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Sonnabenä» 21. Februar 1914. 9. Jahrgang. u^mia -rsteUuagr» Nr. 43. /luer Tageblatt WMch -NNI^s^r für v«s ^rMeorrsr MM ^KLLMH mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. WWMtzD un» fiu.,"!.Lu.^M sprech sim,», »„ N^akti»« mit Kiwuahm« »m «onatag» nachmittags 4-» Uh». — r»l»gramm.ftSr,ss,, Tag,blatt Mi»«-g»bl»g». -ern/hrech»» SS. »»«« ra. ««»-langt -ngefan-t» Manuskript, kann «iwSH, nicht g.l^sk- w.rü«u «FuW'M Diese Nummer umsoßt II Setten. Außerdem Liegt das achtfeittg« illustriert« Somelage-latt bet. Das Wichtigste vom Tage. kolontalsekretär Tr. Sols erklärte tn der Budget- kommission, daß ein Verbot der Misch- ehen mit Farbigen nicht beabsichtigt Die Weltausstellung sür das Buchgewerbe und Graphik in Leipzig wird am fi. Mai durch den König eröffnet werden.*) Lie serbisch« Regierung braucht sür den Ausbau aller neuen Bahnlinien -00 Millionen Franken, die durch eine Anleihe ausge bracht werden sollen., Die Schweizerische Behörde läßt gegenwärtig mehr al» 60 Personen überwachen, die im Dienste eine» gegen Deutschland und Oester reich-Ungarn arbeitenden Eptonagebure- au» stehen. « Mn der Universität Kiel wurde gestern do» Insti tut sür Seeverkehr und Weltwirtschaft in Form einer Kalser-Wtlhelm-Gesellschaft eröffnet.^ ! ! ! > ! .> Nah-tt« sl«tz« an anderer Stell«. Aufnahme einer Anleihe sür Aue. Die städtischen Körperschaften zu Aue beschlossen, wie uns mitgeteilt wird, in nichtöffentlicher gemeinschaft licher Sitzung am Donnerstagabend grundsätzlich und ein stimmig die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 2 000 000 Mark. Die VevwendungsLestimmungan für diese Anleihe beträge sind die folgenden: 1. Kaufgeld für bereits o o l lzog e n e G r u nd- stücksankäufe 255 000 2. Mittel für künftige Grundstücksan käufe 145 000 „ 3. Für Drücken--, Ufer« und Straßenbauten am Steinicht 320 000 „ 4. Für den -weiteren Ausbau der Wasserver sorgung (Vlauentchaler Wasserleitung) 450 000 „ 5. Für einen Fonds zur Förderung des Klein- Wohnungsbaues 300000 „ 6. Für de" Ausbau der Easanstal 1 150 000 „ 7. Für künftige öffentliche Bauten 280 000 „ 8. Für ein Bolksbav 106 600 „ 2 000 000 Zur näheren Erläuterung dieser. Anleiheposten und zur Begründung der Notwendigkeit, diese Mittel anzufordern, dien« folgend«: Zu 1 und 2: Es find für Rechnung einer neuen Anleihe bereit« folgende Erundstüe ««gekauft: 1. Obere» Bechergut-GrunUstück, L. E. Wolle^rundstück, S. Albert-Baumann-Grundstück, 4. Weihe-Erdenzeche-Grundstück, 8. Grundstück von der Schloßbrauerei Themnitz, 8. Grundstück von G. H. Beck, 7. Grundstück vom Kirchschulll«hn, 5. Grundstück von den Fischerschen Erben. Der Gesamtkaufpret» für diese Grundstück« be trägt 255184,69 Mark. Da aber in absehbarer Zeit noch größer« Grundstücksankäufe durchgeführt werden möchten, so sollen noch Weitere 145 000 Mark im Woge der Anleihe hier für beschafft Werden. Um für die Zukunft eine möglichste Einheitlichkeit und Zielbewußtheit in die städtisch« Bodenpolitik zu bringen, soll «in Grundstücksfoilds begründet werden. Zu S: Für die Straßen-, Brücken- und Ufer. Laut«» am Steinicht werden im ganzen 820 000 Mark angefordett. Der Kostenanschlag de» Bauamte» schätzt die Kosten der Brücke bet Gafö Temper auf 42 000 Mark, di« der dazugehörigen Straße und Fußweg« auf 17 500 Mark, di« der erforderlichen Ufermauern auf 22 500 Mark, ins- gesamt 82 000 Mark, di« Kosten der großen Drücke im Zuge der Poststraße auf 