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ThamM, Uchn, Menlehn und die Umgegenden. Imlsblull für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 39 Donnerstag, de« 1. April 1897. Verbot. An dem am Weise'schen Grundstücke vorüberführenden Feldwege ist in letzter Zeit allerhand und zur gebracht worden. Da dies sogar zu Verkehrsstörungen auf dem bezeichneten Feldwege geführt hat, wird die von irgend welcher Art auf diesem Wege oder in dessen Nähe hiermit bei « von s für jeden Zuwiderhandlungsfall verboten. Wilsdruff, 31. März 1897. Der Stadtrat h. Bursian, Bgmstr. legten in erhebenster Weise auf's Neue Zeugniß von den dankbaren Gefühlen des deutschen Volkes gegenüber dem Altreichskanzler ab. Leider läßt das Befinden das Fürsten zu seinem diesjährigen Geburtstage etwas zu wünschen übrig. Er hatte sich kürzlich einen heftigen Influenza-Anfall zuge zogen, dessen Nachwehen wohl noch nicht gänzlich wieder beseitigt sind, doch kann jetzt der Fürst wieder ohne fremde Hilfe nu Zimmer umhergehen; nur wird er noch von seinen alten Gesichtsschmerzen stark geplagt. Er wird sich daher zu seinem diesjährigen Geburtsfeste Schonnng auferlegen müssen, doch ist seine Stimmung dem Vernehmen nach eine vortreffliche, wie er denn überhaupt mit ungebrochener er staunlicher geistiger Spannkraft in den neuen Lebensab schnitt eintritt. In allen treuen deutschen Herzen aber glüht zum ersten April der Wunsch, daß die göttliche Vor sehung den greisen Recken im Sachsenwalde dem deutschen Volke noch lange erhalten möge, damit er auch fernerhin noch seines Amtes als der getreue Eckardt des Vaterlandes walten könne — in diesem Wünschen und Hoffen begrüßen alle guten Deutschen freudigst den ersten Kanzler des Reiches zu seinem 82. Geburtsfeste! ZUM 82. Geburtstage des Fürsten Bismarck. Noch klingen im deutschen Volkesherzen leise die Jubel akkorde der hundertjährigen Gedenkfeier für den unver geßlichen „Kaiser Weißbart" nach, und schon ist mit dem ersten April wiederum ein Tag gekommen, der ebenfalls in Millionen deutschen Herzen seinen freudigen Wiederhall findet. Denn am bevorstehenden Donnersiag vollendet Fürst Bismarck das 82. Jahr seines unvergleichlich thaten- und erfolgreichen Lebens, erneut aber wendet sich aus solchem Anlasse der Blick aller Vaterländsfrenndc dem Einen zu, der übrig geblieben ans herrlichen Tagen, ihm, dem die göttliche Gnade, wie schon dem Heimgegangenen ersten Kaiser, ein Leben geschenkt hat weit über die vom Psalmisten verkündete Grenze hinaus. Und um so feuriger flammt am diesjährigen ersten April die Erinnerung an das, was das deutsche Volk, was das deutsche Vaterland dem greisen Einsiedler im Sachsenwald verdankt, auf, als ja noch immer tue Jubelfeier des 22. März im nationalen Empfinden unseres Volkes nachzittcrt. Der erste Kaiser und der erste Kanzler des Reiches, sie gehören unzertrenn lich zu einander und in diesem Bewußtsein ist schon bei der Feier des 22. März unzählige Male nicht nur das Gedenken des kaiserlichen Bauherrn des stolzen deutschen Reiches, sondern zugleich auch sein noch unter uns weilender großer Baumeister gefeiert worden. Um so bewegter ge denkt nun zum 82. Geburtsfeste des Altreichskanzlers jeder patriotische Deutsche der strahlenden unvergänglichen Ver dienste des greisen Herrn uni die politische und nationale Wiedergeburt des deutschen Volkes, um die festgefügte Ein heit des Vaterlandes, um die Errichtung des glanzvollen neuen Kaiserreiches. Fürst Bismarck ist und bleibt der eigentliche Schöpfer des Reiches und der heutigen Macht stellung Deutschlands, das ist eine längst feststehende un bestrittene Wahrheit, die ja auch die Neider uud Feinde des Fürsten, wenn auch widerwillig anerkennen müssen. Er war es, der in jahrelangem Ringen mit allerhand Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten den Weg zur deutschen Einheit bahnte, und der dann, als die ent scheidenden Wendepunkte in den Geschicken Deutschlands gekommen waren, entschlossen mit „Blut und Eisen" das verwirklichte, was seit Langem das