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KiMmsterAMM Das Wilsdruffer Tageblatt euthSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats z» Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe«. W für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «siet-opreir: dir Sgespattese Rsumrrlle M Gol-pfemri-, die 2-espaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfenuig. di« S-espalteneSkklame-eke i» textlichen Teile 100 Goldpfermig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Vor- grschriedeneErscheinungs- . ar—L rr tage und Platzvorschristr« werden «ach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. An-eigeu- armahme bis vorur. 10 Uhr — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigenübernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBettag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Zs - Jationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W» .ooil.kvyk« r«,«kl««» erschri» Ul,Nch »chm. » Uhr Nk »« D»» »qu^prrl», Bei LbhoüMl« Ul k» „d »e» id»»«aI>««t«Le« : Md. t» Mmmt, d«t Asst«»«-, durch dtr G^r» I,« Md^ dei Postbcstell«»« Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend > «rschLftrstcll-« «ehnien ,u jeder Yeit »r. entgehn. Im Fall« hllherce Dewalt, «eie« oder sonstwer Betrieb«ftSn>n,en besteht dein Anspruch <mj Lieferung »«<Z ei tun, oder USrruag de» Bezugspreise». — Nücksendung «ingesondter Schriftstück« erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr.156 — 84 Jahrgang Telegr Add .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 8. Juli 1925 Kolonialkrieg. Tausende von Deutschen können sich einen Begriff von dem machen, was sich jetzt in Marokko bei den Kämpfen zwischen den Rifkabylen und den Franzosen abspielt. Nicht nur jene Tausende von Deutschen, die jetzt in der franzö sischen und der spanischen Fremdenlegion als vater landslos gewordene Landsknechte ihr Blut für Frankreich und Spanien vergießen, sondern auch jene Tausende von Deutschen, die im Weltkrieg in Palästina und Noxdarabien, in Mesopotamien und Persien gekämpft haben. Was in Marokko der religiöse Fanatismus, der Haß gegen die Mumi", die Europäer, veranlaßte, das be sorgte in jenen asiatischen Gegenden das englische Gold. Ungeheuer war die Belastung, die der Schutz der Etappe gegen räuberische Überfälle der Araber erforderte. Bei spielsweise war die Besetzung der quer durch Arabien von Damaskus uach Medina führenden Hedschasbahn weit stärker als die Kampfstärke der gesamten türkischen Front gegen die Engländer in Palästina. Ungeheuer waren die Munitionsvorräte, die an den Stationen dieser Bahn auf gehäuft waren, und doch gelang häufig ein Überfall von Araberhorden auf derartige Stationen; fein säuberlich legten sie dann die erstochenen türkischen Soldaten, denen man wie geschlachteten Hammeln die Hälse durchschnitten hatte, nebeneinander auf den Bahn damm. Kaum einen Schritt hinaus tun konnte man über die stark befestigten Stationen und wenn eine Straf expedition erfolgte, dann stieß sie in dem wilddurchrissenen Bergland ins Leere. Und nun kommt über die F r a n z o s e n auch noch der gefährlichste Feind, den der Europäer iu diesen Gegenden hat: die Sommerhitze. Gewiß sind die Fremden legionäre allmählich etwas an diesen Feind, die Sonne, gewöhnt, gewiß braucht der Franzose auf die Verluste, die bei Vi sen Truppenkörpern eintreren, nicht die geringste Rücksicht zu nehmen, aber schon sind ja von Frankreich her Truppenteile nach Marokko hinübergeführt worden, die diese Gewöhnung nicht besitzen und auf deren Verlust- zifser man sehr große Rücksicht nehmen muß, weil es sich dabei um französische Landeskinder handelt. Außerdem werden sie wohl nicht gerade mit großer Freude und Be geisterung den Abmarsch nach Marokko angetreten haben, was von kommunistischer Seite rücksichtslos propagan distisch ausgenützt worden ist. Sie