82 000 Mark, di« der dazugehörigen Ufer bauten auf 40 000 Mark, der Poststraße mit Fußwege auf 90 000 Mark, der Beseitigung des Bettiebravfallgrabens auf 16 000 Mark, insgesamt 228 000 Mark; die Kosten der Ver längerung d«r Schillerstratze auf 11500 Mark und der Wehr, straße auf 5500 Mark. Das Eesamterfordernis wäre dem nach 827 000 Mark. Wenn der Steinicht, der durch diese Bauten erst erschlossen wird, vollständig bebaut Wird, so wer den rund 60 000 Mark an Anliegerleistumgen wieder ein gehen. Ferner wird, da der gesamt« noch unbebaute Grund am Steinicht der Stiadt gehört, ein Teil der Kosten beim Verkauf« von Bauland wieder eingebracht werden können. Zu 4: Die Aufgabe genügender Wasserversor gung für unsere Stadt muß unbedingt in nächster Zeit ihre Entscheidung finden. Die Summe von 400f—450000 Mark wird genügen, um der Stadt aus der Dlauenthaler Grundwasserc nlage ein Wasserquantum von mindestens der doppelten Menge des der der Stadt bisher in wasserarmer Zeit zur Verfügung sichenden Wasserquantums für alle Zeit zu sichern. Bei voller Ausnützung dieser verfügbaren Meng« wird die Stadt ein sehr wohlfeiles Wasser haben. Sollte die Möglichkeit einer anderen gleichgünstigen Wasser versorgung sich ergeben, so würde für die Verwendung dieses Anleihebetrages eine andere wichtige Aufgabe der Stadt, derentwegen bereits verhandelt wird, einzutreten haben. Zu 5: In letzter Zett hat, wie auch anderwärts, die Bautätigkeit in Aue ziemlich darnieder gelegen. Vor allem Der Ning. Skizze nach dem Englischen des Mortan Lewis. Nachdruck v«rd»l« Sie trafen lsich ganz zufällig auf einem Ball bei Gräfin Stahnsburg. Förster war erst vor drei Wochen aus Süd amerika zu rUckgekommen ,und seinen Erfolgen, von den n die Zeitungen voll «varen^ verdankte er diese Ein 'dun"; denn die Gräfin war sehr vorsich ig bei der Auswahl ih er Gäste. Förster aber, der, wenn «r gewollt hätte, zum P äsi denten des kleinen Mdamevtkanischen Staates gewählt worden wäre, konnte dem Fest« durch sein Erscheinen gerade, zu eine pikante und interessante Note geben. Er sah ' i e nach dem dritten Walzer und erkannte sie sofort, trotzdem fünf Jahre seit ihrem letzten Zusammensein verflossen waren. Er ging auf sie zu und fragte: Sie «n sinnen sich meiner? Natürlich, antwortete sie, ihm di« Hand ent- gogenst reckend, ich habe von Ihrer Rückkehr gehört, aber ich wußte nicht, daß ich Sie hier tteffem würde, Denken Sie ich? Er nohm ihr« Tantzkatte mit einer Selbstver- ständlichkeit, als wären di« fünf Jahr« der Trennung nicht gewesen, und schrieb seinen Namen «in. Darauf sprach er noch ein paar gleichgültig« Worte und vevabfchtedet.- sich um mit einer anderen Dam« zu tanzen. Sie loh ihm nach, a's er den Saal durchschritt. Viel hatte «r sich nicht ver. ändert; er war etwas schlanker geworden, und sein Gesicht mar sonnengebräunt. Wollen Wir aupsvtzen? fvatz e er, als ihr Tanz an die R«ihe kam. Wie Sie wünschen. — Er führte st« in einem gemütlichen Winkel, fragte nach i hren Wünschen und setzte istch neben sie auf da» Meine Sofa, "stach fünf Minuten plauderten sie in der aLtgewohnten Offenheit miteinander. Er vermied jegliche Anspielung auf da«, was st« auseinandergerissen hatte, und erzählt« frisch und anschaulich von seinen Erlebnissen und Erfolgen in fernen Ländern. Bei der Schilderung von verschiedenen Einzelheiten mußt« sie lächeln. Er war doch noch ganz der ltvbe, offenherzige Junge von früher I Als sie sich trennen mußten, fragte er: Darf