Volltext Seite (XML)
Marandt, Massen, Sieömsehn und die Hungegendm. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanncberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalve, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhcrmsdots, Pohrsdorf, Röhrsdors bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdors, Steinbach bei Mohorn, Seeligüadt, Spechlsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberq. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Benao von Markin Berger in Wilsbach. — Veranrwonlich für die Rebakrion Marrin Berger daielbsl. No 40. Dienstag- Ken 8. April M02. 01. JatzW- Jur Tagessituatisn. Die parlamentarische Ostcrpause hat zunächst für die Zolltarijkommission des Reichstages wieder geendet, denn letztere setzt bekanntlich an diesem Dienstag ihre Thätigkeit fort. Eine nennenswerthe Veränderung weist die zoll politische Lage beim Wiederbeginne der Kommissionsarbeilen allerdings nicht auf, es steht da vielmehr Alles, soweit wenigstens nach dem äußerlichen Anscheine geurtheilt werden darf, noch auf dem alten, wahrlich durchaus nicht erquick lichen, Flecke. Wohl haben während der österlichen Ferien pause des Reichstages Verhandlungen betreffs der Zoll tariffrage stattgefunden, indessen nicht zwischen der Reichs- regierung und Vertrauensmännern der Rcichstagsmehrheit, sondern zwischen jener und den mittelstaailichen Bundes regierungen. Nun sind zwar die Ergebnisse der politischen Besuche, welche der Reichsstaatssekretär des Innern Graf Posadowsky, jetzt hintereinander in Dresden, München, Stuttgart und Karlsruhe ab gestattet hat, aktcnmäßig noch nicht festgelegt, aber nach Andeutungen und sogar Ver sicherungen von dieser und jener unterrichteten Seite kann man doch annchmen, daß hierbei die schon bislang bestandene Uebereinstimmung zwischen der Reichsregierung und der preußischen Regierung einerseits und den größeren mittel staatlichen Bundesregierungen anderseits hinsichtlich der künftigen Zollsätze für Getreide eine Bekräftigung erfahren hat. Demnach wären die verbündeten Regierungen darin einig, an den Getreidezöllen derZolltarifvorlage nach wie vor festzuhalten, während doch noch nicht das Mindeste davon bekannt ist, daß die Zolltarifkommisston geneigt wäre, vom Boden ihrer Compromißbeschlüsse zum Regierungsstandpunkt endlich hinüberzuschwenken. Wo unter solchen Umständen die vielberufene Verständigung in der Zolltariffrage Her kommen soll, das bleibt in der That noch ein Räthsel, und dies fühlt man auch in parlamentarischen Kreisen selber. Die Rede, welche der Centrumsabgeordnete Dr. Trimborn vor seinen Kölner Wählern gehalten hat, läßt diese Un gewißheit deutlich erkennen, er bekundete seine Zuversicht in eine zu erhoffende Verständigung zwischen Regierung und Reichstag in der Frage der neuen Getreidezölle, schloß aber trotzdem hieran die Mahnung an die Anhänger des Centrums, sich bei Zeiten auf einen immerhin möglichen Wahlkampf zu rüsten, also „nix Genaues weiß man nicht!* Die fortdauernde verworrene Situation in der Zoll tarifangelegenheit wird aber zweifellos dadurch noch un klarer gestaltet, daß sie mehr und mehr mit der Frage der Gewährung von Reichstagsdiäten verquickt worden ist. Im Centrumslager wie auf Seiten der Parteien der Linken sind plötzlich immer entschiedener klingende Stimmen laut geworden, welche fordern, daß der Reichstag gelegent lich der Entscheidung über die Zolltarifvorlage zugleich auch die Forderung von Diäten für die Reichstagsabge ordneten klipp und klar stellen und sie durchdrücken solle. Die Befürworter dieses Planes gehen von der Erwägung aus, daß es angezeigt sei, die Diätenfrage nunmehr grund sätzlich zu regeln, nachdem die verbündeten Regierungen ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben hätten, der Zolltarifkom misston für den Fallihrcs Weiterarbeitens während der Som mervertagung des Plenums besondere Diäten zuzugestehen, angeblich würden auch einzelne Bundesregierungen zu einem Zugeständnisse allgemeiner Reichs agsdiäten geneigt sein. Wie es scheint, ist man in Relchstagskreisen m der That nicht abgeneigt, angesichts der schwebenden Zoütarifvorlage die verbündeten Regierungen erneut um