an den heiligen Stätten von Fez, Mekines und Marra kesch von der Geistlichkeit zum Sultan ausgerufen ist? Die sogenannten Affaristen, die am Geschäft m Marokko inte ressierten Politiker, wünschen das wohl. Anderseits hegt die große Masse des französischen Volkes Widerwillen gegen so kostspielige Abenteuer, und wo blieb die Erfüllung des so oft wiederholten Versprechens der Regierung, sich im Rahmen der Akte von Algesiras halten, nur für Ordnung an der Küste sorgen und sich nicht in den inneren Thron streit einmischen zu wollen ? Als Ausweg aus diesen Verlegenheiten hat die franzö sische Regierung die Umkehr gewählt. Man hat zunächst Halt geblasen. Nach den dem General d'Amade erteilten Instruktionen sollen weitere Streifzüge unterbleiben, nur militärische Stationen im Hinterlande von Casablanca unter halten und ihre allmähliche Uebergabe an marokkanische Truppen vorbereitet werden. Der Minister Pichon scheint auch bereit zu sein, mit Mulay Hafid nach dessen Einzug in Fez zu unterhandeln. Damit ist wenigstens ein Anfang dazu gemacht, Worte und Taten in Uebereinstimmung zu bringen. Diese Wendung hilft auch den deutsch-französischen Beziehungen über einen kritischen Punkt hinweg. Denn es war klar, daß eine Fortsetzung des bisherigen Vorgehens der Franzosen die deutsche Regierung genötigt hätte, die französische an ihre in Algesiras übernommenen und in späteren Erklärungen anerkannten Verpflichtungen zu erinnern. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 26. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt offiziös: Ein hiesiges Mittagsblatt be hauptet, eS sei beabsichtigt, „dem Kaiser im Herbst eine Reichsdotation von zehn bis zwölf Millionen Mark zuzuwenden". Dem zu erwartenden Dementi gegenüber er klärt daS Blatt im voraus, es werde sich dadurch nicht an fechten lasten: es gebe Situationen, in denen dementiert werden müsse, auch wenn die Nachricht wahr sei. Wir lasten dahin gestellt, ob solche Situationen eintreten können. Im vor liegenden Falle liegen die Dinge jedenfalls so, daß die Meldung mit aller Bestimmtheit für unwahr erklärt werden kann. Der Reichstag- wird sich nicht mit einer Dotation für den Kaiser zu befassen haben. Damit erledigt sich auch die An nahme, daß der Blockpolitik durch dieses Gerücht Verlegen heiten bereitet werden. — Berlin, 26. Mai. Fürst Bülow wird, wenn es die Geschäfte zulasten, bereits im Anfang Juli seinen Ur laub antreten, den er auch Heuer wieder in Norderney ver bringt. Der Aufenthalt des Kanzlers dortselbst wird voraus sichtlich acht Wochen währen. — Moltke-Harden-Prozeß. Zur neuen Ver handlung des Moltke-Harden-Prozesses erfährt eine Korre spondenz, daß die Untersuchung gegen den Grafen Eulenburg bisher für den Grafen Moltke keinerlei belastende Momente ergeben hat. Darnach könne die Strafkammer, die zur aber maligen Entscheidung in der Beleidigungssache berufen ist, nur wieder zu einer Verurteilung Hardens kommen, und an gesichts der Schwere des fortgesetzten Delikts könne es sich wiederum nur um eine Freiheitsstrafe handeln. Allerdings dürfte die letztere etwas niedriger bemessen werden, da die einfachen Beleidigungen (aus ß 185 St. G. B.), welche der erste Richter neben der schwereren Ehrenkränkung (aus ß 186) besonders anrechnen zu müssen glaubte, in dem neuen Urteil unberücksichtigt bleiben müssen, und da ferner auch das er schwerende Moment, daß der Angeklagte auch andere Per sönlichkeiten leichtfertig an der Ehre kränkte, durch die Unter suchung des Falles Eulenburg zum Teil hinfällig geworden ist. — Am Dienstag vormittag haben sich von Bremer haven aus mit dem Schnelldampfer Kronprinzessin Cäcilie 97 evangelische deutsche Pa stören zum Besuch nach England begeben. — An Hitzschlag erkrankten gegen 20 Mann des ostpreußischcn Fcldartillerie-Negiments o. Linger; zwei star ben; ebenso ein Sergeant vom Infanterie-Regiment Nr. 61. — München, 26. Mai. Wie die „Münch. N. N.' hören, sollen in Bayern nicht nur bei allen Schöffengerichten, sondern auch bei den Strafkammern allgemeine Jugend gerichtshöfe eingeführt werden. — England. Der französische Panzerkreuzer Lson Gambetta mit dem Präsidenten Falliöres an Bord ist am Montag nachmittag unter dem Salut der britischen Kriegs schiffe in Dover eingetroffen. Prinz Arthur von Connaught empfing den Präsidenten auf der Mitte der Landungsbrücke. Die Korporationen von Dover überreichten eine Adresse mit Wünschen für die dauernde Freundschaft zwischen den beiden Völkern. Nachmittags 4'/. Uhr erfolgte tue Ankunft Falliöres in London. Er wurde vom König Eduard, dem Prinzen von Wales, dem Prinzen Christian von Schleswig-Holstein, den Herzögen von Ärgyll und Fife sowie mehreren Mitgliedern des Kabinetts empfangen. — Marokko. Der „Agence Havas" wird unter dem 20. Mai aus Mekines gemeldet: Seit dem Einzuge Mulay Hafids in Rabat seien alle Häuser des Maghzen und seiner Freunde geplündert worden. Hafid habe das