Volltext Seite (XML)
Ms- M Alizeigebllltt Nhsnnemeri viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. llrlkgr.-A-ressr: Amtsblatt. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock Erscheint wöchentlich drei Mal und zwa, DienSrag, Donnerstag u. Sonn- abend. Inserlionspreis: d-r kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher lir. 219. M 1S4 . 55. Jayrgaag. - Doilncrstag, scn 31. Dezember Ocsfentliche Sttzmg des Bezirksausschusses findet Jrettag, den 15. Januar 1»«» von vormittags '/-IS Uhr an im Sitzungs zimmer des Hotels Ratskeller zu Schwarzenberg statt Königliche Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, den 28. Dezember 1908. Giroverkehr betreffend. Mit dem 2. Januar 1909 beginnt der Giroverkehr des Verbandes sächsischer Gemeinden. Für die Stadt Eibenstock besorgt die Girogeschäfte unsere Sparkasse, welche nähere Auskunft gern erteilt. Zur Eröffnung eines Girokontos ist eine Stammeinlage von 10 Mark nötig, die als sogenannter eiserner Bestand solange anzusehen ist, als das Konto besteht. Eine Verzinsung der Girogelder ist damit vorläufig nicht verbunden. In der ersten Hälfte des Januar 1909 findet ein besonderer Vortrag zur Aufklärung über die Einrichtung des Giroverkehrs statt. Schon heute aber werden Interessenten gebeten, ihre Anmeldung zur Teilnahme am Giroverkehr in der Expedition unserer Sparkasse bewirken zu wollen. Eibenstock, am 28. Dezember 1908. Der Stadtrat. H«ffe. Krch. Land- und Landcskulturrcntcu, sowie Wastcrzins bctr. Der am 31. Dezember 1808 fällig werdende 4. Land- und Larrdestultnrrenten» sowie 4. WafferziuStermiu auf das Jahr 1008 sind bei Vermeidung der zwangs weisen Beitreibung bis spätesten» zum 3. bez. 15. Januar 1909 an die Stadt steuereinnahme hier zu bezahlen. Gleichzeitig wird nochmals an die Bezahlung des 4. Termins Stadtanlagen aus das Jahr 1908 erinnert. Eibenstock, den 29. Dezember 1908. Der Stadtrat. , Heffe. Bg. Den Ratshilfsexpedienten und verpflichteten Protokollanten Kerrn sodann LLodarä LenuLLLn und „ Lrust ölüller hier ist der Titel „Ratscxpedtent" verliehen worden. Stadtrat Eibenstock, den 29. Dezember 1908. Heffe. M— AnmcldUMU sür die Ostcrausnahme in Klassen des Königl. Realgymnasiums zu Annaberg werden möglichst bis Ende Januar erbeten. Hierbei sind vorzulegen GevurtS- und Impfschein und letzte» Schul zeugnis. Von den nach Sexta Auszunehmenden wird Geläufigkeit im Schreiben und Lesen lateinischer Schrift gefordert. — Die Aufnahmeprüfung findet Montag, 19. April, von früh 8 Uhr an statt. — Sprechstunde des Rektors: in den Wochentagen von 12 bis '/I Uhr. in Reggio diesmal größer ist als bei allen vorange gangenen Erdbeben. Während das Seebeben einen großen Teil der Hafenanlagen und Hunderte von Fi scherbarken vernichtete, warf das Erdbeben die Häuser um, die bei den Erschütterungen im vergangenen Jahre schon schwer gelitten hatten. Da alle telephonischen und telegraphischen Verbindungen unterbrochen sind, stockt vorläufig der Nachrichtendienst. Inzwischen sind in Pizzo und Santa Venere die ersten Flüchtlinge aus Reggio angekommen. In Catanzaro wurde um Mitter nacht ein neuer, starker Erdstoß verspürt. Aus Rom gingen sofort ein Pionier- und zwei Infanterie-Regi menter, sowie ein Regiment Carabinieri, im ganzen 6000 Mann, nach Messina ab. Der Präfekt von Messi na, Trinchcri, depeschierte gestern seinem in Turin wohnhaften Sohne, daß das Unglück ein grenzenloses sei. Was nicht die Natur zerstörte, begannen Hyänen der Menschheit zu plündern und zu verwüsten. Die aus den Kerkern entwichenen Sträflinge rotteten sich niit dem internationalen Mob zusammen und begannen einen Raubzug durch die Stadt. Die Bürger alliierten sich sofort zu einer Schutzwehr und gaben scharfe Schüsse ab, die mehrere Plünderer, leider aber auch