gehen hinein in den Kampf in der heißesten Jahreszeit, in einem Gelände, in dem die nackten Berge nicht durch Bäume oder Sträucher schattcnspendend verschönt werden. Sie liegen dort wie vor sieben Jahren die deutschen Soldaten auf dem harten Felsboden Judäas, obendrein noch ausgeliefert den kugeln eines unheimlich sicher treffenden, erbarmungs losen Gegners. Und von oben strahlt die noch erbarmungs losere Sonne herab, in kochender Glut . . . Furchtbar ist ein Kolonialkrieg unter solch einer Sonne, in solchem Gelände, gegen einen solchen Feind. * * * In Frankreich selbst ist man schon sehr, sehr un ruhig. Ein besonderer parlamentarischer Untersuchungs ausschuß hat die Verhältnisse in Marokko geprüft, natürlich nur, um das Volk zu beruhigen; denn an dem Willen des Parlaments, diesen Krieg in Marokko — koste es, was es wolle — zu einem Ende zu führen, das Frankreich zum mindesten einen nicht unehrenhaften Ausgang des Kampfes bringt, ist nicht zu zweifeln. Der seit Dezennien in Nord afrika kämpfende General Liauteh ist allerdings geopfert worden; er wird nur noch das Amt eines Zivilgouver- ncurs behalten, während der General Targe das mili tärische Oberkommando in Marokko erhalten wird. Die neuesten Mitteilungen von dem Kriegsschauplatz sind für Frankreich katastrophal. Denn aus diesen natürlich sorgfältig gesiebten Nachrichten geht zweifellos hervor, daß der Vorstoß Abd-el-Krims zu großen Erfolgen der Rifkabylen geführt haben muß, da selbst der französische amtliche Nachrichtendienst den Abfall einer ganzen Reihe von Stämmen mitteilt, die bisher auf feiten der Franzosen standen, nun aber durch die Erfolge Abd- el-Krims zum Abfall gezwungen sind. Den Schrei nach einer französischen Gegenoffensive aber wird die — Sonne ersticken. Fez selbst, die eigentliche Hauptstadt Marokkos, die ja längst von den Franzosen besetzt ist, scheint bedroht. Und überall berennen die Araberhorden die Etappen- straßcn. Marokkanische Truppenteile haben die fran zösische Front durchbrochen und tragen den Krieg in den Rücken der Franzosen. Neue Rüstungen, neue Kreditforderungen in Frank reich sind die Folgen. Damit wirkt sich die Marokkokrise auch auf die französische Innenpolitik aus. Schon ein mal haben die französischen Sozialisten die für Marokko geforderten Kredite abgelehnt. War damals in dieser Partei, die zum Linkskartell Painlevos gehörte, der Kampf um die Kredite noch ziemlich erbittert, so ist jetzt sofort gemeldet worden, daß die Sozialisten die Kredite ab lehnen werden. Painlevö muß sich also die Unterstützung von der Rechten holen, wie das auch bei der vorigen Kreditforderung geschah. Schon damals sprach man in folgedessen von einer Kabinettskrise. Die Rechte wird ihm ja die Kredite bewilligen, aber ob sie das ohne Gegen leistung tut, ist mehr als zweifelhaft. In dieser außen politisch wichtigen Frage ist also die Regierungs- Der ttabvlenümeWrued in Marokko. Sie französische Front wankt. Paris, 6. Juli. Die alarmierenden Nachrichten, die aus Marokko hier cingetrofsen sind und von einem neuen Durch bruch der Rifkabylen, von dem Abfall einiger bishei Frankreich treuer Stämme und einer Bedrohung vor Fez sprechen, haben in der französischen Öffentlichkeit dir größte Erregung hervorgerufen. Die französische Negierung hat sich infolgedessen genötigt gesehen, die Er regung durch Erklärungen zu beschwichtigen. Das Land wird in dieser offiziösen Note aufgefordert, sich durch die in einem Kolonialkrieg unvermeidlichen Rückschläge nicht beunruhigen zu lassen. Man dürfe nicht vergessen, daß die gegenwärtigen militärischen Operationen in Marokko auf Schwierigkeiten stießen, die sich sehr erheblich von denen der früheren Operationen in diesem Lande und auch von denen eines europäischen Krieges unterscheiden. Der Gegner sei weit besser bewaffnet als vor zehn Jahren, und seine Angriffe verteilten sich