Träumen und Sehnen aller Deutschen bildete. Aber das große und schöne Ver dienst des Heimgegangenen ersten Kaisers bleibt es, für richtig erkannt zu haben, was sein treuer erster Berather zum Helle und Ruhme des deutschen Volkes und des deutschen Vaterlandes plante, und mit festem, männlichem Entschlusse führte dann der erlauchte Monarch die genialen Rathschläge Bismarcks aus. Bei den bekannten innigen und vertraulichen persön lichen Beziehungen, welche zwischen dem hochseligen Kaiser und seinem Kanzler bestanden, mußte es unter den zahllosen Verehrern des Fürsten Bismarck lebhaftes Bedauern er regen, daß er aus Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand genöthigt war, der Kaiser-Wilhelm-Feier in Berlin fern zubleiben. In dieses Bedauern hat sich zugleich allseitig Befremden darüber gemischt, daß bei den offiziellen Fest lichkeiten am Berliner Hofe anläßlich der Hundertjahrfeier der Name des großen Staatsmannes, ohne welchen es doch kein deutsches Kaiserreich gegeben haben würde, nicht mit erwähnt worden ist, dem Gedenken an den verewigten Heldenkaiser hätte es sicherlich nicht den geringsten Abbruch gethan, wenn an den berufenen Stellen zugleich auch des Wirkens seines ersten Paladins gedacht worden wäre. Dafür hat man im Volke selber diese bedauerliche Unter- laffunbssünde wieder gut gemacht, zu ungezählten Malen ist bei den Jubelfeierlichkeiten des 22. März in allen Gauen des Reiches in engeren wie weiteren Kreisen auch der Name des Fürsten Bismarck preisend genannt worden, und die mehr als 1400 Glückwunsch- und Begrüßungs telegramme, welche dem Schloßherru von Friedrichsruh im Hinblick aus die Kaiser-Wilhelm-Feier zugcgangen sind, Tagesgeschichte. Berlin. Wie die „Staatsb.-Ztg." mittheilt, hat der Kaiser das Entlassungsgesuch des Staatssekretärs Holl- m ann nunmehr unter der Versicherung seines unerschütterten Vertrauens und unter Worten wärmster Anerkennung ab gelehnt. Friedrichsruh, 30. März. Obwohl das Befinden des Fürsten Bismarck nunmehr wieder ganz zufrieden stellend ist, bedarf derselbe dennoch aus Rücksicht auf fein Alter sehr der Schonung, und müssen alle Aufregungen vermieden werden. Es werden die für den 1. April zu erwartenden Gratulanten gebeten, ihre Glückwünsche nicht persönlich, sondern schriftlich abzustatten. Erwartet werden Graf Herbert und Graf Wilhelm Bismarck mit ihren Familien. Professor Schweninger befindet sich ebenfalls hier und bleibt voranssichtlich bis zum 3. April. Zur Handwerkervorlage liegen heute verschiedene Kundgebungen vor. In einer einstimmig angenommenen Resulution erklärt die Generalversammlung der konservativen Vereinigung für den Regierungsbezirk Wiesbaden, sie könne in dem abgeänderten Gesetzentwurf eine Lösung der brennenden Handwerkerfrage nicht erblicken und erwarte von den konservativen Reichstagsabgeordneten, daß die selben bei der bevorstehenden Berathung des Gesetzentwurfs mit aller Kraft dahin wirken, daß 1. der Entwurf dahin abgeändert werde, daß alle Handwerker verpflichtet werden, den zu bildenden Innungen ihres Gewerbes beizutreten; 2. die Abänderungsvorschläge der Berliner Handwerker konferenz zum Ausdruck kommen, und 3. statt des Anstoß erregenden Ausdruckes „Zwangsinnungen" das Wort „Pflichtiunungen" gewählt werde. — Dagegen druckt die von dem Führer der badischen Konservativen geleitete „Badische Landpost" den Aufsatz des Herr» Reichstags- abgeordnelen Jakobskötter ab und erklärt in längeren eigenen Ausführungen ihre Zustimmung zu demselben und fordert die konservative Fraktion auf, diesen ersten Schritt zur sozialen und beruflichen Korporation der Handwerker, dem noch andere folgen müssen, mitzuthun. Der Umstand, daß die aus Anlaß der Hundertjahr feier bisher bekannt gewordenen Begnadigungen in Preußen mit einer Ausnahme Duellanten zugute gekommen sind, hat dort allgemein Aufsehen erregt. Vielfach werden Zweifel daran laut, ob die Kabinetsordre gegen die Zwei kämpfe Wirkungen haben könne, wenn man solche Milde gegenüber denen walten läßt, die gegen das Gesetz und die