ich Sie einmal besuchen? — Haben Sie denn jetzt überhaupt Zeit für solch unnötige De- suche? Sie errötete unter seinem Blick. —Si« wissen sehr gut. daß ich dafür Zeit genug habe. Ich möchte mich gern einmal recht lange mit Ihnen unterhalten, und hier geht es doch nicht. — Dann kommen Sie, bitte, morgen, wenn es Ihnen paßt. — Um halb fünf? Er hielt ihr« Hqnd einen Augenbl'ck fest. Das Blut schoß ihr ins Gesicht. In d'es'm Augenblick wurde es ih" zur Gewißheit was sie seit fünf Jahren geahnt h'tte: — daß sie ein>n schweren Miß griff getan hatte. Sie lehn e sich zurück und blickte zum Fenster hinaus. Mer sie sah nichts als den weitem, öden Weg, den sie in den letzten Jahren gegangen war und den sie weiter gehen mußt«, da si« selbst ihn gawählt ha te. — Pünktlich auf die Minute stellte sich Förster am anderen Tag« ein. Frau Neuburger saß im Empfangszimmer, als er «intrat. St« erhob sich. Während sie ihm die Hand entgegenstreckte, kam ihr der Gedanke, ob sie nicht eigent lich recht verkehrt handelte, indem sie ihn, der für sie doch verloren war, -ei sich empfing. Während st« den Tee nahmen, sprachen sie über gleichgültige Dinge. Al» da» Mädchen ahgeräuml hatte, fah Förster sich in dem halb- dnnkl«n Raum um. Solch ein Zimmer kann nur Ihnen gehören, sagt« er. — Wieso? M-in persönlicher Geschmack ist doch hier gar nich so sehr zur Geltung gekommen. — Es ist so gemütlich hier. Ein richt ge» RuheplÄtzchen. — Frau Neuburger seufzte leise: Sie wissen nicht, welch« Bedeu tung diese» Ruheplätzchen für mich hatte I Förster sah zur Deck« hinauf: Ich weiß es, Martha, und ich bin ti«!fbetrüLt. Bi» vor ein paar Tagen wußte ich nicht, was für ein Fehl griff Ihre Heirat «ar. E» war meine eigene Schuld, sagt« st«, sich aLwendend, warum ließ ich mich blenden, und warum habe ich den Rechten laufen lassen?! Mso ein Rechter war da? fragte Förster und suchte ihren Blick. — Ab^r warum hasten Sie sich jetzt nicht an dem Rechten? Ihr Gatte hat Jhnrn d-ch, weiß Go t, g.nvg Gründe für mangelt es — das trifft wieder für alle größeren Orte zu — an der Herstellung pretrwürdigsr und in ge sundheitlicher Beziehung einwandfreier Klein- Wohnungen. Als bestes Mittel zur Förderung des Kloinwohnungsbaues ist in zahlreichem größeren Orten die Gewährung -weiter Hypotheken Kus einem städti schen Darlehnsfonds erkannt worden. Es ist dringend zu empfehlen, diesen Weg auch in Au« zu beschreiten. Er ermöglicht dem Baumeister Lezw. Bauunternehmer, nicht bloß Häuser zu erbauen, sondern sie auch leicht zu verkaufen. Werden di« Bestimmungen über Darlehmsgewährung rich tig gehandhabt und findet eine sorgfältige Auswahl de» Darlehnsempfänger und eine Ueberwachuny der Grundstücke durch «inen den Fonds verwaltenden Ausschuß statt, "o dürste eine Gefährdung des städtischen Interesses so gut n ie ausgeschlossen sein. Unseren Dauinteressenten und unserer Bürgerschaft, die bisher zweit« Hypotheken überhaupt nicht oder doch nur,zu sehr schweren Bedingungen erhalten konnte, dürfte mit Einrichtung eine» solchen Fonds bestens gedient s«in. Zu 6. Die Ga »anstall bedarf zunächst 56 000 Mark (bereit, bewilligt) für Erweiterung de» Verwaltungs gebäude» und Umbau de» gegenwärtigen Verwaltungs gebäudes zu Werkstätten und Arbeiterausenthaltsräumen; rund 8000 Mark für Einrichtung und Ausstattung der neuen Räume, insbesondere mit chemischen und technischen Anlagen (Laboratorium), 85 000 Mark für Rohrnetz-Erweiterungen, 30 OVO Mark zur Anschaffung von Gasmessern, 