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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dien Zeitung erschein! täglich mtl Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrüg! bei Abholung wöchentlich 45 Rpf-, bei Lieferung frei Haus 50 Rps. Postbezug monatlich 2.30 RN!. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 3 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag - Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VT: 22S0. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 155 Montag, den 6. Juli 1936 88. Jahrgang Danzig klagt an Vernichtende Abrechnung mit dem Völkerbundskommiffar Der Völkerbundsrat hat sich bemüßigt gefühlt, wieder einmal mit verdächtiger Eile Danziger Fragen aus die Tagesordnung zu setzen. Zum zweiten Male innerhalb eines Jahres. Nicht, weil die Zustände in Danzig einen derartigen Schritt erforderlich gemacht haben, sondern nur zu dem Zweck, die Aufmerksamkeit der Welt von dem Zu sammenbruch des Sanktionsexperiments abzulenkcn. Mit Recht hat der mitten aus der Arbeit heraus nach Genf zitierte Präsident des Danziger Senats, Greiser, dieses Verfahren benutzt, um einmal gründliche Abrechnung zu hallen. Mit erfrischender Deutlichkeit hat Präsident Grei ser seinem Erstaunen über die Einladung nach Gens Aus druck gegeben: erst recht aber darüber, daß der Völker bundskommissar Lester einen neuen Bericht nach Gens ge sandt hat, trotzdem er erst dieser Tage vor Zeugen Genug tuung über die von der Danziger Regierung im Interesse einer friedlichen Entwicklung ergriffenen Maßnahmen be kundet hat. Sollte man aber in Gens darüber erstaunt sein, daß anläßlich der Anwesenheit eines deutschen Kriegs schiffes in Danzig dem Hohen Kommissar des Völker bundes kein Besuch abgestattet worden ist, dann müsse man schon so gut sein, so belehrte Präsident Greiser den Rat, sich deswegen nach Berlin zu wenden. Präsident Greiser gab dann eine grundsätzliche Dar legung, wobei er u. a. aussührte: Ich möchte betonen, daß ich mich vor meinem eigenen Gewissen zu der Pflicht durchgcrungcn habe, hier einmal nicht als Beauftragter toter Buchstaben und theoretischer Paragraphen zu sprechen, sondern als Regent von 400 Oli» deutschen Menschen, die ihr Schicksal nicht auf alle Ewig keit an den Völkerbund ketten wollen und die Ideologie dieses Instituts letzten Endes gar nicht verstehen, sondern die, durch Blut und Rasse an das deutsche Volk gebunden, ihre Herzen eine andere Sprache sprechen lassen als die durch eine wesensfremde Verfassung eingeengte. Die Dan ziger Bevölkerung hat mit mir den Eindruck, daß ihre Heimat Dnuzig nicht aus den Gründen vom Mutterland abgetrennt worden ist, dir man in der Weltöffentlichkeit immer wieder behauptet. Warum erfolgte denn überhaupt die Abtrennung? Polen sollte einen freien Zugang zum Meere haben, wel cher ihm durch den Danziger Hafen gewährleistet wurde. Das neucrstandcne Polen hat diesen ungehinderten Zu gang zum Meere erhalten. Wie ich ausdrücklich und laut betonen möchte, erhebt das polnische Volk diesen Anspruch zu Recht. Wenn es aber allein nur um diesen Zugang zum Meere zu tun gewesen wäre, hätte man ja unsere Heimat Danzig nicht von Deutschland abzutrennen brauchen. Wenn aus Danzig trotzdem ein sogenannter Freistaat gemacht worden ist, dann möchte man säst annchmen, daß dieses geschah, um im Osten Europas einen dauernden Herd der Unruhe und der Reibung zwischen Deutschland und Polen zu besitzen. Neben dem Fehlen vieler Hoheitsrcchte hat es der Völker bund bisher unterlassen, dieser Freien Stadt Danzig in irgendeiner Form praktisch zu helfen. Die Danziger Be völkerung muß im Gegenteil sogar jährlich mehrere Mil lionen Gulden an Zinsen aufbringen für die zwischen den, Völkerbund und der Freien Stadt gemachten Finanztrans aktionen. Weiterhin wird es als unerträglich empfunden, daß die Höhe der Unterhaltung des Kommissars