Geld der französischen Sanitätsstalion mit Beschlag belegt. Die Wohnung des Arztes Dinguizly sei demoliert worden. Hafid beabsichtige, am 28. Mai nach Fez zu gehen. Lokale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 26. Mai. Der Königl. Sächs. Militär-Verein Eibenstock beging die Feier des Geburtstages seines allerhöchsten Protektors Sr. Maj. Königs Friedrich August am vergangenen Sonntage im „Feldschlößchen' zwar nur im Rahmen deS Vereins, hatte sich aber deS Besuches mehrerer Ehrengäste und Herren Offizieren des Vereins sowie einer großen Anzahl Kameraden mit ihren lieben Frauen zu erfreuen. — Der Verlauf der ganzen Feier war der - Bedeutung des Tages entsprechend — ein würdiger und erhabener. Das die heutigen politischen Verhältnisse widerspiegelnde, eigens zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät verfaßte Festspiel „Ehrlich gesühnt' war tadel los besetzt und verfehlte seine tiefergreifende Wirkung nicht. Dasselbe war umrahmt von Konzert-, Gesanßs- und Zither- Vorträgen mit Gesang, welche sich ebenso wie das Festspiel des reichsten Beifalles zu erfreuen hatten. — Die Gewehr- Abteilung des Vereins hatte, wie üblich, die Führung des Zapfenstreiches und der Reveille übernommen. — Auf das Glückwunsch - Telegramm an Se. Majestät ging dem Verein folgendes allerhöchste Danktelegramm zu: Seine Majestät der König haben das Gelöbnis unwandelbarer Treue gern enigegcngenommen und lassen dem Verein für freundliche Glückwünsche herzlich danken. v. Criegern, Oberst und Flügeladjutant. Von umso größerer Bedeutung war die diesjährige Königsgeburtstagsfeier für den Verein, als zwei treuverdienten Kameraden, dem langjährigen Kassierer des Vereins, Herrn Karl Emil Heymann in Anerkennung seiner 25jährigen treuen und ersprießlichen Tätigkeit als Vorstandsmitglied und Herrn Richard Schildbach, städtischen Straßenmeisters hier, für seine mehr als 28jährige ebenso treue Tätigkeit als Ausschußmitglied, die ihnen vom Präsidium des Königl. Sächs. Militärvereins-Bundes gewidmeten Ehrentafeln, sowie noch 7 Kameraden, Herren Ehregott Gustav Viehweg, Ernst Hahn, Friedrich Gustav Mühlig, August Friedrich Stark, Karl Gustav Mühlig, Gustav Emil Mühl mann und Ernst Emil Unger für 25jährige treue Mit gliedschaft, die zu diesem Zwecke gestiftete Auszeichnung, be stehend in Ehren-Diplom und Jubiläums münze vom Vorsteher des Vereins in feierlicher Weise überreicht werden konnten. Die Auszeichnung für 25 jährige Mitgliedschaft wurde bis jetzt an l89 Kameraden verliehen. — Eibenstock, 26. Mai. Auf ein vom K. S. Mili tärverein „Germania" hier anläßlich des Geburtstagsfestes an Seine Majestät gesandtes Huldigungstelegramm ging dem Verein folgende Antwort zu: „Wachwitz, Kgl. Villa, 25. Mai. Seine Majestät der König haben sich über die gesandten Glückwünsche sehr gefreut und lassen dem Verein kamerad schaftlich danken, v. Criegern, Oberst und Flügeladjutant. — Desgleichen lief auf das Telegramm, das die Festoersamm lung im Rathaushotel anläßlich der Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Königs abgesandt hat, nachstehende telegraphische Antwort ein: „Seine Majestät der König haben sich über die gesandten Glückwünsche sehr gefreut und lassen der Fest versammlung herzlich danken." v. Criegern, Oberst und Flü geladjutant. — Eibenstock. Im „Deutschen Haus" veranstaltete am Montag, den 25. d. Mts. anläßlich des Geburtstages Sr. Maj. des Königs der hiesige Turnverein einen Unterhaltungsabend. Unter den zahlreich Erschienenen bemerkten wir die Spitzen der kgl. und städtischen Behörden. Die Feier wurde eingeleitet durch einen schwungvoll vorge- lragenen Marsch der hiesigen Stadtkapelle. Ihm schlossen sich zwei Darbietungen des Männergesangvereins Orpheus an. Nachdem eine Riege von zehn Mann Kürübungen am Reck geboten und dafür reichen Beifall gefunden hatte, er griff Herr Schuldirektor Petz old das Wort. In seiner packenden Ansprache hob er die segensreichen Wirkungen der edlen Turnkunst hervor, sie diszipliniere Körper und Geist und schaffe freie Charaktere. Und solche Leute brauche gerade ein Landesvater wie der unsrige. Nach einem be geistert aufgenommenen 3fachen „Gut Heil!' wurde stehend der erste Vers unserer Königshymne gesungen. Der An sprache folgten nun turnerische Darbietungen, die der Leitung alle Ehre machten. Mil einer Ouvertüre erreichte der erste Teil des Programms sein Ende. Der zweite Teil wurde emgelettet durch ein flott gespieltes patriotisches Festspiel. In ihm wurde noch einmal hingewiesen auf die Bedeutung des Tages. Und nun wechselten in bunter Reihenfolge musikalische und turnerische Produktionen, die sämtlich wohl verdienten Beifall fanden. Herr Lehrer Töpfer ergriff nochmals das Wort, um namens des Vereins den zahlreich Erschienenen, sowie dem Herrn Festredner seinen Dank aus zusprechen. Zum Schluß wurden von 18 Turnern „freie Gruppen' geboten, die durch ihre korrekte Ausführung aller