14 000 Mark für Erweiterung der Apparate und Maschtnenanlage (Rei niger, Kühler), zirka 8000 Mark Mr Beschaffung von Auto maten, insgesamt 150 000 Mark. Die Gasanstalt, die trotz der immer schärferen Konkurrenz der elektrischen Energie in den letzten sieben Jahren ihre Produktion und ihren Ab- satz mehr als verdoppelt hat, und in den vergangenen bei den Jahren um je 100 000 Kubikmeter mehr produziert und abgesetzt hat, als im Vorjahre, bedarf mach der Zuführung von Anleihemitteln in der bezifferten Höhe, um in jeder Beziehung leistungsfähig zu bleiben. Es sind aber die Abschreibungen tunlichst in solcher Höhe durchzuMhren, daß künftige Erweiterungen aus den eigenen Reserven der An- stakt erfolgen können. Zu 7: An jede raschwachsend« Stadt tritt periodisch das Bedürfnis nach größeren Baulichkeiten sür öffentliche Zwecke für die es bei der jetzigen Anleihsaufnahme mit vor zusorgen gilt. Zu 8: Der für ein Volksbad eingefetzte Betrag von 100000 Mark wird zwar zur Durchführung eines Baues auch in bescheidenem Amfange noch Nicht genügen. Es ist aber zu hoffen, daß die Verwirklichung des Projektes einen wesentlichen Schritt vorwärts kommt, wenn wenigstens ein Teil des Bedarfes aus Anleihemitteln zur Verfügung ge stellt wird. Vorstehende Ausstellung zeigt, daß sämtliche aus der Anleihe zu deckenden Ausgaben, von den letzten beider Punkten abgesehen, produktiver Natur siud, daß sie eine Scheidung gegeben! Oder hält der andere etwa nicht mehr zu Ihnen? — Er wußte nichts. Ich konnte ihm nicht schreiben oder ihm davon erzählen. Förster stand auf: Wer ist das? Kenne ich ihn? — Bitt« —.fragen Sie nicht! antwortete sie und starrte vor sich hin. Ein leises Zittern in ihrer Stimme verriet dem Mann alles. Er sank vor ihr in die Knie und stammelte: Martha — Martha — Bit«! sagt» sie und legte ihre Hand äuf seine Schüttren. Wenn ich das gewußt hätte! sagte «r — und di« ganze Trostlosigkeit der letzten fünf Fahr« kam in diesen paar Worten zum Ausdruck. Das hält« nichts geändert, sagte ste, traurig lächelnd, der Fehler liegt auf meiner Seite. — Martha — hast du mich lieb? Ja, Liebster, antwortete sie leise, ich Hobe dich immer lieb gehabt: aber in einer Stunde entsetzlicher Verblendung wählte ich den andern. Weiß Gott, ich habe meinen Irrtum schwer genug büßen müssen. Zu spät erkannte ich, daß er alle Eigenschaften besaß, die ich bei einem Manne hass«. Ihm galten all« Frauen gleich. Zuerst vergab ich Hm, aber — vier Monate nach unserer Hochzeit trennten wir un». Sie sich stolz uf: Ich ertrug da» Zusammenleben mit diesem Mann« nicht. Förster nahm ihre Hand und zog sie an seine Lippen. , Du wirst dich doch j«tzt scheiden lassen? Wir halben lang« genug gewartet, Martha. Da» Glück st«tzt vor der Tür. Sie schüttelte den Kopf. Nein, antwortet« st«: solang« mein Monn lebt, gehöre ich ihm in gewissem Sinne an; und solange er mit mir verheiratet ist, kann er keine» an deren Weibe» Leben zerstören. — Aber, Martha, denke Loch an dich selbst — denke an mich! Ich ging fort, weil du mich abgewi«sen hattest. Ich hört«, daß du einen andern geheiratet hättest, da hielt ich «» im Lande nicht mehr au». Fünf Jahr« hab« ich gewartet — weitab vom Wvltgetrteb«. Du hast deinen Fehler gebüßt, Martha — da» Glück wartet auf dich. Warum zögerst du? Ich würde dich glücklich machen! St« lächelte und sah ihm offen in» Gesicht: Da» weiß ich, Paul! — Also, warum zögerst du? — Martha, wenn du wüßtest, wa» ich Mr ein Leben geführt habe, w.»