schuldlose Personen, verletzten oder töteten. Keine 'Familie blieb von dem tragischen Unglück verschont. Eines der ersten agnoszierten Opfer ist der bekannte General Costa, der unter dem Schutt seines schönen, auf dem Hafenkai gelegenen Hauses getötet wurde. Rom, 29. Dezember. Der König hat für die Opfer des Erdbebens 200000 Lire gespendet. Die Festlichkeiten, welche am Hofe aus Anlaß des Jahreswechsels in Aussicht genommen waren, sind ab gesagt worden. Rom, 29. Dezember. Die Zahl der Toten in Kalabrien wird auf 30000 geschätzt. Nach einer Meldung der „Tribuna" sollenin Sizilien 75 000 Menschen um gekommen sein. Von 100 P o st - beamten in Menna sind nur vier am Leben ge blieben. Berlin, 29. Dezember. Die im Mittelmeer befindlichen beiden deutschen Schulschiffe erhiel ten Befehl, sofort mit warmen Decken und Lebensmit teln nach Messina abzugehcn. Tages^esrftichte. Deutschland. Der Kaiser empfing am Dienstag den Kapitän zur See Starke. An den be freundeten und verbündeten König Viktor Emanuel von Italien sandte der Monarch ein herzliches Beileids- Telegramm aus Anlaß des Erdbebens auf Sizilien und in Kalabrien. - Zur Neujahrs-Gratula tion am 1. Januar kommt die Kaiserliche Familie nach Berlin. Der Feier des 50. Geburtstages des Kaisers am 27. Januar werden die meisten deutschen Bundesfürsten beiwohnen. Dem Bundesrat geht in den nächsten Tagen eine neue Justiznovelle zu, um bei kleineren Dieb stählen, unbedeutenden Hausfriedensbruch und nicht zweifelsfreier Erpressung dem Strafrichter größere Freiheit zu geben bei der Strafbemessung milder zu Sttvestergedanken. Der letzte Tag des Jahres neigt sich grüßend zu uns hernieder; ein müder Wandersmann, der zur Ruhe geht, nimmt das alte Jahr von uns Abschied, und aus seiner morschen Hülle steigt ein neues zu uns herauf. Die Silvesterglocken tönen mit ehernem Klange über das Land dahin und rufen dem neuen Jahre den Willkom men zu. In dieser ernsten Stunde, da das Alte das Neue ge bären soll, hält der Blick des armen Staubgeborenen eine Weile still; denn der letzte Tag des Jahres übt auf die Menschen eine seltsame Macht aus, der sich so leicht keiner entziehen kann. Da hält selbst der Kühlste und Nüchternste Rückschau auf die vergangenen Tage und überblickt prüfend die durchmessene Bahn; Freud und Leid, Genugtuung und Sorge ziehen noch einmal am geistigen Auge vorüber. Mancher teure Angehörige und mancher lieber Freund und Kamerad, der Schulter an Schulter mit uns die Schwelle des Jahres über schritten, wurde im Verlaufe dieses Jahres von unserer Seite gerissen und ruht nun auf dem stillen Friedhöfe, entrückt den Kämpfen und Sorgen dieses Lebens und dem Wechsel der Zeiten. Doch nicht nur uns teure Menschen, sondern auch manche verlockenden, viel ver sprechenden Hoffnungen und Pläne haben die meisten unter uns zu Grabe tragen müssen. Ihnen allen weihen wir am Jahresschluß ein stilles, wehmütiges Gedenken. Aber nicht nur der schmerzlichen Verluste und ver mehr oder weniger herben Prüfungen, auch der verschie denen freudigen Ereignisse in Familie und Wirkungs kreis, aller frohen Stunden des scheidenden Jahres wol len wir am Silvester mit Dank gegen Gott gedenken, damit wir im Vertrauen auf seine weitere Durchhilfe mit ungebrochenem Mute und zuversichtlicher Hoffnung in das neue Jahr eintreten können. Und seltsam! Ob wohl wir wissen, daß Blühen und Welken, Hoffnung und Furcht, Geborenwlerden und Sterben von einem Jahre wie vom andern gebracht werden, obwohl kein Zweifel darüber besteht, daß der eherne Schritt der Zeit gleichmäßig wuchtig und unbekümmert über Men- fchenlust und Menschenleid dahinschreitet, sehen wir dennoch dem jungen Jahre mit gehobener Seele und leuchtenden Blicken entgegen; denn Di« Jahr« fliehn. vergeblich kämpfet Der Mensch den Kamps mit