des Völkerbundes, der seine Einnahmen in Gold und Devisen erhält, in einem krassen Mißverhältnis zu der wirtschaft lichen Notlage der Gesamtbevölkerung steht. Diese Tat sache kann auch dadurch nicht abgeschwächt werden, daß die Hälste dieses Aufwandes von der Republik Polen getragen wird. Völliges Verlagen Gevls Die Danziger Regierung konnte bis jetzt nicht fest stellen, daß sich der Völkerbund Sorgen um die Beseiti gung der Arbeitslosigkeit gemacht hätte. Ich konnte schließ lich auch noch nicht feststellen, daß der Völkerbund uns irgendwelche Ratschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft gegeben hätte. Alle diese Sorgen lasten ausschließlich aus den Schultern der Danziger Regierung. Die Regierung allein wird von der Bevölkerung dafür verantwortlich ge macht, daß sie Arbeit und Brot erhält. Die nationalsozia listische Negierung hat sich in den vergangenen drei Jah ren mit allen ihren Kräften bemüht, dieser Schwierig keiten Herr zu werden. Es ist ihr auch im Rahmen des Möglichen gelungen. Ich persönlich bin davon überzeugt, daß die Regie rung noch viel mehr zum Wohle der Gesamtbevölkcrung hätte leisten können, wenn sie nicht dauernd durch die Tätigkeit des Herrn Lester von dieser wichtigen Ausgabe abaelcnkt worden wäre. Innerlich drohte Danzig als kleinster Staat Europas in diesen vielen Krisenjahren wirtschaftlich zusammenzu brechen. Aeußerlich waren Zank und Streit mit Polen bis zur Regierungsübernahme durch uns Tagesordnungs punkte auf allen Sitzungen des Völkerbundsrates. Die Freie Stadt Danzig galt als ein Ferment der Unruhe. Man nannte sie auch selbst in den Kreisen des Völkerbun des das Pulversaß im Osten Europas. Hitler und PilsudsN sicherten Ruhe und Ordnung Ein kleiner Funke hätte genügt, nicht nur dieses Pul versaß zur Erplosion zu bringen, sondern darüber hinaus auch Zusammenstöße zu erzeugen, die stark genug gewesen wären, Europa neu zu erschüttern. Jahre hindurch hat man überall und auch hier im Völkerbund nach Auswegen gesucht, diesen gefährlichen Zündstoff aus dem Pulverfaß Danzig zu entfernen. Leider hat der Völkerbund diese Auswege nicht gefunden. Erst zwei Männer mutzten kommen, die es kraft ihrer Persönlichkeit und kraft ihrer Autorität und insbesondere kraft der Größe ihres ehrlichen Wollens fertigbrachten, innerhalb kürzester Frist alle Konfliktstoffe zu beseitigen, Ruhe und Ordnung in die Dinge hincinzubringen und eine sichere Entwicklung für die Zukunft zu gewährleisten: Adolf Hitler, der anerkannte Führer des deutschen Volkes, und Joseph Pilsudski, der große und ehrwürdige Mar schall Polens. Beide Soldaten und unvoreingenommen nnd geradlinig in ihrem Wesen. Wahrlich, zwei Männer, so überragend unter den Großen der Welt, daß ich es wohl verstehen kann, wenn andere Völker uns um diese beiden Führer beneiden. Aus dem Ferment der Unruhe ist durch die Tätigkeit unserer Regierung ein ruhender Pol geworden und eine beispielhafte Tat für die Verständigungsmöglichkeit unter den Völkern vollbracht worden. Anstatt meine Regierung zur Erhaltung und zur Vervollkommnung dieses positiven Beitrages zur internationalen Verständigung zu unter stützen, wird, wie ich zu meinem größten Bedauern be merken muß, in den letzten zwei Jahren immer mehr geradezu mit der Lupe nach Pulvcrkürnchen gesucht, die durch die Sonne der Weltöffentlichkeit vor dem Völkerbundsrat angczündct werden sollen. Es wäre wahrlich besser, schon zu Hause mit einem Glase Wasser diese Körnchen unschädlich zu machen. Es darf daher auch im Hinblick auf die letzten Ereig nisse nicht wunder nehmen, daß die Regierung gezwungen sein könnte, dem dringenden Wunsche der Bevölkerung nachzugcben, bei Fortsetzung dieser Methoden die Be ziehungen zum Völkerbundskommiffar einer Nachprüfung zu unterziehen. In Danzig regiert seit mehr als drei Jahren eine nationalsozialistische Mehrheit, welche zweimal in