Kabinetsordre verstoßen. Das Aufsehen, das diese Be gnadigungen erregen, ist um so größer, als es sich zum Theil uni solche Fälle handelt, welche die einstimmige Er- klärung des Reichstags gegen das Zweikampfunwesen ver anlaßt haben. Mehrfach war auch erwartet worden, daß eine Amnestie für die wegen Majestätsbeleidigung Verur- theilten eintreten werde; daß dies, wie Manche vermuthen, noch nachträglich geschehen werde, ist kaum anzunehmen. So schreibt z. B. der nationalliberale „Hann. Kurier": „Von den Begnadigungen, die anläßlich der Nationalfeier am 22. März ergangen sind, werden leider fast nur solche bekannt, die sich auf Duellstrasen beziehen, ein Umstand, der nach der einstimmigen Verurtheilung des Duellun wesens durch den Reichstag und den Anlauf zu einer Besserung der Verhältnisse durch die Kabinetsordre vom 1. Januar 1897 doppelt peinlich berühren muß. Die Etatsberathungen im Abgeordnetenhause werden dem Justiz minister voraussichtlich Ätnas; geben, darzuthun, daß jene Fälle wenigstens in keinem Mißverhältniß stehen zu der Anzahl der übrigen Begnadigungen." Auch die „Nat.- Ztg." hat sich gegen die Begnadigung der Duellanten in scharfer Weise ausgesprochen. Der württemstergische Staatsminister von Pischek hat sich in der zweiten Kammer über die Handwerkerfrage wie folgt geäußert: Die Regierung verkenne die üble Lage des Handwerks keineswegs und sei bestrebt, ihm in jeder möglichen Weise qufzuhelfen. Die Einen wollten diese Hilfe durch Zwangsinnungen und den Befähigungsnach weis schaffen. Die Frage der Zwangsinnungen sei schwierig zu lösen. In Württemberg befänden sich nur 1,3 Proz. der Handwerker in Innungen. Deshalb sei es ein ge wagtes Unternehmen, auch die übrigen Handwerker in die Zwangsinnungen stecken zu wollen. Auch würden die Ge werbevereine, die doch so gute Erfolge aufzuweisen haben, dadurch geradezu der Vernichtung überliefert werden. Aus den Verhältnissen des Handwerks in Süddeutschland, wie sie durch diese Ausführungen des Ministers charakterisirt werden, erklärt sich zur Genüge der Widerstand, den der Entwurf des preußischen Handelsministers, Freiherrn von Berlepsch, im Bundesrath gefunden hat, und man darf wohl annehmen, daß in Süddeutschland, wo man bisher so überaus wenig Neigung bei den Handwerkern fand, den Innungen beizutreren, auch künftig eine solche Neigung nicht hervortreten werde. Der neue Gesetzentwurf des Bundesraths ist also für Süddeutschland noch überflüssiger als für Preußen. Daß die Sozialdemokratie diejenige wirthschaft- liche Entwicklung begünstigt, welche zum Ruin des gewerb lichen Mittelstandes und der Landwirthschaft führt, ist durch die Haltung der Partei im Reichstage dargethan. Bei den Wahlen aber leugnen die sozialdemokratischen Agitatoren diese Gesinnung und geben vor, die Interessen auch der kleinen Meister, des Kleinhandels und der länd lichen Kleinbesitzer dem Kapitalismus gegenüber zu ver treten. Das sind natürlich bewußt unwahre Behauptungen, mögen sie auch mit noch so verlockender Biederkeit vorge bracht werden. Die „Sächsische Arbeiter-Zeitung" ist wieder einmal ehrlich genug, den wahren Standpunkt der Sozial demokratie zum Ausdruck zu bringen; sie schreibt nämlich in einer Polemik gegen die Handwerksorganisation: „Man verschone das Handwerk mit solchen polizei-bureaukratischen „Rettungen", von denen es zum Theil selbst nichts wissen will; man dehne andrerseits den den Fabrikarbeitern ge währten Schutz aus die Arbeiter des Handwerks aus. da mit die Handwerksgesellen aufhören, Arbeiter zweiter Klasse zu sem. Wird dadurch der Todeskampf des Handwerks etwas abgekürzt, so ist das weder für die Handwerker selbst, noch für eine andere Klasse ein Schaden." Diese Worte sind der Schlüssel für die theils manchesterliche, theils staatssozialistische Stellung der Sozialdemokratie. Sowohl die „Kolmarer Ztg." wie das „Mülhäuser Tagebl." sind unterdrückt worden, weil sie bei Gelegenheit >er Kaiser Wilhelm-Feier einen Artikel unter der Ueber- schrift: „Wir machen nicht mit!" veröffentlicht hatten. Die