die Gewährung von Diätcnloder doch wenigstens von „Anwesenheitvgeldern", wie solche der bekannte Centruinsantrag verlangte, anzu gehen. Aber es ist sicher, daß vor Allem die Reichs- regierung es gerade im gegenwärtigen Momente ablehnen würde, sich auf die Bewilligung von Reichstagsdiäten, ge- wiffermaßen als eine Belohnung des Reichstages für dessen etwaige Zustimmung zurZolltarifvorlage,einzulassen. Sollte daher jetzt im Reichstage wirklich abermals das Verlangen nach Diäten erhoben werden, so könnte dies auf eine Ver ständigung in der Zolltariffrage nur erschwerend einwirken. Inmitten der Ungewißheit über den Ausgang der Zollpolitischen Aktion ist nun der Tod des Centrumsführers Dr. Lieber erfolgt, und gerade angesichts der obwaltenden unsicheren Verhältnisse, welche durch die Entwickelung des Zolltarifproblems gezeitigt worden sind, ist das Ableben dieses einflußreichen und gewandten Ceutrumspolitikers bedauerlich. Es erscheint kaum zweifelhaft, daß Dr. Lieber seinen ganzen Einfluß aufgeboten haben würde, um einer Verständigung in der Zolltarifangelegenheit die Wege zu ebnen, dagegen bleibt es noch durchaus abzuwarten, ob sein noch zu berufener Nachfolger in der Leitung der Centrumspartei gewillt und befähigt sein wird, eine solche Vermittlermission auszuüben. Oslitische Rundschau. Der Kaiser und der Kronprinz werden sich am 17. d. M., wie man von offiziöser Seite meldet, mir Ge folge und einer größeren Anzahl geladener Herren von Berlin nach Bremer Hafen begeben, um infolge einer Einladung des Norddeutschen Lloyd eine Ausfahrt in die Nordsee an Bord des Lloyddampfers „Kronprinz Wilhelm" zu unternehmen, der bekanntlich den Prinzen Heinrich nach Amerika trug. Nach der Rückkehr von diesem Ausfluge in See reist der Monarch mit dem Thronfolger nach Hannover weiter, um der feierlichen Enthüllung des daselbst dem Neitergeneral v. Rosenberg errichteten Dcnk- males beizuwohuen. Hierauf treffen der Kaiser und der Kronprinz auf dem Schießplatz bei Meppen ein. Staatssekretär Graf Posadowsky hatte am Sonn abend Vormittag in Stuttgart eine längere Besprechung mit dem Ministerpräsidenten von Breiting, an welcher auch der Finanzminister v. Zeyer und der Minister des Innern, Dr. Pischek, theilnahmen. Die Besprechung be traf dem Vernehmen nach hauptsächlich die Zolltarifange- legsnheit und die Frage der Reform der Reichsfinanzen, es soll hierbei ein ebenso befriedigendes Ergebniß erzielt worden sein, wie bei den vorangegangenen Münchener Confcrenzen. Generalfeldmarschall Graf Waldersee vollendet an diesem Dienstag sein 70. Lebensjahr in erstaunlicher geistiger Frische und in verhältnißmäßiger körperlicher Rüstigkeit, nachdem sich der Marschall von den Nachwehen der Anstrengungen des Chinafeldzuges fast gänzlich wieder erholt hat. In weitesten Kreisen des deutschen Volkes bringt man dem Generalfeldmarschall zu seinem 70. Ge burtstage im Geiste die herzlichsten Glückwünsche dar, sind doch die großen Verdienste, welche er sich im fernen Osten s Asiens in Ausführung einer ebenso schweren wie wichtigen Mission zur Ehre und zum Ruhme des deutschen Namens wie zum Nutzen der gejammten Culturwelt erworben, noch frisch in aller Erinnerung. Möge es dem hochverdienten Manne vergönnt sein, seinem Kaiser und seinem Vaterlande noch lange zu dienen! Rußland. Gegen den Oberpolizeimeister von Moskau, Trepow, ist nach dem verunglückten Mord versuch der Lehrerin Allart schon wieder ein Attentat versucht morden. Im Empfangszimmer Trepow's erschien am Sonnabend Abend ein Mann und verlangte Trepow zu sprechen; als der dienstthuende Sekretär Zaremba erwiderte, daß jetzt keine Empfangsstunde sei, warf sich der Eindringling mit gezücktem Dolch auf Zaremba, wurde aber rasch entwaffnet und verhaftet. Der Verhaftete, welcher Michalewski heißt, hatte zweifellos ein Attentat gegen den Oberpolizeimeister beabsichtigt. Balkanhalbinsel. Von Belgrader offiziöser Seite wird die Meldung Wiener Blätter vom Einfalle organisirter Banden in das türkische Sandschak Novibazar als eine tendenziöse Erfindung bezeichnet. — In Ipek ur Albanien fanden Rnhestörungen statt. — In Mace- donlen hat die Pforte bereits begonnen, in die am hie dortige