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V o i g t l ä n d i sch e r Anzeiger. -8- Stück. Freitags den z. May -825. Zartgefühl Alexanders I. Russ. Kaisers. Wie so viele schöne Züge die Gerechtigkeit und Biederkeit dieses Monarchen beweisen; so beurkunden Vie nachfolgenden sein zartes feines Gefühl. Als im Jahr rgo^er Kaiser, — der die Musik sehr liebt und selbst Violine spielt — den berühmten Rhode in seine Dienste nahm, fiel ihm ein, daß sein alter Liebling Tiez, der bei dem seltensten Kunsttalent seit mehrern Jahren an einer Geisteskrankheit leibet, sich durch jene Anstellung gekränkt und zurückgesetzt glauben möchte. Der Monarch schickte also zu ihm, ließ ihm die Fortdauer seiner Gnade versichern und ihm das Anerbieten thun, daß er aus kaiserl. Kosten, mit aller Bequemlich, keit, eine Reise ins Ausland thun solle, wenn das zu seiner Herstellung beitragen könne. Bei einem Besuche im Bergkadetten - Corps hörte Jemand von den Zöglingen kdes Instituts eine artige Musik aufführen. Wie kommen diese Jünglinge zu dieser Fertigkeit im Spiele? fragte er. — „Der Kaiser hat befohlen, war die Antwort, daß in unserm Corps öf fentlich Musik gelehrt werde, damit die jungen Leute, die größtentheils bestimmt sind, ihr Le ben einsam in entlegenen Hüttenwerken zu ver- bringen, in ihr Trost und Zeitvertreib fin den.« — Welche Zartheit der Theilnahme, welche erhabene und rührende Menschlichkeit in diesen beiden Aeußrrungen l Zeugniß des Herrn Kapellmeister Himmels über ein von Herrn AlaSloSky aus Posen neuerfundenes musikalisches Instrument. Ich halte es für meine Pflicht, »dem kunst liebenden Publikum einige Notiz von dem In strumente zu ercheilen, welches Herr M as- los ky aus Posen daselbst erfunden, und wo durch er den Einwohnern der vaterländischen Hauptstadt seine Hochachtung und Ehrerbietung zu bezeigen glaubte, daß er es denfelbeu zur Beurtheilung und zum Vergnügen zuerst, und früher als an jedem andern Orte, aufstellte. — Es hat einen Umfang von v ier vollenOctavm. Jeder To» hat eine Drathsaite, die nicht durch das Anschlägen eines Hammers, wie beim Pia noforte, sondern durch einen dünnen horizontal liegenden Stab von Spillbaum-Holz nicht weit vor der Befestigung am Wirbel durch ei nen Einschnitt aufgefangen wird, und ihre Schwingung durch das Bestreichen des Sta bes erhält. Der vertical laufenden Saite wer, den dadurch nicht nur die entzückendsten Töne entlockt, sondern jeder Tön kann, wie bei ei« nep» Bogen-Instrument, ausgehalten, und sowohl