versas- sungsmäßiger geheimer Wahl durch das Vertrauen der Bevölkerung bestätigt worden ist. Demokratie bedeutet, daß der Wille einer Mehrheit nach Sitte und Gesetz zur Geltung gebracht werden soll. Dieser Wille der Mehrheit ist unmißverständlich und un anfechtbar zweimal für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei zum Ausdruck gekom men. Das Benehmen des jetzigen Kommissars in Danzig geht jedoch darauf hinaus, dieses Grundgesetz der Demo kratie zu mißachten und einer sich destruktiv betätigenden Minderheit, die in sich selbst zerrissen und uneins ist. die Möglichkeit zu geben, die verfassungsmäßig geschaffene Mehrheit in schamlosester Weise zu terrorisieren. Dieser kleinste Staat Europas, als dessen Vertreter ich hier schon mehrere Male vor dem grellen Scheinwerfer licht der Weltöffentlichkeit gestanden habe, hat getan, was er tun kontc, ja, er hat sogar mehr getan, als er eigentlich hätte tun dürfen. Er hat immer wieder vorgeleistet, um seinen guten Willen zu zeigen, daß er mit dem Völkerbund ein gutes Verhältnis haben möchte. Ich kann mich bei dieser Feststellung aus viele Zeugen in der ganzen Welt berufen, insbesondere aber auch auf zwei Zeugnisse, die mir am meisten wert sind: das Zeugnis der deutschen Reichsregierung und das Zeugnis der polnischen Regie rung. Terrorisierung der Mehrheit Wenn aber die nationalsozialistische Mehrheit der Danziger Bevölkerung sehen muß, daß durch die Hilfs stellung Ihres Kommissars eine Minderheit sich das Recht nimmt, eine verfassungsmäßige Mehrheit zu terrorisieren, dann darf man sich nicht wundern, wenn auch der einsich tigste Mensch zu der Ueberzeugung kommt, daß hier das Grundgesetz der Demokratie zerbrochen worden ist. Wenn die nationalsozialistische Mehrheit sich gegen diesen Terror einer Minderheit zur Wehr setzt, dann ist das für alle, die Danzigs Bevölkerung kennen und lieben, verständlich. Not wehr ist das selbstverständliche Recht jedes Menschen, also auch von Nationalsozialisten. Die Minderheit läuft dann aber hin zum Völkerbundskommiffar und beschwert sich. Der Kommissar macht Berichte nach Genf, welche dis Re gierung gar nicht einmal kennt, die aber in der von de. Opposition gewünschten Linie verlaufen. Die nationalsozialistische Bewegung in Danzig wird angcklagt, nur berührt es eigenartig, daß gerade diese Bewegung die Toten und Schwerverletzten gehabt hat. Ich habe nichts anderes getan, als daß ich eine durch die Opposition herbeigeführte beginnende Unruhe in Dan zig im Keime erstickt und mit Mitteln beseitigt habe, die sogar die Zustimmung Ihres Kommissars gefunden haben. Ist das vielleicht Dank und Anständigkeit, daß ich zum Lohn dafür mitten aus meiner friedlichen Arbeit heraus wieder hicrherzitiert werde? Nein, meine Herren, für solche Methoden eines Völkcrbundskommissars hat die Danziger Bevölkerung lein Verständnis. Ich habe als Frontsoldat und auch als Kämpfer der nationalsozialistischen Idee manchen Toten und manchen Schwerverletzten gesehen, aber derartig gemein und roh zusammengeschossene und zusammengestochene und nieder geschlagene Opfer dieser verbrecherischen Minderheit habe ich nicht für möglich gehalten. Ich wünschte, meine Herren, diese deutschen Opfer ständen hier vor Ihnen vor dem Ratstisch. Sie würden dann mit eigenen Augen sehen, daß die von Ihrem Ver treter geduldete Kampfeswcise der Opposition keinen Bei trag züm Frieden und zur Verständigung liefert, sondern eher belastend wirkt. Zwei BorWöge Wenn Sie wollen, werde ich innerhalb kürzester Frist eine V o l k s a b st i m m u n g in der Freien Stadt Danzig veranlassen, bei welcher die Danziger Bevölkerung selbst in vollkommener Freiheit und geheimer Abstimmung zum Ausdruck bringen soll, ob sie mit dem Wirken Ihres Ver treters einverstanden ist oder nicht. Ich will jedoch nicht mich dem Vorwurf aussetzen, daß ich Ihnen heute lcdig- Amtlicher Teil Seite 4