über eine sehr ausge dehnte Front, wobei er sehr geschickt das Gelände und die modcruen Kampfmittel benutze. Gleichzeitig erfolgt die feierliche Feststellung, daß Fez gesichert sei. Diese offiziöse Erklärung bestätigt also die mißliche Lage der Franzosen vollends und wird als Beruhigungs- Pille nur unvollkommen wirken. Zu gleicher Zeit werden von französischer Seite Berichte verbreitet, die von einer französischen Gegenoffensive zu melden wissen, die bereits erfolgreich eingesetzt habe und vor der die vorgedrungenen Marokkaner zu Weichen begännen. Stockung der Marokko-Konferenz. Die Madrider Marokkokonferenz ist gegenwärtig auf einen toten Punkt angelangt. Es sollen zwischen Spaniern und Franzosen Meinungsverschiedenheiten über die Be dingungen bestehen, unter denen man mit Abd-el-Krim Frieden schließen könne. Man würde Abd-el-Krim und der Nifbevölkerung volle wirtschaftliche und administrative Autonomie zusichern, allerdings unter nomineller Ober hoheit des Sultans. Die Grenze würde sich auf der fran zösischen Seite längs des Uerghaflusses hinziehen. Man würde von Abd-el-Krim, allerdings nur der Form halber meyryett, aus die sich PainlevS stützt, praktisch g e - sprengt, was sich innerpolitisch auswachfen kann. Kolonialkriege haben nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland, z. B. im Jahre 1006, zu Kabinetts krisen geführt. Frankreichs Kriegsschulden. Regelung „in den Grenzen des Möglichen". Aus Anlaß des amerikanischen Unabhängigkeitsfestes gab die amerikanische Handelskammer in Paris einen Ball, an dem außer dem amerikanischen Botschafter auch der augenblicklich in Paris weilende Sollicitor General Back und Ministerpräsident PainlevS teilnahmen. Painlevö ergriff bei dieser Gelegenheit das Wort zu einer Rede, in der er auch zu der Schuldenfrage Stellung nahm. Er erklärte, Frankreich verlange vom amerika nischen Volke, daß die Grenzen des Möglichen festgesetzt würden, und zwar mit dem Wirklichkeitssinn, der dem amerikanischen Volke eigen sei. Zu gleicher Zeit ungefähr überreichte der franzö sische Botschafter in London dem Außenmini sterium eine Note, die die Antwort auf die kürzlich erfolgte englische „Erinnerung" in der Schuldenfrage darstellt. Die Note soll so gehalten sein, daß sie den Weg zu einer baldigen Wiederaufnahme der Verhandlungen zu einer endgültigen Schuldenregelung an bahnt. Frankreich soll, wie es heißt, die Versicherung ab gegeben haben, daß es noch nicht von der von Clcmentel aufgenommenen Politik abgekommen sei, und daß es selbst eine baldige Regelung der Angelegenheit wünsche. Die deutsche Antwortnote. EnglischeProphezeiungen. Der Berliner Korrespondent des „Daily Telegraph' berichtet, er habe von zuständiger autoritativer Seite er fahren, daß die deutsche Antwort aus die französische Nob zum Sicherheitspakt den Wunsch der deutschen Negierunj ausdrücken werde, die Verhandlungen fortzu setzen und zu einem Übereinkommen zu gelangen Dieser Wunsch werde in der deutschen Note klar zum Aus druck gebracht werden, und man werde dabei an den letzte« Teil der französischen Note anknüpfen, in dem es heißt daß Briand sich freuen würde, eine Antwort zu erhalten die es erlaubt, „Verhandlungen mit dem Zwecke zu er öffnen, ein Übereinkommen abzuschließen, das eine neu und wirksame Friedensaarantie bedeuten würde." sie Abtretung einiger Wassen fordern, keineswegs jedoch sein gesamtes Kriegsmaterial. Spanisches Ersuchen an England. Die spanische Negierung hat in London und Paris um Erlaubnis gebeten, in Tanger Truppen zu landen. Während Frankreich diese Erlaubnis wahrscheinlich be dingungslos erteilen wird, hat man von englischer Seite im Hinblick aus die Lage von Gibraltar Bedenke,» dagegen, den internationalen Charakter von Tanger durch eine stärkere spanische Garnison gefährden zu lassen. Wenn sie Erlaubnis erteilt werden sollte, dürfte sie nur