unruhige Bewegung gefährdeten Ortschaften kleinere Truppenabtheilungen zu legen. Der LrarrsVaerlkrieg. Im Westen Transvaals hat der tapfere Delarey im Verein mit dem Kommandanten Kemp einen neuen größeren Zusammenstoß mit den Engländern gehabt. Vorerst liegt hierüber nur ein Bericht Lord Kitcheners vor, und der ist offenbar so günstig wie nur möglich für die Engländer gehalten. Denn die Kitchencr'sche Meldung spricht von einem erbitterten Kampf zwischen einer angeblich 1500 Mann starken Boerenstreitmacht unter Delarey und Kemp und einer englischen Aufklärungstruppe in der Gegend des Hart-Flusses. Schließlich seien die Boeren ans allen Seiten zurückgeworfen worden, sie hätten stark gelitten, dann ge steht aber die Meldung zu, daß die britischen Verluste ebenfalls sehr große gewesen seien, eine Truppenabtheilung sei bis auf den letzten Mann vernichtet worden. Es scheint also wieder einmal etwas verkehrt für die Eng länder gegangen zu sein, was in der üblichen Weise von Lord Kilchener zunächst bemäntelt wird; vielleicht kommen schon in den nächsten Tagen Nachrichten von anderer Seite, welche in diese noch dunkele neueste Affaire im Westen Transvaals Licht bringen. Der verstorbene Cecil Rhodes hat in einem Codizill zu seinem Testament u. A. 15 Stipendien für deutsche Studirende an der Universität Oxford errichtet; die Em- pfänger sollen vom Kaiser ausgewählt werden. (Kaum glaublich!) Es scheint noch immer nicht, als ob Lord Kitchener ausführliche persönliche Besprechungen unter allen Boeren- führern, ohne welche doch an ein ernstliches Einstellcn der Feindseligkeiten nicht zu denken ist, zugestanden hätte. Er null sich wohl vor dem Vorwurf schützen, zu sehr den Frieden gewünscht zu haben. Ueber Lord Wolseley's Reise ziel ist etwas Näheres noch immer nicht bekannt geworden. Nach den letzten Londoner Meldungen sollte er sich nach Natal gewendet haben, an dessen Grenze bekanntlich der Boeren - Generalissimus Louis Botha steht. Es ist aber auch ebensogut möglich, daß dieses Reiseziel „Natal" eine Finte ist, die nur die Wahrheit verbergen soll, daß Wolseley Schalk-Burger aufsucht oder schon mit ihnen zusammen- getroffen ist. Das Letztere wäre recht gut möglich, freilich auch bedeutungslos, wenn Wolseley nicht die ausdrückliche Genehmigung der Boeren-Unabhängigkeit mitgebracht hätte. Daraus kommt Alles an! Uurze Lhrsnik. Einer schweren Leuchtgasvergiftung ist in Steglitz eine Dame zum Opfer gefallen, und ihre Mutter und Schwester schweben zur Zeit noch in Lebensgefahr. Ueber den Fall werden dem „B. T." folgende Einzelheiten gemeldet: Die 79jährige verwittwete Canzleiräthin Ida Werks war mit ihren 40 beziehungsweise 32 Jahre alten Töchtern Katharina und Antonie von Friedenau nach Steglitz verzogen, wo die Damen im zweiten Stock des Hauses Düppelstraße 30 eine aus drei Zimmern bestehende Wohnung bezogen. Vorgestern Mittag war es einem im dritten Stock desselben Hauses wohnenden Fabrikanten aufgefallen, daß an der Corridorthür der Pitcrk^schen Wohnung noch der Fcühstücksbeutel hing. Er machte von dieser Wahrnehmung dem Hauswirth M'.ttheilung, und als auch bis 5 Uhr Nachmittags keine der drei Damen sich hatte sehen lassen, entschloß man sich, die Thür durch einen Schlosser öffnen zu lassen. Im ersten Zimmer lagen vor ihren Betten Frau Werks und ihre Tochter Katharina, Beide nur noch schwache Lebenszeichen von sich gebend. Fräulein Antonie aber wurde als Leiche in ihrem Bette in dem anstoßenden einfenstrigen Zimmer aufgefunden. Die Räume waren voll ständig mit Leuchtgas erfüllt. Die polizeiliche Untersuchung der Gasrohrleitungen ergab keinen augenfälligen Defect. Für ein in Darmstadt zu errichtenoes Goethe- Denkmal bewilligten die dortigen Stadtverordneten 200000 Mark. Benzin-Explosion. Agram, 5. April. In der hiesigen chemischen Fabrik explodirte ein Kessel, worin mehrere Tausend Liter Benzin waren. Die Fabrik wurde zerstört. Ueber ein schweres Verbrechen wird aus Tilsit, 4. April, berichtet. Der Intendant des Grafen Tyskiewicz zu Polangen wurde vergangene Nacht durch einen durch das Fenster abgegebenen Flintenschuß getödtet und seine Frau verletzt. Jedenfalls sind zwei Personen an dem Morde betheiligt.