dem Geschick, De- Leben- Iugendiräume sterben. Doch nie der HoffnungStraum vom Glück. Ja, „Hoffnung bleibt mit dem Leben vermählt, die schmeichelnde Göttin", und so tragen auch die Silvester glocken, die den Anfang des neuen Jahres verkünden, neues Hoffen in jedes Menschenherz. Die Hoffnung läßt es Schmerz und Leid ertragen, die Hoffnung gibt ihm Mut und Kraft zu weiterem Kämpfen und Streben, und noch am Grabe pflanzt es die Hoffnung auf, ent gegenharrend einer besseren Zukunft. Ist die Hoff nung auch oft nur eine Selbsttäuschung, auch diese kann glücklich machen, wenn auch nur für einen Augenblick, der aber entschädigen kann für manche kummervollen Stunden, und die erbarmende Trösterin, die Zeit, bringt Linderung des Schmerzes, neue Kraft und neuen Mut als Vorbedingung zu neuem Glück. Denen aber, die mit ihrem Schicksal hadern, denen unnennbares Weh die Brust durchzittern macht, ihnen gilt des Dichters Wunsch: Doch wo heute eine Träne zitternd sich in- Auge drängt Und ein unbesiegter Kummer schmerzlich eine Brust beengt; Wo man unter bangen Seufzern zweifelt an de- Leben- Glück Da kehr' mit dem neuen Jrhre süßer Trost in- Herz zurück I Und so wollen wir hoffnungsfroh die Schwelle des neuen Jahres überschreiten. Doppelt wollen wir der Zukunft zahlen, was wir der Vergangenheit etwa schul dig geblieben sind. Die kommende Zeit fordert ein starkes, tatkräftiges Geschlecht. Was das neue Jahr bringen wird, das ruht im Schoße der Vorsehung. Die Wünsche aber, die an der Pforte des neuen Zeitabschnit tes für unser deutsches Vaterland aus allen Gauen zum Himmel steigen, fassen sich in dem einen Satze zusam men: Möge im neuen Jahre und in allen kommenden Zeiten ein einiges, starkes deutsches Volk hinter seinem Kaiser stehen, ein Volk, das auch über dem Streite der Parteien niemals die gemeinsamen großen Ziele, nie mals die gewaltigen Aufgaben vergißt, die ihm die Geschichte gestellt hat! Jas Weöen im Süden. Schreckliches Unheil hat Italien betroffen. Eine Katastrophe, die an Umfang vielleicht noch die Zerstörung der kalifornischen Metropole übertrifft, hat Kalabrien und Sizilien heimgesucht. In tiefem Mit gefühl wendet sich Deutschland dem schwergeprüften italienischen Volke zu. Wieder haben sich vulkanische und neptunische Kräf te vereint, um auf einem der schönsten Gebiete der Erde Menschenleben und Menschenbesitztnm in grauenhaftem Umfange zu zerstören. Erdbeben, Meerbeben, Feuer haben zu beiden Seiten der Scylla und der Charybdis am Montag ihr verhängnisvolles Werk verrichtet. Aus Rom wird über das Erdbeben berichtet: Der e r ste Erdstoß in Messina war von furcht barer Heftigkeit. In kurzen Intervallen folgten wie der starke Erdstöße. Todesangst bemächtigte sich der Bewohner. Der am Meer gelegene Teil der Stadt er litt den größten Schaden. Die schönsten Paläste und Kirchenstürztenzusammen und unbeschreib lich war der Jammer, der sich sofort erhob. Hunderte von Menschen fanden ihr Grab im Schutt. Die stürzenden Bauwerke begruben jeden, der nicht schnell genug war, die offene Straße zu erreichen. Von pani schem Entsetzen ergriffen, flüchtete alles durcheinander, und der Schrecken herrschte überall. Ein Chor von tausend und aber tausend Stimmen schrie in Gebeten u. Verwünschungen zum Himmel. Wieviel sind tot. Wie viel verletzt? Wer vermag es schon heute zu sagen? Die letzten Radiotelegramme nennen Tausende von Toten. Unter ungeheurem Krachen war der Gaso meter explodiert und hatte die Stadt in Brand gesteckt. Ein starker Sturm nährte die Flammen. Ent schlossene Männer rafften sich rasch zur Hilfeleistung auf und bildeten fliegende Ambulanzen. Der Umfang der Katastrophe ist heute noch gar nicht abzujehen. Sicher ist nur, daß das größte Unglück sich zwischen Messina und Reggio ereignete, und daß das Unglück