für einen engbegrenzten Truppenkontingent und für eine kurze Frist erteilt werden. " Erwägungen des englischen Kabinetts über die Sicherheitssrage. London, 7. Juli. Obwohl gegenwärtig keine interalli ierten Verhandlungen über die Sicherheitssrage stattfinden, wer den die verschiedenen technischen Punkte, die sich aus dem Weiß buch und der Debatte im Unterhaus ergeben haben, vom Ka binett eingehend geprüft. Insbesondere wir- die Frage erörtert, ob die Regierung aus die Teilnahme an Arbitrageverträgen ver zichten könne. Die Entscheidung gestaltet sich durch die Haltung der Dominien sehr schwierig. Es sei möglich, schreibt der diplo matische Korrespondent des „Daily Telegraph", daß Großbri tannien ohne Teilnahme der Dominien Abkommen dieser Art mit Ländern wie Schweden und der Schweiz abschließe. Be deutend schwieriger sei es aber, solche Verträge ohne Zustimmung der Dominien mit Frankreich und Deutschland abzuschließen. Auf der anderen Seite werde die Meinung vertreten, daß Groß britannien, falls es sich von Arbitrageverjrägen mit anderen Mächten völlig fern hielte, nicht nur an Autorität einbüße, son dern auch den Schuh schwäche, den es als der hauptsächlichste Garant der französisch-deutschen und belgisch-deutschen Arbitrage verträge notwendigerweise besitzen müsse. Die englisch-russische Verstimmung Paris, 7. Juli. Nach einer Meldung aus Moskau ist der sowjetrussische Gesandte in Peking angewiesen worden, den englischen Untertanen die Pässe nach Sibirien zu verweigern. Was oie Lwicosverrrage m»» Polen und de Tschechoslowakei angeht, werde die deutsche Nob darauf Hinweisen, daß das ursprüngliche deutsche Angeba davon ausging, daß Deutschland nicht Mitglied des Völker bundes sei. Die Nöte werde sodann erklären, daß, inden Deutschland Mitglied des Völkerbundes werde, wie die« insbesondere Frankreich wünsche, seine Beziehungen zu de, östlichen Nachbarn vollkommen andere und durch di> Völkcrbundssatzung geregelt werden würden. Hieran- würde folgen, daß Deutschlands Eintritt in den Völker bund Schiedsverträge mit Polen und der Tschechoslowake unmöglich machen würde. Indem die Note diese Wendung nehme, werde sie mch ans das ursprüngliche deutsche Angebot zurückkommen sondern werde vor allen Dickgen eine Entwicklung zu vev meiden suchen, die zu einem Durchmarsch französische, Truppen durch deutsches Gebiet führen könnte. Die Note werde dann noch auf die Unvereinbarkeit der Aus- führungen Chamberlains im Unterhause mit der Briand- schen Mitteilung Hinweisen. Die chinesische Krise. Gefährliche amerikanische Zugeständnisse. Wie aus Schanghai gemeldet wird, sind noch keine Anzeichen für eine baldige Beilegung des Streiks vorhanden, da die chinesische Handelskammer wiederum 500 000 Dollar den Streikenden überwiesen hat. Diese Summen gehen aus dem Auslande für die Streikenden ein. Die ausländischen Geschäftsleute bezeichnen diese Aktion der Handelskammer als einen Versuch, den Streik zu verlängern. Der neue amerikanische Gesandte in China Murray, der in Schanghai eingetroffcn ist, hat erklärt, er sehe keine Möglichkeit für Amerika, von seiner traditionellen Politik der offenen Tür und der territorialen Integri tät Chinas, die den Schutz von amerikanischen» Leben und Eigentum gewährleiste, abzugehen. Obwohl nun eine amtliche Mitteilung aus Washington über eine chinesische Konferenz noch nicht vorliegt, hält man in London die gegenwärtigen Erörterungen über die Minderung der exterritorialen Rechte für Ausländer in China für in hohem Grade gefährlich. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt, ist man auch in japanischen Regie rungskreisen gegen eine dertrtige Konferenz. Der Korrespondent weist darauf hin, daß es hauptsächlich die amerikanischen Missionare in China gewesen seien, die ihre Regierung zu Zugeständnissen gegenüber dem chinestschen Chauvinsmus veranlaßt hätten.